Programm zur Weiterbildung - Brandenburgs Spurwechsel-Projekt für Flüchtlinge auf Abwegen?

So 21.04.24 | 14:10 Uhr | Von Ismahan Alboga und Markus Woller
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Symbolbild: Der aus Eritrea stammende Flüchtling Tesfazghi Goitiom nimmt in Cottbus an einer Bildungsmaßnahme in der Handwerkskammer am 15.12.2015 teil.(Quelle: picture alliance/dpa /Jörg Carstensen)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 20.04.2024 | Ismahan Alboga | Bild: picture alliance / dpa / Jörg Carstensen

Mit dem Projekt "Spurwechsel" wollte die Brandenburger Landesregierung langjährig geduldeten Flüchtlingen endlich eine Perspektive verschaffen und zugleich dem Arbeitskräfte-Mangel entgegenwirken. Doch bisherige Zahlen geben zu denken. Von Ismahan Alboga und Markus Woller

Fouad Slimani, Leiter des Modellprojekts "Spurwechsel" im Potsdamer Welcome Center, weiß: Ein unsicherer Aufenthaltsstatus bedeutet für die Betroffenen oft eine jahrelange Hängepartie. Arbeiten dürfen die geduldeten Geflüchteten nicht – aber abgeschoben werden können sie auch nicht, meist wegen der unsicheren Lage in ihren Heimatländern oder schlicht, weil die sie nicht wieder einreisen lassen.

Deshalb sieht Slimani in dem Modellprojekt des Sozialministeriums eine große Chance für die Menschen, eine Perspektive zu bekommen, sagt er. Erstmals erhalten sie die Chance auf Sprachkurse, Qualifizierungsmaßnahmen, Job-Coachings – und die Erlaubnis, sich bei Arbeitgebern zu bewerben. Wer Erfolg hat, dem winkt nicht nur ein Job, sondern auch ein dauerhafter Aufenthaltstitel für Deutschland.

15 Geflüchtete nehmen teil - ausgelegt ist das Projekt für 300

Was gut klingt, ist in der Realität eher eine zähe Angelegenheit, weiß Slimani. In zwei Flüchtlingsunterkünften hat er bislang Informationsveranstaltungen organisiert. Auf Anhieb konnte er die Geduldeten nicht in größerer Anzahl von der Teilnahme überzeugen. 15 Flüchtlinge nehmen laut der Stadt Potsdam aktuell am Projekt teil. Ausgelegt war es in der Landeshauptstadt für bis zu 300 Teilnehmer.

Die Zurückhaltung führt der Chef des Welcome Centers auf die jahrelange aussichtslose Lebenssituation in den Gemeinschaftsunterkünften zurück. Für die Menschen sei es oft nicht greifbar, wenn er in einer Flüchtlingsunterkunft über das Projekt erzähle. An eine echte Perspektive glaubten viele nicht. Dann müsse er Überzeugungsarbeit leisten.

Nicht so leicht, denn zunächst ändert sich an ihrer Unsicherheit wenig. Potsdams Sozialdezernentin Brigitte Meier (SPD) sagt, das Damoklesschwert der Abschiebung hänge auch während des Projektes über den Geflüchteten. "Wenn sie in Arbeit gehen und in Arbeit sind, dann ändern wir den Status. Dann wird aus dem geduldeten Status ein gefestigter Status", so Meier. Sie glaube aber, dass der Bedarf nach Arbeitskräften wegen des Fachkräftemangels groß und die Chancen deshalb für viele gut seien.

Pilotprojekt läuft am Jahresende schon wieder aus

Das Projekt hat außerdem ein Zeitproblem. "Spurwechsel" läuft seit August vorigen Jahres. Nur nach und nach fanden sich Kommunen, die teilnehmen wollten. Bis zu fünf sollten es eigentlich mal sein. Drei sind es nun. Neben den 15 Geflüchteten in Potsdam betreut Cottbus aktuell 31 Personen und im Landkreis Elbe-Elster hätten bereits 30 fest zugesagt, heißt es. Dabei soll es nicht bleiben

Geld ist genügend da, aber erstens scheint es schwierig geeignete Partner für die Umsetzung zu finden. Außerdem läuft das Pilotprojekt schon am Jahresende wieder aus. Die Linksfraktion, Opposition im Brandenburger Landtag, kritisiert genau das. "Spurwechsel" sei an sich vielleicht eine gute Idee, so Fraktionschef Sebastian Walter. Die Landesregierung schaffe es aber nicht, das Programm zu erweitern und zu verlängern. Und es sei auch anscheinend noch nicht attraktiv genug für alle Landkreise. Für Walter ist es deshalb ein Flop.

Integrationsministerin hält Kritik für überzogen

Die Brandenburger Sozial- und Integrationsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) will das so nicht stehen lassen. Die Kritik findet sie überzogen. Das Pilotprojekt habe verwaltungstechnisch zwar in Gang kommen müssen, liefere aber schon jetzt wichtige Erkenntnisse darüber, wie es auch zukünftig gelingen könne, Arbeitskräfte aus dem Potenzial der Geflüchteten zu generieren.

"Wenn wir dort eine erklärliche Anzahl Leute in Qualifizierungen, Bewerbungsverfahren oder eine Ausbildung gebracht und die Verwaltungsakteure näher zusammengebracht haben, dann war das ein Erfolg", so Nonnemacher.

Verlängerung des Projektes wird es wohl nicht geben

Das Modellprojekt "Spurwechsel" wird aus den Mitteln des Brandenburg-Pakets zur Abmilderung der Folgen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und der Energiekrise im Land Brandenburg finanziert. 13,45 Millionen Euro stehen insgesamt in den Jahren 2023 und 2024 zur Verfügung. Rund drei Millionen Euro seien davon bewilligt worden, teilt das Sozialministerium mit. Eine Verlängerung des Projektes über das Jahresende hinaus wird es wohl wegen knapper Finanzen nicht geben.

Potsdams Projektleiter Slimani glaubt, bis zum Ende des Jahres könnten bei ihm in der Stadt 80 bis 100 Geflüchtete an dem Projekt teilgenommen haben. Wenn davon einige einen Job aufnehmen können, wäre das zumindest ein kleiner Erfolg.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 20.04.2024, 19:30 Uhr

Beitrag von Ismahan Alboga und Markus Woller

43 Kommentare

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  1. 43.

    Die früheren Zeiten von denen Sie sprachen als die Hugenotten kamen, da gab es eben keine Flugzeuge und keine Motorboote mit denen in riesiger Zahl Personen über das Mittelmeer oder aus Afghanistan (Flugzeug) kommen konnte. Sondern damals kamen über sehr lange Zeiträume verteilt eher wenige, nicht alle auf einen Schlag und auch meist aus der ebenfalls mitteleuropäischen Kultur. Es waren ja damals europäische Fürstentümer zwischen denen hin und her migriert wurde. Wenn man vom Baltikum nach Frankreich oder Portugal kam dann waren die kulturellen Hintergründe kaum unterschiedlich.

  2. 42.

    Was denken Sie, welche "Märchen die Schlepperbanden" den Leuten erzählen.
    Ich breche ab, denn ich sehe mich nicht berufen, Ihnen die traurigen Geschichten, derer die betrogen wurden, in der Öffentlichkeit zu präsentieren.

    Sie urteilen von sehr hoher Warte, auf der Sie sitzen. An allem ist zu zweifeln, falls Sie das verstehen, nach Ihrem letzten Post ganz bestimmt.

    Sie wechseln nach Belieben ihren post-namen, um andere bloß zu stellen. Das ist weder ehrlich noch fair. -
    Einen guten Tag!

  3. 41.

    Mir fehlt bei Ihnen die Einsicht, dass Sie da etwas geschrieben haben, das andere Menschen verletzt und Sie lieber Romane schreiben, um diese Verletzung zu verharmlosen. Ich wünschte, Sie kämen zu der Sicht, dass die Behauptung von Ihnen nicht pauschal getroffen werden sollte. Alle Menschen sind gleich in ihrer Würde. Niemand hat verdient, als ungebildet abgestempelt zu werden, nur, weil er eingewandert ist.

    Das Klischee vom einfältigen Einwanderer, der keine Edelklamotten bekommt und kein Haus und der nicht den ganzen Tag arbeiten möchte, stammt auch von Ihnen.
    Ich kann Ihnen versichern, es sind wenige, die Ihrem Bild entsprechen, viele setzen ihr Leben auf das Spiel und suchen nur eine Existenz, Arbeit. Woher haben Sie Ihre Vorurteile?

  4. 40.

    Die Not der Menschen hängt ja nicht von Ländergrenzen ab, die Not der Menschen tragen diese in sich. Übrigens wanderten auch ihre Vorfahren kreuz und quer durch Europa und wieder zurück. Es gab nie eine Zeit, in der es keine Bewegung der Menschen gab. Die Hugenotten wanderten über wie viele Landesgrenzen? Wo leben die Nachfahren heute? Die Tschechen und Ungarn siedelten nach dem 30 jährigen Krieg in Thüringen und anderswo, wie viele Ländergrenzen überschritten sie? Die Deutschen siedelten im Baltikum, in den baltischen Ländern, in Polen, in Russland usw., Bessarabien, Balkan, ganz viele Ländergrenzen, die da überschritten wurden. Was haben Ländergrenzen mit den Auswanderern nach Übersee und Afrika und Australien zu tun?
    Die Not treibt Menschen fort, das ging auch vielen unserer Vorfahren so. Wir wollen es nur nicht mehr wissen.

  5. 39.

    Mir ist unbegreiflich, warum Sie Ihre Worte nicht auf sich beruhen lassen und den Rassismus, den Betroffene aus Ihren Worten herauslesen, nicht entschuldigen können, indem Sie dazu stehen. Das ist doch gar nicht schwer. Also ich lese da heraus, dass die Menschen, die zu uns kommen, ungebildet sind und sich den Rassismus nur einbilden.

  6. 38.

    Danke. Denn ...kommen aus der Steinzeit...hat der Schreiber mit seinen 'Rassismus'-Unterstell. in die Diskussion gebracht. Hätte er meine Beiträge wirklich gelesen,hätte er bemerken müsssen, dass ich schon schrieb, dass viele Regionen der Welt keine Plätze -place to be- sind. Und ergänzen möchte ich mit den Worten des bbg.Schülersprechers Tarnow, der sich vollkommen richtig zu den Ursachen von Rassismus u. Rechtsradikalität äußerte: -"Statt (um)Fakten geht es oft um gefühlte Wahrheiten"... So ist es!
    Und ja, es geht auch darum, sich selbst aktiv einzubringen; näml. im Sinne von Lernen, begreifen, dass es ein Neu-Anfang! ist, wenn man außer Landes geht, das gewohnte Leben im Heimatland nicht 1:1weiterführen kann: Dazu gehört auch die Einsicht, dass es auch im Frieden leben, erfolgreich zu sein, Anstrengungen(anderer Art)erfordert. Nicht selten ist ein totaler break notwendig. Aber allein das zu erkennen, ist wirkl.schwer! Deshalb, Hilfen annehmen! Nicht sagen, dass man krank ist!

  7. 37.
    Antwort auf [Rene ] vom 21.04.2024 um 22:14

    Sie waren offensichtlich selbst nie länger arbeitslos. Zum Beispiel als Ü50 oder mit Vorerkrankungen findet man sehr schwer etwas.

  8. 36.

    "Damit soll doch verhindert werden, daß sowas wie wie mit den Remmos passiert. Die wurden geradezu in die Kriminalität gedrängt ohne Aussicht auf legalen Broterwerb." Also nach dem 2.Weltkrieg kamen Millionen Deutsche aus den Ostgebieten nach Deutschland, mittellos und damals nicht sehr gern gesehen beim knappen konkurrieren um Wohnraum usw. Damals gab es keine Sozialprogramme um zu verhindern dass Deutsche "in die Kriminalität gedrängt ohne Aussicht auf legalen Broterwerb" sind. Komischerweise ist Deutschland in der Folge aber nicht durchzogen worden von deutscher Clankriminalität. Kurz gesagt: Wir sind nicht verantwortlich solche Sozialprogramme zu machen, sondern wer hier her kommt soll in der Lage sein ohne Sozialprogramme und ohne Kriminalität seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Anders funktioniert Einwanderung nicht. Und das ist nicht herzlos sondern ökonomisch. Wer in die USA einwandert bekommt die ersten 5 Jahre keinerlei Sozialleistungen vom Staat.

  9. 35.

    Geld ist genügend da? Wirklich?
    Und das krampfhafte suchen von Ausreden, warum das Programm nur schleppend angenommen wird - das ist einfach nur lächerlich. Nicht jede Sozialisation von irgendwo auf der Welt ist hier integrierbar. Und sich selbst zu bemühen ist eine Bringeschuld dieser Menschen. Wer solche Chancen nicht wahnimmt gehört abgeschoben!

  10. 33.

    Sie sagen, die Flüchtlinge kommen aus Not nach Deutschland. Welche Not herrscht denn in Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz von wo überwiegend die irreguläre Einreise stattfindet?

  11. 31.

    15 von 300 macht ... Abakus qäulen ... 20 Prozent. Wie hoch ist eigentlich die Vermittlungsquote im Jobcenter?
    Nich' meckern, Beispiel nehmen, nachmachen.

  12. 30.

    Damit soll doch verhindert werden, daß sowas wie wie mit den Remmos passiert. Die wurden geradezu in die Kriminalität gedrängt ohne Aussicht auf legalen Broterwerb.
    Warum wird ein sinnvolles Programm auf wenige Monate begrenzt? Bis Ende 2024 wird kein Teilnehmer eine Berufsausbildung beendet haben?

  13. 29.

    „Wie kommen Sie darauf, dass die Einwanderer alle ungebildet sind?“
    Das hat realistics, meinem Verständnis nach, nicht ausgedrückt.
    In Kriegs- und Krisenregionen bewegt sich das Leben, trotz sehr guter Ausbildung, meist fernab jeglichen Fortschritts und somit ohne Perspektive. Um auf die „rechtsfähigen Nachweise“ zu kommen. Selbst wenn Ausbildungsnachweise auf der Flucht nicht verloren gingen, werden solche oft in D nicht anerkannt. Ergo stehen hier Prüfungen, u.a. bei der IHK an. Was in manchen Arbeitsfeldern übrigens, auch von EU-Bürgern bei gewünschter Arbeitsaufnahme in einem anderen EU-Staat Praxis ist.
    Ihnen und Ihrer Familie alles Gute gewünscht.

  14. 28.

    Ich habe mich auf den Artikel bezogen.
    Natürlich gibt es auch andere Personen, selbstredend. Und diesen studierten Leuten hilft man natürlich am besten, indem gemeinsam alle Register gezogen werden, damit Studienabschlüsse anerkannt werden. Was ja in D auch nicht gerade einfach ist. Aber Chancen gibt es schon.
    Sie sollten also bitte nicht alles mit allem vermengen, der sog. 'Spurwechsel' bezieht sich auf eine bestimmte Personengruppe und ist ein (!) Instrument, die Chancen zu verbessern u.die Integration in die Gesellschaft - vorrangig in den Arbeitsmarkt hinzubekommen. Und das ist eben nicht einfach, wenn man die Menschen nicht in irgendwelche Jobs "abschieben " will. DerArtikel bezieht sich auf die Einbindung in berufliche Bildungsprozesse. Dazu gehören auch sog Einstiegsqualifizierungen in den Beruf. Es wurde/wird sehr viel ausprobiert, sehr viel Aufwand betrieben, das können Sie ruhig glauben. Und wenn Sie, pers., Ihren Platz hier gefunden haben - dann sage ich, super!

  15. 27.

    Wie kommen Sie darauf, dass die Einwanderer alle ungebildet sind? Ich finde es merkwürdig, dass Sie das so betonen. Rassismus ist auch, wenn man so tut, als kämen Menschen aus der Steinzeit zu uns. Meine Familie setzt sich aus Menschen dieser Welt zusammen, kunterbunt und sie haben studiert, trotzdem flüchteten sie. Merken Sie wahrscheinlich selbst, welch Widerspruch im Detail zu finden ist. Ob absichtlich, kann ich nicht beurteilen, aber für einen Menschen mit Migrationshintergrund ist es seltsam zu lesen.

  16. 26.

    Ich glaube, Sie würden, sollten Sie innerhalb eines halben Jahres z.B. Ukrainisch oder syrisch lernen, komplett versagen, weil Sie es nicht schaffen würden. Stimmt oder hab ich recht?

  17. 25.

    Nein, aber ich habe in einer Beschäftigungsgesellschaft gearbeitet und dabei diese Erfahrung gemacht.

  18. 24.

    Sie sollten nicht das "große Gedeck" auffahren! Es ging um den Spurwechsel, der in im BL Bbg versucht wird. Ich selbst habe jahrelang mit daran gearbeitet. Es ist verdammt schwer, den Übergang von einem Leben, das sich fernab jeden Fortschritts nun hier zu einem doch sehr geregelten u. auf rechtsfähigen Nachweisen - Bildungswege gründet - hinzukriegen. Ja und ich weiß es zu schätzen, dass die Kassierinnen zwar gebrochen, aber mutig, lächelnd Deutsch sprechen, weil es die einheimischen jungen Frauen seltener machen wollen. Mit überholten Floskeln werden wir es nicht hinbekommen. Haben Sie auch 15 Jahre Ihres Lebens gewidmet, den Personen durch alle Höhen u. Tifefen des dt. Lebens zu helfen? Ich bin z.B. sehr stolz darauf, mehr als 30 junge Leuten geholfen zu haben, die doch sehr anspruchsvollen und das zurecht(!) Prüfungen bei der IHK - mit Bravour bestanden zu haben. Da muss ich mir von Ihnen nicht politische Floskeln etwaigen Hasses unterstellen lassen. Bitte realistisch bleiben!

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