Kreislaufwirtschaft im Straßenbau - Wie alter Beton von der A15 direkt wieder auf die Fahrbahn kommt

Mi 19.07.23 | 16:45 Uhr
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Ein Schild weist auf Straßenschäden und eine Temporeduzierung hin (Archivbild: dpa/Franke)
Audio: Antenne Brandenburg | 19.07.2023 | Nachrichten | Bild: picture alliance

Rund 500 Kilometer Fahrbahn muss die Autobahn GmbH des Bundes allein in Brandenburg sanieren. Der Grund: die Alkali-Kieselsäure-Reaktion, besser bekannt als Betonkrebs.

Auf einem Bauabschnitt zwischen Cottbus und Forst (Spree-Neiße) setzt die Autobahn GmbH nun auf Kreislaufwirtschaft. Der beschädigte und von der Fahrbahn entfernte Beton wird direkt wieder für den Neubau verwendet.

Zeit und Ressourcen gespart

Das Verfahren soll die Bauzeit verkürzen und Ressourcen sparen, weil kein Naturstein mehr abgebaut werden muss, erklärt Ralph Brodel von der Autobahn GmbH.

Deshalb wird auf dem elf Kilometer langen Abschnitt zwischen Cottbus und Forst gerade die alte Betonfahrbahn buchstäblich zertrümmert. Die großen Brocken werden noch einmal geschreddert, die in unzählige Kieselsteine zerkleinerte Fahrbahn zu großen Haufen aufgetürmt. Der Kies aus der alten Autobahn wird dann als Frostschutzschicht eingebaut, darauf kommt schließlich die neue Fahrbahn aus Asphalt.

"Da wird nicht nur ein kleiner Steinbruch komplett eingespart", so Brodel. Auch die zahlreichen Fahrten der Kipplaster zu den entsprechenden Kiesgruben oder Recyclinghöfen würden entfallen. 360.000 Liter Diesel würden eingespart, so Brodel.

Der Einsatz des recycelten Materials spare zudem Zeit, ergänzt sein Kollege Thomas Mattuschka. Die Sanierung der elf Kilometer Autobahn würde andernfalls nicht elf Monate dauern, sondern doppelt so lang.

Sendung: Antenne Brandenburg, 19.07.2023, 16:40 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Glauben Sie die Autobahn GmbH ist wirklich so doof und versteckt das Problem nur unter der neuen Straße ohne darüber nachzudenken ob das lange genug gut geht? Ja ok wäre nicht das erste Mal das Dinge nicht zu Ende gedacht wurden. Aber der Gedanke klingt mir zu naiv als das es wirklich so sein könnte.
    Die heutigen kurzen Lebenszyklen sind sicher auch den erhöhten Ansprüchen an Sicherheit und natürlich der deutlich höheren Belastung im Vergleich zu früher geschuldet.
    Nicht zu letzt also auch dem streckenweise nicht vorhandenen Tempolimit.
    Was würden die Autobahnen kosten wenn sie auf 120 oder 130 limitiert wären? Könnte man sicher das technische Niveau einiges herunterschrauben.

  2. 17.

    Bei Worten wie "immer" horche ich immer wieder gern auf.
    Wieviel CO2 steckt in 1cbm Beton? Was kostet zukünftig die entsprechende Menge CO2 und somit der Beton?
    Was kostet die Einlagerung/Deponierung im Vergleich zum Wiedernutzen?
    Kompostieren oder thermische Verwertung haut ja nicht hin also ist das Sondermüll oder Ersatzbaustoff.
    Wie lange wird also neuer Beton noch preiswerter als RC-Beton sein?

  3. 16.

    Vielleicht kommentiere ich ja unverständlich, aber es soll Beton recycelt und offenbar als Unterbau im Straßenbau wiederverwertet werden, der sich durch die Alkali-Kieselsäure-Reaktion und des damit einhergehenden hydraulischen Drucks selbst zerstört.
    Halten sie das für eine klimagerechte Kreislaufwirtschaft, wenn dieser „kostengünstige“ Unterbau die Ursache für die nächsten Straßenschäden ist.
    Also ich würde soetwas nicht unter mein Fundament schmeißen.
    Früher hat man Fahrbahnen mit einer Lebensdauer von 30-50 Jahren solide gebaut. Und heute redet man von nachhaltiger Kreislaufwirtschaft, wenn die Straßen alle 10 Jahre saniert werden müssen?!?

  4. 15.

    Die durch weitere Zerstörung der Umwelt bisher nich nicht monetär erfassten Kosten „billigerer“ Lösungen können wir uns angesichts der ökologischen Krisen nicht mehr leisten. Kreislaufwirtschaft muss der Standard werden.

  5. 14.

    Der Hinweis von 5-15€ pro qm Mehrkosten ist wenig hilfreich. Um dies einordnen zu können fehlt die Angabe über die Grundkosten bzw. %-Angabe der Mehrkosten.

  6. 11.

    "RC-Beton" kostet in der Regel einen Aufschlag von 5€-15€ pro cbm, je nach Betonsorte und Auftragsmenge, zuzüglich zu dem normalen Betonpreis pro cbm. RC-Beton ist immer teurer als normaler Beton, immer. Wie schon geschrieben: die Recyclierung gibt es nicht gratis. RC-Beton fragt auch nur die öffentliche Hand an, bei privaten Bauaufträgen ist RC-Beton kein Thema.

  7. 10.

    Sie wissen unter welchen Bedingungen Asphalt „Blasen“ schlagen kann?

  8. 9.

    Zeit einsparen ist ziemlich wichtig, da Arbeitsstunden ein sehr großer Kostenpunkt sind. Ich würde daher von einer Ersparnis bei den Baukosten ausgehen, ob man nun ein paar Maschinen mehr braucht oder nicht. Vor allem ist es aber für den Wirtschaftsverkehr von Vorteil, wenn die Autobahn möglichst große Kapazität hat und baustellenbedingte Einschränkungen möglichst schnell wieder weg sind.

  9. 8.

    Doch. In den 70-iger Jahren wurden in der DDR Sande aus der Ostsee für Betonschwellen im Gleisbau der DR verwendet, mit genau dem gleichen Effekt.
    Daraufhin wurde das Phänomen erforscht und verstanden. Man wusste dann sehr gut, welche Kieshütten man besser meidet bzw. wo welche Zusatzstoffe beigemischt werden mussten.

  10. 7.

    Jeder Straßenbelag verschleißt aufgrund der stetigen Belastung. Aber Betonkrebs ist kein Belastungsverschleiß sondern eine aufquellende zerstörerische chemische Reaktion unter Feuchtigkeit aufgrund der Beimischung falscher Kiessorten.
    Das Phänomen war schon in den 70-igern in der DDR bekannt und wurde dann sehr gut erforscht und verstanden.
    Die Kritik an der absehbaren Qualität der Nachwendebetondecken auf ostdeutschen Autobahnen wurde von den Verantwortlichen einfach ignoriert.
    Das man nun wieder Asphalt einsetzt, hat ja offenbar Gründe.

  11. 6.

    Das Problem sind nicht die Zuschläge an sich. Die Zuschläge müssen kieselsäurefrei sein, damit sie nicht mit dem Alkali im Beton reagieren. Komplett auszuschliessen kann man das bei Naturprodukten jedoch nicht. Beton hat einen basischen ph-Wert, Bewehrungsstahl ebenso. Säuren zerstören Beton und Bewehrung. Ob durch äußere Einflüsse oder durch die Zuschläge. Hat nichts mit löchrigen Vorschriften zu tun.

  12. 5.

    Wenn ich das in den letzten Jahren richtig beobachtet habe, ist dies nichts Neues. Habe es schon vor Jahren bei der Sanierung auf der A9 gesehen, dass den Beton zerkleinert und als Unterbau wieder eingebracht wird. Ist anscheinend eine effektive Methode, da der schadhafte Beton als Untergrund nicht mehr viel Schaden anrichten kann.

  13. 4.

    Dass sich Leute/Firmen irgendwelche Schlupflöcher suchen, war und wird auch immer so bleiben, leider.

  14. 3.

    Das Problem sind die für den Straßenbau verwenden Kiessorten. Wider besseres Wissens unter Ausnutzung der löchrigen Bauvorschriften, haben sich da einige Firmen bei der Sanierung der ostdeutschen Autobahnen mit Fördermitteln richtig gesundgestoßen.
    Wenn der so eingesetzte Schotter Feuchtigkeit sieht, geht die Reaktion unter dem Asphalt weiter.

  15. 2.

    Mag Zeit sparen, aber keine Baukosten, denn die Aufbereitung erfolgt natürlich nicht kostenneutral. Den deftigen Zuschlag für recycliertes Baumaterial trägt der Steurzahler. Egal, ob HGT für den Unterbau oder RC-Beton für die Oberfläche.

  16. 1.

    Na endlich, statt immer neues Material heranzukarren, dass alte Material wieder aufarbeiten. Dass es ökologischer ist, dürfte ja wohl klar sein. Und unsere Behörden sollen endlich die Gesetze genau dafür freigeben, dass wieder verwertbares Material genauso verbaut werden kann wie Neues.

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