Herthas 0:2-Niederlage in der Analyse - Fünf Lehren aus dem Bayern-Spiel

So 30.04.23 | 20:10 Uhr | Von Ilja Behnisch
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Hertha-Trainer Pal Dardai mit seinem Spieler Jonjoe Kenny (imago images/Bernd Feil)
Audio: rbb24 Inforadio | 30.04.2023 | Thomas Hollmann | Bild: imago images/Bernd Feil

Gegen Bayern München zeigte sich Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC lange Zeit zumindest defensiv auf der Höhe. Warum es am Ende dennoch für keinen Punktgewinn reichte und was nun noch Mut macht im Abstiegskampf.

Hertha kann verteidigen

61 Gegentore nach 30 Spielen lassen es kaum vermuten. Aber auch die statistisch zweitschlechteste Defensive der Fußball-Bundesliga kann anständig verteidigen. Sogar gegen den deutschen Rekord-Meister und Wieder-Tabellenführer Bayern München. Nun muss einschränkend erwähnt werden, dass sich eben jene Bayern derzeit nicht gerade in Rekord-Meister-Form befinden. Die Angriffe der Münchner waren zumeist doch von eher behäbiger Natur.

Aber dennoch: Was Hertha an diesem 30. Spieltag in der Allianz-Arena defensiv geboten hat, war aller Ehren wert. In bester Dardai-Manier zog sich die Mannschaft dabei komplett in die eigenen Hälfte zurück und verdichtete derart massiv das Zentrum, dass die Bayern schon einen Tunnel hätten graben müssen, um durch die Mitte zu Torchancen oder freien Zuspielen zu kommen. Über die Außenbahnen ließ Hertha so zwangsläufig mehr Raum. Das jedoch war zu verkraften. Auch weil die Bayern zwar eine gute Strafraumbesetzung hatten, aber keinen klaren Zielspieler, der sich über hohe Hereingaben gefreut hätte.

Der im Zentrum agierende Sadio Mané jedenfalls wirkte über weite Strecken wie diese Hertha-Saison: unglücklich. Auch in den Zweikämpfen bewiesen die Herthaner durchaus Geschick. Etwa dabei, Münchner Freistöße in gefährlichen Regionen zu vermeiden. Defensiver Malus aus Berliner Sicht: Am Ende fiel das aus bayrischer Sicht erlösende 1:0 eben doch durch die Mitte. Zwar nicht nach Tunnelgrabung. Dafür nach einem Chip-Ball. Und aus guten Gründen. Denn ...

Fußball ist ein Fehlerspiel

Dass es so lange 0:0 stand, in diesem an sich ungleichen Duell, lag vor allem auch daran, dass die Herthaner lange Zeit wenige schwerwiegende Fehler machten. Ballverluste in der Vorwärtsbewegung gab es zwar viele, allerdings fast durchweg fernab vom eigenen Tor.

So konnten die Bayern so gut wie nie gegen unsortierte Herthaner anlaufen. War kein klarer Ball in die Spitze möglich, wählten Pal Dardais Spieler immer mal wieder auch die Option, hintenrum zu spielen. Und auch Torhüter Oliver Christensen, der zwar über starke Reflexe verfügt, im Spiel mit Ball jedoch immer wieder für Aussetzer gut ist, leistete sich gegen die Bayern keinen gravierenden Patzer.

Der kam dafür vor dem 0:1 durch Serge Gnabry in Person von Innenverteidiger Filip Uremovic. Der Kroate klärte statt mit dem Fuß mit dem Unterschenkel und damit nur bis vor die Füße des völlig freistehenden Joshua Kimmich, der dann wiederum Gnabry bediente. Hertha war in dieser Szene erstmals völlig aus der Ordnung gerissen und wurde prompt bestraft.

Statistiken sagen nur bedingt etwas aus

Obwohl Hertha beim Dardai-Comeback gegen Werder Bremen (2:4) am vergangenen Wochenende de facto chancenlos war, sprachen gegen die Hanseaten alle relevanten Statistiken für die Berliner. Die Hauptstädter hatten gegen Bremen mehr Ballbesitz, eine bessere Pass- und Zweikampfquote, eine höhere Laufleistung und mehr Schüsse auf das Tor.

Gegen die Bayern nun das komplett gegenteilige Bild. Zur Halbzeit wiesen die Statistiken ein vermeintlich drückend überlegenes Bayern München aus. Sowohl bei den Torschüssen (14 zu 1) als auch bei der Passquote (90 zu 55 Prozent), dem Ballbesitz (79 zu 21 Prozent) und der Zweikampfquote (57 zu 43 Prozent) führten die Gastgeber mit weitem Abstand. Die Realität auf dem Platz war eine andere. Blöd nur für alle Herthaner, dass eine Statistik am Ende immer entscheidet - die Anzahl der Tore.

Lukebakio-Partner dringend gesucht

In einer Statistik war Hertha in der ersten Halbzeit dann doch fast auf Augenhöhe mit den Bayern - bei der Anzahl der Dribblings. 17 zu 15 hieß es nach 45 Minuten für die Münchner, 27 zu 21 nach 90 Minuten. Dass die Berliner in dieser Kategorie mit Gnabry, Coman und Co. mithalten konnten, lag vor allem an Dodi Lukebakio. Der belgische Nationalspieler ist, sofern mit Lust bei der Sache, der wertvollste Offensivspieler im Kader von Pal Dardai. Schnell, trickreich, durchaus abschlussstark. Immer wieder nahm es Lukebakio auch gegen die Bayern erfolgreich mit mehr als nur einem Gegenspieler auf.

Doch irgendwann ging seinen Sprints stets der Rasen aus, stellte sich seinen Dribblings dann doch dieser eine Gegenspieler zu viel in den Weg. Oft schien es, Lukebakio ist dabei selbst für seine Mitspieler zu schnell. Ein wirkliches Zusammenspiel mit Sturmpartner Florian Niederlechner war jedenfalls keines zu beobachten. Auch Jean-Paul Boetius, Jessic Ngankam oder Maximilian Mittelstädt konnten ihn nicht hinreichend unterstützen. Für Hertha könnte es im Kampf um den Klassenerhalt deshalb elementar werden, ob Pal Dardai rechtzeitig den passenden Sturmpartner findet.

Auf die Fans ist Verlass

"Traditionelle Eintrittskarten erhalten" stand auf einem Banner zu lesen, das die mitgereisten Hertha-Fans am Oberrang der Allianz-Arena zeigten. Ob das Ticket zu dieser Niederlage bei den Bayern nun großen Erinnerungswert hat, sei einmal dahingestellt. Unbestritten ist hingegen, dass sich 5.200 mitgereiste Hertha-Fans mehr als sehen lassen können. Zumal zumindest der Support aus der Gästekurve erstligareif war.

Wie hatte Kevin-Prince Boateng nach der 2:4-Niederlage gegen Werder Bremen gesagt? "Wir brauchen die Fans. Ich weiß, dass es sehr schwer ist. Ich bin selber Hertha-Fan, mir tut das auch weh. Ich würde auch pfeifen, glaube ich. Aber wenn wir Hertha lieben, so wie wir es sagen, müssen wir es probieren." Die Antwort der Hertha-Supporter in München war eindeutig.

Sendung: rbb24, 30.04.2023, 22:00 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch

26 Kommentare

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  1. 26.

    Zitat: "Hertha holt noch 3 Siege. Die beiden Heimspiele gegen Stuttgart und Bochum und gegen Köln, denen ich jede Mentalität abspreche im Niemandsland der Tabelle."

    Ähem, Bochum hat gegen den BVB gezeigt, wie Abstiegskampf geht; Stuttgart hat recht souverän gegen - zugegebenermaßen - kriselnde Gladbacher gewonnen und Köln war gegen Freiburg nicht die schlechtere Mannschaft. Also von mangelnder Mentalität kann beim Effzeh keine Rede sein.

    Der Auftritt der Hertha bei den Bayern war sicher schon ganz gut. Aber wäre der FCB in Normalform und nicht so seltsam verunsichert und gehemmt gewesen, hätte es eine ordentliche Packung für HBSC gegeben.

    Ihre Prognose: 9 Punkte aus den 4 verbleibenden Spielen, halte ich für sehr unwahrscheinlich.

  2. 25.

    Vielleicht plus 1 Punkt pro Spiel, weil sie so gut spielten (Zitat: "Was Hertha an diesem 30. Spieltag in der Allianz-Arena defensiv geboten hat, war aller Ehren wert."). Das wären dann 4, was aber dann auch nicht reichen würde, den endlichen Abspieg zu verhindern.

  3. 24.

    Wer ?
    Union ? Oder Borussia Dortmund oder die Bayern ?
    Hertha BSC bestimmt nicht, sie Träumer

  4. 20.

    wer am Ende die schlechteste Mannschaft ist, entscheidet sich nach dem 34. Spieltag. Am Ende zählen nur die Punkte und nicht die Spielweise. In Schönheit sterben ist nicht zielführend.

  5. 19.

    Ja, Optimismus ist eine schöne Sache...
    Bisher in 30 Spielen 5 Siege - und nun in 4 Spielen 3 Siege?
    Der gesamte Verein ist einschließlich seines Managements so marode - selten war ein Abstieg so verdient. Schlimm ist eigentlich nur eines - es tut nicht mal mehr weh...

  6. 18.

    Wer braucht denn dann eigentlich noch ein neues Stadion für diesen Verein? Da kann die neue / alte Senatorin mal ein Exempel statuieren und die Blase platzen lassen….

  7. 16.

    Wieder ein Herthaner der nicht kapiert das Hertha die schlechteste Mannschaft der Saison ist und Hochverdient absteigt
    Oder ist ihr Kommentar Ironie

  8. 15.

    Für mich ist das von Hertha echter Antifussball n wer nur hinten drin steht kann einfach keine Tore schießen,das ist jawohl der Sinn des Spiels.
    Es wird immer alles schön geredet,das geht schon seit Jahren so.
    Willkommen in Sandhausen die haben auch einen schönen Rasenplatz.

  9. 14.

    Hertha holt noch 3 Siege. Die beiden Heimspiele gegen Stuttgart und Bochum und gegen Köln, denen ich jede Mentalität abspreche im Niemandsland der Tabelle. Am Ende Relegationsplatz dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Bochum. Schalke auf 18 und Bochum auf 17 sind die direkten Absteiger. Auf geht es zur Relegation gegen den HSV.

  10. 12.

    Wie blickt der Präsident Kay Bernstein eigentlich auf die sportliche Talfahrt seit Amtsbeginn ?

  11. 11.

    Ich habe keinen Willen gesehen in der Bundesliga zu bleiben , zumal Bayern auch nicht überzeugen konnte.
    Naja die Hoffnung auf ein Bundesligaderby bleibt wohl noch bestehen.Ich als Unioner würde es freuen.
    Aber ,aber aber

  12. 10.

    Fünf Lehren?
    Eher Flasche leer.

  13. 9.

    Und tschüss…….

  14. 8.

    Aber wirklich!
    Das beste Beispiel für Leistungsprinzip. Wers nicht bringt, ist weg vom Fenster. Warum eigentlich ständig den Trainer austauschen? Einmal die komplette Mannschaft austauschen, ist vielleicht kostengünstiger. ;))

  15. 7.

    Ihr könnt das so schönschreiben wie ihr wollt.

    'Hertha kann verteidigen' - Mag sein, hat NUR zwei Mal nicht geklappt - oder

    'nahm es Lukebakio auch gegen die Bayern erfolgreich mit mehr als nur einem Gegenspieler auf.' Äähää. "Erfolgreich" null Tore -

    Also Null Tore, Null Punkte, Null auf'm letzten Platz - Mannschaft Null - Alles Null.....

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