"Dalli" in Oder-Spree -
Der Rufbus "Dalli" rollt seit zwei Jahren erfolgreich durch Storkow und das Amt Scharmützelsee. Gut 1.000 Fahrgäste werden damit pro Woche transportiert. Kritik kommt von der IHK aufgrund der Konkurrenz zu anderen Fuhrunternehmen.
Fahrten zum Arzt, zur Arbeit oder zu Freunden sind für viele Menschen auf dem Land ohne Auto undenkbar. Als Alternative rollt seit rund zwei Jahren in der Region Storkow und um den Scharmützelsee (Oder-Spree) der sogenannte Dalli-Bus. Der Rufbus kann mehr als 500 virtuelle Haltestellen ansteuern.
Nachfrage deutlich gestiegen
Das flexible Angebot ergänzt im Auftrag des Landkreises Oder-Spree den öffentlichen Nahverkehr auf dem Land und kommt gut an. Zunächst mit nur wenigen Nachfragen gestartet, hat sich die Zahl der Nutzer inzwischen aufgrund der Mundpropaganda vervielfacht. Das bestätigen sowohl die Kreisverwaltung als auch die Bürgermeisterin von Storkow, Cornelia Schulze-Ludwig (SPD). "Wir haben ganz viele positive Rückläufe. Dalli befördert im Moment circa 1.000 Leute in der Woche - nicht nur in Storkow, sondern wir haben auf das Amt Scharmützelsee erweitert. Die Kinder fahren von A nach B und können auf einmal bequem zum Training fahren."
Flexibler Nahverkehr per App und VBB-Tarif
Aber nicht nur Kinder oder deren Eltern, sondern auch Senioren oder Berufstätige können den Dalli-Bus bequem über eine App oder per Telefon die Zentrale in Storkow bestellen. Die Kleinbusse kommen genau dann, wenn Fahrgäste es wünschen, erklärt Dalli-Projektleiter Eike Bader: "Man fragt eine Buchung an, zum Beispiel für morgen 11 Uhr. Das System sucht dann die nächstmögliche Fahrt." Und das an sieben Tagen in der Woche, auch dort, wo sonst nur wenige Busse oder Bahnen fahren. Die Fahrten richten sich nach dem Tarif des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Lediglich ein Zuschlag von einem Euro wird zusätzlich berechnet.
Taxiunternehmen verlieren Fahrgäste
Doch das Erfolgsprojekt hat auch Kritiker. Taxifahrer und private Fahrdienste beobachten, dass Kunden abwandern und kritisieren, dass sie in das Projekt nicht einbezogen werden. So fasst auch Guido Noack von der Industrie- und Handelskammer Ostbrandenburg (IHK) den Unmut zusammen. Er hätte sich mehr Zusammenarbeit gewünscht. "Das Ziel sollte es durchaus sein, einmal in der Stunde von meinem Ort hin- und hinzukommen. Aber auch da könnte man Taximitfahrunternehmen einbeziehen. Die haben ja schon längst die Fahrzeuge und alles, was dazu gehört sowie Fahrerinnen und Fahrer, die sich in der Region ganz gut auskennen."
Keine Rückmeldungen beim Kreis eingegangen
Im April 2022 hat der Landkreis den Dalli-Bus über eine Ausschreibung als Pilotprojekt ins Leben gerufen. Kritik weisen die Initiatoren von sich, erklärt Tim Jurrmann aus der Abteilung für Mobilitätsplanung. "Wir bieten jedem Taxi- und Verkehrsunternehmen im Landkreis an, mit uns ins Gespräch zu kommen, um Teil des Systems zu werden. Leider haben wir dazu keine Rückmeldung bekommen. Mein Telefon hat noch nicht geklingelt."
Der Landkreis wolle auch in Zukunft an dem Projekt festhalten. Und auch die Dallibus-Betreiber betonen ausdrücklich, man sei gesprächsbereit und könnte sich die Zusammenarbeit mit regionalen Fahr- oder Taxianbietern durchaus vorstellen, so Projektleiter Eike Bader.
Mittlerweile beschäftigt das Rufbus-Unternehmen 25 Angestellte in der Region. Nutzer geben an, durch den Dalli-Bus auf Autofahrten zu verzichten. Nicht zuletzt die Bürgermeisterin Cornelia Schulze-Ludwig selbst. "Ich bin auch regelmäßige Dalli-Fahrerin. Ich wohne auch auf einem Ortsteil und weiß, wie es ist, immer auf das Auto angewiesen zu sein. Ich nutze das auch und gerne."
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 19.02.2024, 19:30 Uhr
Mit Material von Eva Kirchner-Rätsch und Franz-Paul Helms