Konzertkritik - Depeche Mode mit lebendigem "Memento Mori" im Olympiastadion
Das Olympiastadion ist an diesem Wochenende die große Bühne für Depeche Mode. Auf zwei Konzerten stellen sie ihr jüngstes Album vor, besinnen sich auf die großen und erinnern an das verstorbene Bandmitglied Andrew Fletcher. Von Alexander Soyez
Zunächst einmal, auch das gehört zu einem Konzerterlebnis: Man hätte sich kein besseres Wetter, kein herrlicheres Abendlicht und keinen schöneren Sommerabend ausdenken können für den Berlin-Stopp von Depeche Mode.
Die Luft ist angenehm warm, aber nicht stickig, sondern erfrischend - und umso dunkler es wird, umso besser wird die ausgelassene Volksfest-Stimmung im randvollen Olympiastadion. Fast 70.000 Fans haben sich versammelt, füllen das Stadion bis zur Oberkante und selbst in den Rängen hält es vom ersten Song an bis zur Zugabe nur die Wenigsten auf ihren Sitzen.
„I just can’t get enough“
Einen der ersten Depeche Mode-Hits aus den frühen 1980er Jahren, "I just can’t get enough", gibt es genauso wie "Personal Jesus" erst am Ende des fast zweistündigen Konzerts. Frei nach dem Motto: Wenn man wirklich fast nicht mehr genug kriegen kann, kommen noch die Superhits als Zugabe, um die Fans beseelt in die Berliner Nacht zu entlassen.
Auch vorher gibt es allerdings sorgfältig verteilt ein paar Depeche Mode-Klassiker, die bei diesem vor allem auf die Musik und nicht so sehr auf die Show fokussierten Konzert immer wieder die Stimmung anheizen.
Neben den Songs ihres jüngsten Albums werden "In Your Room", "Everything Counts" und natürlich "World in my Eyes" gespielt, der auf dieser Tour zur Hymne für den im letzten Jahr an einem Aneurysma verstorbenen Depeche Mode-Mitbegründer und Keyboarder Andrew Fletcher wird - während auf den drei Großleinwänden hinter und neben der Bühne Porträtfotos von ihm gezeigt werden.
"Memento Mori" - sei dir deiner Sterblichkeit bewusst
Der Titel dieser großen Depeche Mode Konzerttour und ihres neuesten Albums wirken wie ein Trauergruß an den verstorbenen Fletcher, obwohl dieser Name tatsächlich schon vor seinem plötzlichen Tod feststand und eher Ausdruck der Identitätssuche der Band war, von der man zuletzt manchmal hörte, sie würde sich bald auflösen.
Insofern ist diese Tour auch ein Comeback und die melancholischen Memento Mori-Songs ihres besten Albums seit Jahren wirken wie eine Besinnung und ein Beweis, dass Depeche Mode auch nur mit Martin Gore und Dave Gahan noch sehr lebendig ist.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.07.23, 07:55 Uhr