Einzigartiger Ferienjob - Spreewälder Kinder schleusen Urlauber, um ihr Taschengeld aufzubessern

Di 23.07.24 | 16:57 Uhr
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Kinder öffnen eine Wasserschleuse in Lübbenau für Urlauber, um sich etwas Taschengeld dazuzuverdienen. (Quelle: Iris Wußmann)
Audio: Antenne Brandenburg | 23.07.2024 | Iris Wußmann | Bild: rbb/Iris Wußmann

Sommerferien haben, das heißt für Schulkinder oft ausschlafen. Die Spreewälder "Schleusenkinder" hingegen sind schon früh auf, um einen Platz an den beliebtesten Wasserschleusen zu ergattern. Dort bessern sie mit Muskelkraft ihr Taschengeld auf.

Gleich hinter dem großen Spreewaldhafen in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) turnen Nick, Hanno und Johann auf "ihrer" Schleuse. Sie ist gut gelegen, das bedeutet viele Touristen werden sie heute passieren - beim Paddeln oder bei der Kahnfahrt - und hoffentlich auch den ein oder anderen Obulus für die Jungs bereithalten.

Die Schleuse in Toplage konnten die 13-Jährigen ergattern, weil sie heute schon um 4 Uhr aufgestanden sind. "Wir hatten heute Glück, aber es gibt auch Tage, da sind manche schon um zwei hier", erzählt Hanno.

Erleichterung für die Kahnfährleute

Ihr Glück wollen die Jungs heute nutzen, und die Kundschaft lässt hier nicht lange auf sich warten. Ein Kahn bewegt sich in aller Seelenruhe über die Spreewälder Fließe in Richtung der Schleuse. "Na dann, lassen wir sie mal durch!", ruft Nick pflichtbewusst.

Dazu wird auf einer Seite das Tor geschlossen und das Tor auf der anderen Seite, mit deutlich mehr Anstrengung, geöffnet. Das Wasser strömt ein, das Paddelboot und der vollbesetzte Kahn heben sich um gut einen Meter.

"Für uns ist das eine wunderbare Erleichterung", sagt Kahnfährmann Daniel Hensel, der soeben durch die Schleuse gelassen wurde. Denn die Jungs entdecken einen Kahn schon von Weitem und können die Schleuse so einstellen, dass er nicht warten muss. "Die erweitern ihr Taschengeld, das habe ich früher auch so gemacht. Und mit einem flotten Spruch geht das noch viel besser."

Zwei Kinder öffnen im Spreewald eine Schleuse (Foto: rbb/Wussmann)

150 Euro für einen Tag Schleusen

Einen der typischen Schleuser-Sprüche hat Johann schon auf den Lippen. "Wir schleusen sie rauf, wir schleusen sie runter. Habt viel Spaß und geht nicht unter!", singt er. Und spätestens jetzt landet der Lohn für die Arbeit in den Klimper-Schüsseln an der Schleuse.

Doch nicht alle haben das nötige Kleingeld am Mann - oder an der Frau, wie eine Touristin aus Sachsen gesteht. "Ich würde gerne, aber ich habe leider nichts einstecken. Das tut mir auch echt leid", sagt sie den drei Jungs.

Die nehmen es locker und freuen sich, wenn sie etwas bekommen. Etwas verlangen würden sie aber nie, da sind sie sich einig. Mittlerweile haben die Jungs auch einen Blick für ihre Kundschaft entwickelt. "Ältere Leute, die geben manchmal auch ein bisschen mehr", sagt Johann.

Im Schnitt kommen die Jungs so auf 150 Euro am Tag - geteilt durch drei. An guten Tagen kann es auch mal etwas mehr werden. Das Geld können die Ferienkinder gut gebrauchen, wie Nick erzählt. Alle drei sparen auf einen PC-Monitor. "Damit man abends, wenn man vom Schleusen kommt, vielleicht mal zusammen Internetspiele spielen kann", so Johann.

Mit Informationen von Iris Wußmann

Sendung: Antenne Brandenburg, 23.07.2024, 15:40 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Was ist denn das für ein Quatsch. Das würde in meiner Kindheit schon gemacht. Und das ist schön mehr als 40 Jahre her. Und als Paddler haben wir uns gefreut, dass wir nicht aussteigen und selber schleusen brauchte. Heute wird aus allem ein Problem gemacht.

  2. 22.

    Das ist die typische Sommerferienbeschäftigung im Spreewald. Haben wir als Kinder vor 30 Jahren auch schon gemacht. Also ein alter Hut bzw. schon traditionell.

  3. 21.

    Würde mich nicht wundern wenn sich das Finanzamt demnächst bei den Jungs meldet. Schließlich bekommt man in Deutschland, mit dem Tag der Geburt, eine Steuer-ID.

  4. 20.

    Die Kinder werden ja von niemandem beschäftigt, sondern machen das freiwillig und aus Vergnügen (und, weil sie es können, im Gegensatz zu vielen Wassersportlern).
    Ihre schlechtgelaunte Grundstimmung passt so gar nicht zu Ihrem Nickname.

  5. 19.

    @Urlauber, was stimmt denn mit Ihnen nicht?
    Das Aufbessern des Taschengeldes der Kinder im Spreewald durch Schleusen ist eine lange Tradition. Meine Paten Jungs haben das auch gemacht und wir haben früher gelesene Comics und ausrangierte Spielsachen am Straßenrand auf einer Decke für ein paar Pfennige angeboten und verkauft.
    Das fördert das Selbstbewusstsein und sie bekommen ein Gefühl für die Wertigkeit von Geld. Das Allerwichtigste: es bringt Spaß.

  6. 18.

    Die Spreewaldkinder sind zumindest leistungsbereiter als so manch Stützenempfänger.
    Da heisst es, früh um fünf die Schleuse besetzen (meist zu zweit) und den warmen Tag in der Sonne brutzeln. Aktuell ist der Spreewald voll wie selten.

  7. 16.

    Wenn Sie dort das nächste Mal so ganz in Urlaubsstimmung anrudern, können Sie die Kinder ja lauthals verscheuchen und mit dem "Amt drohen" - da Sie wohl hauptsächlich um die Gesundheit der Kids besorgt sind, ne "Urlauber". Au man . . .

  8. 14.

    Die Jungs werden hoffentlich in ein paar Jahren Termine beim Arzt an die alte Kundschaft verticken. Da ist die Gewinnspanne deutlich höher, gerade wenn man mit den Taxifirmen Kumpel ist.

  9. 13.

    Ist Kinderarbeit nicht verboten? In dem Artikel wurde gesagt, dass die Kinder erst 13 Jahre alt sind.

  10. 12.

    Im Ernst jetzt? Wie deutsch kann man sein. Da ist er schon, der Unterstützer des deutschen Behördenschimmels. Wegelagerei??? Hahaha....Wenn ich mit meinem Einer Kajak da ankomme, bin ich froh, wenn mir die Jungs behilflich sind.

  11. 11.

    Sind Sie sauer das sie die Idee nicht hatten? Wie kann ein Mensch so neidisch sein. Vielleicht finden sie es besser wenn die Kinder in ihren Ferien schei....bauen. Ich finde es gut was sie machen. Macht weiter so.

  12. 10.

    Niemand wird genötigt etwas zu zahlen. Wer möchte kann sich natürlich auch immer noch selber schleusen. Mit der Zunahme des Tourismus sind natürlich auch die Einnahmen deutlich gestiegen und führen häufig auch zum Streit über das Vorrecht an den Schleusen.

  13. 9.

    Ja, Schleuser... Mmh!
    Aus welchen Ländern kommen denn die Leute so, die von den Kindern geschleust werden...???

    Irreführender Titel, in der Tat...

  14. 8.

    Na, hier in der Kommentarspalte hat es nur 90 Minuten gedauert ...

    Beim Amtsschimmel dauert es etwas länger, aber da sitzt bestimmt schon jemand in den Startlöcher.

    Evtl. schade für die Jungs, dass hier Zahlen genannt wurden.
    Ich drücke die Daumen, dass sie sich bald den PC-Monitor leisten können.

  15. 7.

    Ich finde das großartig! Die Kinder sind an der frischen Luft und tun etwas Sinnvolles! Was sollten die Ihrer Meinung nach denn machen, schon ab morgens nur vor der Glotze hängen? Das ist zwar sicherlich mit weniger Unfallgefahren verbunden, aber langfristig gesund ist das auch nicht!

  16. 6.

    150 Euro schwarz verdientes Geld pro Tag.
    Ich finde es als Wegelagerei.
    Habe früher die Schleuse lieber selbst bedient ohne den doch schon als anmaßend geforderten Obolus.
    Wem gehört eigentlich die Schleuse?
    Die zuständige Behörde sollte doch auch wegen der Unfallgefahr für die Kinder und Jugendlichen mehr Aufsicht wagen.

  17. 5.

    Tolle Sache!

    Jetzt muss man nur aufpassen, dass da nicht irgendein Behördenschimmel komisch wiehrt wegen Kinderarbeit, Sicherheit am Arbeitsplatz oder sowas.

  18. 4.

    Eine Tradition im Spreewald so lange ich denken kann.
    Irgendwer im Kahn hat immer Kleingeld.

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