Großstreik in Berlin und Brandenburg - Fahrgäste offenbar gut auf Warnstreik vorbereitet - kein Verkehrschaos

Di 28.03.23 | 07:04 Uhr
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Nach dem Beginn des bundesweiten Warnstreiks im Bahn- und Luftverkehr verlassen Reisende am Bahnhof Alexanderplatz die U5. Die BVG hat mit dem Streik am 27.03.2023 nichts zu tun, fährt wie immer auf ihren Strecken (Quelle: dpa / Paul Zinken).
Video: rbb24 | 27.03.2023 | Nachrichten | Bild: dpa

Berlin und Brandenburg waren vom bundesweiten Warnstreik im Verkehr zwar stark betroffen, das befürchtete Chaos blieb am Montag jedoch aus. Bis zum Abend lief der Verkehr wieder weitgehend normal. Auch auf den Straßen blieb es größtenteils entspannt.

  • Ein Großstreik hat dam Montag weite Teile Deutschlands lahmgelegt
  • Der Fernverkehr wurde eingestellt, der Regionalverkehr kam zum Erliegen
  • Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen fuhren in Berlin und Brandenburg aber wie gewohnt
  • S-Bahn hat am Nachmittag den Verkehr wieder aufgenommen
  • Fast alle innerdeutschen Verbindungen am BER wurden gestrichen
  • Ein befürchtetes Chaos auf den Straßen blieb aus

Nach dem großen Warnstreik ist der Betrieb bei der Deutschen Bahn am Dienstagmorgen nach Unternehmensangaben wieder planmäßig angelaufen - auch in Berlin und Brandenburg rollen die Züge wieder. "Im Fernverkehr fallen in den Morgenstunden lediglich noch einzelne, wenige Fahrten aus", teilte ein Konzernsprecher der dpa mit. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr laufe weitgehend ohne streikbedingte Ausfälle.

Vor dem Streikbeginn hatte die Bahn noch die Erwartung geäußert, die Auswirkungen des Warnstreiks auf den Bahnverkehr würden noch am Dienstag an vielen Orten zu spüren sein.

Die Berliner S-Bahn hatte schon am Montagnachmittag um kurz nach 15 Uhr den Betrieb in Teilen wieder aufgenommen. Das teilte das Unternehmen bei Twitter mit. Allerdings musste weiter mit Unregelmäßigkeiten, Ausfällen und Einschränkungen gerechnet werden. Bis zum Abend funktionierte der Verkehr wieder weitgehend normal.

Ab 4 Uhr, dem regulären Betriebsbeginn bei der S-Bahn, hatten die Züge am Montag stillgestanden - wegen eines bundesweiten Verkehrswarnstreiks der Gewerkschaften Verdi und EVG. Dieser legte in Berlin und Brandenburg den Regional- und Fernverkehr weitgehend lahm. Vielerorts blieben die Bahnsteige fast leer.

Reisende waren auf den Warnstreik gut vorbereitet und nutzten alternative Verkehrsmittel wie U-Bahn, Tram und Bus. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) waren nicht direkt vom Streik betroffen. "Erwartungsgemäß verzeichnete die BVG am Montagmorgen ein erhöhtes Fahrgastaufkommen", teilte das Unternehmen am Morgen mit. Am Bahnsteig stehen gelassen worden sei niemand. "Nur beim Bus kam es in einigen Fällen dazu, dass Fahrgäste auf die nächste Fahrt warten mussten", hieß es.

Streik im Nah- und Fernverkehr: Stickpunkte (Quelle: rbb)

Bei der Bahn hingegen hieß es am Morgen: "Seit Betriebsbeginn fahren im Regionalverkehr auch in Berlin und Brandenburg keine Züge mehr", wie eine Sprecherin sagte. Auf einzelnen Regionalbahn-Linien waren ab Montagnachmittag wieder Züge unterwegs, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Gegen Abend begann die Bahn nach eigenen Angaben auch damit, den Stau der Güterzüge aufzulösen.

Die Ostdeutsche Eisenbahngesellschaft (Odeg) meldete, dass 14 Linien mindestens bis zum Nachmittag nicht verkehren, da die Infrastruktur der Deutschen Bahn wegen des Warnstreiks nicht bedient werde.

Das Personal der Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) war nicht am Streik beteiligt, der Verkehr auf den Linien der NEB war dennoch betroffen. "Es finden aktuell nur Fahrten auf der Linie RB35 und RB27 zwischen Schönerlinde und Wensickendorf/Klosterfelde bzw. Groß Schönebeck statt", teilte die NEB mit.

Wasserstraßen und Häfen sowie die Autobahngesellschaft waren ebenfalls vom Streik betroffen. Daher wurden Auswirkungen auf Autobahntunnel befürchtet. Aber auch hier gab es keine Probleme: Die Tunnel der Berliner Stadtautobahn blieben am Montag normal geöffnet.

Die Verkehrsinformationszentrale in Berlin (VIZ) vermerkte auf den Straßen keinen stark erhöhten Verkehr. "Unsere Einschätzung ist, dass es zwar voller geworden ist, aber bei weitem nicht so stark wie erwartet", teilte die Zentrale auf Anfrage mit. Der Stau sei im Berufsverkehr ein wenig länger gewesen als sonst, ansonsten sei die Anzahl der Autos aber nicht besonders auffällig. "Die Menschen haben sich gut vorbereitet. Viele haben sicherlich auch die Möglichkeiten des Homeoffice in Anspruch genommen."

Der ADAC berichtete von mehr Verkehr und Behinderungen auf Autobahnen, ein Chaos sei aber ausgeblieben. Rund um die Ballungsräume stocke der Verkehr zwar, "einen Kollaps oder ein Riesenchaos sehen wir aber nicht", sagte eine Sprecherin. Die Brandenburger Polizei verzeichnete ebenfalls trotz des Warnstreiks nicht mehr Verkehr auf den Autobahnen und Landstraßen.

Auch am BER blieb die Lage übersichtlich. Der Flughafen in Schönefeld (Dahme-Spreewald) wurde nicht direkt bestreikt. Dennoch mussten so gut wie alle Inlandsflüge gestrichen werden. Flüge ins Ausland waren nicht betroffen. Massive Ausfälle gab es an den Flughäfen in Frankfurt am Main und München. Allein dort mussten insgesamt rund 2.000 Flüge gestrichen werden.

Bisher keine Annäherung bei der dritten Verhandlungsrunde

Der Warnstreik hatte um Mitternacht begonnen und sollte 24 Stunden dauern. Die Gewerkschaft Verdi sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) wollten so den Druck im laufenden Tarifkonflikt erhöhen. Allein bei der Bahn legten nach Angaben der EVG mehr als 30.000 Beschäftigte die Arbeit nieder.

In Potsdam trafen sich am Montag Vertreter von Verdi und dem Beamtenbund DBB erneut mit den Verhandlern von Bund und Kommunen. Eine Annäherung der beiden Tarifparteien war jedoch auch in dieser dritten Verhandlungsrunde nicht in Sicht. Bis zum Montagabend gab es keine Annäherung, die Gespräche wurden daher unterbrochen. Bleibt bis Mittwoch eine Einigung aus, könnten bald weitere Warnstreiks folgen.

Bei der EVG stehen weitere Verhandlungen mit den verschiedenen Bahnunternehmen ab Mitte der Woche an. Mit der Deutschen Bahn soll erst nach Ostern weiterverhandelt werden. Die EVG sicherte am Wochenende zu, rund um die Osterfeiertage nicht streiken zu wollen.

Einen derart weitreichenden Streik im öffentlichen Verkehr wie am Montag hatte es seit etwa 30 Jahren nicht mehr in Deutschland gegeben.

Rund 350.000 Beschäftigte waren dazu aufgerufen. Die Gewerkschaften begründeten ihr Vorgehen mit mangelnden Fortschritten in den jeweiligen Tarifrunden. Für die bundesweit etwa 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Lohn, mindestens aber ein Plus von 500 Euro pro Monat. Die EVG verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei Bahn- und Busunternehmen und will für diese zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr.

Die Angebote von Deutscher Bahn und öffentlichen Arbeitgebern sind vergleichbar und umfassen je in zwei Schritten insgesamt fünf Prozent mehr Lohn und Einmalzahlungen von bis zu 2.500 Euro.

Verdi hatte zuvor auch die Beschäftigten im öffentlichen Dienst in allen Verwaltungen, Bauhöfen, Friedhöfen, Kitas und Bibliotheken zum ganztägigen Streik aufgerufen. In Berlin und Brandenburg blieben deshalb auch viele Kindertagesstätten geschlossen, die sich in der öffentlichen Hand befinden. Kitas in freier Trägerschaft waren nicht betroffen.

Brandenburger Schülerinnen und Schüler, die wegen des Streiks nicht zur Schule konnten, durften zu Hause bleiben. Allerdings musste dies vorher bei den Schulen angemeldet werden. In Berlin mussten Schülerinnen und Schüler hingegen zur Schule kommen. Die Bildungsverwaltung verwies darauf, dass die U-Bahnen, Busse und Straßenbahnen der BVG wie gewohnt fahren.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer trifft auch im Falle eines solchen Streiks das sogenannte Wegerisiko. Rechtlich liegt es in ihrer Verantwortung, pünktlich am Arbeitsplatz zu sein [tagesschau.de].

Sendung: rbb24 Inforadio, 27.03.2023, 13:20 Uhr

102 Kommentare

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  1. 102.

    Dann muss ich meine Rentenvorsorge wohl aussetzen, das Geld geht dann für Steuern + Abgaben drauf.

  2. 101.

    Nichts verstanden
    Prognose
    ÖD 10,5 % bis 2024 plus 1500 Euro
    EVG 12,% bis 2024 plus 2000 Euro
    Anfang 2025 neue Tarifverhandlungen
    Forderungen: 8 % mindestens 400 Euro

  3. 99.

    Danke ... jetzt verstehe ich endich ;-)
    Prognose ÖD: bis 20?? - 10,5 %
    Prognose EVG: bis 20?? - 12 %

  4. 98.

    Meine Prognose
    2023:7,2 %
    2024:6,7 %
    2025: 6,3 %
    2026: 5,9 %
    Also nur schwach sinkend

  5. 96.

    2. Versuch:
    Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt.
    Auch mit dem Zusatz: Hört beim eigenen Portemonnaie die Solidarität mit der Ukraine auf?

  6. 95.

    Nimmt der Vermieter die Mieterhöhung wegen Modernisierung eigentlich wieder zurück, wenn die Kosten abbezahlt sind?
    Nicht? Ach sogar noch besser, der darf sogar für die gleiche Sache doppelt abkassieren, sprich die Kosten auf Mieter:innen abwälzen und dann noch als wohnwertsteigerndes Merkmal in eine ( völlig ergebnisoffene, höfliche) Bitte um Zustimmung zur Erhöhung der Miete.
    Bei mir halten alle die Hand auf, mach ick halt auch so, juckts wen, wo ich es hernehme? Mich auch nicht mehr! Von nichts kommt nichts

  7. 94.

    Denkt mal drüber nach."
    Es ist eigentlich nicht davon auszugehen, das im Anschluß an die Inflationsphase die Preise wieder in dem Maße absinken bis sie das Niveau von 2019 erreicht haben.
    So weit das Resultat meines Nachdenkens.

  8. 93.

    Mehr Lohn wegen zu hoher Inflation. Na gut. Sind denn alle bereit das Mehr an Gehalt nach der hohen Inflation auch wieder abzugeben oder bleibt das Gehalt so hoch?
    Denkt mal drüber nach.

  9. 92.

    "Und 600,-€ mehr zu fordern ist doch wirklich dreist, möchte ich auch haben!"
    Und, Ihre Idee dazu? Schön brav stillhalten, bis aus zweitausend Euro Gehalt real zweihundert geworden sind? Damit man bloß nicht als "dreist" dargestellt wird?
    Ich freue mich über jeden, der sich etwas Anständiges erstreikt. Richtig so! Andere sitzen eben missgünstig in ihrer Ecke und haben nur zu meckern.

  10. 91.

    War das heute ein Kindergartenstreik von der EVG da sie man mal das sie eine 100 Prozentige Tochtergesellschaft der Bahn ist das heute war einen Ohrfeige für alle Mitglieder alle Streiken von 0 bis 24 Uhr nur die EVG Berlin lässt sich wieder von der Bahn vorführen von 4 bis 15 Uhr warum nicht gleich von 1 bis 3 Uhr.

  11. 90.

    Bei fast allen Aussagen stimme ich ihnen zu. Bei den Rentnern sollten Sie sich aber nochmals kundig machen.

  12. 89.

    Entschuldigen sie bitte, das erkennt man doch!

    Wenn ich auf "Heute wird in Deutschland der gesamte Nahverkehr bestreikt. In ganz Deutschland? Nein- ausgerechnet in unsere Hauptstadt fließt der. Busverkehr ohne Einschränkung . Da will die Gewerkschaft wohl die Politik und deren Mitarbeiter nicht verärgern. Das wäre eine Nachricht wert!" mit "Oh, da hat aber wer zuviele Asterix Hefte konsumiert. Ihre ulkige Verschwörungstheorie ist keine Nachricht wert, weil es Fake News sind." antworte, dann kann man doch zweifelsfrei die Ironie erkennen oder nicht?

    "Ganz Gallien ist von den Römern besetzt... Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten."

  13. 88.

    maulen Sie besser nicht um Fakten herum. 2.Streik ist verfassungsmäßiges Grundrecht. JEDES Streikergebnis hebt das allegemeine Gehaltsniveua >wirkt sich damit steigernd auf Renten und Pensionen aus. Bisher hat noch keinziger Rentner/Pensionär eine Leistungserhöhung mit den Worten zurüclgewiesen "Igitt, ich nehme kein Gewerkschaftsgeld."

  14. 86.

    Tipp
    In Klammern " Ironie " oder " Kann Ironie enthalten " dazu schreiben
    Dann weiß jeder, das es ironisch gemeint ist

  15. 85.

    Der Streik war schon letzte Woche angekündigt worden
    Zeit genug sich Alternativen zu suchen
    Wer das nicht in dieser Zeit schafft, hat ein Problem mit der Persönlichen Organisation

  16. 84.

    Der Streik ist rechtens
    Die Forderungen auch, wenn es um die Untersten Lohngruppen geht
    Die Oberen Lohngruppen werden allerdings wieder diejenigen sein, die am meisten Profitieren
    Eigentlich müsste die Forderung so heißen
    Bis E 9 , mindestens 500 Euro
    Alles darüber pro Lohngruppe mindestens 50 Euro weniger
    Also E 10 , 50 Euro weniger, E 11 ,100 Euro weniger, usw.
    So das die unteren Lohngruppen mehr Profitieren
    Ach jetzt kommt bestimmt wieder die unteren Lohngruppen sind nicht so gebildet
    Auch nicht so gut ausgebildete bringen eine Leistung die es verdient entsprechend Entlohnt zu werden
    Es kann nicht jeder Studiert sein

  17. 83.

    Brav! Macht es ihnen Spaß den Oberschiedsrichter zu spielen? Sie scheinen den Unterschied zwischen Pöbeln und Ironie nicht zu kennen.

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