Fassade muss übermalt werden - Malerarbeiten am "Happy Go Lucky"-Hostel sollen ab 13. November starten
Seit 2012 sorgt die Fassade des "Happy Go Lucky"-Hostels für Streit. Dem Bezirk war sie erst zu werblich, dann zu bunt. Der Betreiber sah eine "Zensur wie in Nordkorea" und ließ Fristen verstreichen - nun soll eine vom Bezirk beauftragte Firma anrücken.
- Ab kommender Woche soll die Fassade des "Happy Go Lucky"-Hotels übermalt werden
- Betreiber ließ Fristen verstreichen - Bezirk beauftragte daraufhin eine Fremdfirma
- Haus wird eingerüstet, Kosten liegen bei mindestens 40.000 Euro
Die Bauarbeiten für die Übermalung der Fassade des "Happy Go Lucky"-Hostels am Stuttgarter Platz in Berlin-Wilmersdorf sollen in der kommenden Woche starten. Das geht aus einer Mail des Bezirks an den Anwalt des Betreibers des Hostels hervor, die rbb|24 vorliegt.
Die erforderlichen Arbeiten an der Fassade sollen "voraussichtlich in der 46. Kalenderwoche, etwa ab 13.11.2023 beginnen", heißt es darin. Dazu werde eine "Baustelle eingerichtet und das erforderliche Baugerüst aufgestellt". Eine entsprechende Nachricht des vom Bezirk beauftragten Unternehmens habe das Amt am Freitag erreicht.
Bezirksamt schätzt Kosten auf rund 40.000 Euro
In einer früheren Mail des Bezirks an den Anwalt werden die voraussichtlichen Kosten der Arbeiten mit 39.068,12 € angegeben. Diese Schätzung beruhe auf dem Angebot des ausführenden Unternehmens von Anfang Oktober. Zuvor hatte der Hostel-Betreiber diverse Fristen verstreichen lassen. Er wurde mehrfach aufgefordert, selbst für die Übermalung zu sorgen.
Gleichwohl wies der Bezirk darauf hin, dass diese Kosten noch steigen könnten, wenn sich zum Beispiel "bislang nicht entdeckte Defekte an der Fassade" auftun würden, die die Tragfähigkeit des Untergrunds für den Farbanstrich betreffen. Dies könne erst dann sicher beurteilt werden, wenn das Baugerüst stehe, hieß es.
Erbitterter Rechtsstreit damit auf der Zielgeraden
Um die nun geplanten Arbeiten wurde lange juristisch gestritten.
Die Auseinandersetzung reicht zurück bis ins Jahr 2012, als der Eigentümer Alexander Skora die Fassade orange streichen ließ und ein Schriftzug darauf die Internetadresse des Hostels zeigte. Dies wertete der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf als "unzulässige Werbung".
2016 beauftragte Hauseigentümer Skora den irischen Street-Art-Künstler Dom Browne damit, die Fassade zu besprühen. Seitdem ist das Haus am Stuttgarter Platz ein buntes Kunstwerk aus Smileys, Pilzen, imperialen Sturmtruppen aus den "Star Wars"-Filmen und Porträts von Jack Nicholson, Kurt Cobain und Bruce Lee. Der Schriftzug wurde in "Happy Go Lucky Hearts" ohne Internetadresse geändert. Damit könne nicht mehr von Werbung die Rede sein, hieß es damals von Skora.
Das Bezirksamt wollte dies dulden, knüpfte das aber an Bedingungen, die Skora wiederum nicht erfüllen wollte und schwere Geschütze auffuhr: Das Bezirksamt führe sich auf "wie eine Zensurbehörde eines totalitären Staates und erinnert an Repressalien gegen Künstler in Staaten wie Nordkorea, China oder Russland", so Skora damals.
Der Streit eskalierte: Am Ende stand die Entscheidung des Berliner Verwaltungsgerichts, wonach das - so wörtlich - "schreiend bunte" Streetart-Gemälde den Blick auf ein nahes denkmalgeschütztes Haus beeinträchtigt. Bei einer "Verunstaltung des Ortsbildes" sei die "Kunstfreiheit nicht schrankenlos", hieß es in dem Urteil.
Skora wurde eine Frist bis zum 1. Oktober gesetzt, danach beauftragte der Bezirk wie angekündigt einen externen Dienstleister. Dieser soll nun also ab kommende Woche mit den Arbeiten beginnen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 06.11.23, 19:30 Uhr