Märkisch-Oderland - Abriss der Hochbrücke durch Bad Freienwalde hat begonnen
Jahrelang wurde über die Zukunft der Hochbrücke in Bad Freienwalde gestritten - Abriss oder Sanierung? Jetzt steht fest: In Brandenburgs ältester Kurstadt wird Platz geschaffen. Die Abrissarbeiten haben bereits begonnen.
Der umstrittene Abriss der Hochbrücke über der Innenstadt von Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) hat am Mittwoch begonnen. Für den Verkehr bleibt die Brücke, die mitten durch den Stadtkern führt, drei Jahre gesperrt. Über die Entscheidung sind Anwohner sowie Stadtverordnete unterschiedlicher Meinung.
Die Hochstraße, welche die B 158 über die Dächer hinweg ins Oderbruch und in Richtung Polen führt, soll nach unten verlegt werden. Zudem soll ein Kreisverkehr die B 158 künftig mit den derzeit noch darunter liegenden Straßen verbinden. Ende August stimmten die Stadtverordneten in einer Sitzung mit elf zu neun Stimmen für diese Maßnahme und beauftragten eine Baufirma mit den Arbeiten.
Drohende Aberkennung des Titels "Moorheilbad"
Hauptgrund der Befürwortung sei die Sorge der Aberkennung des Titels "Moorheilbad" gewesen, sagte Bürgermeister Ralf Lehmann (CDU) dem rbb. Ihm zufolge war der Brückenabriss eine Auflage des Landes-Fachbeirates für Kur-und Erholungsorte.
Das Bauwerk wurde in den 1980er Jahren für die Bundesstraße B 158 gebaut. Wegen des massiven Betonbauwerks stand zur Debatte, ob die Stadt ihren Status als "Moorheilbad" behalten könne. Schon seit 2003 fordert das Landesgesundheitsministerium den Abriss der Hochstraße. Die Brücke sei ein städtebaulicher Missstand, der beseitigt werden müsse. "Ein Kurort muss sich von der Gestaltung her im Ortscharakter entsprechend auszeichnen", so Lehmann weiter.
Für die ansässige Rehaklinik sei der Heilbad-Status nicht zwingend aber von Vorteil, sagte Geschäftsführerin Angela Krug dem rbb. "Es entscheiden sich vieler unser Patienten für unser Klinik, auch wegen des kur-änlichen Enselmbles und wegen des Moores."
Ungeklärte Verkehrsverlauf bringt Unsicherheiten auf
Einige Stadtverordnete plädieren hingegen seit 2020 dafür, die Brücke zu erhalten. Etwa Detlef Malchow, Vorsitzender einer Fraktion aus zwei Bürgerbündnissen und der FDP. "Ich bin für den Kurort-Status und mich wundert, dass wir die Brücke abreißen, um den Verkehr durch die Stadt leiten", sagte Malchow. "Ich gehe davon, dass wir so hohe Schadstoffbelastung erhalten, dass wir dadurch den Kurort-Status gefährden."
Wie der Verkehr weiter durch die Stadt verlaufen soll, bleibt unklar. Stefan Wiedemann, Trainer des Bad Freienwalder Wintersportvereins, hat diesbezüglich Bedenken. Die B 158 zu den Skisprungschanzen sei schon lange gesperrt. Er befürchtet negative Auswirkungen für viele, falls weitere Umleitungen in der Gegend gefahren werden müssen. "Wie kommen die Kinder zur Schule?" Es bleibe nicht mehr viel Zeit, Sport mit den Kindern zu machen. So wie Wiedmann müssen nun viele Bad Freienwalde ihre täglichen Wege umdisponieren.
Im Frühjahr soll der Bau des Kreisverkehrs beginnen. Im Herbst 2026 sollen die Wriezener Straße angebunden und die Südrampe abgerissen werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.10.2023, 16:12 Uhr
Mit Material von Elke Bader