Union vor Pokal-Achtelfinale gegen Wolfsburg - Das Elfmeterschießen bereits im Kopf
Union Berlin eilt von einem Sieg zum nächsten. Nun trifft das Team im Pokal auf die zuletzt ebenfalls erfolgreichen Wolfsburger, die Urs Fischer als "Mannschaft der Stunde" bezeichnet. Deren Trainer Niko Kovac könnte einen alten Rekord einstellen. Von Shea Westhoff
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Auch im trüben Januar scheint die Sonne über Köpenick, und strahlt vor dem anstehenden DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg (Dienstag, 20:45 Uhr) heller denn je. Die Mannschaft von Urs Fischer hat einen glänzenden Start ins neue Jahr hingelegt, holte die maximale Punktausbeute aus den vergangenen drei Partien – darunter den prestigeträchtigen Derby-Erfolg am Samstag gegen Hertha BSC.
Mit bloßem Auge war beim Stadtduell nicht wirklich eine Unioner Überlegenheit zu erkennen, tatsächlich schienen eher die Blau-Weißen am Drücker. Dass Union am Ende jedoch abermals einen äußerst effizienten Sieg verbuchen konnte, dürfte den Respekt der Konkurrenz keinesfalls geschmälert haben. Für Erstaunen sorgte auch Danilho Doekhi: Der Abwehrspieler traf zum 1:0 und hatte damit in der Bundesliga bereits seinen vierten Treffer erzielt - stets per Kopf.
Trotz mancherlei Gründe zu euphorischen Höhenflügen mahnte Trainer Urs Fischer am Montag bei der Pressekonferenz zur Besonnenheit. Der Schweizer erwarte im Achtelfinale "eine schwere Aufgabe". Auch ein "Elfmeterschießen haben wir natürlich im Kopf".
Der Gegner
Der VfL Wolfsburg erlebt tatsächlich seine stärkste Phase seit zwei Jahren. Als "Mannschaft der Stunde" bezeichnete Urs Fischer das Team von Niko Kovac. Er halte das Spiel der Wolfsburger für "gut organisiert, kompakt und wirklich solidarisch".
Grund für den Höhenflug ist aber auch ein vielseitiges Angriffsspiel. Der gebürtige Berliner Kovac lässt am liebsten eine offensivbetonte 4-3-3-Formation spielen, in der fast jeder Akteur für Torgefahr sorgen kann. 14 Spieler haben sich in dieser Saison bereits in die Wolfsburger Torschützenliste eintragen können. Auch unter den Top-Torjägern ist die Ausbeute entsprechend egalitär verteilt: Fünf Spieler erzielten bisher mindestens vier Treffer.
Nachdem die Wolfsburger in der Liga sechs Siege aneinanderreihen konnten (Torverhältnis 22:1), ging die jüngste Partie in Bremen allerdings verdient mit 1:2 verloren. Kovac äußerte im Nachgang ganz grundlegenden Unmut über die geltende Handelfmeter-Regel, die gegen Werder zunächst einen Strafstoß und dadurch 0:1 zur Folge hatte.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Wölfe gegen leidenschaftliche und hoch anlaufende Bremer phasenweise überfordert wirkten und auch in der Offensive keine durchschlagende Idee entwickeln konnten. Die Frage wird sein, ob Wolfsburg es schafft, gegen wohl ebenso leidenschaftlich verteidigende Unioner an die Offensivkraft der vorhergehenden Partien anknüpfen zu können. Dann könnte der gebürtige Berliner Niko Kovac im Stadion an der Alten Försterei einen Rekord einstellen: Im Falle eines Sieges hätte er 17 DFB-Pokal-Spiele hintereinander gewonnen und würde so mit Hennes Weisweiler gleichziehen, dem eben dieses Kunststück zwischen 1976 und 1978 mit dem 1. FC Köln gelang. Das schaffte seit Bundesliga-Gründung sonst niemand.
Jörg Schmadtke wird seinen Wolfsburgern zum letzten Mal im Amt des Geschäftsführers zuschauen. Der Vertrag des 59-Jährigen läuft zum 31. Januar aus. Auf ihn soll Ex-Profi Marcel Schäfer folgen.
Zum Angeben
Nach einem Hauptstadt-Derby ist Union Berlin unbesiegbar. Seit ihrem Aufstieg in die Bundesliga traten die Köpenicker neunmal zum Duell gegen Hertha an (achtmal in der Liga, einmal im DFB-Pokal). Bislang ging keine der darauffolgenden Partien verloren. Die Bilanz der bisherigen acht Folge-Begegnungen: vier Siege, vier Unentschieden. Hat die Serie auch beim DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den VfL Wolfsburg Bestand?
Die erwartete Aufstellung
Urs Fischer kann fast aus den Vollen schöpfen. Dazu kommt mit Aissa Laidouni eine vielversprechende Winter-Neuverpflichtung fürs zentrale Mittelfeld, die sich im Achtelfinale erste Einsatzminuten erhoffen darf – wenn voraussichtlich auch nicht von Beginn an. Der 26-Jährige wechselte von Ferencvaros Budapest und kam bei der WM in Katar bei allen drei Vorrundenspielen für Tunesien zum Einsatz.
Hingegen hatte sich der Abgang eines anderen Spielers bereits angedeutet: Am Montag wurde Vollzug gemeldet für den Wechsel von Genki Haraguchi zum VfB Stuttgart. In der laufenden Saison kam Haraguchi wettbewerbsübergreifend auf 18 Einsätze.
So könnte Union beginnen: Rönnow – Doekhi, Knoche, Leite – Trimmel, Seguin, Khedira, Haberer, Juranovic – Becker, Jordan
Die Prognose
Die Wölfe beißen sich die Zähne an der Unioner Defensive aus. Die Köpenicker ziehen mit einem hocheffizienten 1:0-Erfolg ins Viertelfinale ein.
Sendung: rbb24 Inforadio, 30.01.2023, 15:15 Uhr