Veranstalter war nicht erschienen - Jugendweihen Hunderter Jugendlicher in Cottbus überraschend ausgefallen
Die Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen wurde für Hunderte Jugendliche in Cottbus zu einer großen Enttäuschung. Weil der Veranstalter nicht erschienen war, blieben die Türen geschlossen. Die Betroffenen wollen ihr Geld zurück.
Susann Friebel ist die Enttäuschung auch am Montag noch deutlich anzumerken. Ihr Sohn sollte, so wie Hunderte andere Jugendliche auch, am Samstag seine Jugendweihe feiern. Doch die Jugendlichen und ihre Eltern, die am Vormittag vor dem Alten Stadthaus in Cottbus warteten, standen vor verschlossenen Türen. Vom Veranstalter war niemand erschienen. Ohne Ankündigung oder Vorwarnung waren insgesamt fünf Jugendweihen am Samstag ausgefallen. Zehn Schulklassen waren davon betroffen.
Susann Friebel hatte dabei noch Glück im Unglück. Die Feierstunde ihres Sohnes sollte um 14 Uhr stattfinden. Doch schon gegen Mittag verbreitete sich in verschiedenen Whatsapp-Gruppen die Nachricht, dass die Jugendweihen ausfallen würden. Susann Friebel machte sich so gar nicht erst auf den Weg.
Kein Veranstalter vor Ort
Das ändert nichts an der Enttäuschung, die zurückbleibt. "Für die Jugendlichen ist es ein ganz besonderer Moment. Jede Familie mag im Anschluss trotzdem gefeiert haben, aber dieser besondere Moment, der das alles abrundet, der hat einfach gefehlt", sagte Friebel am Montag dem rbb.
Vom Veranstalter, dem Jugendbildungswerk Berlin-Brandenburg mit Sitz in Fürstenwalde (Oder-Spree), gab es am Samstag keine Auskünfte. Eltern hatten versucht den Verein telefonisch und per Mail zu erreichen. Erst, als auch die Fotografen damit begannen, ihr Equipment abzubauen, sei den anwesenden Eltern klar geworden, dass am Samstag wohl keine Veranstaltung mehr stattfinden werde.
"Organisatorisch Verantwortlicher" für Verein nicht erreichbar
Erst am Sonntagabend gab es eine Rundmail an die Eltern, in der das Jugendbildungswerk sein Bedauern erklärte. Man habe "großes Verständnis, dass Ihr traurig, wütend und empört seid", hieß es in der Mail.
Der Verein erklärte in seiner Mail, dass es nicht möglich gewesen sei, den "organisatorischen Verantwortlichen für die Jugendweihen" zu erreichen und in Erfahrung zu bringen, warum die Jugendweihen genau ausgefallen waren.
Innerhalb des Vereins wolle man das Geschehene transparent und konsequent aufarbeiten, "damit dieser Fall nie wieder eintritt". Außerdem betont der Verein, dass an einem Ersatz gearbeitet werde. "Aktuell lassen alle verfügbaren Ehrenamtliche ihre Arbeit, ihr Studium und ihre familiären Verpflichtungen stehen, um doch noch eine Feierstunde für Euch auszurichten", hieß es vom Verein. Sollte das nicht gewünscht sein, würden die Eltern ihr Geld zurückbekommen - mindestens rund 150 Euro pro Jugendweihling.
Unklar, was mit Organisator passiert ist
Auf Nachfrage des rbb am Montag erklärte Kenneth Heinig vom Jugendbildungswerk sein Bedauern und bat um Entschuldigung. Heinig nannte die Situation eine "Katastrophe" für die Jugendlichen und ihre Eltern. Auch Heinig konnte nicht genau erklären, wieso am Samstag kein Organisator anwesend war. Es sei wegen der Kürze der Zeit und der Entfernung nach Cottbus nicht möglich gewesen, für einen Ersatz zu sorgen.
Unter den Eltern in Cottbus verbreitete sich unterdessen das Gerücht, der Organisator habe einen Verkehrsunfall gehabt. Heinig konnte das am Montag aber weder bestätigen noch dementieren. Derzeit versuche der Verein, Kontakt zu dem Organisator herzustellen und mehr über dessen Zustand zu erfahren. Es handele sich um ein langjähriges, ehrenamtliches und sehr aktives Mitglied im Jugendbildungswerk, so Heinig.
Weitere Jugendweihen, die der Verein noch durchführen möchte, darunter auch zwei in Cottbus, sind nach aktuellem Stand nicht gefährdet.
"Der Effekt ist einfach weg"
Heinig erklärte, man wolle nun auf die Wünsche der betroffenen Familien aus Cottbus vom Samstag eingehen und ihnen entweder ihr Geld zurückgeben oder eine Ersatzfeier ermöglichen.
Für Susann Friebel kommt das allerdings nicht in Frage, wie sie dem rbb am Montag sagte. "Der Effekt ist einfach weg, man hat im Normalfall die Feierstunde und im Anschluss geht es zur Party", so Friebel.
Mit der Familie habe ihr Sohn schließlich dennoch feiern können, dabei habe es keine überraschenden Änderungen oder Absagen gegeben, so Friebel. Weil sie schon zur Mittagszeit von der Absage wusste, habe sie sich an den Computer gesetzt und ihrem Sohn eine kleine Rede geschrieben und auch eine Urkunde ausgedruckt. "Somit war das dann im Familienkreis doch ein bisschen angenehmer", so Friebel.
Sendung: rbb|24 Brandenburg aktuell, 06.05.2024, 19:45 Uhr