Das mehr als 100 Jahre alte Ausflugslokal "Eierhäuschen" an der Spree im Plänterwald in Berlin-Treptow ist fertig saniert. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde von der Berliner Immobilienmanagement GmbH an das landeseigene Unternehmen Grün Berlin übergeben, wie am Montag mitgeteilt wurde.
Die vierjährige Sanierung kostete 16 Millionen Euro und wurde vom Land bezahlt. Die Sanierung des früher so beliebten Restaurants und Biergartens am Wasser ist einer der Schritte auf dem Weg zu der Neugestaltung des Spreepark-Geländes im Plänterwald.
Eröffnung im kommenden Frühjahr
Eröffnet wird das "Eierhäuschen" als Restaurant und Ausstellungsraum im kommenden Frühjahr. Veranstaltungen mit geschlossenen Gesellschaften laufen derzeit bereits. Der dazugehörige Biergarten hatte bereits seit Mai geöffnet. Ein Schiffsanleger am Ausflugslokal war im Sommer fertiggestellt worden. Das Spreepark-Gelände soll so wieder zu einem Ausflugsziel werden.
In der DDR galt der Plänterwald als größter Vergnügungspark. Nach fast 20 Jahren Stillstand und Verwahrlosung wird das Gelände nun Schritt für Schritt saniert. Im kommenden Jahr sind Bauarbeiten an Riesenrad, Wasserbecken und Werkhalle geplant. Das 45 Meter hohe Riesenrad soll wieder Zentrum des Parks werden.
Impressionen aus dem Plänterwald: Der Eingang zum ehemaligen Spreepark.
Verrostet und von Pflanzen überwuchert überdauern die alten Fahrgeschäfte im Wald als Zeugnisse einer anderen Zeit.
Unter einer Weide träumt das mannshohe Gesicht eines schnurrbärtiges Franzosen mit Hut von besseren Tagen: es ist ein ausrangierter Wagen der "Hutbahn".
Die Dinosaurier auf der Dino-Wiese sind längst umgekippt, manchen fehlt ein Fuß oder der Kopf.
Bild: dpa-Zentralbild
Die wechselhafte Geschichte des Spreeparks beginnt 1969: Als "VEB Kulturpark Plänterwald" eröffnet, zieht der einzige ständige Vergnügungspark der DDR mehr als eine Million Besucher pro Jahr an.
Bild: dpa-Zentralbild
Nach der Wende geht die Fahrt zunächst rasant weiter: Die westdeutsche Schaustellerfamilie Witte übernimmt den Park, baut Achterbahnen und Wildwasserattraktionen.
Bild: dpa-Zentralbild
Fit für die neue Saison: Ein Spreepark-Mitarbeiter wartet 1993 eine der damals größten Loopingbahnen Europas.
Bild: dpa-Zentralbild
Der Park wurde schrittweise zu einem Freizeitpark nach westlichem Vorbild umgebaut. Doch gestiegene Eintrittspreise und fehlende Parkplätze führten Ende der 90er Jahre zu einem Einbruch der Besucherzahlen.
Bild: dpa-Zentralbild
Auch neue Attraktionen - wie die begehbare Farbskulptur "Mirror Colourscape" - konnten den Niedergang des Vergnügungsparks nicht aufhalten.
Bild: dpa
Im Jahr 2001 musste die Spreepark Berlin GmbH Insolvenz anmelden.
Bild: dpa
Geschäftsführer Norbert Witte, seine Familie und einige seiner engsten Mitarbeiter versuchten es nach der Pleite mit einem Neuanfang in Perus Hauptstadt Lima.
Bild: dpa-Zentralbild
Zerlegt in über 20 Schiffscontainern verschiffte Witte auch sechs seiner beliebtesten Fahrgeschäfte nach Lima, darunter die Wildwasserbahn "Wild River" - hier ein Archivfoto aus den 90er Jahren.
Seit 2002 ist der Park geschlossen. Was vom Spreepark übrig blieb, fiel in einen langen Dornröschenschlaf.
Zahlreiche Investoren wollten den Spreepark in den vergangenen zehn Jahren kaufen, aber kein Geschäft kam zustande. Auf dem Gelände lastete eine millionenschwere Schuld, die Banken beharrten auf ihrem Geld.
Bild: dpa
Die vor sich hin rottende Freizeitruine mit ihren stillgelegten Fahrgeschäften ist heute ein beliebtes Fotomotiv.
Mittlerweile werden wieder regelmäßig Besuchertouren durch den Park angeboten. Die Rundfahrten erfolgen in der alten Parkeisenbahn, dem "Santa-Fe-Express".
Bild: dpa
2009 feierte die Dokumentation "Achterbahn" auf der Berlinale Premerie. Norbert Witte ist zentrale Figur des Films. Zu der Zeit war er nach seiner Haft wegen Drogenschmuggels bereits wieder auf freiem Fuß ...
Bild: Bettina Rehmann
In dem Film nur am Rande erzählt: die Geschichte des Sohnes Marcel - der noch bis 2023 seine Haftstrafe in Peru absitzt (Foto aus dem Jahr 2013).
Bild: dpa
Im Mai 2011 fand das bislang größte Event seit der Schließung statt: Das Theater "Hebbel am Ufer" (HAU) bespielte mit seinem Programm "Lunapark Berlin" den Spreepark und rund 20.000 Berliner kamen.
Von 28. Juni bis 1. Juli 2012 verwandelten 25 Künstlerteams den verwahrlosten Freizeitpark im ehemaligen Ostberlin in einen bunten Spielpark. In den alten Schwanenboten erklangen "Schwanengesänge", das Riesenrad wurde illuminiert.
Tochter Sabrina und Mutter Pia Witte verfügten zuletzt noch über das Erbbaurecht. Im März 2014 erwarb dann das Land Berlin das Parkgelände zurück. Wie es künftig genutzt werden soll, ist jedoch unklar.
Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.
Weiß gar nicht mehr, wie das war mit dem Biergarten dort...
Jedenfalls, wenn man die Bilder vom "neuen" Gebäude sieht, könnten man nur Sorge bekommen, dass das 'n Nobelschuppen wird und man als Normalo gar nicht mehr rein will. Oder kann.
5.
Na, hoffentlich wird das Lokal nicht den Leuten überlassen, die den Biergarten machten, dann wird das nichts mit alten Erfolgen.
4.
Schön, daß es wieder im alten Glanz erstrahlt, aber 16 Mio. Sanierungkosten sind echt eine Hausnummer. Wenn der Steuerzahler zahlt, wird gern noch mal ein Euro draufgeschlagen.
Bei allem Respekt für Graffiti- Kunst: leider. Denn die künstlerische Leistung, die von einem denkmalgeschützten Bau, also Kunstwerk, ausgeht, wird von den Graffiteuren nach meiner Wahrnehmung oft nicht respektiert. Sie wird oft einfach übersprayt. Würde es Respekt geben, müssten sich die Sprayer andere Flächen für ihre Artikulation suchen. Es ist mir schleierhaft, wieso sich Leute, die Respekt für ihre Kunst erwarten, derart respektlos gegenüber Kunst aus früheren Tagen verhalten. Aber hoffentlich ist das Eierhäuschen ein Beispiel, wo es anders wird.
Tja, frische Wände haben schon immer Sprayer und Maler angelokt...
Wird auch immer so sein.
1.
Na Mal sehen wie lange es dauert bis die neue Fassade beschmiert wird? Ob orange oder bunt? Beim Rundlockschuppen in Pankow Heinersdorf hat es nur eine Woche gedauert. Dann waren an dem denkmalgeschützten Gebäude wieder "Kunstwerke" zu sehen.