Zahlen des Bildungsministeriums - An Brandenburger Schulen fallen immer mehr Stunden aus

Mi 26.06.24 | 10:42 Uhr
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Symbolbild: Die Stühle in einem Klassenzimmer einer Grundschule in Berlin-Prenzlauer Berg sind am 23.06.2021 noch auf den Tischen. (Quelle: dpa-Bildfunk/Annette Riedl)
Bild: dpa-Bildfunk/Annette Riedl

An den Brandenburger Schulen fällt der Unterricht weiterhin öfter aus als vor der Corona-Pandemie. Im ersten Halbjahr 2023/24 fielen 2,5 Prozent der geplanten Unterrichtsstunden ersatzlos aus, wie das Bildungsministerium in Potsdam auf eine Anfrage aus der AfD-Landtagsfraktion mitteilte [parlamentsdokumentation.brandenburg.de].

Zum ersten Halbjahr 2019/20 waren es demnach noch 1,8 Prozent. Seitdem erhöhte sich der Anteil kontinuierlich.

Die Daten wurden in den Grundschulen, Oberschulen, Gesamtschulen, Gymnasien und Förderschulen erhoben.

Dabei ist das Stundensoll der Lehrkräfte im betrachteten Zeitraum (erstes Halbjahr 2019/20 bis erstes Halbjahr 2023/24) laut Ministerium von rund 7,08 Millionen Stunden auf 6,85 Millionen Stunden gesunken.

Viele Krankmeldungen

Auch Vertretungen seien häufiger als noch im ersten Halbjahr des Schuljahrs 2019/20, hieß es. Der durch Krankheit verursachte Vertretungsbedarf betrug den Angaben des Ministeriums zufolge im ersten Halbjahr des laufenden Schuljahres 14,3 Prozent. Vor der Pandemie seien es 11,7 Prozent gewesen.

Den höchsten Vertretungsbedarf durch Krankheit hatten im ersten Halbjahr 2023/24 die Förderschulen mit 13,7 Prozent des Stundensolls. Auch die Oberschulen (11,9 Prozent) und Grundschulen (11,7 Prozent) lagen im zweistelligen Bereich. Bei den Gymnasien machten die Krankmeldungen rund 8,3 Prozent des Stundensolls aus. Allerdings hatten die Gymnasien auch schon vor Corona nur einen Krankheitsanteil von gut 6,4 Prozent des geplanten Unterrichtssolls.

Um Unterrichtsausfälle zu verhindern, wurden zum Beispiel Klassen und Kurse zusammengelegt, Vertretungsreserven mobilisiert, Mehrarbeit angeordnet und geplante Klassenfahrten vorgezogen, so das Bildungsministerium.

Nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Brandenburg spiegeln die Ausfälle und der hohe Vertretungsbedarf die Fehler der Vergangenheit wider- es seien nicht ausreichend Lehrer eingestellt worden. "Neben den fehlenden Lehrkräften haben wir auch darauf verwiesen, dass die Zahl der Krankmeldungen steigen wird und die Vertretungsreserve an den Schulen mit drei Prozent viel zu niedrig angesetzt ist", sagte der Vorsitzende der GEW in Brandenburg, Günther Fuchs, der DPA.

"Wir sehen mit großer Sorge, dass die Unterrichtsausfälle dort, wo Lehrkräfte nicht zur Verfügung stehen, wesentlich höher sind als das, was derzeit von der Regierung veröffentlicht wird", so Fuchs weiter. Der Unterrichtsausfall werde auch in den nächsten Jahren nicht zurückgehen, sondern noch zunehmen.

15 Kommentare

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  1. 15.

    Tatsächlich? In Berlin fehlen 700 Lehrer, haben die da auch alle Angst vor der AfD?
    Aber wenn man in Deutschland Spazierengehen studieren kann, haben diese Studenten wahrscheinlich während Corona den Praxisteil absolviert unter Anleitung der AfD, was sonst!

  2. 14.

    Daran ist die AfD Mitschuld, sie unterbindet ja das Kräfte nachrutschen. Natürlich wird es von denen wieder anders dargestellt um Panik und Wählerstimmen zu generieren.

  3. 13.

    Genau davon gabs nicht genug. Die kamen etwa 1970. Der neue Schwung junger Lehrer. Das war toll. Richtig Power....

  4. 12.

    Und das ist längst nicht Alles.
    Kann es rechtliche Konsequenzen haben, wenn die Zensusdaten NICHT in die Arbeit mit einfließen? Denn, es hat ja auch rechtliche Konsequenzen, wenn jemand sich der Datenerhebung entzieht.

    „"Wir sehen mit großer Sorge, dass die Unterrichtsausfälle dort, wo Lehrkräfte nicht zur Verfügung stehen, wesentlich höher sind als das, was derzeit von der Regierung veröffentlicht wird"
    Das wäre eine manipulative Täuschung der Bürger? Ein Anderes Beispiel: Fachfremde Vertretung ist statistisch kein Ausfall. 5 Stunden/Woche mehr In Französch (weil da die Lehrer da sind) und Deutsch ganz wegfällt ist was? Ausfall jedenfalls nicht.

  5. 11.

    Auf die zunehmende Überalterung der Kollegien haben die Lehrerinnen und Lehrer schon vor etwa 15 Jahren wiederholt hingewiesen, z.B. auf Demos vor dem Bildungsministerium. Es wollte nur niemand zuhören und in den Medien wurde es so verkauft, als ginge es um mehr Gehalt. Dementsprechend wurde eben auch nicht rechtzeitig gehandelt und die damals sinkenden Schülerzahlen wurden nicht zur Verbesserung der Bedingungen, sondern zum Sparen im Bildungswesen genutzt. Jetzt wundern sich plötzlich alle....

  6. 10.

    Es ist wie immer in Brandenburg. Das Problem ist grundlegend bekannt, Lösungen sind nicht in Sicht.
    Da erhalten Kreis-Abgeordnete Laptops geschenkt, für die Schulen ist nichts übrig. Selbst wenn man bedenkt, dass es mehr Schulen als Abgeordnete gibt.
    Da werden Schulen mit gymnasialer Oberstufe errichtet, die Schüler der aktuellen 8. bis 10. Klassen, dürfen trotzdem dort nicht bis Klasse 12 diese Schule besuchen.
    Da das schöne neue Gebäude ja auch noch drei und im nächsten Schuljahr insgesamt sechs !!! Klassen eines noch nicht errichteten Gymnasium beherbergen muss.
    Die Schüler einer Privatschule müssen Nichtschüler-Abschlussprüfungen ablegen. Bei Vertragsabschluss war davon keine Rede.
    Dabei wurde diese betreffende Privatschule als AUSWEICHSCHULE regelrecht gepriesen, von Seiten unseres Landrats.
    Kurz gesagt, man mutet Schülern, Lehrern und Familien enorm viel zu. Das fängt bei der Inklusion an und hört bei zumutbare Schulwege auf.

  7. 9.

    Das erwarte ich nicht. Erstens kommen trotz guter Bezahlung (zumindest als verbeamteter Lehrer) und Jobsicherheit kaum genug Bewerber nach. Warum auch, wenn alle Welt weiß, dass der bestehende Lehrermangel zur massiven Überlastung der vor Ort arbeitenden Kollegen führt, meiner Meinung nach der Hauptgrund für die hohe Ausfallquote. Und, zweitens, als in den frühen 2000ern die Schülerzahlen sanken, führte das nicht zu Frühpensionierung, sondern zu massiven Umsetzungen und Zwangsteilzeit.

  8. 8.

    "Rentner/Ruheständler ins Boot holen...hatten wir in den frühen 60ern DDR auch." Nicht zu vergessen die Neulehrer damals.

  9. 7.

    "Das schlechte Abschneiden hat übrigens nix mit "Ostdeutschen" Bundesländern zu tun denn Sachsen und Thüringen liegen auf Platz 1 und 3 !!" Da würde sich mal ein direkter Vergleich lohnen. Also unbesetzte Lehrerstellen, Stundentafel (welche Fächer und wieviele Wochenstunden je Klassenstufe), Ausfall, Klassengrößen und -zusammensetzung, Hausaufgabenstategie, inhaltlicher Vergleich der Leistungsüberprüfungen etc.

  10. 6.

    Könnte auch einfach daran liegen, dass das Schulsystem nicht funktioniert, den Anforderungen der heutigen Zeit mit vielen Flüchtlingskindern nicht gerecht wird, Inklusion Personal nötig macht, das nicht da ist und das Durchschleifen ohne Sitzenbleiber am Ende niemandem hilft. Mich beschäftigt die Frage, ob das Kind die Inklusion will oder ob es dabei um die Eltern geht, die nicht akzeptieren wollen, dass ihr Kind den Stoff nicht schafft und somit die Gretchenfrage: Gleichberechtigung für das Kind oder Prestige für die Eltern?

  11. 5.

    In 10 Jahren heißt es dann:
    Wir haben viel und viele Lehrer. Da sie alle Beamte im höheren Dienst sind, können wir sie auch nicht anderen Bereichen verwenden. Das Pensionsalter für Lehrer wird deshalb auf das 49. Lj herabgesetzt.

  12. 4.

    Die Beschreibung dieser unakzeptablen Situation ist schön und gut. Ich vermisse aber die Rezepte, wie sich das ändern soll und wann. Was sagen die Parteien und die Regierung vor den Wahlen dazu

  13. 3.

    Die GEW ist mal wieder, nun ja, "lustig". Man müsse halt einfach mehr Lehrer einstellen, heißt es schon seit Jahren in ihren Verlautbarungen. Schade nur, dass es am Einstellungswillen eigentlich gar nicht mangelt. Was fehlt, sind nicht erst die fertig ausgebildeten Bewerber, sondern schon diejenigen, die ein Lehramtsstudium erfolgreich absolvieren bzw. überhaupt erst beginnen. Es hilft alles nichts: es wollen zu wenige Leute Lehrer werden. Und wer mag es ihnen verübeln? Für fast jede Begabung gibt es Studiengänge und Berufsbilder, die bei vergleichbaren Qualifikationsanforderungen deutlich attraktivere Arbeitsbedingungen versprechen, und das nicht nur hinsichtlich der profanen Faktoren Bezahlung und Arbeitsplatzsicherheit.

  14. 2.

    Dramatisch die Situation. Keine Besserung in Sicht.
    Für Bildung/Lernen der Kinder fatal. Rentner/Ruheständler ins Boot holen...hatten wir in den frühen 60ern DDR auch. Keine Fachlehrer.
    Und nun dürfen alle über Ursachen, demografische Entwicklungen und so weiter diskutieren. Wünsche allen verfügbaren Lehrkräften und den Kindern eine starke Zeit.

  15. 1.

    Gut dass das Thema Bildung von rbb noch vor der Wahl thematisiert wird.
    Brandenburg liegt beim Bildungsranking auf Platz 14, das Ministerium wird von der SPD geführt die auch schon seit 34 Jahren die Regierung im Land stellt.
    Das schlechte Abschneiden hat übrigens nix mit "Ostdeutschen" Bundesländern zu tun denn Sachsen und Thüringen liegen auf Platz 1 und 3 !!

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