Mehr Kosten bei Energie und Personal - Friseurbesuche bis zu 41,5 Prozent teurer als vor Corona
Ein Besuch beim Friseur ist deutlich teurer als vor der Corona-Pandemie. Hygiene-Auflagen, Energie- und Lohnkosten treiben die Preise. Von den allgemeinen Preissteigerungen scheint sich der Friseurbesuch entkoppelt zu haben. Von Oliver Noffke
Friseurbesuche sind in Berlin, insbesondere aber in Brandenburg, in den vergangenen gut dreieinhalb Jahren deutlich teurer geworden. Das geht aus Zahlen des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg hervor, die rbb|24 vorliegen.
Preisanstieg insbesondere in Brandenburg frappierend
Demnach lagen die Preise für einige Friseurleistungen im Juli 2023 bis zu 41,5 Prozent höher als im Januar 2020. Um diesen Wert sind im Land Brandenburg die durchschnitlichen Preise für Dienstleistungen beim Damenfriseur gestiegen.
Herren und Kinder müssen mittlerweile ebenfalls deutlich mehr zahlen als noch vor dreieinhalb Jahren. Im Juli lagen hier die Preise im Durchschnitt 36,4 Prozent über denen vom Januar 2020.
Damit sind Friseurbesuche in diesem Zeitraum deutlich schneller teurer geworden als die Verbraucherpreise insgesamt. In Brandenburg lagen diese im Juli 2023 durchschnittlich 30,9 Prozent höher als dreieinhalb Jahre zuvor.
Anstieg auch in Berlin deutlich
Auch in Berlin sind Friseurbesuche deutlich teurer geworden, allerdings fallen die Preissteigerungen etwas niedriger aus, als im benachbarten Bundesland, wie die Daten des Amts für Statistik zeigen.
Demnach lagen die Preise beim Damenfriseur im Juli 2023 durchschnittlich 20,5 Prozent über denen vom Januar 2020. Herren und Kinder mussten mit Preisen rechnen, die satte 27,4 Prozent über dem lagen, was sie dreieinhalb Jahre zuvor bezahlt hatten.
Auch in Berlin sind die Preise beim Friseur damit deutlich schneller gestiegen als andere Waren und Dienstleistungen: Im genannten Zeitraum sind die Verbraucherpreise in Berlin um 17,3 Prozent gestiegen.
Strenge Corona-Auflagen, Krieg gegen die Ukraine
Die auffälligen Steigerungen in der Branche erklärt das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg auf Anfrage damit, dass Friseurbetriebe während der Pandemie besonders strenge Hygiene-Auflagen erfüllen mussten; sowie mit den hohen Energiekosten, die nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine stark gestiegen sind. Diese Ereignisse spiegeln sich demnach auch in der Statistik wieder.
Im Frühjahr 2020 sowie zu Beginn des Jahres 2021 wurden entsprechend starke Preissprünge registriert wurden. Zu dieser Zeit herrschten in Deutschland besonders strenge Kontaktbeschränkungen. Parallel zum Beginn des Kriegs in der Ukraine verläuft der Anstieg der Friseurpreise deutlich steiler, als es vorher der Fall gewesen war.
"Wir arbeiten wie alle anderen ja auch mit Strom und Wasser. Wenn dann die Energiepreise steigen, dann trifft uns das natürlich auch", erklärt Nicole Krebs auf Anfrage von rbb|24. Sie ist innerhalb der Friseurinnung Brandenburg als Obermeisterin für die Stadt Potsdam zuständig.
"Für einige Kunden ist das natürlich schon eine Belastung"
Ein dritter Preistreiber seien Erhöhungen des Mindestlohns gewesen, teilte das Amt für Statistik mit, die mehrfach in den vergangenen dreieinhalb Jahren stattgefunden haben.
Jede Erhöhung des Mindestlohns sei wie der Beginn einer Kettenreaktion, so Obermeisterin Krebs. "Wenn für ungelernte Kräfte der Mindestlohn auf 12 Euro steigt, dann muss der Lohn für gelernte Mitarbeiter natürlich höher liegen", sagt sie. "Das ist auch richtig, dass Ungelernte einen höheren Lohn bekommen sollen. Aber solche Lohnerhöhungen schlagen sich natürlich auch in den Preisen nieder."
Für einige Kunden sei das eine Belastung, jeder Betriebsinhaberin und jedem Inhaber sei dies bewusst, sagt Nicole Krebs. Aufgrund der steigenden Fixkosten hätten viele Betriebe jedoch gar keine andere Wahl, als ihre Preise anzuheben.
Sendung: rbb 88,8, 04.08.2023, 17:15 Uhr
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