Brandenburg-Paket - Brandenburger Landtag verschiebt Beschluss zur Notsituation

Do 14.12.23 | 17:30 Uhr
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Archivbild: Dietmar Woidke (SPD, Podium M), Ministerpräsident von Brandenburg, spricht während der Aktuellen Stunde zu den Folgen des Haushaltsurteils des Karlsruher Bundesverfassungsgerichts bei der Sitzung des Landtages Brandenburg. (Quelle: dpa/Bahlo)
Audio: Antenne Brandenburg | 15.12.2023 | Christina Torge | Bild: dpa/Bahlo

Der Landtag Brandenburg wird nicht, wie ursprünglich angedacht, bereits am Freitag über die Notlageerklärung abstimmen. Stattdessen wird es am kommenden Mittwoch eine Sondersitzung dazu geben. Zuvor müsse der Haushaltsausschuss am Montag nach einer schriftlichen Anhörung von Experten eine Empfehlung für den Landtag abgeben, teilte der Landtag am Donnerstag mit.

Der Haushaltsausschuss war am Mittwochabend zu einer Sondersitzung zusammengekommen, um über das weitere Vorgehen zur Notlageerklärung zu beraten. Die AfD hatte dabei eine Anhörung zum Thema beantragt, was ihr aufgrund der Geschäftsordnung zusteht.

Die Koalitionsfraktionen entschieden sich daraufhin, die Experten dazu schriftlich, statt in Präsenz anzuhören. Ihre Stellungnahmen sollen dann in einer weiteren Sondersitzung des Haushaltsausschusses bereits am kommenden Montag diskutieren werden. Zwei Tage später soll am Mittwoch über die Notlage bei einer Sondersitzung des Landtags abgestimmt werden.

Linke spricht von "Hau-Ruck-Verfahren" und von einer "Farce"

Ronny Kretschmer von der Linksfraktion, kritisiert den Zeitdruck im Verfahren, mit dem die Notlage in Brandenburg abermals beschlossen werden soll, als scheindemokratisches "Hauruck-Verfahren". Kretschmer sieht darin die parlamentarischen Rechte der Opposition beschnitten. In einer Mitteilung heißt von ihm dazu: "Innerhalb dieser kurzen Zeit kann und wird niemand bereit sein, eine substanzielle Stellungnahme zu wesentlichen Verfassungsfragen schriftlich abzugeben". Die Anhörung werde laut Kretschmer so zur Farce. Er fordert stattdessen eine Anhörung in Präsenz - die Notlage könne demnach auch noch im neuen Jahr erklärt werden.

Steeven Bretz (CDU), Mitglied des Haushaltsausschusses, weist die Kritik zurück. "Der Zeitplan ist ambitioniert, aber leistbar", so Bretz. Er hält eine Stellungnahme in kurzer Zeit für möglich, da sowohl das Bundesverfassungsurteil als auch die Diskussionen darum im politischen Raum bereits seit mehreren Wochen bekannt seien. "Auch der Inhalt unserer Notlageerklärung kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern knüpft an die bestehende Notlageerklärung an", so Bretz. Dass die Koalition die Notlage noch in diesem Jahr erklären wolle, hält er für geboten: "Wir sind gut beraten das vom Bundesverfassungsgericht vorgegebene Prinzip der Jährigkeit einzuhalten."

Neuprüfung des Brandenburg-Pakets nach Urteil aus Karlsruhe nötig

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Umwidmung von nicht verbrauchten Corona-Hilfen für Investitionen etwa in einen Klimafonds, steht auch das Brandenburg-Paket auf dem Prüfstand. In diesem wurden Schulden für die Jahre 2023 und 2024 aufgenommen, um die Folgen des Ukrainekriegs und gestiegener Energiepreise im Land abzufedern.

Die Koalition will das Paket nun an einigen Stellen abwandeln und noch einmal für beide Jahre getrennt die Notlage erklären, die das Brandenburg-Paket nötig machten. Die Notlage ist die Voraussetzung, um trotz Schuldenbremse neue Schulden aufnehmen zu können.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.12.23, 20 Uhr

8 Kommentare

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  1. 8.

    Mir wird schon immer himmelangst, wenn Brandenburg „mal“ investieren will. Immer vom fremden Geld der Geberländer. Und wenn das nicht reicht, dann müssen Über(!)schuldungen ausgehalten werden? Wieso sind vorrangig linksgrüne Ideologen diejenigen, die nicht mit Geld umgehen können? Weil sie das Schaffende nicht so toll finden und begünstigen?
    Wer über 34 Jahre lang, länger als die 28jährige Mauer dicht war, falsch investiert hat, nie an die anderen zurückzahlt, so wie die Bayern es getan haben, der ist nicht vertrauenswürdig. Da nutzen Anhörungen von Experten nichts. ICH weiß jetzt schon, was da rauskommen muss: Ja, aber; es kommt darauf an; es könnte sein... usw.usf.
    Und jetzt der Hammer: Es wird gar nicht investiert. Es wird „gut gegessen“ ... mit Schulden! Wahnsinn.

  2. 7.

    Leider habe ich bisher von keinem Mitglied des Brandenburger Landtages gehört"Wir verzichten auf Grund der angespannten finanziellen Situation auf die automatische Diätenerhöhung". Immer neue Schulden auf Kosten nachfolgender Generationen? Die Umsetzung der Klimaziele hat Priorität? Ja. Aber wenn ich dazu Beschlüsse fasse und Gesetze verabschiede, sollte ich mich fragen: Wie steht es um die Finanzierung? Das ist verantwortungsvolle Finanzpolitik.

  3. 6.

    Die angeblich nicht genutzten Corona Finanzen beruhten auf einer zusätzlichen Schuldenaufnahme. Da das Budget nicht vollkommen genutzt wurde ist doch gut. Eine Zweckentfremdung deckt sich halt nicht mit den Gesetzen. Immer wieder eine neue Notlage zu erfinden ist kein guter Weg. Die verantwortlichen Politiker/Innen sollten endlich lernen ohne neue Schulden auszukommen, nennt sich ausgeglichener Haushalt. Oder kurz gesagt: Die Ausgaben sollen die Einnahmen nicht übersteigen. Vorrangig ist in das Schulsystem/Kinder zu investieren und vernünftige Sozialpolitik zu betreiben. Dazu zählt nicht die Miete für ein Schloss und die permanente Erhöhung der Diäten.

  4. 5.

    Corona ist nicht vorbei. Spielt bei Uns in der Demenzpflege noch eine Rolle. Wenn auch eine untergeordnete, weil keiner unserer vorerkrankten Bewohner mehr einen schweren Verlauf hat. Aber, welche Energiepreise sinken? Strom und Heizkosten steigen .Wir, als Mieter der Deutsche Wohnen z.B. haben horrende Heizkostennachzahlungen zu leisten (Fernwärme).

  5. 4.

    Steht doch im Artikel, auch in Brandenburg gibt es, wie im Bund, nicht verwendete Corona-Finanzen, die nun für Klimaschutz ausgegeben werden sollen. Da das wegen des Urteils vom Bundesverfassungsgericht nicht mehr geht, fehlt halt Geld im Haushalt 2024.

  6. 3.

    Energiepreise Sind gesunken. Corona ist vorbei. Wo bitte ist eine Notlage?

  7. 2.

    Mich würde interessieren, was denn die AfD zu dem angestrebten Hopplahop Verfahren der Brandenburger Regierung sagt. Denn ohne die AfD hätte es ja schon keine Anhörung gegeben.

  8. 1.

    Was sind denn die Vorrausetzungen für die Erklärung einer Notlage?

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