Mehr Kosten bei Energie und Personal - Friseurbesuche bis zu 41,5 Prozent teurer als vor Corona

Fr 04.08.23 | 14:47 Uhr | Von Oliver Noffke
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Symbolbild: Eine Friseurmeisterin schneidet in einem Salon einer Kundin die Haare. (Quelle: dpa/Jan Woitas)
Audio: rbb 88,8 | 04.08.2023 | David Donschen | Bild: dpa/Jan Woitas

Ein Besuch beim Friseur ist deutlich teurer als vor der Corona-Pandemie. Hygiene-Auflagen, Energie- und Lohnkosten treiben die Preise. Von den allgemeinen Preissteigerungen scheint sich der Friseurbesuch entkoppelt zu haben. Von Oliver Noffke

Friseurbesuche sind in Berlin, insbesondere aber in Brandenburg, in den vergangenen gut dreieinhalb Jahren deutlich teurer geworden. Das geht aus Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg hervor, die rbb|24 vorliegen.

Preisanstieg insbesondere in Brandenburg frappierend

Demnach lagen die Preise für einige Friseurleistungen im Juli 2023 bis zu 41,5 Prozent höher als im Januar 2020. Um diesen Wert sind im Land Brandenburg die durchschnitlichen Preise für Dienstleistungen beim Damenfriseur gestiegen.

Herren und Kinder müssen mittlerweile ebenfalls deutlich mehr zahlen als noch vor dreieinhalb Jahren. Im Juli lagen hier die Preise im Durchschnitt 36,4 Prozent über denen vom Januar 2020.

Damit sind Friseurbesuche in diesem Zeitraum deutlich schneller teurer geworden als die Verbraucherpreise insgesamt. In Brandenburg lagen diese im Juli 2023 durchschnittlich 30,9 Prozent höher als dreieinhalb Jahre zuvor.

Anstieg auch in Berlin deutlich

Auch in Berlin sind Friseurbesuche deutlich teurer geworden, allerdings fallen die Preissteigerungen etwas niedriger aus, als im benachbarten Bundesland, wie die Daten des Amts für Statistik zeigen.

Demnach lagen die Preise beim Damenfriseur im Juli 2023 durchschnittlich 20,5 Prozent über denen vom Januar 2020. Herren und Kinder mussten mit Preisen rechnen, die satte 27,4 Prozent über dem lagen, was sie dreieinhalb Jahre zuvor bezahlt hatten.

Auch in Berlin sind die Preise beim Friseur damit deutlich schneller gestiegen als andere Waren und Dienstleistungen: Im genannten Zeitraum sind die Verbraucherpreise in Berlin um 17,3 Prozent gestiegen.

Strenge Corona-Auflagen, Krieg gegen die Ukraine

Die auffälligen Steigerungen in der Branche erklärt das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg auf Anfrage damit, dass Friseurbetriebe während der Pandemie besonders strenge Hygiene-Auflagen erfüllen mussten; sowie mit den hohen Energiekosten, die nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine stark gestiegen sind. Diese Ereignisse spiegeln sich demnach auch in der Statistik wieder.

Im Frühjahr 2020 sowie zu Beginn des Jahres 2021 wurden entsprechend starke Preissprünge registriert wurden. Zu dieser Zeit herrschten in Deutschland besonders strenge Kontaktbeschränkungen. Parallel zum Beginn des Kriegs in der Ukraine verläuft der Anstieg der Friseurpreise deutlich steiler, als es vorher der Fall gewesen war.

"Wir arbeiten wie alle anderen ja auch mit Strom und Wasser. Wenn dann die Energiepreise steigen, dann trifft uns das natürlich auch", erklärt Nicole Krebs auf Anfrage von rbb|24. Sie ist innerhalb der Friseurinnung Brandenburg als Obermeisterin für die Stadt Potsdam zuständig.

"Für einige Kunden ist das natürlich schon eine Belastung"

Ein dritter Preistreiber seien Erhöhungen des Mindestlohns gewesen, teilte das Amt für Statistik mit, die mehrfach in den vergangenen dreieinhalb Jahren stattgefunden haben.

Jede Erhöhung des Mindestlohns sei wie der Beginn einer Kettenreaktion, so Obermeisterin Krebs. "Wenn für ungelernte Kräfte der Mindestlohn auf 12 Euro steigt, dann muss der Lohn für gelernte Mitarbeiter natürlich höher liegen", sagt sie. "Das ist auch richtig, dass Ungelernte einen höheren Lohn bekommen sollen. Aber solche Lohnerhöhungen schlagen sich natürlich auch in den Preisen nieder."

Für einige Kunden sei das eine Belastung, jeder Betriebsinhaberin und jedem Inhaber sei dies bewusst, sagt Nicole Krebs. Aufgrund der steigenden Fixkosten hätten viele Betriebe jedoch gar keine andere Wahl, als ihre Preise anzuheben.

Sendung: rbb 88,8, 04.08.2023, 17:15 Uhr

 

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Beitrag von Oliver Noffke

32 Kommentare

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  1. 32.

    Antwort auf Igelschnitt
    Was für tolles Handwerk das 30€ für 12 Minuten Arbeit verlangt!
    Ich habe mich radikal davon befreit habe mir Haarmaschine gekauft und einfach ab trage jetzt Friseur wie Bruce Willis und meine Frau meint steht mir auch man muss das mal rechnen alle 4 Wochen zum Friseur was das kostet.
    Ich wollte nicht mehr und bin froh diesen Schritt getan zu haben.

  2. 31.

    "Friseur" ist ein Handwerk, das ist schon mal Fakt!!!
    Handwerk stirbt in deutschen Großstädten extrem, der Nachwuchs/Auszubildende sind Mangelware.
    Handwerklich tätig sein möchten als Beruf und das noch fünf tage die Woche zu fest vorgegebenen Zeiten, undenkbar.
    Diesen (zu erwartenden) Nachwuchs wünsche ich das Diese für ein Loch in die Wand bohren mindestens 50 Euro zu zahlen haben.
    Den Überlebenden Friseuren wünsche ich das Beste, nehmt die Preise die Ihr wollt, "Udo" hat zuweilen ja auch ein Monatsgehalt eines Normalos aufgerufen.

  3. 30.

    Ich gehe zum Barber und zahle 27 Euro mit Bartrasur.Er versteht sein Handwerk und ich bezahle den Preis dann auch gerne.Gutes Handwerk muß auch gut bezahlt werden.

  4. 28.

    Tja, wer sich einen Friseuer, der einen Mindeslohn erhällt nicht leisten will, der muss halt seine Haare selbst schneiden!
    Ganz nach dem Motto :"selbst ist die Frau".
    Übrigens, bei den Männern ist schon lange gang und gäbe sich als Handwerker zu betätigen, wegen den Kosten..
    .

  5. 27.

    Interessant wäre einmal, wie weit die Kunden - schon vor der Preiserhöhung - das Trinkgeld reduziert haben?
    Müssen ja alle sparen ... Inflation usw.

  6. 26.

    Ab Januar 2024 soll der Mindestlohn auf 12,41 Euro steigen.
    Und dazu die momentane Diskussion über den Mindestlohn von 14,00 Euro.
    Bei diesem gesamten Gemenge "dürfen" die Friseure die Preise nicht erhöhen?

    Wir werden uns, nach meiner Meinung, alle noch mächtig umschauen, wie schnell die Preise - bei allen Dienstleistungen - steigen.

  7. 25.

    Danke. Sie schreiben mir aus dem Herzen. Betriebe müssen kostendeckend arbeiten können und Preise sollen den Wert einer Dienstleistung spiegeln. Und ein Friseurgeschäft zu betreiben kostet eben, wie man lesen kann.

  8. 24.

    Wie recht Sie haben.
    Friseure sind in diesem Land nun wirklich keine Spitzenverdiener, müssen sich aber dann Hier solch großspurige Kommentare anhören lassen.
    Alles ohne Sinn und Verstand.

  9. 23.

    Ich habe meiner jahrelangen Stammfriseurin auch den Rücken kehren müssen. 42 Euro für einen Herrenschnitt ist mir zu happig. Und der Salon befindet sich nicht am Ku-Damm sondern im Mierendorf-Kiez.

  10. 22.

    Absolut richtig. Die Friseurunternehmen haben nur auf den richtigen Moment gewartet. Es wurde Zeit für eine Preisanpassung so lange die Leistung stimmt.

  11. 21.

    Für einige Kunden eine Belastung??? Für einen großen Teil!!! Friseurbesuch darf kein Luxus sein!
    40- 50 Euro mehr als vor der Pandemie, so sieht die Realität aus, Fahre jetzt in den Nachbarbezirk und vergrößern die Abstände zwischen den Besuchen.Denn ein gepflegtes Äußeres ist Selbstachtung!

  12. 20.

    Ich stimme Ihnen zu, ich bin ebenfalls selbstständig (Friseurmeisterin) und das Preisniveau war vor Corona in vielen Friseurunternehmen im Keller. Nun haben viele die Chance genutzt und den Preis seiner Wertigkeit angepasst.

  13. 19.

    Meine Frau war heute beim Friseur. Waschen, schneiden und föhnen gleich 37 Euro. Vor einem Jahr gab's das noch für 32 Euro. Allerdings bekommt die Friseurin auch etwas mehr Gehalt. Und ich selbst zahle fürs Schneiden 16 Euro. 3 bis 4 mal im Jahr.

  14. 18.

    Also mein Fisör in Bestensee ist fast exakt doppelt so teuer als vor Corona und denkt nicht im Traum daran auch nur einen Hauch günstiger zu werden. Es wird auch weiter „zwangsgewaschen“, was angeblich während Corona eine Auflage war.

    Sei es drum. Vor Corona hatten Fisöre einen Hungerlohn, jetzt ein „normales“ Handwerkergehalt.

    Über die unschöne Fraze des Kapitalismus will ich nicht klagen. Wir wollten es so :-)

  15. 17.

    Ich bin selber Friseurin,und ich bekomme auch mit was unsere Chefin monatlich an Kosten hat.Vielleicht sollte man ersteinmal überlegen was man hier so schreibt ohne eine Ahnung zu haben in welchem Bereich sich die monatlichen Kosten befinden die ein Selbständiger mit eigenem Geschäft und Angestellten zu leisten hat.Das nennt man nicht Abzocke sondern Kalkulation.Sicher nutzen es manche auch aus,aber man kann hier nicht alle in einen Topf werfen.

  16. 16.

    Traurig, was hier wieder gejammert wird ...
    "Abzocke", "an Leistungen angedreht wird!" ect.
    Alle wollen mehr Stundenlohn wegen Inflation und der Friseur soll zusehen wie er klar kommt.
    "Friseure" sind von der Inflation usw. ausgeschlossen, oder wie?

  17. 15.

    Frauen tragen heutzutage überwiegend lange Haare. Ich würde niemals bei langen Haaren zum teuren Spitzen schneiden gehen, bei gleichmäßig langen Haar. Das geht wunderbar selbst, die Technik kann sich jeder anlernen durch Internet. Gehe nur zum Friseur für Strähnchen, sie kosten mich mit waschen, föhnen ca. 65-70 Euro, dass dreimal im Jahr. Die Sitzung dauert knapp 2 Stunden. Sicher, der Friseur muss auch leben, aber wenn die Preise zu hochsteigen, dann ist es Abzocke. Überall bei den Branchen wird kräftig zugelangt, ausgenützt, mal sehen wie lange das gut geht. Es kommt darauf an wo man wohnt, Stadt oder am Land.


  18. 14.

    Ich schneide und färbe meine Haare selber, und das schon seit über 10 Jahren!

  19. 13.

    Ich sehe hier keinen Grund zum Meckern. Friseurbesuche sind keine Pflichtveranstaltung. Und es gibt eine große Auswahl gerade in Berlin und Potsdam. Gehen Sie dahin, wo Sie das bekommen, was Sie wünschen. Natürlich ist es teurer als noch vor drei Jahren.

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