Seelow - 75 Alleebäume vorerst gerettet: strengeres Tempolimit auf B167

Mo 22.01.24 | 23:16 Uhr
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Stieleichen an einer Allee bei Seelow. Bild: rbb
Audio: Antenne Brandenburg | 23.01.2023 | Fred Pilarski | Bild: rbb

Um eine gefährliche Straßenkurve der B167 zwischen Seelow und Gusow zu entschärfen, hat das Landratsamt Märkisch-Oderland dort ein Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde angeordnet. Damit will die Kreisverwaltung auch verhindern, dass 75 Alleebäume gefällt werden. Wie die zuständige Beigeordnete Fälker dem rbb-Studio Frankfurt am Montag mitteilte, soll der Landesbetrieb für Straßenwesen die Anordnung kurzfristig umsetzen. Bisher gilt auf dem Straßenabschnitt Tempo 70 als Höchstgeschwindigkeit.

Um die Stelle gibt es schon seit längerem Streit: Im vergangenen Dezember hatten die Abholzungspläne Proteste von Anwohnern, Kommunalpolitikern und Umweltschützern ausgelöst. Unter den zur Fällung vorgesehenen Bäumen sind 18 Stieleichen, die älter als 200 Jahre sind.

Wird die Straße verbreitert, müssen die Bäume weg

Auf der Strecke kommt es immer wieder zu Unfällen, sodass die Behörden in den vergangenen Jahren bereits zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt haben. So wurden zum Beispiel Schutzplanken in der Kurve angebracht sowie eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 70 Kilometer pro Stunde und ein Überholverbot eingeführt. Das reichte offensichtlich nicht aus. Der zuständige Brandenburger Landesstraßenbetrieb plant, die Straße um zehn Zentimeter zu verbreitern und die Kurvenneigung zu verringern. "Die Straße hat nicht die Breite, die heutzutage für Bundesstraßen üblich ist. Das muss hergestellt werden", sagte Steffen Streu, Sprecher des Landesbetriebes Straßenbau, dem rbb Mitte Dezember. Dadurch müssten allerdings die 75 Bäume gefällt werden.

Landesumweltamt lehnt Fäll-Pläne ab

Über die Fällungen ist noch nicht endgültig entschieden. Das Landesumweltamt verweist auf den Wert der Allee für den Naturschutz und lehnt die Pläne der Kollegen aus dem Verkehrsressort strikt ab, sagte Anke Jessen vom Landesumweltamt Anfang Januar dem rbb: "Wieviele Bäume wollen sie pflanzen, um die Leistungsfähigkeit einer solchen großen Eiche überhaupt zu erreichen? Ich kann es hier nicht ersetzen."

Durch die erneute Senkung des Tempolimits hofft der Landrat von Märkisch-Oderland, Gernot Schmidt (SPD), nun darauf, dass der Straßenbetrieb seine Pläne zurückzieht und die Bäume stehen bleiben dürfen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.01.2024, 6 Uhr

Mit Material von Fred Pilarski

54 Kommentare

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  1. 54.

    Wenn Sie schon den deutschen Beamten spielen wollen, dann lesen Sie sich doch einfach durch die entsprechenden technischen Richtlinien für den Straßenbau durch.
    Sollten Sie einen Widerspruch finden, empfehle ich angesichts der Tatsache das die pragmatische Lösung des Landrat offensichtlich begrüßt wird, diesen Widerspruch für sich zu behalten. Freunde würden Sie sich damit kaum machen.
    Ist es nicht schön zu wissen, dass regionale Politik und Verwaltung auch in unserem durch(über)regulierten Land immer noch in der Lage sind pragmatisch und einfach sachliche und verständliche Entscheidungen zu treffen, die vom Bürger in aller Breite als solche anerkannt und begrüßt werden.

  2. 53.

    Ich wollte nur die Vielfalt der Möglichkeiten ergänzen - von Leitplanken, Geschwindigkeitsbegrenzungen über Tausch von Rad und Fahrweg, einseitiger Straßenbaufreiheit, Straßenverlegung bis zum stärksten Eingriff - der kompletten Abholzung.

    Nicht jede Variante ist überall geeignet, aber mindestens eine Variante sollte möglich sein und besser geeignet als der komplette Kahlschlag.

    Warum wollte man zuerst mit dem letzten Mittel anfangen statt mit harmlosesten - Leitplanke und Begrenzung der Geschwindigkeit?

  3. 52.

    Wenn man die Kurvenneigung anpassen will, dann werden offenbar Raser aus den Kurven getragen.
    Was die physikalisch sichere Höchstgeschwindigkeit für diese Kurve wäre, weiß ich nicht. Aber solange man mit Blitzern auf beiden Fahrbahnen nicht sicherstellt, dass diese Geschwindigkeit auch eingehalten wird, ist es sowieso egal, welche Geschwindigkeit vorgeschrieben ist.
    Aber wenn stattdessen die Blitzerapps warnen, werden sie sehen, wie gut aufeinmal alle ihren Tacho lesen können. :-)))

  4. 51.

    Das nennt sich amtlich "Baumpflanzung in Grünfläche / Verkehrsgrün" und Fällung, Abtransport, Ausfräsen des Wurzelstocks, Bodenvorbereitung, Pflanzung sollte möglichst in einem Rutsch erfolgen - um Kosten zu sparen. Daran sollte sich mind. eine zweijährige Pflegezeit anschließen. Das macht, inkl. Baunebenkosten und Märchensteuer etwa 3.200.- Euro - pro Baum. Baunebenkosten wären z.B. die Einrichtung und Absicherung der Baustelle. Verwendet werden Bäume mit mind. 16 cm Stammumfang und einer Höhe von mind. 180 cm. Abstand vom Fahrbahnrand 4,5, bei Geschwindigkeiten ab 80 km/h auf ebener Strecke mind. 7,5 Meter - Leidplanken sind dann nicht zwingend erforderlich. Angesichts der Kosten und der eher erstmal nicht vorhandenen Fläche wird wohl deutlich warum der Erhalt schon aus rein wirtschaftlichen Gründen sinnvoll ist. Umweltseitig wird so ein "Topfgemüse" einen alten, großen Baum wohl erst in sehr vielen Jahrzehnten ersetzen können - also auch keine wirkliche Option.

  5. 50.

    Radweg existiert bereits neben der Straße und auf der anderen Seite ist der Hang einige meter Höhenunterschied.
    Noch mal kurz überlegen.
    Neue Straße über ca. 1km daneben bauen mit entsprechend umfassenden Erdarbeiten oder 20km/h weniger für ein paar hundert Meter, wo es sowieso durch den Bahnübergang limitiert sein muss.
    Was ist wohl die wirtschaftlichste Variante? Wenn man dann noch bedenkt dass die im Verkehrsplan gedachte neue Trasse sowieso woanders entlangführt.

  6. 49.

    Das würde zutreffen, wenn die bisherigen Unfälle bei oder um die aktuelle Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h geschehen sind und auch ein Verlassen der Fahrbahn bedeuteten (in Kurven kann man auch Unfälle durch Schneiden der Kurve bekommen). Wenn die aktuellen Unfälle ursächlich auf einer Überschreitung der 70 km/h beruhten, würde es auch ein Blitzer bei unveränderter Ausschilderung tun. Kennen Sie die Statistik der bisherigen Unfälle und deren Ursachen an der Stelle? Ich nicht und sie wurde auch noch nicht in einem Artikel gezeigt oder verlinkt.

  7. 48.

    "Bäume, insbesondere solche, die aus dem Bleistiftstadium hinaus sind, kosten Geld. Richtig viel Geld." Das ist klar. Aber wenn so ein Baum dann erstmal angewachsen ist, kostet er außer hin und wieder Beschnitt nichts mehr und hat sogar noch Kosteneinsparungen durch die Verschattung des Asphalts. Man sollte nicht nur die instantanen Kosten sehen, sondern die Kosten über die Labenzeit der Maßnahme und da sind Bäume doch eher preiswert.

  8. 47.

    "Und was stört Sie so am ausgeschilderten Tempolimit? Ich halte mich an das, was auf solchen Schildern steht, und gut ists." Im Allg. halte ich mich auch an diese Zahlen auf den runden Schildern. Ich habe mal in der Fahrschule gelernt, daß man durchaus vom Fahrer erwarten kann, eigenverantwortlich bis zu 20 km/h unter der ausgeschilderten Maximalgeschwindigkeit zu fahren, wenn es die Situation (enge Kurve, WItterung etc) erfordert ohne, daß ein extra Schild notwendig ist.

  9. 46.

    Unbedingt! Stellt ein 50Kmh Schild und ein "scharfe Kurve" Schild auf und gut ist.
    Wer sich dann nicht dran hält und verunglückt, selbst Schuld. Jeder ist für sich und seinen Fahrstil selbst verantwortlich.

  10. 45.

    Und noch wichtiger, eine 200-300 Jahre alte Eiche ersetzt nur eine 200-300 Jahre alte Eiche und nicht irgend eine "Zitterpapel", die beim nächsten Windstoß wieder lang liegt.

  11. 44.

    Bäume, insbesondere solche, die aus dem Bleistiftstadium hinaus sind, kosten Geld. Richtig viel Geld. Und das Pflanzen ebenso. Dieses Geld wird dann lieber in andere Dinge (die anscheined wichtiger sind, kann ich nicht einschätzen, bin kein Verkehrsplaner) gesteckt. Und was stört Sie so am ausgeschilderten Tempolimit? Ich halte mich an das, was auf solchen Schildern steht, und gut ists. Geschwindigkeitsbegrenzungen werden von Leuten festgelegt, die gut dafür bezahlt werden. Ich denke nicht dran, deren Job zu machen und die Entscheidungen berichtigen zu wollen.

  12. 43.

    Weil sie für die Geschwindigkeitsüberwachung eine verbindliche Geschwindigkeit vorschreiben müssen, denn der Anlaß dieser ganzen Diskussion fußt offenbar nicht auf eigenverantwortlicher Fahrweise. Wer auf Brandenburgs Landstr. zu gegebenen Anlässen unterwegs ist, weiß auch ganz genau, wie "eigenverantwortlich" gefahren wird.
    Allerdings nützt dies den Eichen alles überhaupt nichts, wenn nicht auch ein Blitzer zum Einsatz kommen. Denn auch mächtige Eichen werden nicht ewig mit sich herumwickelnden Autos fertig werden.

  13. 42.

    " Aber warum pflanzt man nicht sofort immer nach? Können die Baumschulen einfach nicht so viele Bäume liefern ...?"
    Was fragen Sie mich das? Ich bin nicht die Behörde. Schreiben Sie ans Landratsamt oder an's Brandenburger Mysterium, wenn Sie lange Weile haben!

  14. 41.

    " Eine Seite der Baumallee, was ja ausreichen würde, oder wieder beide Seiten, wenn man schon seine Narrenfreiheit ausleben will."
    Hallo Stadtmensch
    wenn jemand seine Narrenfreiheit ausleben will, darf er das gerne tun. Es gibt dazu die öffentlichen Strecken, wo noch nichtmal eine Rennlizenz erforderlich ist. Das wären z.B. Nürburgring, Hockenheimring, Sachsenring, Eurospeedway Lausitz, Heidbergring und der Spreewaldring. Geübt könnte z.B. in Linthe werden. Der geneigte Hobbyfittipaldi darf sich also auch regional bestens austoben. Dazu muss nicht ein einziger Baum gefällt werden.

  15. 40.

    Nee - heutzutage gaukeln alle erdenklich vorhandenen Assistenzsysteme und Helferlein der geneigten und dadruch immer dümmer werdenden Autonutzerschaft ja die perfekte Welt vor, in der keinerlei physikalischen Gesetze mehr vorhanden sind. Deshalb müssen fachidiotische Verwalter in Amtsstuben ja die Fällung von ihnen unbekannten Bäumen an den ihnen unbekannten Örtlichkeiten entscheiden. Es gibt halt seit langem viel zu viel Auto für viel zu wenig Hirn. Das ist das Problem, nicht die Bäume.

  16. 39.

    Im Prinzip ja. Ich würde aber gern erstmal die genaue Unfallstatistik dieser Stelle sehen mit Unfallursachen - schön wäre auch ein Vergleich mit der Bundesstraße einige Kilometer davon und dahinter.

  17. 38.

    "Und kurz runter vom Gas eine gute praktische Lösung!" Dafür müßte man aber nichts ändern und könnte alle Schilder so lassen, wie sie sind. Es stehen doch schon Warnschilder vor einer gefährlichen Kurve und ein Autofahrer hat dann die Geschwindigkeit selbständig und eigenverantwortlich anzupassen - wer das nicht mehr weiß, macht den Führerschein nochmal. Warum können heutige Autofahrer nicht mehr eigenverantwortlich der Situation angepaßt entscheiden, wieviel Geschwindigkeit sie wegnehmen vor solchen Kurven und in der jeweils aktuellen Situation?

  18. 37.

    "zumal an Brandenburgs Landesstraßen in den vergangenen Jahren weniger als ein Drittel der gefällten Alleebäume neu gepflanzt worden sind." Ich sehe die Lücken auch und manche werden größer. Aber warum pflanzt man nicht sofort immer nach? Können die Baumschulen einfach nicht so viele Bäume liefern (was man aber nach ein paar Jahren angepaßt haben sollte)?

  19. 36.

    "Um eine gefährliche Straßenkurve der B167 zwischen Seelow und Gusow zu entschärfen" Ich bin die Strecke schon sehr oft gefahren, die Kurve ist nicht gefährlich mit der aktuellen Ausschilderung. Wie kommt man darauf, daß diese Stelle gefährlich siein soll? Wenn dort welche rausgeflogen sind, die schon jetzt mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren sind, dann wird sich nichts ändern in der Unfallstatistik durch die Änderung des Schildes, da dieses ja wohl auch schon jetzt nicht von denen beachtet wurde.
    "Auf der Strecke kommt es immer wieder zu Unfällen, sodass die Behörden in den vergangenen Jahren bereits zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt haben." Genau an der Stelle und unter EInhaltung der Ausschilderung? War da nicht mal ein Bürgermeister, der meinte, keine Unfallhäufung an der Stelle zu kennen? Wo findet man die Unfallstatistik genau dieser Stelle und den Vergleich zur Reststrecke mit Unfallursachen?

  20. 35.

    Das Ganze ist wieder so eine typisch deutsche Diskussion! Entweder die Bäume sollen weichen oder es wird ein strenges Tempolimit erlassen, was immerhin von beiden Varianten die bessere ist. Dass es so etwas wie Eigenverantwortung des Autofahrers gibt, bleibt völlig außen vor. Wenn ich eine Landstraße nicht kenne und eine scharfe Kuve sehe, bremse ich entsprechend runter. Lieber zu langsam durch, als bei zu schnell aus der Kurve zu fliegen. Mit Sicherheit gibt es ja vor der Kurve ein entsprechendes Warnschild, welches eben diese ankündigt. In anderen Ländern hat sich da ein kleines Zusatzschild bewährt, welches eine Geschwindigkeitsempfehlung gibt, mit der man die Kurve sicher durchfährt. Ist hier in Deutschland aber wohl alles Raketenwissenschaft oder aus sonst einem bürokratischen Grund nicht möglich.

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