Landesanglerverband - Erste Fangergebnisse deuten auf Erholung des Oder-Fischbestandes

Mo 30.10.23 | 12:55 Uhr
  3
Angler sind auf einer Buhne am Projekttag «Angeln für die Wissenschaft an der Oder» zu sehen. Ziel des Aktionstages ist es, die Auswirkungen des Fischsterbens auf die Angelfischerei zu untersuchen und in Zusammenarbeit mit Anglern eine nachhaltige Fischerei an der Oder zu entwickeln und zu fördern. Im Sommer 2022 waren in der Oder massenhaft Fische umgekommen. Fachleute gehen seitdem davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart wesentliche Ursachen für das Fischsterben waren. (Foto: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 30.10.2023 | Lars Dettmann | Bild: dpa

Vor zwei Wochen haben Landesanglerverband und das Institut für Binnenfischerei Petrijünger zu Aktionstagen an der Oder aufgerufen. Die Fangergebnisse sollten als Bestandsaufnahme dienen. Erste Ergebnisse liegen nun vor.

Die vom Institut für Binnenfischerei vor zwei Wochen ins Leben gerufene Angleraktion an der Oder ist sehr gut verlaufen. Darauf deuteten erste Ergebnisse hin, wie Lars Dettmann vom Landesanglerverband dem rbb sagte.

Nach der Großaktion haben Angler ihre Fangergebnisse für eine Bestandsaufnahme weitergemeldet. Die Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Binnenfischerei erhoffen sich nach dem Fischsterben 2022, dass eine Erholung des Oder-Fischbestandes bereits eingesetzt hat und die Fangergebnisse dies bestätigen könnten. Dafür sei es auch wichtig zu wissen, welche Größen von Fischen sich momentan in der Oder tummeln, so Dettmann weiter.

Hechte und Barsche gefangen

"Mittlerweile sind um die 80 Fangmeldungen eingetroffen und es ist längst noch nicht alles ausgewertet worden", betonte Dettmann. Entsprechende Meldungen kämen auch über den Landesanglerverband rein, würden dort gesammelt und dann zusammen an das Institut weitergeleitet. "Aber der erste Überblick über die Fangmeldungen zeigt schon jetzt, dass in der Hauptsache Hecht und Barsch gefangen wurden. Das ist in dieser Jahreszeit naheliegend", so Dettmann. Es bissen aber auch Zander und Welz.

Landesanglerverband sieht Oder in Sachen Fischbestand wieder auf besserem Weg

Er selbst habe einen kleinen Hecht - sehr wahrscheinlich aus diesem Frühjahr - gefangen, "was uns sagt, dass zumindest die Reproduktion wieder angesprungen ist", so Dettmann. Insgesamt deckten sich die Beobachtungen auch mit denen von Kollegen, die auch an der Oder unterwegs waren. "Es gibt wohl wieder sehr viele Jungfische nach der Laichzeit. Das sagt uns, dass auch größere Fische die Katastrophe überstanden haben - beziehungsweise aus Regionen zugewandert sind, wo die Goldalgen-Konzentration nicht so schlimm war." Man sei auf einem guten Weg, was die Erholung angeht. "Die Fische sind so vital, dass sie sich mit einem Köder locken lassen. Das spricht dafür, dass die auch gesund und munter sind“, unterstrich Lars Dettmann in einem ersten Statement.

Kombination aus verschiedenen Faktoren führte zu Fischsterben

Fachleute gehen heute davon aus, dass eine Kombination aus hohem Salzgehalt, Niedrigwasser, hohen Temperaturen und das Gift einer Algenart mit den Namen Prymnesium parvum wesentliche Ursache für das massenhafte Fischsterben 2022 in der Oder war. Nach Angaben des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin verendeten Schätzungen zufolge damals rund 1.000 Tonnen Fisch in dem Fluss.

Glücklicherweise sei 2023 eine ähnliche Situation wie im vergangenen Jahr ausgeblieben, "so dass wir auf einem sehr guten Weg sind, dass sich die Fischgemeinschaft der Oder erholt", sagte Christian Wolter, Experte für Fischerei und Aquakultur am IGB. Aufgrund einer längeren Frühjahrsüberflutung gebe es ein sehr gutes Laichgeschehen. Ein weiterer Grund für die Erholung des Bestandes sei laut Wolter das in diesem Jahr besonders gute Überlebensverhältnis bei den Jungfischen.

"In der Strommitte ist der Fischbestand, so schätze ich das ein, wieder bei circa sechzig Prozent wie vor dem Fischsterben", sagt Hauptgeschäftsführer Andreas Koppetzki vom Landesanglerverband.

Sendung: Antenne Brandenburg, 30.10.2023, 08:30 Uhr

3 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 2.

    Polen hat neben intensiver Überwachung der Wasserparameter auch umfassende Maßnahmen zur Steuerung der Einleitungen und des Wasserabflusses im Oder-System umgesetzt. In Summe bleibt es bei enormen Salzeinleitungen und daran wird sich nicht viel ändern. Die im Bergbau anfallenden Wassermengen müssen selbst nach dem Ende des Abbaus weiter aus den Stollen gepumpt werden. Für das Ableiten nutzt man den nächsten Fluss. Das selbe Problem haben wir in Deutschland z.B. an Werra oder Saale auch - redet man nur nicht großartig drüber.
    Im polnischen Teil der Oder gab es in 2023 im Gleiwitzer Kanal und in verschiedenen Altarmen/Staustufen lokale Fischsterben, an denen die "Goldalge" ursächlich beteiligt war. Informationen dazu und zu den ergriffenen Maßnahmen veröffentlich das polnische Umweltministerium auf der Seite https://www.gov.pl/web/odr

  2. 1.

    Gab es den Artikel nicht schon einmal. Wie oft kommt der gleiche oder zumindest inhaltgleiche Artikel denn noch als Wiederholung? Interessanter wäre, ob es denn Verbesserungen bei den Einleitungen und den Wasserwerten gibt und ob es entsprechende Vereinbarungen zwischen den Anliegerstaaten an der Oder gibt.

Nächster Artikel