2:0-Sieg bei Hertha - Effiziente Unioner gewinnen umkämpftes Hauptstadtderby

Sa 28.01.23 | 17:50 Uhr
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Jerome Roussilion schrimt den Ball gegen drei Herthaner ab. (Bild: IMAGO / Matthias Koch)
Audio: rbb24 Inforadio | 28.01.2023 | Jakob Rüger | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Der 1. FC Union hat das Hauptstadtderby bei Hertha BSC für sich entschieden. In einem umkämpften Spiel waren die defensivstarken Köpenicker letztlich das abgezocktere Team und nutzten ihre wenigen Chancen eiskalt aus.

Fußball-Bundesligist Union Berlin hat das Hauptstadtderby bei Hertha BSC erneut gewonnen. Vor 74.667 Zuschauern im ausverkauften Berliner Olympiastadion war Hertha zwar ebenbürtig und auch lange Zeit das agilere Team, doch Union nutzte durch Danilho Doekhi nach einem Standard und Paul Seguin nach schöner Vorarbeit von Sheraldo Becker zwei seiner wenigen Chancen zum 2:0 (1:0)-Sieg.

Defensivstark verteidigten die Eisernen im Anschluss clever die Führung - und sprangen wieder auf Platz zwei der Tabelle. Hertha BSC steckt durch die Derbyniederlage weiter im Tabellenkeller fest.

Hertha aggressiv, Doekhi trifft nach Standard

Nach dem 0:5 gegen Wolfsburg musste Hertha-Trainer Sandro Schwarz auf Jonjoe Kenny (leichte Gehirnerschütterung) und Augustin Rogel (Gelb-Sperre und Knieverletzung) verzichten, Ivan Sunjic rotierte auf die Ersatzbank ebenso wie der formschwache Maximilian Mittelstädt. Peter Pekarik, Filip Uremovic, Jean-Paul Boetius und Kapitän Marvin Plattenhardt stießen neu in die 4-2-3-1-Formation der Blau-Weißen.

Auf der Gegenseite nahm Union-Trainer Urs-Fischer drei Veränderungen vor. Auf den Außenpositionen begannen Kapitän Christopher Trimmel und Neuzugang Jerome Roussillion, im Mittelfeld nahm Andras Schäfer Genki Haraguchis Position ein. Union agierte taktisch im bewährten 3-5-2-System.

Vor 75.000 Zuschauern im Olympiastadion versuchte Hertha BSC die Gäste früh anzulaufen, einen ersten Abstimmungsfehler von Union konnte Suat Serdar aber nicht nutzen. Hertha agierte in der Anfangsphase sehr aggressiv und bissig. Serdar setzte sich in der siebten Minute über links durch, gab den Ball in die Mitte und über Boetius landete der Ball am Strafraum bei Lucas Tousart, dessen Schuss aber von Diogo Leite geblockt wurde. Hertha blieb im Anschluss weiter dran, während Union etwas beeindruckt wirkte ob dieser Anfangsoffensive der Hausherren.

Im weiteren Verlauf beruhigte sich die Partie etwas, Union war um Kontrolle bemüht, Hertha schaltete einen Gang zurück. Es war spürbar, dass beide Teams sehr darauf bedacht waren, keine Fehler zu machen. So blieb es bis zur 30 Minute ein intensives, aber auch chancenarmes Spiel. Union setzte sich zusehends in Herthas Hälfte fest und die Hausherren kamen zu einer Konterchance: Dodi Lukebakio tankte sich über die rechte Seite durch, drang in den Strafraum ein und bediente Richter, der aus 16 Metern über das Tor zielte (32.).

Sechs Minuten später zeigte Hertha-Keeper Oliver Christensen bei einem Trimmel-Freistoß erste Unsicherheiten. Die Blau-Weißen konnten mit Mühe zur Ecke klären. Die nächste Standardsituation war dann in der 44. Minute Ausgangspunkt für die Führung der Gäste: Trimmel zog einen Freistoß an den Elfmeterpunkt, Unions Verteidiger Doekhi sprang höher als Geburtstagskind Marc-Oliver Kempf und köpfte wuchtig aus zehn Metern ins Tor der Herthaner. Kurios: Für Doekhi war es das vierte Tor mit seinem vierten Torschuss in der Fußball-Bundesliga.

Der 0:1-Halbzeitstand war aus Hertha-Sicht ärgerlich, waren die Gastgeber bis dato eigentlich die bestimmende Mannschaft und hatten die besseren Strafraumszenen.

Seguin trifft nach Konter

Urs Fischer wechselte zur Pause, brachte Paul Seguin für den unauffälligen und angeschlagenen Schäfer. Nach Wiederanpfiff übernahm Union dann zunehmend die Spielkontrolle und hielt die Hertha durch viel Ballbesitz zunächst vom eigenen Strafraum fern. Die Blau-Weißen kämpften sich zwar zurück in die Partie, doch Torchancen blieben Mangelware, auch weil Union clever verteidigte.

In der 68. Minute überschlugen sich dann die Ereignisse. Rani Khedira traf knapp im eigenen Strafraum den Ball im Zweikampf gegen Kempf, der dabei zu Boden ging. Aus dieser Szene entwickelte sich ein Konter der Eisernen. Becker trieb den Ball über die linke Seite, wurde nicht angegriffen, legte im Strafraum quer auf den mitgelaufenen Seguin, der dann nur noch ins leere Tor einschieben brauchte.

Der Treffer zählte trotz Hertha-Protesten und Videocheck von Schiedsrichter Felix Brych. Hertha wirkte nach diesem 0:2 geschockt, brauchte fünf Minuten bis zum nächsten offensiven Lebenszeichen: Tousart köpfte eine Plattenhardt-Ecke auf den kurzen Pfosten, aber Unions Keeper Frederik Rönnow hielt den Ball mit einer starken Reaktion. Der eingewechselte Niko Gießelmann hätte auf der Gegenseite das Spiel endgültig zu Gunsten der Köpenicker entscheiden können, scheiterte mit seinem Schuss aber am grätschenden Pekarik, der bei dieser Aktion den Ball an die Hand bekam. Doch Schiedsrichter Brych entschied nicht auf Handelfmeter.

Hertha wehrte sich und stemmte sich in der Schlussphase gegen die drohende Niederlage. Richter schoss aus kurzer Distanz aufs Tor, doch Rönnow reagierte erneut stark und parierte per Hechtsprung zur Ecke (83.).

Union spielte an diesem Tag nahezu fehlerfrei in der Defensive und feierte am Ende einen verdienten Derbysieg.

Die Kurzanalyse

Der 1. FC Union hat das fünfte Derby in Folge gegen Hertha BSC gewonnen. Und dieser Sieg war verdient für die Eisernen, die sich defensiv abermals als enorm kompakt und zweikampfstark erwiesen und in der Offensive durch gnadenlose Effizienz bestachen. Drei Chancen münzten die Unioner in zwei Tore um und brachten die Führung am Ende clever über die Zeit. Union bleibt damit weiterhin auf einem Champions-League-Platz – auch weil die Eisernen perfekt ins neue Jahr gestartet sind: Aus drei Partien konnte die Mannschaft von Urs Fischer alle neun möglichen Punkte holen. Die 36 Punkte aus 18 Spielen sind obendrein neuer Vereinsrekord für die Köpenicker in der Fußball-Bundesliga.

Auf der Gegenseite bot Hertha BSC eine ansprechende Leistung, zeigte sich im Vergleich zum 0:5-Debakel gegen Wolfsburg deutlich verbessert, war in den Zweikämpfen präsent, verpasste es aber über die gesamte Spieldauer des Derbys gefährliche Chancen zu kreieren. Obwohl Hertha damit weiterhin auf Platz 17 in der Tabelle bleibt, ist diese Derbyleistung eine, auf der Trainer Sandro Schwarz aufbauen kann. Das Problem: Hertha braucht langsam Punkte. Nächsten Samstag steht das schwere Auswärtsspiel in Frankfurt an. Abermals keine leichte Aufgabe im Abstiegskampf für die "alte Dame".

Sendung: rbb UM6, 28.01.2023, 18 Uhr

33 Kommentare

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  1. 33.

    Liebe Kathi,
    Es wird Zeit, auf rot/weiß umzuschwenken.
    Macht deutlich mehr Spaß, auch wenn es mal nicht so gut läuft…. :)

  2. 32.

    Glückwunsch an Union nur noch 1 Punkt hinter Bayern.

  3. 31.

    Hertha, habt ihr gut gemacht und viel Glück für den Weg in die Amateurliga!

  4. 30.

    Die Eisernen haben nicht mehr gemacht als notwendig. Kräftesparend, immerhin steht am Dienstag ein wichtiges DFB-Pokalspiel an. Vielleicht klappt es wieder bis in das Finale zu kommen. War damals gegen Schalke live im Stadion dabei. Dafür viel Erfolg aus der Mitte der Lausitz.

  5. 29.

    Auf geht's in Liga 2 für Hertha..

  6. 28.

    Bravo Union, gut gemacht.
    Ihr habt wieder gezeigt wie es geht.

  7. 27.

    Helmut,Nr.1 ist raus.Das war der erste Streich,und der zw... !

  8. 26.

    Das war's wohl.Spitzengehälter ohne Leistung.Bezahlt sie nur nach Toren die sie schießen und das ist immer noch zu viel. Jeder Einwohner dieser Stadt hat ein normales Gehalt oder knappst sich eine Eintrittskarte von seinem wenigen Geld ab.Herthanerspieler denkt mal darüber nach was eure"" Nochfans"" von euch erwarten!!!!

  9. 25.

    Bobic Raus ??
    Trainer und Mannschaft nicht ??

  10. 24.

    „Fredi Bobic ist ab sofort nicht mehr Geschäftsführer Sport bei Hertha BSC. Das Präsidium hat gemeinsam mit dem Aufsichtsrat des Hertha BSC e. V. einstimmig entschieden, seinen Geschäftsführer Sport, Fredi Bobic, mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben zu entbinden“, heißt es in der MItteilung der Hertha.

  11. 23.

    Stimmt auffallend. Kein Hauptstadtderby ist auch keine Lösung. Ich kann ja ganz ruhig sein, mein Königsblauer S04 steht ja leider auch nicht besser da. Eine Erstliga-Saison ohne Derby gegen Lüdenscheid-Nord ist auch Sch...e. Deshalb Glück Auf, alte Tante!

  12. 22.

    Und so manche der Super Herthafans haben sich schon vor dem Spiel völlig daneben benommen
    Hertha hat mal wieder ein ganz schlechtes Bild abgegeben

  13. 21.

    Geile und leider sehr treffende Anmoderation von Michael Antwerpes in der Sportschau eben. "Hertha mit'm Rollator gegen Union mit'm E-Scooter..." :-)

  14. 20.

    Bobic kann wieder bei Magath nachfragen ob er Zeit hat die Hertha vor dem Abstieg zu retten. Gegen Frankfurt wird auch nichts zu holen sein.

  15. 19.

    Schön zu sehen wenn ein echter Verein ein Kommerzgebilde schlägt.

  16. 18.

    EISERN UNION

    Wer hoch fliegen will muss starke Flügel haben und das haben die Unioner. Die Fankulrur stimmt, der Trainer ist Spitze und die Mannschaft steht wie eine Mauer.
    Fußball ist ein Mannschaftsspiel.
    Hertha macht daraus ein Spiel für Einzelwettkämpfe.
    So werdet ihr ,liebe Hertha, auch nicht lange in der zweiten Liga spielen.

  17. 17.

    Glückwunsch Union
    Bin zwar Herthanerin aber die bessere Mannschaft hat verdient gewonnen.

  18. 16.

    Warum leistet sich Berlin eine erstklassige UND eine letztklassige Mannschaft? Da gibt's Optimierungspotenzial. Union noch stärker fördern und Hertha auflösen.

  19. 15.

    Mach´s doch erstmal besser..... Bobic ist das geringere Problem, Schwarz soll Zugriff auf ein Sammelsurium von Fussballspielern, äh Individualisten, bekommen, nachdem andere Trainer das auch nicht geschafft haben?
    Der Fisch hat mit dem Eintritt von einem vermeintlich reichen Illusionisten angefangen zu stinken, Bobic und Schwarz müssen das jetzt ausbaden, was auch ein Herr Preetz zu verantworten hat. Also immer den Ball flachhalten.
    Wie ich an anderer Stelle bereits angemerkt habe, bringen Häme und Spott nichts. Aber die Stammtischler werden sicherlich schon Lösungen parat haben.... schade, dass es keinen vernünftigen Diskurs gibt....
    Ich hoffe, auch für die BuLi, dass die alte Dame das Ruder noch herumreißt. Zwei Berlinclubs tun der1. BuLi gut und eine Hertha in besserem Zustand eben auch.
    Einträchtige Grüße

  20. 14.

    STADTMEISTER!!! Und wenn's für die alte Tante aus'm Westend doof läuft, bleibt dieser Titel wat länger auf der Waldseite. Glückwunsch Union, jagt die Bayern! Glück Auf!

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