Vorfälle in Unterhaching - Energie Cottbus kritisiert Polizei-Einsatz als "unverhältnismäßig"
Mit einem 0:2 in Unterhaching verpasste Energie Cottbus am Wochenende den Aufstieg in die 3. Fußball-Liga. Als sich der Frust der Fans entlud, schritt die Polizei ein. Zu hart, kritisiert der Verein jetzt. Die Polizei dementiert.
Der FC Energie Cottbus kritisiert die Polizeimaßnahmen im Aufstiegs-Rückspiel bei der SpVgg Unterhaching in einer öffentlichen Stellungnahme als "unverhältnismäßig". Der brandenburgische Regionalligist prangert vor allem den "ziellosen Einsatz" von Pfefferspray im Gästeblock an.
Polizei berichtet von 26 verletzten Energie-Fans
Am 11. Juni fand das Rückspiel des Drittliga-Aufstiegsduells zwischen der SpVgg Unterhaching und Energie Cottbus statt. Dabei kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Teilen der Cottbuser Gästefans und der Polizei. Einen Tag nach dem Spiel vermeldete die Polizei 24 von Pfefferspray verletzte Gästefans, mittlerweile wird von 26 berichtet.
Einige Anhänger der Lausitzer hatten zuvor versucht, auf das Feld zu gelangen. Um sie aufzuhalten, seien auch Schlagstöcke eingesetzt worden, heißt es in der Mitteilung. Die Betroffenen seien vor Ort medizinisch versorgt worden. Das Fußball-Spiel wurde für etwa 15 Minuten unterbrochen. Fans hatten demnach zuvor Ordner angegriffen sowie Pyrotechnik und Gegenstände in Richtung der Polizei geworfen. Auch vor und nach der Partie, die mit einem 2:0-Sieg und dem Aufstieg in die dritte Liga für Unterhaching endete, kam es den Angaben zufolge zu Zwischenfällen mit Pyrotechnik.
Insgesamt hätten Beamte wegen der verschiedenen Delikte bislang mehr als 15 Verdächtige ermittelt. Bei dem Spiel waren demnach mehr als 200 Beamte im Einsatz.
Cottbus kritisiert fehlende Deeskalation
Die Energie-Verantwortlichen kritisieren das Verhalten einiger ihrer Fans in einer öffentlichen Stellungnahme, stellen aber auch klar: "Unabhängig davon muss insbesondere das Vorgehen der im Sportpark Unterhaching eingesetzten Polizeikräfte sowie das gesamtheitliche Sicherheitskonzept des Veranstalters infrage gestellt werden." Die SpVgg Unterhaching wollte sich auf rbb-Anfrage nicht öffentlich zu den Vorwürfen äußern.
Überforderte Ordnungskräfte, unzureichende Einlasskontrollen und willkürliche Hausverbote hätten laut den Verantwortlichen "weder zu einer Deeskalation noch einem ordnungsgemäßen Ablauf im Sinne der Sicherheit" beigetragen, heißt es hingegen von Energie Cottbus. Vor allem der "maß- und ziellose Einsatz" von Pfefferspray wird als "absolut unverhältnismäßig" bewertet. "Es gab zu diesem Zeitpunkt weder eine Relevanz noch Rechtfertigung für einen derartigen Einsatz. Erst im Nachgang des wahllosen Pfeffersprayeinsatzes kam es als Reaktion zu vermehrten Becherwürfen und zusätzlicher Aggression aus dem Gästeblock", so die Stellungnahme.
Polizei rechtfertigt Einsatz als "verhältnismäßig"
Auf rbb-Anfrage äußerte sich die Münchener Polizei am Freitag zu den Cottbuser Vorwürfen. Demnach sei der "Einsatz unmittelbaren Zwangs, auch mit Hilfsmitteln der körperlichen Gewalt [...] verhältnißmäßig" gewesen, um "mehrere gewaltorientierte Gastfans" davon abzuhalten, das Spielfeld zu stürmen. "Der Einsatz des Pfeffersprays gegen die Personen war notwendig und geeignet, die polizeiliche Maßnahme der Absperrung durchzusetzen", heißt es in der Stellungnahme weiter. Vorherige Stadiondurchsagen und das Androhen körperlicher Gewalt seitens der Polizei hätten zuvor keinerlei Wirkung gezeigt.
Sendung: rbb inforadio, 14.15 Uhr, 15.06.2023