E-Auto-Produktion in Brandenburg - Was macht die Tesla-Krise mit der Fabrik in Grünheide?

Mi 18.01.23 | 13:59 Uhr | Von Philip Barnstorf
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Fahrzeuge fahren am frühen Morgen auf einer Straße vor dem Gebäude der Batteriefertigung des US-Elektroautobauers Tesla vorbei. (Quelle: dpa/Patrick Pleul)
Audio: Antenne Brandenburg | 18.01.2023 | Philip Barnstorf | Bild: dpa/Patrick Pleul

Chaotischer Chef, abstürzende Aktie und immer mehr Konkurrenz: Viele sehen den E-Autobauer Tesla in der Krise. Wie schlimm ist die Lage wirklich? Und was bedeutet das alles für das Werk in Grünheide? Von Philip Barnstorf

Im Dezember des vergangenen Jahres rollten in Grünheide zum ersten Mal 3.000 Tesla Model Y innerhalb einer Woche vom Band. Ein Dreivierteljahr nach der Fabrikeröffnung ist das eine stolze Zahl, zu der auch Elon Musk per Twitter gratulierte. Dennoch hat Tesla damit ein von Musk gestecktes Ziel verfehlt. Noch 2021 hatte der Tesla-Chef verkündet, die Fabrik solle jetzt schon 5.000 bis 10.000 Autos wöchentlich produzieren.

Tesla verpasst immer wieder Fristen

Derlei vollmundige Versprechen nicht einzuhalten, gehört zur Tesla-DNA. Jedes neue Modell kam später als zunächst anvisiert, und die meisten Beobachter dürften den Überblick verloren haben, wie oft Elon Musk schon das komplett autonome Fahren ankündigte. Aber dieses dauernde Deadline-Verpassen hat dem Unternehmen bisher nicht geschadet. Im Gegenteil: Für viele schien es eher Teslas Ambition und Ehrgeiz zu unterstreichen. Die Aktie stieg und stieg, Elon Musk wurde immer reicher und für sein Unternehmen schien es nur bergauf zu gehen.

Das ist inzwischen anders: Musk hat sich in einer erratischen Twitter-Übernahme verheddert und verbreitet wirre Verschwörungstheorien. Wegen derlei Eskapaden sehen laut einer Spiegel-Umfrage rund zwei Drittel der Deutschen Tesla jetzt negativer [spiegel.de / Bezahlinhalt]. Außerdem lassen neue Innovationen des Unternehmens - etwa das autonome Fahren oder die neuen Modelle Cybertruck und Model 2 - auf sich warten.

Tesla in der Krise?

Im vergangenen Jahr hat die Aktie massiv nachgelassen und Tesla ist nicht so stark gewachsen wie erwartet. Schließlich wird die E-Auto-Konkurrenz etwa aus Deutschland und China stärker, sodass Tesla vor einigen Tagen seine Preise kräftig gesenkt hat - und das mitten in einer Rekordinflation.

Aber: Im vergangenen Jahr hat Tesla mit 1,3 Millionen Fahrzeugen mehr reine E-Autos verkauft als alle anderen Hersteller und damit auch seine eigene Bestmarke aus 2021 übertroffen. Die zwei am meisten verkauften E-Auto-Modelle weltweit und in Deutschland stammten mit dem Model Y und Model 3 beide von Tesla.

Das Unternehmen fährt inzwischen regelmäßig Gewinne ein und ist an der Börse immer noch mehr wert als VW, Mercedes-Benz und BMW zusammen. Wenn Elon Musk sich nicht noch unbeliebter macht, sind Spekulationen über eine Pleite des Unternehmens oder ein Ende der Fabrik in Grünheide (Oder-Spree) also unbegründet. Aber Teslas Nimbus als unangefochtener E-Auto-Primus, der eine erfolgreiche Innovation an die nächste reiht, hat Kratzer bekommen. Das Unternehmen ist zunehmend ein E-Auto-Hersteller unter mehreren.

Teslas Zukunft hängt auch von Grünheide ab

Daher geht es für Tesla umso mehr darum, sich jetzt so aufzustellen, dass das Unternehmen auch in Zukunft die Nachfrage auf dem E-Auto-Markt bedienen kann. Der wächst nämlich rasant: Waren vor zehn Jahren gerade mal 4.500 vollelektrische Autos auf deutschen Straßen unterwegs, waren es im vergangenen Jahr schon mehr als 600.000. Und unter den 2022 in Deutschland neu zugelassenen Autos waren knapp 14 Prozent rein elektrisch. Tesla tut also gut daran, weiter Produktionskapazitäten aufzubauen. Dafür ist der Standort in Grünheide unverzichtbar.

Dementsprechend hat Tesla in den vergangenen Monaten massiv Personal eingestellt. Inzwischen arbeiten mehr als 9.000 Menschen in der Brandenburger Fabrik, sodass in diesen Wochen eine dritte Schicht starten und die Produktion weiter steigern soll. Außerdem hat Tesla das Bebauungsplanverfahren für zusätzliche Lagerflächen im Osten des Geländes angestoßen.

Grünheide soll massiv ausgebaut werden

Schließlich will das Unternehmen in den kommenden Monaten eine massive Erweiterung des Grünheider Standorts beantragen. Teile des Antrags sind mit zuständigen Beamten schon vorbesprochen: Demnach plant Tesla etwa die Produktionskapazität der Batteriefabrik zu verdreifachen, heißt es aus Behördenkreisen.

Derzeit darf Tesla in Grünheide jährlich Batterien mit einem Gesamtvolumen von 50 Gigawattstunden Strom bauen. Mit der nun angepeilten Erweiterungen sollen es bis 150 Gigawattstunden werden. Elon Musk hatte ja in Grünheide die größte Batteriefabrik der Welt angekündigt. Immerhin dieses Versprechen könnte sein Unternehmen damit einlösen. Wobei auch die anderen E-Auto-Bauer inzwischen in riesige Batteriefabriken investieren.

Sendung: Antenne Brandenburg, 18.01.2023, 16:40 Uhr

Beitrag von Philip Barnstorf

57 Kommentare

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  1. 57.

    Blödsinn. Zwangsarbeit hatten wir in Deutschland vor 80 Jahren. Der Arbeitsmarkt ist leer gefegt. Wer arbeiten will muss nicht bei Tesla anheuern. Wer die soziale Hängematte liebt, passt nicht in dieses Unternehmen und dürfte da auch nicht lange bleiben.
    Trotzdem wollen sich jeden Monat ca. 800 neue Mitarbeiter ausbeuten lassen. Seltsam!

  2. 56.

    Frechheit, dass Tesla wie auch Mercedes in Ludwigsfelde deutlich weniger bezahlt als es der Haustarif von VW in Westdeutschland vorsieht und auch keine lukrativen Posten für Gewerkschaftsfunktionäre wie Cavallo zu bieten hat.

  3. 55.

    Wenn Sie von Arbeitszeitverstößen bei Tesla wissen ist Ihnen die zuständige Behörde (in Brandenburg LAVG) bestimmt dankbar für Hinweise.

  4. 54.

    Es gibt einen signifikanten Unterschied der Arbeitskultur zwischen deutschen und beispielsweise amerikanischen Unternehmen in Deutschland.
    Und es gibt nochmal einen Unterschied zwischen amerikanischen Unternehmen und Unternehmen von Elon Musk in Deutschland.
    Elon Musk mag Visionär und Macher sein, der keinen Stein auf dem anderen lässt und sich bedingungslos ausbeutet, aber er ist menschlich auch ein absolutes Ar..och und ein absoluter Autokrat.
    Ich und wahrscheinlich jeder der in der Nähe von Tesla wohnt, kennt in seinem persönlichen Umfeld auch Personen die bei Tesla arbeiten.

  5. 53.

    Zum fünften Mal: "Sie sind nicht aus Grünheide. Ich bin in der Gemeindevertretung. Es gibt KEINE Andrea die diesem Moloch zustimmen. Genau genommen haben wir KEINEN Bürger, der Tesla und der Potsdamer Politik zustimmt."

  6. 52.

    Frau Andrea, ich kenne eine kleine Gruppe von Personen, ich gebe zu nicht persönlich, die Tesla warum auch immer, für mich auch völlig unverständig, hochjubeln. Ich frage mich sind das alles Chipträger? Frau Andrea wissen sie eventuell mehr? Schweinen soll der Herr Musk ja schon solche Implantate einsetzen lassen. Wie weit er auf diesem Gebiet die Entwicklung vorangetrieben hat, verrät er ja entsprechend seiner Geheimhaltungsprinzipien nicht.

  7. 51.

    Herr Josti wo leben sie den, etwa auf dem Mond? Ich erkläre ihnen wie die Arbeitskräftebeschaffung für Tesla funktioniert. Wenn man so will ist es eine moderne Art des Menschenhandels. Wenn jemand arbeitslos ist und deshalb beim Arbeitsamt vorstellig wird, muss die betreffende Person den angebotenen, man kann auch sagen den anbefohlenen Posten annehmen. Ansonsten fällt er/sie durch das soziale Netz und bekommt keine Unterstützung mehr. So erhält Tesla seine billigen Angestellten. Die Zwangslage der zugewiesenen Zwangsarbeiter, die viele auch aufgrund ihrer Herkunftsländer nicht verwöhnt sind, nutzt Tesla über Gebühr aus und kann sie auch unter Tarif entlohnen.

  8. 50.

    Grünheide soll massiv ausgebaut werden. Dieses neu von Tesla angestrebte Vorhaben ist ein weiterer Baustein in der gemeinschaftlichen Betrugskette von Brandenburgs Politikern und Tesla:
    - Ungültiger B-Plan,
    - Konspirative Bauplanung
    - Unterdrückung der Öffentlichkeitsbeteiligung
    - Missachtung von Einwenden
    - Präsentation und Zugrundelegung von Gefälligkeitsberichten
    - Verleugnung von kumulativen Projekten wie Umspannwerk, Klärwerk, 200 Mill. A10-Erweiterung, Bau zweier Industriebahnhöfe-250 Mill. Euro dürfen wir bezahlen
    - Batteriefabriklüge nach deren Fertigstellung mit 3-facher Erweiterung,
    - Wiederaufforstungsbetrug
    - Verheimlichung Eingriffe in Natur- und Wasserhaushalt
    - Ausschalten der Luftgüte-Grundwasserüberwachung
    - Mangelnde Voruntersuchungen
    - Falschdarstellung der vorhandenen Infrastruktur
    - Widerrechtliche Gesetzesauslegung
    - Wasserversorgung von Tesla zu Lasten der Bevölkerung
    - usw., usw. …. usw.

  9. 49.

    Nun ist wohl Schicht im Schacht bei rbb 24 ? Ich hätte so gern die Antwort von der "Diskussionsspitzenkraft" "Alfred Neumann" gelesen. Aber mal meine private Meinung zu Betriebsräten: Die werden doch stets die Macht des Unternehmens tunlichst beachten.

  10. 48.

    "Im Zuge dieser Investition siedeln sich Firmen von Berlin bis Frankfurt an."
    Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, was Sie und Ihresgleichen antreibt, eine relativ dünn besiedelte und relativ naturbelassene Gegend zu einem Industriemoloch mutieren zu lassen.
    Im Grunde treibt jenes unsinnige Verhalten die weitere Zerstörung von Natur- und Lebensraum nur noch schneller voran, denn am Ende wird es von allem nie genug geben. Mehr Industrie verlangt nach mehr Fachkräfte, was insgesamt zu mehr Zuzug führt, der wiederum nach mehr Industrie verlangt.
    Am Ende werden wir wieder dort sein, wo wir begonnen haben, nur eben mit weniger Natur und Lebensqualität.
    Vergleichbar ist das mit einer sich immer schneller drehenden Spirale, die unweigerlich in die Sackgasse führt. In die Sackgasse, namens Klimawandel!
    Deshalb kann Ihre Vision nicht die Lösung sein.

    „Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“ – Mahatma Gandhi

  11. 47.

    Die dritte Schicht widerlegt immer noch Ihrer Aussage in dem Kommentar, auf den ich geantwortet haben. Zudem wird so gut wie niemand in Brandenburg nach westdeutschen VW-Haustarifvertrag bezahlt werden, egal ob bei Tesla in Grünheide, bei Mercedes in Ludwigsfelde oder einer anderen tarfierten Firma, obwohl der ja auch für Sie der Maßstab zu sein scheint. Da kann die IG Metall noch so sehr das Rumpelstilzchen geben.

  12. 46.

    Mein Reden sei Wochen! Der Artikel bei T-Online geht sogar noch weiter und enthält die ausweichende Reaktion der IG Metall auf die konkreten Vorwürfe des Betriebsrates.

  13. 45.

    Cavallo hat sich durchgesetzt. Das neue Werk ist erst einmal unbestimmt verschoben. Die alten Hallen aus Adolfs Zeiten müssen erst einmal reichen für MEB-Autos reichen. Dafür gibt es jetzt auch bei Cariad einen IG Metall-Tarifvertrag. Es sollten dort eigentlich ein Teil der Softwarespezialisten aus dem aufgelösten Gemeinschaftsprojekt für autonomes Fahren mit Ford übernommen werden. Bei den Amerikanern laufen die mit wehenden Fahnen über, bei den Deutschen weg.

  14. 44.

    Warum muss ich gerade an Loriot denken? "Wo laufen sie den?" Die Leser hier bekamen bisher nur Halbwahrheiten, bewusste Falschbehauptungen, Verleumdungen und Hetze gegen Gerichte und Politiker zu lesen. Kein Wunder, dass mangels realen Gegenargumenten die auch die Batteriefabrik genehmigt werden musste wie bekanntlich ja auch die im WSG von Ludwigsfelde neben der Autofabrik eines deutschen Konzern. Klagen dagegen hat auch meines Wissens nach niemand eingereicht.
    Warum wohl ist Ihre Tochter in den Westen gegangen und Sie nicht?

  15. 43.

    Das neue Werk von VW ist dich längst eingestampft.

    Genauso wie die hochtrabenden Softwarepläne...

  16. 42.

    "Ich habe in der Tat u.a. diesen Artikel gelesen und wusste deshalb auch anders als Sie um die dritte Schicht."

    Ich habe in meinem Ausgangs-Kommentar #16 einen Link gepostet und mich ansonsten überhaupt nicht in der Sache eingelassen. Sie haben dann im Kommentar #22 mit der 3. Schicht angefangen. Also schreiben sie nicht, ich wüsste nichts von einer 3. Schicht. Es ist mir auch ehrlich gesagt "scheiss" egal wieviele Schichten Elon Musk anordnet und ob die Mitarbeiter gleich am Arbeitsplatz pennen. Das Musk seine Mitarbeiter bis zum Umfallen schleift und wenig bezahlt ist ja nun auch nichts neues. Mit seinen Ingenieuren und Managern verfährt er ja ähnlich.

  17. 41.
    Antwort auf [von Essen] vom 19.01.2023 um 00:30

    @rbb24, Betr.# 19
    Erlaubt es die Netiquette, den Bundeskanzler Kohl als dicken Idioten zu bezeichnen? Dann können Sie sie ja gleich ganz abschaffen. Ich hoffe, Sie klären den Fall bald, dass ich nicht wieder die Redaktion bemühen muss. Es muss doch endlich aufhören, dass Politiker beleidigt werden dürfen, oder muss erst einer klagen?

  18. 40.

    Als Ergänzung ist hier der gestrige Artikel vom Tagesspiegel sehr hilfreich: "Tesla Betriebsrat kontra IG Metall".
    Hier geht es nicht um Arbeitnehmerinteressen, sondern um Machtkämpfe!

  19. 39.

    Sie wollen sich doch nicht in einen Konflikt um Einfluss der IG Metall mit den Hausarbeitsvertretern hineinziehen lassen? Der Kampf an sich ist aber gut und muss ausgetragen werden. Mal sehen wie er ausgeht. Die IG Metall hat da noch Potential. Mit dem Umgang für die Interessen der Arbeiter. Der bloße "Machtanspruch" wird nicht ausreichen. Da muss mehr kommen...

  20. 38.

    Also wenn eine IGM-Funktionärin Stimmung gegen Tesla macht, sollte man sich doch immer fragen, was das Ziel dahinter ist. Ihr Streben ist doch bei der nächsten Betriebsratswahl ihre Vertreter auf die Machtpositionen zu bringen.
    Tesla Grünheide ist aktuell das modernste Autowerk in Deutschland und braucht nur 10 Stunden für die Produktion eines Autos, Wolfsburg 30 Stunden. Da ist Tesla mit Haustarif natürlich eine Bedrohung.
    Tesla zieht jetzt die Produktion hoch, VW hat sein neues Werk erst 2025 fertig.

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