Besuch von Israels Ministerpräsident - Polizeihubschrauber fliegt Fahrradfigur am Himmel

Fr 24.03.23 | 13:23 Uhr | Von Philip Barnstorf
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Die Flugroute eines Helikopters über dem Norden Berlins und Brandenburg zeigt die Form eines Fahrrads. (Quelle: ADS-B Exchange)
Bild: ADS-B Exchange

Die Flugroute, die eine Flugdaten-Website aufgezeichnet hat, zeigt Erstaunliches: ein riesiges Fahrrad. Ein Polizeihubschrauber ist das angeblich während Netanjahus Berlin-Besuch geflogen. "Spaß" sei definitiv nicht das Motiv, sagt die Polizei. Wirklich nicht? Von Philip Barnstorf

Am Brandenburger Tor, am Kanzleramt, an der Siegessäule: Um den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu zu schützen, waren am Mittwoch (15. März) rund 2.500 Polizisten am Boden im Einsatz. Aber haben auch ihre Hubschrauber-fliegenden Kollegen am Himmel ihren Auftrag ernst genommen?

30 Kilometer Radstand

Laut der Internetseite ADS-B Exchange, die Flugrouten dokumentiert, nutzten nämlich Polizisten ihren Helikopter "Police1" während des Staatsbesuchs dazu, nördlich von Berlin eine Route in Form eines riesigen Fahrrads zu fliegen: mit dem Lenker bei Klosterfelde, dem Sattel über Biesenthal und den Rädern bei Schönerlinde und Werneuchen. Mit fast 30 Kilometern Länge ein stolzes Himmelsgefährt. Glaubt man den Daten der Seite, sind die Beamten die vorderen Rahmenteile sogar doppelt abgeflogen, sodass das Fahrradheck im Gegensatz dazu etwas klapprig anmutet.

Bundespolizei will's nicht gewesen sein

Aber kann das wirklich sein oder ist das ein Fake? Bei der Bundespolizei will man mit der Sache zunächst nichts zu tun haben. Wenn das Ganze stimme, handle es um einen Hubschrauber, den man sich mit der Berliner Landespolizei teile, sagte ein Sprecher auf Anfrage von rbb|24. Die sei am Donnerstag mit dem Heli unterwegs gewesen. Die Route habe allerdings schon "Verwunderung hervorgerufen", so der Sprecher. Vielleicht sei das ein Übungsflug gewesen. Letztlich wisse er es nicht.

"Sowas hab ich noch nie gesehen"

Also Anruf bei der Berliner Polizei. Ein Sprecher will sich die Sache ansehen und dann zurückrufen. In der Zeit fragt rbb|24 bei der Deutschen Flugsicherung nach, ob eine solche Flugroute überhaupt realistisch ist. "Sowas habe ich noch nie gesehen", sagte ein Sprecher. Aber technisch sei die Route schon möglich. Vielleicht sei es ein privater Hubschrauber gewesen, der sich auf der Internetseite "Police1" nennt. Der Name Police sei nämlich nicht geschützt. Andererseits war der Hubschrauber nach Vollendung des himmlischen Zweirads auch in der Nähe des BER unterwegs, wo private Luftfahrzeuge nicht fliegen dürfen.

Ein Zufallsprodukt?

Einige Stunden später am Donnerstagabend ruft die Berliner Polizei dann zurück. "Das war ein Hubschrauber der Polizei Berlin", sagt Sprecher Martin Halweg nüchtern. Das Fahrrad sei "ein Zufallsprodukt im Rahmen des Schutzauftrages anlässlich des Staatsbesuchs". Warum die Route gewählt worden sei, dazu könne man sich nicht äußern. "Ich kann aber ausschließen, dass sich die Kollegen einen Spaß gemacht haben."

Verantwortungs-Pingpong um den Nicht-Spaß

Haben also Berliner Beamte sich einen Spaß gemacht, der keiner sein durfte? Nicht ganz. Am Freitagnachmittag ruft Polizeisprecher Halweg nochmal an. Es habe sich herausgestellt, dass der Hubschrauber zwar im Auftrag der Berliner Polizei unterwegs gewesen sei. Geflogen sei jedoch die Bundespolizei.

rbb|24 ruft also nochmal bei den Bundesbeamten an. Details zur Route wüssten nur die Kollegen der Fliegerstaffel. Man solle bei der Direktion 11 nachfragen, heißt es. Die Direktion ruft zwar nicht zurück, schickt aber einige Tage später eine E-Mail. In der Tat hätten Bundespolizisten den Heli im Auftrag ihrer Berliner Kollegen geflogen. "Die dabei entstehenden Radar-Signaturen ergeben typische aber mitunter auch atypische Muster." Die Flugroute sei "anlasslos entstanden". Also auch auf Bundesebene: Kein Spaß am Himmel über Berlin und Brandenburg.

Beitrag von Philip Barnstorf

60 Kommentare

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  1. 60.

    "Verantwortungs-Pingpong um den Nicht-Spaß"
    So verläuft es also im Sande.
    Was wird sonst so noch alles durch Behördenleitung gedeckt?

  2. 59.

    Hallo Thomas, mir ist nicht bekannt, dass die Polizeihubschrauber in Berlin mit einem Autopiloten ausgestattet wären. Ich habe aber auch keinen sicheren Zugang zu dieser Information. Zudem wäre ich dann von der geringen Präzision des Autopiloten an diesem relativ wind-stabilen Tag enttäuscht.

  3. 58.

    Wieviel kostet nochmal eine Flugminute? Frage für eine Klimadebatte...

  4. 57.

    Wenn Sie ehrlich sind wollten Sie doch nur etwas von der Kiste Bier abhaben, die der Pilot mit dem Gag gewonnen hat. ;-)

    Ich auch!

  5. 56.

    "HubschrUber" ... Ahnte ich es doch. Wieder dieser Fahrdienstleister. Die drängeln auch überall rein.

  6. 54.

    Ich Feier den Flug! Entspannte nette Kollegen die das Ding sowieso fliegen müssen, machen sich ihren Flug einfach angenehmer! Würde mich freuen wenn es in anderen Gegenden andere Muster geben würde!

  7. 53.

    Die Polizei wäre so oder so geflogen.
    So hatte es wenigstens noch einen Sinn, auch wenn nur einen spaßigen ;-)
    Momentan alles traurig genug.

  8. 52.

    Einfach nur Spritverschwendung, vermutlich hunderte Liter Kerosin, und unnützer Krach, von dem es eh schon zu viel gibt. Einfach dämlich! Sprit ist zu billig.

  9. 51.

    Gut von mir aus präziser GNSS und nein ich habe keinen Flugschein.
    Aber mithilfe dieser Navigationssysteme können sie sowas autonom abfliegen, dass ist ja nun überhaupt kein Hexenwerk, insbesondere wenn man den Maßstab sieht.

  10. 50.

    Ach Ansgar... ich sehe das auch. Da braucht Mann keinen Urologen fragen. Das erschließt sich schon mit einem unverkrampften Blick auf stilisierende Kunst ;-))

  11. 49.

    Natürlich sicherlich GPS oder Galileo, eher nicht Glonass oder Beidou. Aber ich vermute, Sie sind noch nie selbst fliegerisch tätig gewesen?

  12. 47.

    @Kopfschüttel
    Gute Güte, wie alt sind Sie?
    Ich wohne seit über einem halben Jahrhundert hier. Sie können mir glauben: da war es anders als heute. 1 Mauerfall und 3 Flüchtlingswellen später... (u.a., nur, um die Dimensionen klar zu stellen)
    Jepp, nicht jede/r/s kann mal so easy wegziehen, das wollte auch Ihnen bekannt und bewusst sein.
    Ich bemühe mich und hoffe sehr, dass es bald klappt mit dem Weg-Sein. So oder so.

  13. 45.

    Air Berlin hat ja zum Abschied ein Herz geflogen :-) und die Nationalmannschaft hat wie der Papst das Volk im Überflug gesegnet.. offenbar gibt es immer wieder solche "Eskapaden". Nur Benjamin wird not amused sein, wenn er das nachträglich mitbekommt.... ;-)

    Natürlich sollte keiner Steuergelder für Fahrräder verballern, aber ok, sonst wäre er wohl auf und ab geflogen...

  14. 43.

    Sehr geehrter Herr Schremm,
    ich bin Ingenieur und habe eine Pilotenlizenz. Mit polizeilichen Gefährdungsstufen habe ich mich tatsächlich noch nicht auseinandergesetzt. Eins weiß ich aber: Der Pilot hat sich nicht mit der Gefährdungssituation beschäftigt, sondern er hat sich mit einiger Wahrscheinlichkeit auf seinen Kurs konzentriert. Hut ab, für diese Präzision!

  15. 42.

    Nächstes mal sagt der Chef bestimmt "Flieg' mal 'n paar Schleifen, nur Schleifen. Verstanden?".
    Ich wünsch' mir 'n Pferdebild beim nächsten Besucher.

  16. 41.

    Ich sehe rechts unten auch einen Penis. Spaß?

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