Brandenburg - Landwirte bekommen weiter keine Entschädigung für Zugvogel-Fraß
Die Zug- und Rastvögel haben Brandenburg erreicht und tanken Kraft auf den zum Teil abgeernteten oder neu ausgesäten Feldern. Für sogenannte Fraßschäden erhalten Landwirte in Brandenburg nach wie vor keinen Ausgleich vom Land. Von S. Tzitschke und G.-S. Russew
Im Oktober und November fressen tausende durchziehende Wild-Gänse und andere freilebende Vögel die Äcker kahl, doch Brandenburgs Landwirte können erst einmal nicht damit rechnen, dafür eine Entschädigung vom Land zu erhalten. Dies wird aus einer Stellungnahme des Landwirtschaftsministeriums deutlich. Man müssen sich an die Förderrichtlinien der EU halten, heißt es. In Brandenburg werden auf einer Fläche von insgesamt 500 Quadratkilometer Fläche besonders viele Rast- und Zugvögel beobachtet. Dazu gehören alle Gebiete der Havel und Oder, aber auch die Lieberoser Endmoräne und die Schorfheide sowie die Märkische Schweiz.
Vor allem im November landen die nordischen Gänse hier auf ihrem Weg in den Süden. Dazu gehören die Blässgans, die Zwerg- und Waldsaatgans sowie die Tundra-Saatgans. Hinzukommen Graugänse, die hier auch brüten. Landesweit sind es fast eine halbe Millionen Gänse, die sich auf den Äckern wohlfühlen. Dazu tummelten sich auch Kraniche und andere wildlebende Zugvögel auf den Äckern. Wenn überhaupt könnte Brandenburg erst im nächsten Jahr bei der EU für eine Entschädigung werben, hieß es in der Stellungnahme.
Landesbauernpräsident kritisiert Förderpraxis
Brandenburgs Bauernpräsident Henryk Wendorff kritisiert diese Förderpraxis in Brandenburg, dass es keine Unterstützung bei Fraßschäden vom Land gebe. "Gerade da wir vielfältige Fruchtfolgen - zunehmend auch ganzjährige Begrünungen haben, decken wir für Wandervögel den Tisch und die nehmen den auch an", sagte Wendorff dem rbb. Das führe oftmals bei der Aussaat zu Totalausfällen. "Und Saatgut ist bekanntlich ein sehr teures Gut. Von daher sind die Schäden bei den Landwirten sehr hoch", klagte Wendorff.
Wendorff: Andere Bundesländer unterstützen
Daher hatte der Verband Mitte dieses Jahres eine erneute Initiative gestartet, für Fraßschäden durch Zug- und Wandervögel vom Land zu erhalten. "Uns ist als Landwirten bewusst, dass es eine hundertprozentige Sicherheit in der Natur nicht gibt. Aber wir wollen nur erreichen, dass man auch in Brandenburg Programme, die EU-refinanziert sind, aufgelegt werden", unterstrich Wendorff und verwies beispielsweise auf Regelungen in Nordrhein–Westfalen und Schleswig–Holstein. So etwas fehle in Brandenburg aber, klagte der Landesbauernpräsident.
"Wir haben hohe Einkommensverluste bei den Landwirten und gleichzeitig einen hohen Anteil von Schutzgebieten, wo der Landwirt nichts machen kann." Etwa ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen lägen Wendorffs Angaben zufolge in Ostbrandenburg in Vogelschutzgebieten. Hier könnten die Landwirte die Zugvögel noch nicht einmal von den Feldern vergrämen. "Hier eine Balance zwischen den Einkommen der Landwirte und mehr für Zug- und Rastvögel zu finden, ist der richtige Weg. Und hier bietet die EU nicht umsonst Förderprogramme an. Hier sollte Brandenburg einen Schritt tun", forderte Wendorff.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 30.11.2023, 19:30 Uhr