Fußball-Profi Alfredo Morales in den USA - Auf den Spuren von Franz Beckenbauer

Mo 10.04.23 | 12:20 Uhr | Von Heiko Oldörp
Alfredo Morales im Trikot des New York City FC (imago images/USA TODAY Network)
Audio: rbb24 Inforadio | 4.4.2023 | Heiko Oldörp | Bild: imago images/USA TODAY Network

Vor zwei Jahren wechselte Alfredo Morales in die Major League Soccer. Der frühere Fußball-Profi von Hertha BSC spielt heute in der Weltmetropole New York - und wird dabei oft an seine Heimatstadt Berlin erinnert. Von Heiko Oldörp

Das letzte Auswärtsspiel des New York City FC bei der New England Revolution war bereits einige Minuten beendet, doch Alfredo Morales befand sich gedanklich immer noch auf dem Rasen des Fußball-Stadions in Foxborough - auch bei seinem Gang durch die Katakomben Richtung Kabine. Er redete auf Mitspieler Mitja Ilenic ein.

Der Slowene ist 18 Jahre jung, erst seit zwei Monaten im Verein. Da ist es für Morales, dem mit 32 Jahren zweitältesten Fußball-Profi beim NYCFC, eine Selbstverständlichkeit, dem Verteidiger bei seinen ersten Schritten in der Major League Soccer (MLS) zu helfen. "Das ist mein Job als erfahrener Spieler. Ich bin 13 Jahre in dem Geschäft, habe viel gesehen. Und all die Erfahrung muss man natürlich teilen, um den Jungs zu helfen", sagt Morales im Gespräch mit dem rbb.

Oberschenkelverletzung auskuriert

Ob er Ilenic auch über seine jüngste Oberschenkel-Verletzung erzählt hat, ist nicht überliefert. Morales hatte sich vergangene Saison den Adduktor-Muskel abgerissen, fiel lange aus. Im Auswärtsspiel bei Houston Dynamo stand der Mittelfeldmann Ende März erstmals seit sieben Monaten wieder in einem Pflichtspiel in der Startelf. Er fühle sich "super", sagt Morales, sei bereit, "wieder Gas zu geben."

Am 7. April ist es zwei Jahre her, dass der Berliner von Fortuna Düsseldorf nach New York wechselte. "Er bringt eine andere Dynamik in unser Mittelfeld, ist technisch versiert und aggressiv", hob Sportdirektor David Lee bei der Vorstellung hervor. Acht Monate später bejubelten Morales und seine neuen Mitspieler bereits den Gewinn der Meisterschaft in der Major League Soccer. Im Finale besiegte New York die Portland Timbers 5:3 nach Elfmeterschießen. Dass Morales der einzige Spieler seines Teams war, der vom Punkt aus nicht traf, ging im Meisterjubel unter.

Im elften Profi-Jahr erstmals Meister

Im elften Jahr als Fußball-Profi hatte er seinen ersten Titel gewonnen. Morales hatte somit etwas geschafft, das zuvor auch Franz Beckenbauer gelungen war - Fußball-Meister mit New York. Beckenbauer hatte 1977, 1978 und 1980 mit Cosmos New York die Championship in der damaligen North American Soccer League NASL gewonnen. "Das war natürlich 'ne ganz andere Zeit, als der Kaiser hier gespielt hat", betont Morales. Der Fußball und die Liga generell seien "so wahnsinnig gewachsen in den vergangenen 15, 20 Jahren."

Mittlerweile spielt der Mann mit der Rückennummer 7 seine dritte Saison in New York. Der NYCFC rangiert nach sieben Partien mit neun Punkten im Mittelfeld der Eastern Conference. Morales spricht dennoch mit überzeugter Stimme von "riesen Ambitionen" und vom Titel als Ziel. Diese Einstellung des Vereins und Mannschaft, so Morales, passe zu seinem Charakter.

Heimspiele im Baseball-Stadion

Morales fühlt sich nicht nur sportlich in New York wohl. Die Weltmetropole habe aufgrund ihrer Vielfalt und Diversität sehr viel mit Berlin gemeinsam - und genau das genieße er. "Man lernt tolle Menschen kennen, so verschiedene Menschen", betont der Mann, der aus dem Wedding kommt. Dort, sagt er, "gibt's gar nichts anderes als offen zu sein für andere Menschen, andere Kulturen und Religionen."

Er wohnt mit seiner Familie im Westchester County, etwas nördlich von New York City. Sein Arbeitsplatz ist die Bronx. Der NYCFC spielt als einziger Verein der MLS in einem Baseball-Stadion, allerdings in einem ganz besonderen - dem der New York Yankees, einem der weltweit bekanntesten Klubs und mit 27 Meisterschaften Rekordchampion der Major League Baseball. Bei seinem Debüt im Yankee-Stadium habe er noch gedacht, dass das "irgendwie komisch" sei, erinnert sich Morales. Doch mittlerweile sei es "schon sehr besonders", dort zu spielen. "Riesen Geschichte, riesen Stadion."

16 Länderspiele für die USA

Der Sohn einer Deutschen und eines Peruaners bezeichnet sich als jemand, der nach vorne schaue. Aber Morales weiß natürlich auch, dass er am 12. Mai 33 Jahre alt wird, der Horizont seiner sportlichen Karriere mittlerweile näher gerückt ist. Sein Vertrag in New York endet im Dezember, der Verein hat die Option, um ein Jahr zu verlängern. Wie lange er noch spielen werde, wisse er nicht, sagt Morales.

Als 20-Jähriger hatte er 2010 bei Hertha BSC seine ersten Meter im Profi-Fußball zurückgelegt, war mit dem Klub anschließend in die Bundesliga aufgestiegen. Es folgte der FC Ingolstadt - und mit dem Wechsel "ein Kulturschock" sowie ein weiterer Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Dann kamen Fortuna Düsseldorf und schließlich New York. Nicht zu vergessen: 16 Länderspiele für die USA.

Klinsmann machte ihn zum Nationalspieler

Jürgen Klinsmann war in seiner Zeit als US-Nationaltrainer nicht entgangen, dass Morales' Vater einst in der US-Armee gedient und deshalb eine amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen hatte - und dass der Sohn deshalb ebenfalls US-Staatsbürger ist. Im Januar 2013 trug der Berliner erstmals das Trikot mit den "Stars and Stripes".

Sein größter Erfolg? Morales muss überlegen, geht in sich. Nein, kein Titel und auch kein besonderes Tor oder eine herausragende Leistung. "Ich bin einfach nur happy und dankbar, dass ich Profi geworden bin. Dass ich meine Leidenschaft und Liebe über eine so lange Zeit als Job ausüben kann."

Sendung: rbb24 Inforadio, 03.04.2023, 13:15 Uhr

Beitrag von Heiko Oldörp

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