Zusammenschluss von Lausitzer Tischlern - Hilft die Genossenschaft gegen den Fachkräftemangel?

Fr 27.10.23 | 16:45 Uhr
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Die beiden Tischler, die sich in einer Genossenschaft zusammenschließen (Bild: rbb)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.10.2023 | Daniel Mastow | Bild: rbb

Das Handwerk hat ein Fachkräfte- und ein Nachwuchsproblem. Immer weniger trauen sich zu, einen eigenen Betrieb zu leiten. Zwei Lausitzer Tischler wollen deshalb ihre Firmen auflösen - und gemeinsam als Genossenschaft durchstarten.

Einen zumindest für das Handwerk unüblichen Weg bei der Bewältigung des Fachkräfteproblems wollen zwei Lausitzer Tischler gemeinsam gehen. Thomas Uhlendorf und Rainer Böhm, Tischlermeister aus Kolkwitz (Spree-Neiße), wollen eine Genossenschaft gründen. Der Schritt wäre brandenburgweit einmalig, sagt die Handwerkskammer.

Es sei eine gute Sache, "wenn man Kompetenzen bündelt und dann unter einem Namen als Firma auftritt", sagt Uhlendorf. Man werde leistungsfähiger und könne sich gegenseitig helfen, sagt er.

Die Idee hatte Rainer Böhm. Seit 1997 ist er selbstständig - seine Motivation: "Das was ich immer war, Tischler, das wollte ich weitertragen und nicht meine Werkstatt irgendwann zuschließen müssen, weil es keine Nachfolger gibt", sagt er.

Jeder in seinem Spezialgebiet - gemeinsam zu neuen Aufträgen

Darum geht es hauptsächlich bei dem Schritt. Jeweils allein können die beiden Tischlermeister nicht mehr ausbilden. Außerdem hätten sie auch gern mal Urlaub, wie sie sagen. Weil zudem die Zahl der Tischlereien generell zurückgehe, wollten sie sich nachhaltiger aufstellen, Kräfte und Maschinen bündeln.

Aktuell bereiten die Tischlermeister noch alles für ihren genossenschaftlichen Zusammenschluss vor. Sie testen aber bereits gemeinsame Arbeitsabläufe. Beide würden bei ihren Spezialgebieten bleiben: Böhm bei der Restauration, Uhlendorf bei den Türen. Gemeinsam könnten sie aber neue Kunden gewinnen, die sie früher nicht erreicht hätten. "Je mehr wir sind, desto mehr können wir uns breit gefächert aufstellen. Wir können mehr Kundenaufträge abarbeiten", sagt Rainer Böhm.

Neuland für HWK, obwohl Konzept schon gut erprobt

Die Tischler hätten sich bei ihrem Vorhaben gern von der Handwerkskammer beraten lassen - für die ist das Thema aber völliges Neuland, wie der Hauptgeschäftsführer der HWK Cottbus, Knut Deutscher sagt. Das klassische Unternehmermodell laute: "Ich bin selbstbestimmt für mein Eigentum zuständig", so Deutscher. Bei einer Genossenschaft sei das anders, auch andere hätten dann Mitspracherecht.

Deutscher kenne noch die Zeit, als in der HWK fast nur Genossenschaften, genauer Produktionsgenossenschaften organisiert waren. Diese waren zu DDR-Zeiten allerdings zwangsvereinigt worden und hatten sich nicht freiwillig zusammensgeschlossen wie Uhlendorf und Böhm jetzt.

Wenn es aber weniger Unternehmer gebe, die die Verantwortung übernehmen wollen, dann könnte die Genossenschaft auch wieder ein Zukunftsmodell sein, so Deutscher.

Anfang des nächsten Jahres wollen Böhm und Uhlendorf ihre Genossenschaft gegründet haben. Sie wollen dann auch an einem gemeinsamen Standort ihre Leistungen anbieten. Ihre alten Firmen sollen dann aufgelöst sein.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.10.2023, 16:10 Uhr

21 Kommentare

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  1. 21.

    Das ist nur zum Teil richtig. Zwar sind die direkten Steuern etwas höher, aber es gibt keine Krankenversicherungsbeiträge. Das System wird aus Steuern finanziert. Wer dauerhaft dort lebt und damit potentiell steuerpflichtig ist, ist automatisch krankenversichert. Die Gesamtbelastung ist sogar niedriger als in Deutschland.

  2. 20.

    Vielleicht sind wir vom Thema:. Handwerker und Genossenschaften... etwas abgekommen...Ich denke das Thema können wir auf viele Berufsfelder zum nutzen Aller ausweiten und aktiv gestalten.
    Schönes Wochenende .
    Noch 1 Stunde mehr Schlaf heute oder Arbeit mit Freude. VG Ines

  3. 18.

    ..."enormen Überregulierung. Noch mehr Staat führt nur dazu, dass noch mehr Geld in der Bürokratie und Verwaltung versickert. Dass in Skandinavien der Betreuungsschlüssel viel besser ist, liegt schlicht daran, dass das Sozialsystem dort viel effektiver funktioniert." Ja, und warum funktioniert es dort besser ? Weil die Regierung dort erkannt hat und es offensichtlich auch der dortige Wille der Bevölkerung war und ist, effizienter ohne viel Bürokratie zu handeln und den Betreuenden und Pflegenden mehr Wertschätzung entgegen zu bringen. Ich kann nicht 40 Stunden und mehr arbeiten, um meine Existenz zu sichern und gleichzeitig meine Eltern vor Ort zu Hause pflegen. Der Kampf in Dtl. über Pflegestufe, Anträge stellen, Schwerbehinderung usw. , ambulante oder häusliche Hilfe zu organisieren ist einfach nicht fassbar. Aber woanders funktioniert es vielleicht besser. Wir müssen für uns komplikationslose und einfache Gesetze und Regelungen von unserer Regierung mit Nachdruck einfordern.

  4. 17.

    In Skandinavien zahlen alle auch wesentlich mehr Steuern, und die kommen allen zugute, sehr viel ist gemeinwohlorientiert statt, wie hier, "dem Markt" überlassen. Hier werden alte Menschen in ökonomisch gewinnoptimierte Heime gebracht, weil eine Betreuung zu Hause "unwirtschaftlich" sei und, vor allem im Ländlichen, nicht erbracht wird.
    "Wirtschaft" und "Markt" haben im Bereich der menschlichen Bedürfnisse nichts verloren!
    Wohnen, Wasser, Wärme, Nahrung, Erholung, Schlaf, Zuwendung, Sicherheit …
    Das ist kein Kommunismus, das ist das Leben ohne Kapital.

  5. 16.

    Das Problem liegt doch viel eher in der enormen Überregulierung. Noch mehr Staat führt nur dazu, dass noch mehr Geld in der Bürokratie und Verwaltung versickert. Dass in Skandinavien der Betreuungsschlüssel viel besser ist, liegt schlicht daran, dass das Sozialsystem dort viel effektiver funktioniert. Ins Krankenhaus oder Altenheim kommt man dort nur, wenn es gar nicht mehr anders geht. Der Rest wird zuhause versorgt. Einfach mal ein paar Nächte zur Beobachtung in die Klinik zu gehen, gibt es dort nicht. Die dadurch frei werdenden finanziellen Ressourcen werden in die ambulante Versorgung gesteckt, die deutlich billiger ist. Dadurch wird es auch möglich, diese ambulante Versorgung so zu gestalten, dass die Pfleger nicht von einem Patienten zum nächsten hetzen müssen. Dadurch sind die Pflegeberufe dort viel attraktiver. In Deutschland ist die Versorgung aller Bürger zusammen deutlich teurer, aber nicht besser.

  6. 15.

    Danke schön. Ich wünsche auch keine Privatisierungen bei Medizin, Pflege, Bildung, Wasser, Strom, Wohnungen usw.
    VG Ines

  7. 14.

    Antwort auf Stella und Matze. Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass unserer Fachkräfte , ob Pflegekräfte, Ingenieure, Handwerker.. schon sehr lange Deutschland den Rücken kehren. Aber Geiz ist eben nicht geil ! Wir müssen es schaffen, dass es einen gerechten , schriftlich vereinbarten Lohn für Alle gibt. Unsere Fachkräfte ziehen sich zurück, weil unsere Regierung, Bürokratie und Outsourcing zulässt. Es bedarf ganz klarer Gesetzte, was Lohn und Gehalt, Urlaub, Teilzeit usw. angeht. Wir sehen doch , dass die guten Wünsche auf freiwilliger Basis nicht oder selten funktionieren.
    VG Ines

  8. 13.

    Kann ich nur bestätigen. In D hat man ab 1990 einen Fetisch entwickelt, bis heute. Geiz ist geil in Bezug auf Menschen und ihre Bedürfnisse, z. B. kollegiales Arbeiten in gutem Klima ohne Hetzen und mit Mensch als Ziel. Der Betreuungsschlüssen im skandinavischen Pflegesystem ist, wie er auch in D mal war. Das wichtigste, die persönliche Zuwendung zum Menschen, ein Moment, ein Wort, weiter möglich.
    Hier stehen der Profit, die Dividende der "Investoren"/Spekulaten/Ökonomen im Mittelpunkt. Ein Nacht-Pfleger für 16 Menschen im KH! Wenn er es nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren kann, muss er gehen, ins Ausland.

  9. 12.

    Bitte lesen Sie zunächst im GG und auch die Urteile des BVerfG zum Existenzminimum.
    Im GG steht übrigens auch, dass der Staat überall gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen hat. Stadt–Land z. B.
    Manch einer tut so, als würden Wohlstand und Reichtum heute noch vor allem auf der Hände Arbeit beruhen. Die Statistiken zeigen: Wer es gut haben will, muss ein Grundkapital haben und über dieses zu Passiveinkommen gelangen, z. B. Vermietung, Aktiendividenden. Alles "Mehr" der Mitte fließt nach oben, nicht ins Existenzminimum.
    Und die ganz unten, im "Niedriglohn"sektor, was haben sie zu hoffen, was selbst bei Überarbeitung in ihrem Leben noch zu erwarten? Und im Alter?
    Ich hoffe, Sie wollen (gesellschaftlichen) Frieden und Würde für alle Menschen. Da gibt es Besseres als reich und arm! Ließe sich alles steuern. Z. B. über auch Steuern, zur Abwechslung mal von oben nach Mitte/unten.

  10. 11.

    Genossenschaftliche Orga und Zusammenarbeit festigen auch wieder die gesellschaftlichen Bande, das Mit- und Füreinander! Endlich!
    "Besinnen wir und doch mal auf unsere eigen Fähigkeiten ! Helfen wir uns selbst und untereinander und fragen mal den Nachbarn."

  11. 10.

    Hoffen wir, dass es nicht nur "einmalig" bleibt, sondern "erstmalig"! HWK, nach 40 J. DDR und Übernahme hätte man sich mit den Vorteilen aus dem übernommenen System beschäftigen sollen!

    Und bitte unbedingt das Genossenschaftsmodell beibehalten, keine weitere Privatisierung durch Aufkauf wie im Medizinsektor!

  12. 9.

    Neben dem nicht ausreichenden Netto-Einkommen sind es die Arbeitsbedingungen. Fragen Sie mal Pfleger, Ingenieure oder andere Fachkräfte, die jetzt in der Schweiz oder Norwegen arbeiten.

  13. 8.

    Super Idee, die beiden sollten sich beim Genossenschaftsverband - VdR e. V. zur Gründung beraten lassen

  14. 7.

    Solange die Vollversorgung besteht gibt es doch gar keine Anreize um überhaupt arbeiten zu gehen. Dabei wäre es ganz einfach. Die Bezüge auf das allernotwendigste reduzieren und die arbeitsfähigen gemeinnützig arbeiten lassen. Gab es schon mal. Hieß Stempelgeld. Wer nichts leistet bekommt nichts. Mittlerweile sehe ich da ein Potential von mehreren Millonen aus Steuergeldern Versorgten. Dazu wäre natürlich eine funktionierene Verwaltung nötig. Also wird es nichts.

  15. 6.

    Ja, die Bürokratie in unserm Land ist gigantisch blöde. Aber ich denke, unserer Jugend wird es auch nicht leicht gemacht, ihnen wird was erzählt von Work-Life-Balance usw. , aber die Verantwortung tragen wir Eltern und die Kitas, Schulen und das was wir gewählt haben.

  16. 4.

    Warum gehen denn gut ausgebildete Fachkräfte aus Deutschland weg ? Das Geld kann es nicht sein . Es macht auch keinen Sinn z.b Ärtze ; Krankenpflegerinnen, Handwerker aus anderen Staaten zu rekrutieren oder abzuwerben. Dort fehlt es doch auch an Fachkräften. Besinnen wir und doch mal auf unsere eigen Fähigkeiten ! Helfen wir uns selbst und untereinander und fragen mal den Nachbarn.

  17. 3.

    Es gibt 600.000 Jugendliche in Deutschland die gar nichts machen, weder studieren noch eine Ausbildung noch arbeiten, sondern nur vom Bürgergeld und oder Eltern Vollversorgung leben.
    Überbordende Bürokratie mit teilweise richtig sinnfreien Vorschriften und eine allgemeines angstklima verhindern auch das junge Leute überhaupt ein Unternehmen gründen.

  18. 2.

    Ich war bisher immer der Meinung, dass schon seit Jahren die benötigten Fachkräfte massenhaft herströmen, mit der Absicht hier zu arbeiten, um Deutschland wieder hoch zu bringen. So jedenfalls in vielen Interviews, nach dem Zweck der Reisen, erklärt. Gleichzeitig gab es Kritik, dass diese Fachkräfte in den Heimatländern fehlen, und dadurch Schaden entsteht, weil gerade die gut ausgebildeten weg gehen,

  19. 1.

    Ich wünsche den beiden ein gutes Gelingen, viel Erfolg und hoffe, sie finden mehrere Handwerker die ihrer Genossenschaft beitreten.
    Macht ja auch Sinn Kräfte zu bündeln und das freiwillig !
    VG Ines

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