Sorbisch-evangelischer Kirchentag - Evangelische Kirche fördert wendische Sprache durch Gottesdienste
Einmal im Jahr findet - abwechselnd in der Ober- und Niederlausitz - ein sorbisch-evangelischer Kirchentag statt. Der diesjährige in Kolkwitz (Spree-Neiße) zeigt, dass sich Gottesdienste in wendischer Sprache auszahlen. Von Aspasia Opitz
Schwarze Schürze und weiße Haube - diese Töne machen die sorbische Kirchgangstracht aus. Astrid Schramm trägt sie am Sonntag zum Gottesdienst, der anlässlich des sorbischen-evangelischen Kirchentages in Kolkwitz stattfindet.
Dass die Messe in wendischer Sprache abgehalten wird, ist für sie als Teilnehmerin eine Bereicherung: "Diese Gemeinschaft im Glauben finde ich auch sehr stark, weil man mit seinen Ansichten nicht alleine steht. Wir haben auch wirklich eine starke, junge Gemeinde, die auch das Brauchtum mitträgt, die auch die Sprache weitertragen wird", schwärmt sie von ihrer Gemeinde in Gulben bei Kolkwitz (Spree-Neiße).
Wendisch sprechen, um die Lausitz zu verstehen
Tobias Pawoł Jachmann ist Pfarrer in der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Region Forst/Lausitz (Spree-Neiße) und hat durch seine Großmutter selbst wendische Wurzeln. Die Lausitz könne man nur richtig verstehen, wenn man auch wendisch spricht, findet er. "Ich glaube, es ist wichtig für viele Menschen, dass man Gottesdienst feiert, auch in der Muttersprache."
Im Obersorbischen sei das Verwenden der Sprache im Alltag als auch in den Gottesdiensten natürlicher, so Jachmann. "Und im Niedersorbischen ist es, glaube ich, wichtig, wendische Gottesdienste zu feiern, weil sie ein wichtiger Faktor zum Spracherhalt sind, des Wendischen, damit das letztlich nicht ausstirbt. Oder vielleicht kann man sogar sagen, dass es revitalisiert wird." Der Pfarrer nimmt Unterricht, um seine Wendischkenntnisse zu erhalten und auszubauen.
Erhalt der Sprache ist den Gläubigen wichtig
Der Erhalt beziehungsweise die Revitalisierung des Wendischen ist auch den Gläubigen wichtig, die an diesem Sonntag dem Gottesdienst in Kolkwitz beiwohnen. Im Gottesdienst werde eine Sprache gesprochen, die in der Niederlausitz schon ziemlich verloren gegangen sei, sagt eine Kirchgängerin. Den gemeinsamen Austausch im Anschluss an den Gottesdienst beschreibt eine andere als zusätzliche Bereicherung. Auch da werde wendisch gesprochen.
Seit drei Jahren veranstaltet Pfarrer Jachmann Messen in der vor dem Aussterben bedrohten Sprache, anschließender Austausch inklusive. "Da kann man üben und sich sagen lassen, dass der ein oder andere Zischlaut doch nicht an der richtigen Stelle ist", beschreibt er den Austausch innerhalb der Gemeinde.
Verein bemüht sich um Spracherhalt in der Kirche
Seit über 30 Jahren bemüht sich der Verein zur Förderung der wendischen Sprache darum, Gottestdienste auch in wendischer Sprache durchführen zu können. Dazu gehört es, sämtliche Texte zur Verfügung zu stellen, wie Liederbücher. "Das war lange Zeit auch ein Kampf mit der evangelischen Kirche, [...] dass überhaupt erstmal wieder ein evangelisches Gesangbuch auf wendisch zur Verfügung gestellt wird", sagt Hartmut Leipner, Vorsitzender des Vereins.
Der Beitrag der Kirche zum Erhalt der Sprache zeigt laut Astrid Schramm Wirkung. "Seit einigen Jahren ist das sorbisch-wendische Leben hier in der Region sehr erstarkt, viele besinnen sich wieder auf die Wurzeln", stellt sie erfreut fest.
Sendung: Brandenburg aktuell, 02. Juni 2024, 19.30 Uhr