Verpackungshersteller will Produktion einstellen - Gespräche mit Arbeitnehmern über die angekündigte Linpac-Schließung in Beeskow
Nach der angekündigten Schließung von Linpac fragen sich viele Beschäftigte wie es nun weitergehen soll. Gewerkschafter können die Argumente des Unternehmens nicht nachvollziehen und kritisieren das Vorgehen. Von Tony Schönberg
Nach der angekündigten Schließung des Verpackungsherstellers Linpac in Beeskow (Oder-Spree) haben sich am Dienstag erstmals Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu Gesprächen getroffen. Dabei ging es unter anderem um die laut Geschäftsführung fehlende Zukunftsfähigkeit des Standortes. Das berichtete Anis Ben-Rhouma von der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie, Energie (IG BCE) dem rbb.
Wut und Zukunftsangst
"Wir haben klar gesagt, dass wir diesen Wunsch nicht ohne weiteres akzeptieren wollen und die Stimmung aus der Belegschaft geschildert", so Ben-Rhouma zum Inhalt der Gespräche. Die Mitarbeitenden seien wütend und verstehen nicht, dass sie vielleicht irgendwann keinen Arbeitsplatz mehr haben, führte der Gewerkschafter weiter aus.
Der 60-köpfigen Belegschaft wurde in der vergangenen Woche mitgeteilt, dass das Unternehmen die Produktion in Beeskow zum 30. September hin stilllegen und das Werk zum Jahresende schließen will, hieß es aus Mitarbeiterkreisen. Als Begründung führte die Geschäftsführung demnach an, künftig nachhaltiger produzieren zu wollen.
Am einzigen Linpac-Standort in Ostdeutschland wird bei zwei Drittel der Verpackungen der Kunststoff Polypropylen verwendet. "Das ist aus Firmen-Sicht nicht komplett recycelbar, und daraufhin haben sie sich entschlossen, diese Linie nicht weiterzuführen", sagte Betriebsratsvorsitzende Björn Frisch.
Gewerkschaft: Argumente seien nicht nachvollziehbar
Grundsätzlich spricht sich auch Anis Ben-Rhouma für Nachhaltigkeit aus, verweist aber auch darauf, dass die Nachfrage nach den Lebensmittelverpackungen nach wie vor hoch sei und dann durch andere Hersteller gedeckt werde. Auch mangelnde Wirtschaftlichkeit schließt der Gewerkschaftssekretär als Schließungsgrund nach aktuellem Kenntnisstand aus.
Zum einen habe die Arbeitgeber-Seite in den Gesprächen am Dienstag angeführt, dass weder das Lohnniveau noch die Mitarbeiter ausschlaggebend für die Pläne seien. Andererseits sei die Produktion vor allem während der Corona-Pandemie hochgefahren worden. "Die Leute haben sich zu Hause zum Beispiel mit Fleisch-Verpackungen eingedeckt, um mögliche Quarantäne-Zeiten und Ähnliches zu überstehen", so Ben-Rhouma und ergänzt: "Die Leute am Standort haben gebuckelt, Doppelschichten und offenbar auch hohe Gewinne gehabt, so unsere Wahrnehmung."
Aus dem Partner-Werk im niedersächsischen Ritterhude werde ebenfalls von hoher Auslastung berichtet.
Kritik an fehlenden Investitionen
Auffällig sei hingegen, dass laut IG BCE im Beeskower Werk in den vergangenen sechs Jahren kaum investiert wurde. "Wenn ich weiß, ich möchte hier eigentlich recycelten Kunststoff herstellen, investiere aber nicht, dann muss das einen Grund haben", so der IG BCE-Sprecher. "Wenn Nachhaltigkeit das Ziel ist und sich von so einer Produktionslinie trennen will – ok. Aber dann bitte auch den Leuten eine Alternative anbieten."
Linpac gehört seit 2017 internationalen Klöckner Pentaplast Gruppe (KP), einem führenden Hersteller von Folien und Verpackungen mit Sitz in Montabaur (Rheinland-Pfalz). In Deutschland wird an den beiden Standorten Beeskow und Ritterhude produziert.
Sendung: Antenne Brandenburg, 26.04.2023, 11:30 Uhr