Berlin-Charlottenburg - Putzschicht des "Happy Go Lucky" wird entfernt - neuer Streit eskaliert

Fr 12.04.24 | 18:23 Uhr | Von Frank Preiss
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Archivbild: Hostel am Stuttgarter Platz in Berlin Charlottenburg. (Quelle: picture alliance)
Bild: picture alliance

Im November wurde festgelegt, dass die schreiend bunte Außenfassade des "Happy Go Lucky"-Hostels am Stuttgarter Platz übermalt werden muss. Derzeit wird der obere Putz entfernt - verbunden mit handfesten Vorwürfen der Beteiligten. Von Frank Preiss

  • Streit um die schillernd bunte Fassade des Hostels "Happy Go Lucky" geht weiter
  • Seit Beginn dieser Woche wird der Putz des Hostels abgetragen
  • Hostel-Chef sagt, dies sei gar nicht nötig und spricht von "Manipulation an der Fassade"
  • Baustadtrat betont wiederum im rbb, der Eigentümer "lüge wiederholt"
  • Arbeiten an der Außenfassade sollen "zeitnah" abgeschlossen werden

Der Streit um die Außenfassade des Hostels "Happy Go Lucky" am Stuttgarter Platz in Berlin-Charlottenburg geht in die nächste Runde. Mitte dieser Woche teilte Hostel-Eigentümer Alexander Skora mit, am Dienstag hätten Abbrucharbeiten an der Fassade begonnen, obwohl diese gar nicht nötig seien und die Fassade doch eigentlich nur übermalt werden sollte [macheete.com].

Er habe deshalb einen Eilantrag beim Berliner Landgericht auf Erlass einer einstweiligen Verfügung gestellt. Denn für Abrissarbeiten bestehe keinerlei Grund, so Skora: "Vor dem Aufstellen des Gerüsts am 13. November 2023 befand sich die Fassade (…) in einwandfreiem Zustand. Unter Polizeischutz wurde das Bauwerk als vollständig intakt dokumentiert."

Erst nach einer "heimlichen Begehung am 20. November 2023 durch den Leiter der Rechtsabteilung des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf (…) zusammen mit dem Malermeister (…) kam es zu Manipulationen an der Fassade", erklärt Skora. Diese Aktionen seien durch "ein parteiisches Gutachten" unterstützt worden.

Eingehülltes "Happy Go Lucky"-Hotel in Berlin-Charlottenburg - Hinter dem verhüllten Gerüst wird an der Hausfassade gearbeitet. (Quelle: rbb/Pohl)
Verhüllt von einer riesigen Plane: so sieht es derzeit am Hostel "Happy Go Lucky" aus Bild: rbb/Pohl

Baustadtrat verweist auf Zweifel an Tragfähigkeit des Putzes

Im vergangenen Jahr hatte das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg festgelegt, dass die künstlerisch gestaltete kunterbunte Außenfassade beige oder grau übermalt werden muss. Denn die bunte Gestaltung verstoße gegen das Denkmalschutzrecht und gegen das baurechtliche Verunstaltungsverbot. Damit hatte sich das Ordnungsamt Charlottenburg-Wilmersdorf gegen Hostel-Inhaber Alexander Skora durchgesetzt.

Bezirksbaustadtrat Christoph Brzezinski (CDU) bestätigte am Freitag dem rbb, dass in dieser Woche mit dem Abtragen der obersten Putzschicht am "Happy Go Lucky"-Hostel begonnen wurde. Allen anderen Vorwürfen von Skora widerspricht er in seiner Mitteilung an den rbb aber sehr deutlich.

Anfang Dezember 2023 habe das Bezirksamt eine Bausachverständige mit der Erstellung einer gutachterlichen Stellungnahme beauftragt, so Brzezinski. Zuvor habe die beauftragte Malerfirma zahlreiche Mängel an der Fassade festgestellt. Die Tragfähigkeit für den erforderlichen Farbanstrich habe nicht garantiert werden können. Letztlich habe die Sachverständige festgestellt, dass es unumgänglich sei, die oberste Putzschicht zu entfernen.

Baustadtrat: "Einlassungen des Eigentümers sind erlogen"

"Der Grundstückseigentümer ist rechtzeitig über den bevorstehenden Beginn der Arbeiten informiert worden", betont Brzezinski. Die entsprechenden Arbeiten seien bald abgeschlossen, "womit die Ersatzvornahme zur Umsetzung der bestandskräftigen Beseitigungsanordnung hinsichtlich der ungenehmigten und rechtswidrigen Fassadenbemalung ihre Erledigung finden wird", teilt der Baustadtrat weiter mit.

Gleichzeitig widerlegt er die Schilderungen von Hostel-Chef Skora, wonach die Bauarbeiten am Dienstag von der Polizei und Bauaufsicht vorübergehend gestoppt worden seien, weil die Arbeiten "ohne die notwendige Schutzausrüstung" durchgeführt worden sei. Brzezinski macht vielmehr Skora schwere Vorwürfe. Der Baustadtrat schildert dem rbb, die Arbeiten hätten "mehrfach durch mutwillige Sachbeschädigungen (Baustromaggregat, Bauwagenschloss, Baugerüstteile etc.) sowie Nötigungen des Grundstückseigentümers gegenüber den Mitarbeitern der bauausführenden Firma" unterbrochen werden müssen. "Mehrfach waren Polizeieinsätze erforderlich, um eine Fortführung der Arbeiten zu ermöglichen, zuletzt am Freitagvormittag."

Auch Skoras Vorwürfen gegen die Gutachterin sowie der Manipulation an der Fassade widerspricht Brzezinski deutlich: "Die Einlassungen des Grundstückseigentümers sind selbstverständlich (und wiederholt) fern jeglicher Realität und erlogen. Sie reihen sich ein in einer lange Reihe von erfundenen und abstrusen Geschichten des Grundstückseigentümers, mit denen er erfolglos versucht, die Rechtsmäßigkeit des Handelns des Bezirksamtes in Zweifel zu ziehen."

Streit schwelt seit 12 Jahren

Die Auseinandersetzung um die Fassade des Hostels reicht zurück bis ins Jahr 2012, als Skora sie orange streichen ließ und ein Schriftzug darauf die Internetadresse des Hostels zeigte. Dies wertete der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf als "unzulässige Werbung". 2016 beauftragte Skora den irischen Street-Art-Künstler Dom Browne damit, die Fassade zu besprühen. Seitdem ist das Haus am Stuttgarter Platz ein buntes Kunstwerk aus Smileys, Pilzen, imperialen Sturmtruppen aus den "Star Wars"-Filmen und Porträts von Jack Nicholson, Kurt Cobain und Bruce Lee. Der Schriftzug wurde in "Happy Go Lucky Hearts" ohne Internetadresse geändert. Damit könne nicht mehr von Werbung die Rede sein, hieß es damals von Skora.

Das Bezirksamt wollte dies dulden, knüpfte das aber an Bedingungen, die Skora wiederum nicht erfüllen wollte. Der Streit eskalierte: Am Ende stand die Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts, wonach das - so wörtlich - "schreiend bunte" Streetart-Gemälde den Blick auf ein nahes denkmalgeschütztes Haus beeinträchtigt. Bei einer "Verunstaltung des Ortsbildes" sei die "Kunstfreiheit nicht schrankenlos", hieß es in dem Urteil.

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Beitrag von Frank Preiss

40 Kommentare

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  1. 40.

    Da wird nun immer wieder gesagt, Berlin ist bunt, Berlin ist Vielfalt , Berlin ist anders. Trifft anscheinend nicht immer zu.

  2. 39.

    Arroganz trifft auf Stiernacken. So kann man das peinliche Procedere vielleicht beschreiben. Schade um dieses schöne Kunstwerk, das offenbar zwei Alphatieren zum Opfer fiel. Beide Seiten haben sich nicht mit Ruhm bekleckert.

  3. 38.

    Typisch,Behördenwahnsinn.Was für freudlose Gesetze in unser ach so offenen Gesellschaft.Ich vermisse die schnelle Durchsetzung bei den vielen unschönen Schmierereien an allen nur möglichen Flächen.Da versagen die Behörden auf ganzer Linie.Note 6,setzen.

  4. 35.

    Für die Entfernung illegaler Schmierereien ist der Hauseigentümer verantwortlich und muss das binnen einer gesetzten Frist auch tun. Sonst gibt es Strafen.

    Hier wird soviel Müll geschrieben, da merkt man doch gleich die "Juristen". Egal, ob über das ICC gefaselt wird (einfach mal die Nachrichten verfolgen, was da im Gange ist) oder von "Behinderung" eines Richters geschrieben wird, man kann nur den Kopf schütteln.

  5. 34.

    Wenn sie doch nur bei illegalen Graffitischmierereien auch so konsequent wären!

  6. 33.

    Vielleicht hat ja der Baustadtrat von Charlottenburg dann auch den Ar...h in der Hose und verfügt über den Abriß es vergammelten ICC.
    Das wäre mal eine Maßnahme.

  7. 32.

    Vermutlich haben die Behörden Gesetze und Verordnungen auf Ihrer Seite und werden nicht "auf die Schnauze" fallen. Gepflegte Ausdrucksweise übrigens, Glückwunsch.

  8. 29.

    Trauriges Behörden Deutschland.
    Bloß keine Freude aufkommen lassen .
    Grau und Trist ist angesagt.

  9. 28.

    Was haben Protagonisten bezahlbaren Wohnraums mit der Beseitigung dieser grellbunten Fassade zu tun? Deren Forderung dürfte eine Umwandlung des Hostels in ein Mietshaus sein. Die Fassade ist weniger relevant.

  10. 27.

    Hoffentlich fallen die verantwortlichen Behörden am Ende noch voll auf die Schnauze und die behördlichen Akteure müssen den ganzen Schaden aus eigener Tasche zahlen.

  11. 26.

    Interessant, dass hier wieder reflexartig auf den bösen Vermieter eingedroschen wird, der bestimmt die armen Mieter durch eine Baustelle loswerden will. Obwohl ganz klar aus dem Artikel hervorgeht, dass der Bezirk diese Baustelle dem Vermieter aufgezwungen hat. Das zeigt schön, wie diese Stadt inzwischen tickt. Fakten spielen keine Rolle mehr, Hauptsache Feindbilder werden gepflegt.

  12. 25.

    Ihr Vergleich mit dem herausragenden Künster u.Maler Hundertwasser hinkt aber gewaltig. Die Fassade ist schrill bunt und eher der Graffiti Kunst zuzuordnen( gewesen).

  13. 24.

    Wo blieben denn die ganzen sozialistischen Schreihälse nach bezahlbaren Wohnraum und Rückabwicklung ? Weit und breit nichts zu sehen und zu hören !

  14. 23.

    Hach. Herrlich spießig.

    Ich wohne da ja um die Ecke und ich weiß, wie sich einige Nachbarn über die Fassade aufregen. Grau ist halt eher Charlottenburg. Öde halt. Und dann sind da ja viele junge Leute in dem Hostel. Die stören Leute wie Sie dann beim Glas Wein in den guten Restaurants da unten. - Kleinbürgerliche Paragrafenreiterei. Das klingt nach Baden-Baden, aber nicht nach Berlin. Traurige Gestalten!

  15. 22.

    …na dann zieh halt auf‘s Dorf ;) In einer Millionenstadt leben aber über Reizüberflutung jammern ist etwa so, wie in ein griechisches Restaurant zu gehen und sich darüber zu beklagen, dass da viel Fleisch auf der Karte steht.

    Manche Leute sind halt beschränkt.

  16. 21.

    Schade, daß der Künstler nicht Hundertwasser hieß, es wäre dann genauso bunt und auffällig, dann fänden es alle toll und wären stolz darauf. So musste es leider weg, schade für Berlin und für alle Besucher !

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