Finanzprobleme beim Immobilienkonzern - Senat will trotz Signa-Krise an Planungen für Bauprojekte festhalten
Der angeschlagene Signa-Immobilienkonzern aus Österreich hat in Berlin so einige Prestigeobjekte, die nun auf Eis liegen. Die Grünen befürchten deshalb schon bald Bauruinen in der Stadt. Auf die Bremse drücken will der Senat derweil nicht.
Der Berliner Senat will die Planungen für große Signa-Vorhaben trotz der Finanzprobleme des Immobilienkonzerns fortsetzen. Das hat die Verwaltung von Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD) am Mittwoch dem rbb mitgeteilt. Zuvor hatte Signa einen vorläufigen Stopp für alle seine Projekte in Berlin verhängt.
Aus der Verwaltung heißt es, Berlin habe ein "städtebauliches Interesse an der Entwicklung der verschiedenen Projekte, an denen auch viele Arbeitsplätze" hingen. Konkret geht es um die Karstadt-Standorte Hermannplatz und Kurfürstendamm, wo Signa jeweils große Ideen jenseits des Warenhaus-Umbaus hat. Aktuell wird dort über die Bebauungspläne verhandelt.
Die Grünen hatten den Senat aufgefordert, diese Gespräche zu beenden, Signa könne kein Geschäftspartner mehr sein. "Wer dies fordert, nimmt billigend in Kauf, dass wichtige Projekte zur Entwicklung der Berliner Zentren und zahlreiche Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt werden", heißt es dazu aus der Stadtentwicklungsverwaltung. Außerdem entwickele sie "keine Wunsch-Bebauungspläne für Investoren".
Grüne warnen vor Bauruinen in der Stadt
Die Grünen warnen davor, dass es in Berlin bald Bau- und Planungsruinen der Signa-Gruppe geben könnte. Dagegen setzt der CDU-Baustadtrat von Charlottenburg-Wilmersdorf, Christoph Brzezinski, darauf, dass es am Ku'damm und bei anderen Projekten weitergeht. "Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass es dauerhaft diverse Bauruinen geben wird," sagte er dem rbb. Falls Signa die Projekte nicht selbst fortsetze, hält es Brzezinski für wahrscheinlich, "dass es diverse neue Eigentümer gibt, die dann auch neu bauen".
Konkret betroffen sind unter anderen diese Projekte in Berlin:
- Karstadt Hermannplatz
- Karstadt Ku’damm
- Bremsenwerk am Ostkreuz
- Karstadt Müllerstraße
- Femina Palast, Nürnberger Straße
- Ehemaliges Leiser, Tauentzienstraße 20
- P1 Passauer Straße
René Benko hat Führung der Signa-Gruppe abgegeben
Zuvor war bekanntgeworden, dass die Krise des österreichischen Immobilienkonzerns auch massive Auswirkungen auf Berlin hat. Der Konzern hat alle Bauprojekte in der Hauptstadt gestoppt, wie der rbb aus Unternehmenskreisen erfuhr.
Betroffen sind neben Prestigeprojekten, zu dem das Karstadt-Gebäude am Hermannplatz zählt, noch diverse weitere Vorhaben, etwa der Umbau des Bremsenwerks am Ostkreuz. Ein Teil der Projekte - zum Beispiel die Karstadt-Standorte Hermannplatz und Wedding - steckt noch in der Planungs- und Beteiligungsphase, andere waren dagegen bereits im Bau - zum Beispiel in der Passauer Straße und der Nürnberger Straße (City West).
Der österreichische Immobilienunternehmer René Benko hat bereit sdie Führung der Signa-Gruppe abgegeben. Laut Unternehmen tritt der Milliardär als Vorsitzender des Beirates der Signa Holding zurück. Der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz übernehme die Restrukturierung der Immobilien- und Handelsholding. Benko übertrage seine Stimmrechte an Geiwitz, hieß es.
Sendung: rbb24 Abendschau, 08.11.2023, 19:30 Uhr