Tarifkonflikt - Ärzte am Klinikum Neuruppin in Warnstreik - planbare OPs verschoben

Do 21.11.24 | 17:40 Uhr
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Archivbild: Die zentrale Aufnahme des Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg. (Quelle: dpa/Koall=
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Video: rbb24 | 21.11.2024 | Mark Albrecht | Bild: dpa/Koall

Ärzte der finanziell angeschlagenen Uniklinik Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) sind im Streit um Gehaltserhöhungen und Arbeitsbedingungen am Donnerstag in den Warnstreik getreten.

Da im Tarifkonflikt bislang keine Einigung erzielt wurde, hatte der Marburger Bund die rund 230 Ärzte des Universitätsklinikums zur ganztägigen Arbeitsniederlegung aufgerufen. Zu einer Kundgebung in Neuruppin seien um die 70 Mediziner gekommen, teilte Pohlmann mit. Während des Warnstreiks gilt eine Notdienstvereinbarung, planbare Eingriffe wurden laut Marburger Bund verschoben.

Aus Sicht der Geschäftsführung des Klinikums muss das Lohnniveau für eine Zeit lang eingefroren werden, wie die Pro Klinik Holding GmbH mitteilte. Angesichts der wirtschaftlichen Lage drohe bei einer Erhöhung der tariflichen Gehälter ein Insolvenzantrag.

Der Geschäftsführer des Marburger Bundes Berlin/Brandenburg, Stefan Pohlmann, kritisierte dagegen, das Klinikum schiebe es auf die Beschäftigten. Die Arbeitgeberseite wolle die Gehälter bis Ende Dezember 2027 auf dem Stand vom Mai 2024 einfrieren, hieß es. Die Klinik versuchte, die Strukturreform auf dem Rücken der Arbeitnehmer zu lösen.

Die Pro Klinik Holding - ein Unternehmensverbund - hat nach eigenen Angaben rund 2.700 Beschäftigte. Das Haus im Nordwesten Brandenburgs macht hohe Millionen-Defizite.

Auch viele andere Häuser bundesweit und in Brandenburg sind in den roten Zahlen. Fraglich ist auch, ob die umstrittene Krankenhausreform kommt, die aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den finanziellen Druck mindern soll.

Klinik zu Finanznot: Patientenzahl stark zurückgegangen

Die Ärzte-Vertretung fordert für das Klinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg die vollständige Übernahme des Tarifvertrages für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern. Bislang hätten die Mediziner an der Uniklinik schlechtere Arbeitsbedingungen als in anderen kommunalen Häusern.

Die Arbeitgeberseite ergänzte nach eigenen Angaben ihr Angebot für den Neuabschluss von Haustarifverträgen. Es hieß auch, sobald die Klinik noch zu verhandelnde wirtschaftliche Grenzwerte überschreite, würden auch wieder Tarifsteigerungen umgesetzt.

Um die Zeit bis zum Ausgleich der finanziellen Schieflage zu überbrücken und damit eine Insolvenz vermeiden zu können, sei aber die Solidarität der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nötig. Das vom Landkreis getragene Krankenhaus nennt als einen Grund für seine Finanzmisere einen starken Rückgang der Patientenzahl, der weit höher sei als im Bundesdurchschnitt.

Sendung: rbb24, 21.11.2024, 13:00 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    hier geht es zwar um Ärzte am Klinikum Neuruppin , aber die folgende Aussage passt auch zum Thema :

    " Auf dem Land werden händeringend Ärzte gesucht. Den wenigen verbliebenen Landärzten erschweren die Kassen zusätzlich das Handwerk – durch Forderungen nach Honorarrückzahlungen, wenn sie vermeintlich zu viele kranke Menschen behandeln "
    ( ZDF
    Datum:
    29.02.2020 )

  2. 13.

    Hausrarifverträge? Spreche aus Erfahrung: Diese Verträge sind Sch.....
    Richtig so, dass das Krankenhauspersonal streikt. Respekt.

  3. 12.

    5-6 Stunden für Berlin und eine ordentliche Behandlung? In NP sitzt du die Hälfte davon im muffigen Wartezimmer. Mir ist das den Weg in die Hauptstadt wert. Mit Glück fährt ja auch mal die Bahn bis zum Berliner Hbf. Es ist arg!

  4. 11.

    " Krankenhaus nennt als einen Grund für seine Finanzmisere einen starken Rückgang der Patientenzahl, der weit höher sei als im Bundesdurchschnitt. "

    aber keine Begründung warum das bei dem allg. Ärztemangel so ist

  5. 10.

    " pendelst du als Patient mal lieber nach Berlin… Traurig! "

    so um die 80 Km und dann der innerstädt. verkehr, Parplatzsuche... dan können schon mal 2 Std eingeplant werden , dann zurück,
    noch 1 Std Wartezeit in der Praxis , also 5-6 Std sind nicht unrealistisch , Pausenbrot ist vielleicht sinnvoll

  6. 9.

    Ihr Beitrag könnte erklären warum die Patientenzahl stark zurückgegangen ist

  7. 7.

    Es fehlt an Patienten… ja, warum denn nur? Vielleicht, weil das sog. Universitätsklinikum völlig veraltet und gammelig ist? Es viele Ärzte gibt, die der deutschen Sprache nicht hinreichend mächtig sind? Ein Großteil der dort arbeitenden Ärzte, Pfleger, Helfer etc. total pampig, unfreundlich und überfordert ist? Spreche - leider!!! - aus eigenen Erfahrungen: da kannst de nicht mal zum Sterben hin! Wenn irgend möglich, pendelst du als Patient mal lieber nach Berlin… Traurig!

  8. 6.

    " WAS IST DA LOS? "

    ganz einfach, Praxen sind überlastet , hier in meiner Stadt werden in manchen Praxen auch neue Selbstzahler nicht mehr angenommen

  9. 4.

    Das ist zu kurz gedacht und unrealistisch.
    Tatsächlich kommen sehr viele Ärzt:innen aus Berlin und Unkreis und pendeln täglich.
    Warum sollte man aber nach einem 24-Stunden-Dienst auch noch erwarten, dass 1,5 Stunden Pendeln ein Kinderspiel seien?

  10. 3.

    Das ist furchtbar auf dem Land in Brandenburg! Bei mir gehts ja, aber die Kassenpatienten kriegen überhaupt leine Termine! Und wenn, müßen Sie durch halb Deutschland fahren, so sie können! WAS IST DA LOS? WER ÄNDERT DAS?

  11. 2.

    Weil manche Arbeitnehmer kein Interesse daran haben, 3h täglich zu pendeln.
    Und wenn sie dann doch Neuruppin verlassen sollten, ist das Gejammer groß, wenn Abteilungen aufgrund von Personalmangel geschlossen werden müssen.

  12. 1.

    " ...Klinik zu Finanznot: Patientenzahl stark zurückgegangen
    Die Ärzte-Vertretung fordert für das Klinikum der Medizinischen Hochschule Brandenburg die vollständige Übernahme des Tarifvertrages für Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Krankenhäusern. Bislang hätten die Mediziner an der Uniklinik schlechtere Arbeitsbedingungen als in anderen kommunalen Häusern. ... ?
    Warum gehen die Ärzte nicht dorthin, wo sie gebraucht werden und bessere Arbeitsbedingungen haben ? Wenige Patienten ist doch gut. Auch die " Weißen Götter "sollten sich mal bewegen und zwar genau so, wie es für jeden Arbeitnehmer in Deutschland gefordert wird. Anderthalb Stunden Arbeitsweg hin und Anderthalb Stunden Arbeitsweg zurück, sind zumutbar. In Berlin fehlt es überall an Ärzten.

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