DFL-Mitgliederversammlung - Deutsche Fußball-Profiklubs stimmen für Einstieg von Investor

Mo 11.12.23 | 20:54 Uhr
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Eine Kamera in einem Bundesliga-Stadion (imago images/Eibner)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.12.2023 | Tim Brockmeier | Bild: imago images/Eibner

Im zweiten Anlauf haben die deutschen Fußball-Profiklubs knapp für den Einstieg eines Investors gestimmt. Der DFL soll das künftig etwa eine Milliarde Euro bescheren. Vorab hatte es große Kritik daran aus den Reihen der Fans gegeben.

Die Vertreter der 36 Erst- und Zweitligisten haben den Weg für den geplanten Milliarden-Deal der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit einem Investor frei gemacht. Ein entsprechender Antrag hat nach übereinstimmenden Medienberichten am Montag auf der DFL-Mitgliederversammlung in einem Frankfurter Flughafen-Hotel mit 24 Ja-Stimmen knapp die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten.

Investor soll eine Milliarde Euro zahlen

Die Geschäftsführung der Dachorganisation des deutschen Profi-Fußballs kann nunmehr konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Vermarktungspartner aufnehmen. Sechs Unternehmen sollen ihr Interesse an einer Partnerschaft mit der DFL bekundet haben. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein.

Die DFL will das Geld vornehmlich für den Ausbau ihrer Infrastruktur nutzen. Dazu zählen eine weitere Digitalisierung und Internationalisierung sowie der Aufbau einer eigenen Streamingplattform. Im Mai dieses Jahres war das Vorhaben noch gescheitert. Damals war die dafür nötige Zwei-Drittel-Mehrheit knapp verfehlt worden.

Hertha und Union lehnen Investoren-Einstieg ab

Zweitligist Hertha BSC stimmte bei der geheimen Abstimmung nach eigenen Angaben gegen den Investoren-Einstieg. "Hertha BSC hätte sich gewünscht, dass der Prozess ganzheitlich betrachtet wird, von der Infrastruktur bis hin zur Nachhaltigkeit. Eine Finanzierung aus eigener Kraft oder ein Model mit Bündnispartner hätte ebenfalls eine Chance auf eine Machbarkeitsüberprüfung verdient. Zudem ist mit dem heutigen Tage nicht absehbar, ob der Finanzbedarf ausreichend ist, um die Ziele zu erreichen. Es wäre wünschenswert gewesen, dass man sich für diesen Vorgang mehr Zeit genommen hätte", heißt es in einem Vereins-Statement.

Auch der 1. FC Union Berlin lehnte den Investoren-Einstieg ab. "Unsere Position zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft für die DFL-Medienrechte mit einem externen Investor zum jetzigen Zeitpunkt und zu den bekannten Konditionen haben wir am Wochenende ausführlich dargelegt und heute gegen den Antrag gestimmt", teilte Union-Präsident Dirk Zingler auf Instagram mit. Dass sich eine Mehrheit der 36 Vereine nun entschieden habe, diese Partnerschaft einzugehen, gelte es zu akzeptieren, hieß es weiter.

Zuletzt hatte Vereinspräsident Zingler eine Verschiebung der Abstimmung gefordert und scharfe Kritik am Verhalten anderer Klubs geübt.

Widerstand in den Stadien

Aus dem Fan-Lager hatte es bis zuletzt Widerstand gegen einen solchen Deal gegeben. Die Anhänger, die ihren Protest auch am zurückliegenden Wochenende in vielen Stadien auf Spruchbändern zum Ausdruck brachten, befürchten durch den Einstieg eines Investors eine Wettbewerbsverzerrung.

Die DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel hatten dagegen vor der Abstimmung erneut darauf verwiesen, dass dem künftigen Partner nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich eingeräumt werden sollen. "Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns", bekräftigte Lenz.

Sendung: rbb24 Inforadio, 11.12.2023, 19:02 Uhr

40 Kommentare

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  1. 40.

    Ich sag mal so:
    Nun war es das tatsächlich für mich mit Profifußball.

    Jetzt wäre es an der Zeit, dass die Fans sich nicht von den Vereinen abwenden, sondern "nur" solange Spiele live boykottieren, bis dieser Mumpitz vom Tisch ist. Hat vor nicht allzu langer Zeit die coole Crowd eines Amateurvereins hier in Berlin ja vorgemacht.
    Die Fans sollten Amateurspiele besuchen - oder Jugendspiele ihres Clubs - oder, wenn vorhanden, die Damenteams unterstützen... alles - nur nicht zu ihren 1. Männer gehen...
    Da können Fans mal wirklich Macht beweisen...

  2. 39.

    Hertha und Union haben dagegen gestimmt und das ist gut so, nützt leider nichts.

  3. 38.

    Zum Glück mag ich eh keinen Fußball. Die Fans sollten diese geldgierigen Leute ignorieren und ein Jahr lang alle Spiel boykottieren. Wessen Firmen werden da wohl bedient mit den Millionen für Plattformen, Digi-Dingsda und so weiter. Schade, daß man solche Ausverkäufe nicht verbieten kann.

  4. 37.

    Viel wichtiger wäre kein Geld mehr für Fußball im Bezahlfernsehen ausgeben.
    ein Fanboykott in den Stadien könnte dem Ganzen dann noch Nachdruck verleihen.

  5. 36.

    Das wird nicht passieren, die Leute rennen weiter in die Stadien und hänger vorm TV bei Sky, dazn, Amazon usw.
    Das ist jetzt ein kurzer Aufschrei, und dann geht's normal weiter.

  6. 35.

    Würde ich an Ihrer Stelle jetzt auch behaupten, passt aber nicht mit dem vorher Geschriebenen. Kümmern Sie sich doch um Dinge, die Sie auch verstehen.

  7. 34.

    Tja, da gibt es für die Fans nur die Möglichkeit, einfach nicht mehr ins Stadion zu gehen.

  8. 33.

    Die DFL hält sich für unersetzlich für einen Liga-Profi-Fußball, wie es scheint … Dem ist aber sicher nicht so … Denn Niemand und nichts ist unersetzlich !

  9. 32.

    Jetzt ist die Liga finanztechnisch angefixt, abhängig und in der Falle … Wie kann man so blöd sein ?! … Und meinen, dass „die Kundschaft“ auch so blöd ist zu glauben, dass der Inverstor ja niiiiemals ein starkes Mitspracherecht haben wird … Das Fremd-Kapital wird sich das besorgen … Noch nicht gleich morgen, aber schon übermorgen … Die haben da einen gaaaanz langen Atem !

  10. 31.

    Das läuft auch unter dem Stichwort: Ausverkauf von Deutschem Tafelsilber … Die Deutschen Ligen sind (gerade noch) so wie sie jetzt sind spannend bzw. originär … In spätestens 5 Jahren ist’s kaputt und nur noch irgendwelche (ausländischen) Romantiker glauben sie sehen einen Deutschen Ligen-Fußball, der immer noch zu guten Teilen aus der Vereins- und Fanarbeit entsteht ... Nee, vorbei ... Premier League lässt grüßen.

  11. 29.

    Deutsche Fans wollen gar nicht die 100-Millionen-Euro-Harry-Kane-Superstars von HEUTE in der Liga, sondern die von MORGEN … Zur Zeit die halbe Mannschaft von Bayer04 z.B. … Ja, dann sind sie in der nächsten Saison beim Scheich … Egal ! … Wir hatten unseren Spaß (mit ihnen) … Die DFL-Verantwortlichen unterliegen hier einer fundamentalen Fehleinschätzung bezüglich der eigenen Kundschaft.

  12. 28.

    Ok. Der rbb ist mit dem Update inzwischen fast so weit, wie alle Sportzeitungen. Union hat meine Bitte um Entschuldigung verdient.
    Da war ich zu schnell mit meinem Urteil.

  13. 26.

    Traurig, das die DFL den Deutschen Fussball so an irgendeinem Investor verkauft.
    Leider geht es nur um Profit, ums liebe Geld.
    Und außer 12 Vereine,( 2 Enthaltungen sind dabei ) machen alle dieses Spiel mit.Schade.

  14. 25.

    Wer das Gebaren der FIFA bei der letzten WM noch im Kopf hat, sollte sich nicht wundern. Es geht in den Verbänden schon lange nicht mehr um die Vereine und die Menschen drumherum. Ich möchte nicht wissen, wieviele Koffer jetzt verschoben werden.
    Eisernes HaHoHe

  15. 24.

    Naja wenn man ironie nicht versteht schreibt man halt solche Antworten. Hertha ein wirtschaftlich kaputter Verein meint nun alles besser machen zu können. Vielleicht versteht man es ohne ironie besser.

  16. 23.

    Haha ihre Drogen sind ja fantastisch.
    Reichste Club lol, die haben so wenig mittlerweile, könnten fast Bürgergeld beantragen.
    Ist genauso Quatsch wie dass wir angeblich in einem reichen Deutschland wohnen, stimmt auch schon lange nicht mehr.

  17. 22.

    Die Fans haben die Möglichkeit mit "Nicht mit mir" zu votieren und den wohl harten Entzug von allen Spielen zu probieren, falls die Nähe zum Verein immer kleiner wird oder abreißt.

    Schaffen sie ihre Ausstiege nicht, sollte den Fussballgeschädigten professionelle Hilfsangebote zur Verfügung stehen oder auf Selbsthilfegruppen verwiesen werden können.

  18. 21.

    Uli Hoeneß sagte auch mal, dass Kriminell im Fußball nichts verloren haben. HUST.

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