Betreute Taubenschläge - Berlin plant Pilotprojekt zur Taubenkontrolle

Sa 05.10.24 | 12:05 Uhr
  43
Archivbild: Tauben sitzen auf dem Taubenhaus. (Quelle: dpa/Gollnow)
dpa/Gollnow
Audio: rbb 88.8 | 05.10.2024 | Sabine Müller | Bild: dpa/Gollnow

Schön finden sie die wenigsten, aber sie gehören praktisch zu jeder Großstadt: Tauben. In Berlin könnte noch in diesem Jahr ein Pilotprojekt starten, das die Population der Vögel kontrollieren soll.

Im Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf soll demnächst ein Pilotprojekt zum sogenannten Taubenmanagement angesiedelt werden. Das Projekt soll Teil eines berlinweiten Gesamtkonzepts zum Umgang mit Stadttauben sein, das die Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz plant. Ziel sei die "Bestandskontrolle beziehungsweise Bestandsregulation".

Der Container für den Taubenschlag, wo unter anderem Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden, soll in der Nähe des Alice-Salomon-Platzes in Hellersdorf aufgestellt werden, der als Tauben-Hotspot identifiziert wurde. Im Umkreis soll nach dem Willen der Senatsverwaltung ein Fütterungsverbot gelten, der genaue Radius muss noch festgelegt werden.

Die Anschubfinanzierung von 18.000 Euro für den Container übernimmt die Verbraucherschutzverwaltung. Die Kosten für den Unterhalt werden auf jährlich 10.000 Euro geschätzt, wer sie trägt, muss noch entschieden werden.

Wie der rbb aus der Verwaltung erfuhr, geht Marzahn-Hellersdorf davon aus, dass die Anschaffung des Taubenschlags noch in diesem Jahr erfolgen kann. Die Berliner Landestierschutzbeauftragte Kathrin Herrmann hatte im April 2023 ein Konzept zum Taubenmanagement vorgelegt. Die Verbraucherschutzverwaltung hält es allerdings für zu eng gefasst und will es ausweiten.

Bisher wenig Resonanz auf Pilotprojekt zum Taubenmanagement in Berlin

Unter anderem möchte sie auch den Einsatz der "Taubenpille" - also einem Verhütungsmittel für die Tiere - und von Fressfeinden wie Greifvögeln prüfen. Herrmann hatte diese Überlegungen gegenüber dem rbb schon vor Wochen als "nicht zielführend" bezeichnet.

Die Senatsverwaltung hat sich zum Ziel gesetzt, bis Jahresende gemeinsam mit Bezirken und Stadtgesellschaft ein berlinweites Gesamtkonzept zum Taubenmanagement zu erarbeiten. Allerdings ist fraglich, ob dies gelingen kann.

Denn die Einladung, sich an verschiedenen Arbeitsgruppen zu beteiligen, stieß bei den Bezirken auf sehr verhaltene Resonanz. Weil die Verwaltung kaum positive Rückläufer bekam, sind bisher noch keine Termine für Arbeitsgruppen-Sitzungen angesetzt.

Stadttauben gelten als verwilderte Haustiere

Experten schätzen, dass in Berlin bis zu 19.000 Stadttauben leben. Die Verwaltung betont, daraus ergäben sich verschiedene Probleme, so würden Gebäude und Plätze verschmutzt, Menschen von den Tieren belästigt und möglicherweise Krankheiten übertragen.

Laut einer genetischen Studie aus Italien [sciencedirect.com] haben Stadttauben denselben genetischen Fingerabdruck wie lokale Brieftauben. Sie haben sich über die Jahre durchmischt mit Brieftauben und Haustauben. Stadttauben gelten biologisch als verwilderte Haustiere. Anders als Wildtiere wie die Ringeltaube suchen sie die Nähe des Menschen.

Viele Stadttaubenschwärme bestehen nicht nur aus verwilderten Haustauben und deren Nachkommen, sondern auch aus Zuchttauben, die aus privaten Taubenschlägen entflogen sind. Außerdem vergrößert der Brieftaubensport die Population - gestrandete Brieftauben und ausgesetzte Hochzeitstauben oder Friedenstauben schließen sich den Stadttaubenschwärmen an.

Ein Gutachten der Berliner Landestierschutzbeauftragten von 2021 [berlin.de] ordnet Stadttauben juristisch als Haustiere ein. Daraus würden sich dann mögliche Verpflichtungen des Landes Berlin und der Bezirke ergeben. Allerdings ist die juristische Einordnung von Stadttauben gerichtlich nicht geklärt, es bestehen dazu verschiedene Ansichten.

Sendung: rbb 88.8, 05.10.2024, 11:30 Uhr

Kommentar

Bitte füllen Sie die Felder aus, um einen Kommentar zu verfassen.

Kommentar verfassen
*Pflichtfelder

Aus datenschutzrechtlichen Gründen werden Kommentare, bei denen die E-Mail-Adresse in den Feldern Name, Wohnort oder Text geschrieben wurde, nicht freigegeben. Mit Nutzung der Kommentarfunktion stimmen Sie unserer Netiquette sowie unserer Datenschutzerklärung (Link am Ende der Seite) zu. Wir behalten uns vor, Kommentare, die nicht zu einer konstruktiven Diskussion beitragen, nicht freizugeben oder zu löschen. Wir geben keine Auskunft über gelöschte oder nicht freigegebene Kommentare. Mit der Abgabe eines Kommentars erklären Sie sich mit diesen Regeln und den Kommentarrichtlinien des rbb einverstanden.

43 Kommentare

  1. 42.

    Stimmt, daher müssen die Tauben reduziert werden, sie schaden dem Lebewesen Mensch. Der Taubenkot ist eklig. Da müssen wir besser geschützt werden.

  2. 41.

    Das kann schon sein. Ich saß kürzlich auf dem Friedhof ca. eine Stunde auf einer Bank. Irgendwann kam eine Ringeltaube, pickte auf dem Boden und musterte mich. Im Laufe der Stunde kam sie immer näher und war irgendwann nur noch einen Meter entfernt. War ein schönes Erlebnis.

  3. 40.

    Es ist einfach nur peinlich und unverständlich, wie verantwortungslos Bezirke, Senat, Züchter und offensichtlich auch Teile der Bevölkerung mit Lebewesen umgehen.

  4. 39.

    Wir leben in der Stadt, und Singvögel ernähren sich von den Bäumen.
    Und wenn sie mal am Abend durch den Park gehen würden, dann könnten sie auch die Ratten sehen die sich über Futterreste der Tauben hermachen. Leider auch auf Spielplätzen. Es fing mit einen Wolfspaar an, und jetzt haben wir ein Problem, Tauben brüten öfters im Jahr. Probleme mit Tauben gab es schon immer in Berlin. Einfach füttern verbieten.

  5. 38.

    …zumal die wirbelnden, kreisenden Reinigungswagen den Kot noch schön in die Umwelt verteilen. Eklig.

  6. 34.

    Tauben-Sammelplatz ist ein deutsches Wort für Tauben-Hotspot.

  7. 33.

    @Markus2: ich habe sogar den Eindruck, dass die Vögel eindeutig mehr über uns wissen als wir über sie.
    Sie beobachten uns sehr genau.

  8. 31.

    Bin ich ja beruhigt, Tauben stören mich auch nicht und schön zu lesen nicht alleine mit der Ansicht zu sein. Da stört mich das Verhalten vieler Menschen in der Öffentlichkeit mehr, weil sie rücksichtlos sind. Raucher an Haltestellen des ÖPNV, Hundebesitzer die nicht das frisch gepresste ihres Hundes beseitigen und viele(s) mehr.
    Und wer hier argumentiert Krähen müssen hier weg, weil sie den Müll verteilen... sollte mal auf Menschen achten, die nicht mal eine Mülltonne finden wollen und ihren Müll, in die Ecke schmeissen.

  9. 30.

    Traurig, die vielen uninformierten Kommentare, die Tauben als hässlich, schmutzig oder als Krankheitsüberträger darstellen. Tauben übertragen nicht mehr Krankheiten als Spatz, Meise und Co., unsere Mitmenschen und besonders Kinder im Kita- und Schulalter sind viel gefährlicher für die persönliche Gesundheit.
    Richtige und kompakte Informationen über Stadttauben finden Sie z.B. auf der Seite des Stadttaubenprojekt Berlin e.V.
    Sie müssen Tauben nicht mögen, aber Respekt, Mitgefühl und Verständnis ihnen gegenüber sind angebracht. Stadttauben wollen auch nicht auf der Straße leben, sie sind verwilderte Haustiere und sie finden in der Stadt keine artgerechte Nahrung ohne menschliche Hilfe.
    Der Schlag in Bernau ist übrigens ein Erfolg, der Schwarm hat sich reduziert, nur leider schließen sich ihm regelmäßig verloren gegangene Renntauben an und Tauben aus anderen Teilen des Umlands kommen hinzu.
    Die menschlichen Fäkalien und der Müll dort sind deutlich schlimmer als ein wenig Taubenkot.

  10. 29.

    Ich finde Tauben auch nicht hässlich, im Gegenteil. Ich finde so gut wie kein Tier hässlich. Bei mir brüten im Baum direkt vor dem Balkon Ringeltauben. Direkt vom Sofa aus habe ich den direkten Blick auf das Nest und es ist immer interessant; zumal ich keine Gardinen am Fenster habe und die Tauben mich auch oft beobachten.

  11. 28.

    Wo hier gerade wieder mal Spaltung betrieben wird, probiere ich es mal wieder mit sowohl.... als auch.
    Bei mir im Angebot an das Berlin wild life ist vor allem frisches Trinkwasser. Das finden alle Tiere toll.
    Direkt vorm Balkon befinden sich Birken, worin mal Tauben nisteten, dann Krähen (in deren dann erweiterten Nest).
    Es gibt sie beide noch, (Ringel-)Tauben und Krähen. Beide sind im Bestand sehr beständig und man respektiert sich. Die hocken mit paar Meter Abstand auf dem Dachfirst und auf dem Balkongeländer.
    Ich finde Ringeltauben hübsch, wenn auch bisschen tolpatschig leider (und an die Liebhaber: im Gegensatz zu den Krähen schei*en sie leider in Riesenflatschen alles voll) und Krähen intelligent bis humorvoll. Dem Ausräumen von Müllbehältern kann man beikommen mit besseren Müllbehältern, die man fest verschließt. Krähen sind aber auch Aasfresser (tote Taube z.B.)und es würde zum Himmel stinken, wenn es sie nicht gäbe.

  12. 27.

    Liebe verantwortlichen Mitarbeiter der Stadt, die das hier lesen: Bitte auch eine Lösung finden für die seit Jahren ekligen Zustände an der Brücke des S-Bahnhofs Baumschulenweg. Nicht nur, dass man bei jedem unvermeidlichen Gang unter der Brücke hindurch (selbst wenn man nicht zur Bahn will) Angst haben muss, von oben herab angesch... zu werden, stinkt es dort so übel modrig, dass einem übel wird. Seit Jahren wird dort nichts unternommen. Da frage ich mich: Für was zahlen wir Steuern?

  13. 26.

    Sie bringen eines mit: Unwissen. Aber die sind sie wohl, die, der Natur entfremdeten Urbanmenschen.

  14. 25.

    So ein Quatsch. Die Anzahl der Feld- und Singvögel geht zurück, weil sie nichts mehr zu fressen finden und ihr Lebensraum zerstört wird. Über 75% der Insekten in Deutschland und weltweit sind in den letzten 30 Jahren verschwunden. Grund dafür sind die Art wie wir Landwirtschaft betreiben (Pestizide) und der Klimawandel.

    Dass hier ein paar Tauben gefüttert werden, sorgt wohl kaum für ein weltweites Sterben.

  15. 24.

    Gut, dass mal etwas getan wird. Albern, ein Pilotprojekt vorzuschieben, als würde es nicht bewährte Methoden aus anderen Städten geben, die direkt flächendeckend einsetzbar sind.

Nächster Artikel