Berlin-Lichtenberg - Verdacht auf fahrlässige Tötung: Polizei durchsucht Pflegeheime und Arztpraxis

Mi 08.11.23 | 19:12 Uhr
Symbolbild: Ein Polizist steht bei einer Hausdurchsuchung in Berlin (Quelle: dpa/Christoph Soeder)
Bild: dpa/Christoph Soeder

Sind Senioren gestorben, weil Pfleger ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht haben? Das vermutet die Staatsanwaltschaft und hat deshalb Pflegeheime und eine Arztpraxis in Berlin durchsucht. Die Verdächtigen kennt sie schon von anderen Ermittlungen.

Die Berliner Staatsanwaltschaft und die Polizei ermitteln gegen einen Pflegedienst wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung, gefährliche Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen. Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, durchsuchten am Mittwoch fast 50 Beamte mehrere Objekte des Unternehmens, darunter zwei Seniorenwohnanlagen sowie eine Arztpraxis in Lichtenberg und in Prenzlauer Berg. Dabei beschlagnahmten sie Unterlagen, darunter auch Patientenakten.

13 pflegebedürftige Menschen mutmaßlich geschädigt

Die Ermittlungen richten sich den Strafverfolgern zufolge gegen sieben Mitarbeiter des Pflegedienstleisters. Die Staatsanwaltschaft geht dem Verdacht nach, dass seit 2017 insgesamt 13 pflegebedürftige Menschen in zwei Einrichtungen des Unternehmens zu Schaden gekommen seien. "Einige der pflegebedürftigen Senioren sollen sich aufgrund unsachgemäßer Lagerung wund gelegen haben", hieß es. "Bei anderen sollen die falschen Medikamente verabreicht oder eigenmächtig durch die Pflegekräfte Medikamente abgesetzt worden sein."

Verdacht auf fahrlässige Tötung in zwei Fällen

Zudem gehen die Ermittler in diesem Zusammenhang auch zwei Todesfällen nach. So sei eine 75-Jährige erstickt, weil Essen ihre Luftröhre verstopft habe und Pflegekräfte nicht adäquat reagiert hätten. Bei einer weiteren Frau soll ihr lebensbedrohlicher Zustand nicht rechtzeitig erkannt worden sein. Auch sie starb.

Staatsanwaltschaft hatte schon einmal gegen Verdächtige ermittelt

Ausgangspunkt der Ermittlungen waren der Staatsanwaltschaft zufolge unter anderem mehrere innerhalb eines Jahres erstattete Strafanzeigen. Hinzu kamen Erkenntnisse aus einem anderen Ermittlungsverfahren gegen die Verantwortlichen des Pflegediensts wegen des Verdachts auf Abrechnungsbetrugs. Ihr Unternehmen tritt demnach zwar als ambulanter Pflegedienst auf, "erweckt" durch ein kombiniertes Angebot von Pflege und Wohnen in einer Seniorenwohnanlage jedoch "den Eindruck eines Pflegeheims".

Sendung: rbb24 Abendschau, 08.11.2023, 19:30 Uhr

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