rbb|24-Adventskalender | Hochgestochen, tiefgestapelt - 8. Tür: Im großen Bogen übers Wasser
Diesmal: besonders drüber. Brandenburg an der Havel hat viel Wasser, viele kleine Arme und Becken und einige Brücken. Aber so richtig berühmt werden wollen diese Brücken nicht. Dabei haben sie gute Voraussetzungen.
Hinter dieser Tür lauert ein Filmstar, also ein möglicher Filmstar, ein weiblicher muss man genauer sagen. Die "8" ist eine Brücke. Und sie weckt Emotionen. Läge die "8" in Italien oder in Amerika, sie wäre ein Touristenmagnet. Eine andere Möglichkeit für diese Brücke, zumindest deutschlandweit berühmt zu werden, wäre eine Erwähnung durch Fontane. Schließlich ist sie, also die Brücke, ja Brandenburgerin. Aber für Fontane ist sie zu jung. Sie kam ein bisschen zu spät und muss jetzt auf ihre Entdeckung warten. Seit einhundert Jahren. Die Gottfried-Krüger-Brücke.
Ein Hauch von Fontane (von wem auch sonst?!)
Für die Märkische Allgemeine [Artikel hinter Bezahlschranke] ist diese Brücke "der schönste Buckel" im Land. Darin drückt sich aus, dass die Märkische Allgemeine ein Fan der Brücke ist. Aber ein männlicher Spitzname für eine Sie?
Einer künftigen Prominenz abträglich ist die geografische Lage der Brücke. Sie führt nicht direkt über die Havel, sondern über eine Art Nebenarm der Niederhavel, den Pumpergraben. Außerdem liegt die Gottfried-Krüger-Brücke leider direkt auf dem Weg zu einer noch größeren Brücke mit einem wirklich großen Namen: der Jahrtausendbrücke.
Die Jahrtausendbrücke kannte Fontane zwar auch nicht, aber immerhin muss er ihre Vorgängerin gekannt haben, die Lange Brücke. Aber auch sie hat Fontane wohl nicht direkt erwähnt. Nachweislich jedoch muss er über die Lange Brücke gefahren sein, der Fontane. Ein Hauch von ihm also ist auch auf der Gottfried-Krüger-Brücke zu spüren. In der Ferne.
Der Kommerzienrat bezahlt
Holzbelag, Holzgeländer, ein hoher Brückenbogen, ein paar Stufen und eine gute Aussicht. Gottfried Krüger, ein Brandenburger Kommerzienrat, war der Stifter dieses romantischen Fußgängerkleinods und darum wohl auch ihr Namensgeber, wie die Stadtchronik erklärt. Doch all das reicht nicht, diese Brücke zur Attraktion zu machen. Es braucht noch eine Geschichte, eine kleine lokale Story, die alle in der Stadt kennen, die aber auch so ein bisschen mit verdrehten Augen erzählt wird. Und diese Geschichte und daraus abgeleitet einen Spitznamen gibt es.
Nur Fakten, keine Namen
Aber:
Diesen Nebentitel oder Spitznamen, diesen kleinen Spott (gut oder nicht, muss jeder selber entscheiden), den sich die Bürger mit der Brücke leisten, den geben wir hier nicht preis. Das wäre ja billig. Aber wir verraten ein paar Fakten, mit denen jeder fast selbst auf diesen Beinamen kommen kann. Was aber auch noch wichtig ist: Die folgenden Gründe sind nicht die wirklichen Gründe für die Verleihung des Beinamens für die Gottfried-Krüger-Brücke.
Also:
1. Sie, also die Brücke, bekam vor einigen Jahren eine "Bypass"-Brücke, einen komischen Umweg, der ihr nicht so richtig steht. (Und wenn man diesen Bypass sieht, bekommt man wo ein ungutes Gefühl?)
2. Sie entstand 1922 mit einigen Jahren Verzögerung, weil die Pläne für die Brücke für Streit in der Stadt sorgten. (Na, was sagt man noch, wenn einem eine Sache nicht so richtig schmeckt?)
Und 3. Sie überquert den Pumpergraben, der zu einem Grundstück führt, auf dem früher ein scharfes Produkt hergestellt wurde, nämlich Mostrich. (Nicht zu viel davon essen, denn sonst bekommt man welche Probleme?)
Scharf, rätselhaft und fastfontane - eigentlich drei gute Attribute für ein märkisches Touristenglück.
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