Vorfälle am Vortag - Stiller Protest pro Israel vor FU Berlin nach Hörsaal-Besetzung

Fr 15.12.23 | 19:56 Uhr
  18
Teilnehmer einer Demonstration von "Fridays for Israel" stehen am 15.12.2023 vor dem Eingang der Mensa der Freien Universität Berlin (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Video: rbb24 Abendschau | 15.12.2023 | Eva-Maria Lemke | Bild: dpa/Christophe Gateau

Am Tag nach der pro-palästinensischen Besetzung eines Hörsaals kommt es an der FU Berlin zu erneutem Protest: Diesmal versammeln sich Studierende der Initiative "Fridays for Israel". Die Hochschul-Leitung äußerte sich ebenfalls.

  • Israel-Unterstützer fordern bei Kundgebung Exmatrikulation von Hörsaal-Besetzern
  • "Students for Palestine" fordern von FU Berlin neue Stellungnahme im Nahost-Krieg
  • FU-Präsident Ziegler: Uni muss angstfreier Raum bleiben
  • Senat unterstützt Vorgehen der Hochschulleitung nach Hörsaal-Räumung

Nach der Besetzung eines Hörsaals durch Palästina-Unterstützer haben andere Studenten vor der Freien Universität (FU) Berlin für Israel demonstriert. Einige Dutzend Demonstranten standen am Freitagnachmittag vor der Cafeteria - im "stillen Protest". Organisiert hatte die Aktion die Initiative "Fridays for Israel".

"Heute schweigen wir, um gegen den grassierenden Antisemitismus ein starkes Zeichen zu setzen", heißt es in einem Statement der Initiative auf der Plattform X. Sie fordert die Universität auf, Maßnahmen zum Schutz jüdischer Studenten zu ergreifen. Die Hörsaal-Besetzer vom Donnerstag sollten exmatrikuliert, also der Uni verwiesen werden.

Bündnis kritisiert "einseitige Stellungnahme der Universitätsleitung"

Ein Bündnis von Studenten mit dem Namen "Students for Free Palestine" hatte zu der Besetzung des Hörsaals am Donnerstag aufgerufen und sich anschließend Rangeleien mit Israel-Unterstützern geliefert. Die Freie Universität rief daraufhin die Polizei. Etwa 20 Studenten, die den Hörsaal nicht freiwillig verließen, wurden von der Polizei des Hörsaals entfernt. Das Bündnis kritisierte später eine seinen Angaben zufolge "einseitige Stellungnahme der Universitätsleitung zur Gewalt in Israel/Palästina".

Trotz der "Eskalation der Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen" würde die Hochschul-Leitung den israelischen Staat bedingungslos unterstützen, schreibt die Gruppe in einem Beitrag auf ihrem Instagram-Kanal [instagram.com]. Die Verwaltung der FU würde den politischen Diskurs verhindern, pro-palästinensische Stimmen zum Schweigen bringen, indem Botschaften, die auf Palästina verweisen, entfernt würden. Die Aktivisten fordern unter anderem einen Waffenstillstand und eine neue Stellungnahme der Universitätsleitung, die "die Gewalt und Gräueltaten begangen von Israel" verurteilt.

Teilnehmer einer Demonstration von Fridays for Israel stehen am 15.12.2023 vor dem Eingang der Mensa der Freien Universität Berlin (Quelle: dpa/Christophe Gateau)Einige Dutzend Demonstranten standen vor der Cafeteria - im "stillen Protest"

FU-Präsident: Universität muss angstfreier Raum bleiben

Die FU Berlin bekräftigte am Freitag in einer Mitteilung, dass die Hochschule kein Platz für Antisemitismus, Rassismus und jegliche andere Form von Diskriminierung sei. Man befürworte es, wenn sich "Studierende wie auch andere Mitglieder der Hochschule für gesellschaftlich relevante Themen engagieren und den kritischen Dialog dazu führen, solange sich dieses Engagement im Rahmen von Recht und Gesetz bewegt".

Auch in Zeiten des Nahost-Krieges müsse die Hochschule ein angstfreier Raum bleiben, mahnte FU-Präsident Günter Ziegler am Freitag im rbb. Es gebe verschiedene Maßnahmen, um jüdische Studierende zu unterstützen. Dazu gehörten unter anderem ein Antisemitismusbeauftragter, Beratungsangebote sowie Fortbildungen für Lehrende. Diese sollten sicherstellen, dass die FU ein Ort des Austausches und Diskurses bleibe.

Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs gestellt

Nach Angaben der FU begann die Besetzung des Hörsaals am Donnerstag gegen 11:30 Uhr. Demnach wurde den Protestierenden eine Frist bis 16 Uhr gesetzt, den Saal zu verlassen.

Laut Ziegler war auf der einen Seite die Gruppe "Students for Free Palestine" dabei, auf der anderen pro-israelische Gegendemonstranten. Es sei zu Rangeleien und Aggressionen gekommen, deshalb habe man die Polizei gerufen und später den Saal räumen lassen.

Gegen 18 Uhr war der Hörsaal geräumt. Die Leitung der Universität hat Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs gestellt.

Mit Blick auf mögliche antisemitische Äußerungen während der Veranstaltung sagte Ziegler, Antisemitismus habe keinen Platz auf dem Campus. Man könne aber nicht immer, wenn Äußerungen fallen, die als antisemitisch wahrgenommen werden, den Saal räumen lassen.
Bei den Teilnehmenden habe es sich um Akteure von unterschiedlichen teils externen Gruppen gehandelt.

Senat begrüßt Eingreifen der Hochschule

Die Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege unterstützt das Handeln der FU-Leitung. "Wir ermutigen auch jede andere Hochschule neben einer konsequenten Ausübung des Hausrechts Präventions-, Schulungs- und Unterstützungsstrukturen auszubauen", teilte Senatorin Ina Czyborra (SPD) am Freitag mit. Antisemitismus habe keinen Platz an Berliner Hochschulen und Universitäten. "Wenn hier Grenzen überschritten werden und Antisemitismus den Diskurs ersetzt, müssen wir gemeinsam Grenzen ziehen und einschreiten", so Czyborra.

Sendung: rbb24 Inforadio, 15.12.2023, 17:10 Uhr

Die Kommentarfunktion wurde am 15.12.2023 um 22:15 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

18 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 18.

    Diese Fakultät sollte komplett neu besetzt werden und Studierende sollten der Fakultät verwiesen werden.
    Zu protestieren ist das Eine, da kann man auch mal was besetzen. Aber jüdische Studierenden zu schikanieren!!!! Wo sind wir bitte! ANNO 1930 oder was!!!

    Hinzu kommt,dass besagte Studierenden sehr aktiv auf Tiktok sind und da gibt es Einige, die if Hamas sehr offen als Befreiungsorganisatiom sehen....dass hatte selbst die eine Studierende mal in einem eurer Interviews gesagt.

    Noch Fragen!? Auf Steuergelder sollten keine Leute studieren, die offizielle Terrorgruppen feiern.

  2. 17.

    In diesem Artikel geht es um den Antisemitismus in Deutschland und um antisemitische Aktionen an einer Uni. So schwer zu verstehen ist das nicht. Haltung und Solidarität sind gefragt, eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Machen Sie mit, gegen Menschenhass in dieser Gesellschaft.
    Die Menschen dort demonstrieren und bitten um mitmenschliches Denken und Handeln.
    Schlimm genug, dass diese Menschen uns darum bitten müssen.

    Ob die Menschen 1933 so relativierten wie Sie es tun? Wie furchtbar dumm wäre das, wenn niemand etwas aus der Geschichte lernen könnte.

  3. 16.

    " Stiller Protest pro Israel vor FU Berlin .... "

    warum still ? der Protest sollte laut sein damit er gehört wird

  4. 15.

    Zu einem Abziehbild würde mir einfallen, sollte es nicht selbstverständlich sein In einem Geschäft Willkommen zu sein? Wenn ich zu den Betroffenen gehören würde, die ausgegrenzt werden. Na hoffentlich habe ich kein Wort zu viel oder zu wenig geschrieben nicht das man in eine Ecke geschoben wird in die man nicht gehört.Sollte es nicht selbstverständlich sein, dass man überall auf der Welt in Frieden leben kann?

  5. 14.

    Es geht um Antisemitismus an der Uni. Gab es 1933 auch, vielleicht nehmen Sie dazu Haltung ein. Passt besser zum Beitrag.

  6. 13.

    " gestern die sogenannten "pro-palästinensischen Aktivisten" Menschen an Betreten des Hörsaal gehindert haben. "

    und gesagt haben, dass sie wiederkommen. Diese Studenten sollten exmatrikuliert werden , ohne wenn & aber . Andernfalls müsste die FU das Wort " Frei " streichen

  7. 12.

    Es geht um den Antisemitismus gegen Deutsche jüdischen Glaubens. Es geht um Gewalt und Hass gegen Mitbürger, die Täter sind Studierende, die genau den Antisemitismus an den Tag legen, wie 1933. Wollen Sie den deutschen Mitbürger erzählen, dass der Antisemitismus gerechtfertigt ist? Denn so verstehe ich Ihre Aussage und ich kann dies antisemitischen Aussagen nicht ertragen, wissen Sie eigentlich, was Sie da tun? Hass auf Mitbürger relativieren mit welcher Begründung? Warum tun Sie das den jüdischen Mitbürgern an, wo ist Ihre Solidarität, warum tun Sie das? Stellen Sie sich vor, diese Gesellschaft würde ausgerechnet Sie nicht mögen und Sie demonstrieren dagegen und andere sagen dann, selber schuld. Ist das Ihr Verständnis von der Würde unserer Mitbürger?

  8. 11.

    Selbst FU-Präsident Günter Ziegler spricht von Antisemitismus und sagt zudem, dass es dabei keine Stimmung eines Dialogs gegeben habe, ebe weil wie dereinst gestern die sogenannten "pro-palästinensischen Aktivisten" Menschen an Betreten des Hörsaal gehindert haben.

  9. 10.

    Ihr Kommentar erschreckt mich, denn in der deutschen Geschichte wurden jüdische Studenten schon einmal ausgeschlossen, dazu Ihr Kommentar, als wäre dieser Antisemitismus mit irgendwas zu rechtfertigen. Womit denn? Womit rechtfertigen Sie den Antisemitismus in Deutschland? Ich weiß, dass Sie der AfD sehr nahe stehen und ich weiß, dass die in 3 Bundesländern gesichert rechtsextrem eingestuft ist und Rechtsextremismus immer mit Antisemitismus einhergeht.
    Aber wissentlich den Hass rechtfertigen wollen, dazu muss man schon recht böse sein, um das hier zu schreiben.
    Geht Ihnen das schnell von der Hand? Stellen Sie sich vor, Sie wären Deutscher jüdischen Glaubens und benötigten Solidarität, würden dann aber diese hässlichen Kommentare lesen, die den Antisemitismus relativieren, wie damals, mit Bösartigkeit und Eiseskälte. Reflektion.

  10. 9.

    Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft nichts verloren. Was daran verstehen Sie nicht? Hass gegen Menschen dieser Gesellschaft ist Antisemitismus und auch Sie zeigen keine Haltung, gegen den Hass gegen unsere Mitbürger.
    Jetzt müssen sich schon die jüdischen Mitbürger rechtfertigen, warum Sie gegen den Hass aus der Gesellschaft heraus still demonstrieren.

    Überdenken Sie Ihre Sicht.

  11. 8.

    Für mich gibt es auch einen Unterschied von Menschen jüdischem Glaubens und ihrem Leben,und dem Staat Israel und dessen Staatsführung.
    Nicht alle Katholiken haben bei der Hexenverbrennung oder der Inquisition mitgewirkt.Wir sind alle Menschen und sollten auch so handeln.

  12. 7.

    Pro-Palästina ist nicht = Hamas. Für mich bedeutet es eher das Töten 18.000 Unschuldiger nicht zu verschweigen und das vernichten von Existenzgrundlagen in einem Freiluftgefängnis. Das morden der Siedler im Westjordanland zu stoppen und auch zu verfolgen. Hass und Hetze gehört aber nicht nach Deutschland- niemand trägt hier schuld. Die größte Schande ist das schweigen unserer Politiker während 80% der Welt Israel bereits verurteilen für Völkermord

  13. 6.

    Wer sich in eine Israelfahne hüllt ist nicht zwangsläufig jüdisch.
    Zugleich gibt es eine nicht unerhebliche Zahl jüdischer Aktivisten welche das Vorgehen des israelischen Militärs verurteilt und für einen sofortigen Waffenstillstand eintreten. Auch weil sich ein Großteil der hier lebenden Juden eben nicht mit der Netanjahu-Administration identifizieren kann und diese auch offen kritisiert. Diesen mutigen Aktivisten von deutscher Seite Antisemitismus zu unterstellen ist, gelinde gesagt, bizarr

  14. 5.

    Die aktuellen Video-Aufnahmen der bedrohten, an die Wand gedrückten jüdischen Studenten aus Berlin erinnern an die finstersten Zeiten an deutschen Universitäten, als in den 30er Jahren nationalsozialistische Horden jüdische Professoren und Studenten attackierten.
    Am Donnerstag nun wurden ernsthafte Anschlagspläne arabischer Terroristen der Hamas gegen Juden und jüdische Institutionen in Berlin bekannt. Zudem zeigten verstörende Bilder, wie an der „Freien Universität“ (FU) Berlin am gleichen Tag radikal linke, pro-palästinensische Demonstranten jüdische Studenten drangsalierten und bedrängten.
    Ihnen wurde der Zugang zu dem Hörsaal verweigert, in der die nicht angemeldete Protestveranstaltung der Jugendorganisation der türkischen Marxistisch-Leninistischen Kommunistischen Partei (MLKP) stattfand. Am Saal-Eingang hieß es: „Zionisten nicht“.

  15. 4.

    Jüdischen Studenten wurde gestern wie der einst 1933 der Zutritt zum Hörsaal verwehrt. Entsprechende Videos sind leicht in sozialen Medien zu finden. Wie soll die FU so ein nach eigenen Ansprüchen Ort des Diskurs sein? "Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit" muss mehr sein als nur eine leere Phrase. Hier nur von "pro-palästinensisch" zu schrieben, ist deshalb eine massive Untertreibung. Die FU ist seit dem 07.10.2023 bereits mehrfach aufgefallen, dass sie die hier sogenannten "pro-palästinensischen" Protesten bestenfalls mit einem Achselzucken quittiert hatte.

  16. 3.

    Der Konflikt polarisiert wie kaum ein anderes Thema.
    Studierende, welche ja oft per se meinen die Welt besser zu verstehen und dies auch jedem mitteilen und erklären müssen, sind da selbstverständlich keine Ausnahme.

  17. 2.

    Also bei aktuell ca. 38.500 Studierenden an der FU fällt einerseits eine ohrenbetäubende Stille auf und andererseits diese übergriffigen, demagogischen Kleinstgruppen. Die Studierenden hätten stattdessen ihre eigene Repräsentativität reflektieren können - sie ist nichtig - oder sie hätten genug Zeit und nicht zuletzt Seminare gehabt, die ihnen näherbringen können hätten, dass Polarisierung kein Überwinden, sondern Verstetigen von Konflikten meint durch bloßes Bilden von unversöhnlichen Ein- und Ausschlüssen; dass selektive Solidarität kein Ausdruck von Mitmenschlichkeit und Antidiskriminierung ist. Wieder eine vertane Chance. Man kann nur froh sein, dass bisher die Größe solcher emotionalisierenden und dogmatischen Aktionen - am Ort der Hypothese! - nicht so zahlenmäßig groß war wie in manch anderen Ländern, ob USA oder Vereinigtes Königreich.

  18. 1.

    Ein kritischer Dialog ist nicht möglich da Kritik an Israel immer antisemitisch und pro Hamas ist.
    So einseitig ist es in Deutschland geworden!

Nächster Artikel