Politische Bildung in Schulen - Senftenberger Theater bringt Anne Frank in die Klassenzimmer

Mi 15.01.25 | 14:21 Uhr
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Schauspielerin Lene Juretzka im Klassenzimmer eines Cottbuser Gymnasiums (Quelle: rbb/Schiller)
rbb/Schiller
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 13.01.2025 | Phillipp Manske | Bild: rbb/Schiller

Die Neue Bühne Senftenberg tourt durch die Lausitz und geht der Frage nach, welche Schnittpunkte es im Leben heutiger Jugendlicher mit Anne Frank gibt. 60 Mal wird das Stück aufgeführt - in Cottbus war Halbzeit.

Basierend auf den Tagebucheinträgen von Anne Frank hat sich die Neue Bühne Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) eine besondere Inszenierung über das Schicksal des jüdischen Mädchens einfallen lassen und tourt damit aktuell mit dutzenden Aufführungen durch die weiterführenden Schulen in Südbrandenburg. In dieser Woche war sie zu Gast im Evangelischen Gymnasium in Cottbus. Gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Samuel Fink diskutierten die Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse im Anschluss an das Stück grundlegende Fragen zu Gleichberechtigung, Freiheit und Meinungsfreiheit.

Es ist wirklich ein sehr zeitgemäßes Thema. Krieg und Verfolgung. Wir sehen das auch jetzt noch. Ob das in der Ukraine ist, ob das in Israel ist oder auch in anderen Ländern.

Stück und Diskussion kamen gut an

Bei den Schülerinnen und Schülern kamen sowohl das Stück als auch die Diskussion gut an. "Es ist wirklich ein sehr zeitgemäßes Thema. Krieg und Verfolgung. Wir sehen das auch jetzt noch. Ob das in der Ukraine ist, ob das in Israel ist oder auch in anderen Ländern", sagte ein Siebtklässler. Die Schüler sind zwischen 13 und 15 Jahre alt und damit ungefähr im selben Alter wie Anne Frank zum Entstehungszeitunkt des Tagebuchs. Konzentriert schauten sie beisielsweise zu, wie Schauspielerin Lene Juretzka Ausschnitte aus dem Tagebuch vorlas und im Klassenzimmer nachspielte.

Die siebte Klasse hat das Buch im Vorfeld gelesen und sich im Unterricht eingehend mit dem Holocaust befasst. "Ich finde das schon krass, wie Anne damit umgegangen ist", erklärte eine 13-jährige Schülerin im Gespräch mit dem rbb: "Ich glaube, ich könnte das nicht." Laut Samuel Fink gibt es auch in Schulen politische Tendenzen: "Mein persönliches Ziel ist es, dass wir nicht wieder mit solchen Zeiten zu tun haben [...], dass Menschen systematisch ausgegrenzt und verfolgt werden. Es ist immer wichtig zu schauen, was in der Vergangenheit passiert ist, um die Gegenwart gestalten zu können", so der Theaterpädagoge.

Einblicke in die Lebensrealität von Anne Frank

Trotz der großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebensrealitäten erkannten die Schülerinnen und Schüler auch Gemeinsamkeiten sowie Bezüge zu ihrem Alltag. Die Neue Bühne Senftenberg plant unter der Regie von Sebastian Volk und der dramaturgischen Leitung von Karoline Felsmann insgesamt 60 Inszenierungen an weiterführenden Schulen, 30 davon fanden bereits statt. Das Team bereitet nebenher bereits die nächste Inszenierung für das junge Publikum vor - diesmal zum Thema Mobbing.

Anne Frank versteckte sich ab Juli 1942 zusammen mit sieben weiteren Menschen, darunter ihre Eltern und ihre Schwester Margot, in einem Hinterhaus in Amsterdam (Niederlande). Zu diesem Zeitpunkt war sie 13 Jahre alt und dokumentierte in ihrem Tagebuch ihre Kriegseindrücke, die damit verbundene Isolation und Einsamkeit und die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Daneben beschrieb sie ihre Träume und den Umgang mit der ungewissen Zukunft. Ihr Tagebuch wurde zu einem wichtigen Originaldokument der NS-Judenverfolgung. Anne Frank war im August 1944 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Amsterdam verhaftet worden und überlebte den Krieg nicht.

Sendung: Mo 13.01.2025 | 19:30 Uhr | rbb24 Brandenburg aktuell

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2 Kommentare

  1. 2.

    Mich berührt jedesmal auf das Neue dieses Schicksal und ich frage mich immer, warum wir hinterher derart schlau sind, aber vorher alle mitmachten, wegsahen, die einen überzeugt von ihrem Tun, die anderen aus Angst, die anderen aus Gleichgültigkeit? Hätte das alles nicht verhindert werden können, wenn Menschen nicht auf Rechte Parolen gehört hätten? Wollten die Menschen wirklich alle glauben, Übermenschen zu sein? Warum haben sie das nie hinterfragt? Sie waren so viele und warum sind sie nicht aufgestanden und haben die Rechten gestoppt? Warum nicht?
    Warum glauben Menschen die Lügen der Rechten so gern? Warum glaubt man das?

    Ich bin Humanist, ich würde mich nie über das andere Leben erheben wollen, weil ich klar und deutlich weiß, dass ich nur ein Mensch bin, wenn ich jedes andere Leben als gleichwertig und gleichberechtigt ansehe. Das ist so einfach zu verstehen.

  2. 1.

    Ich bekomme jedesmal Gänsehaut, wenn ich lese, dass Menschen erreicht werden. Wenn sie verstehen können, was unsere Vorfahren anderen Menschen antaten, sie reflektieren, was dazu führte und welche Grausamkeit herrschte, welche Entmenschlichung anderer.

    Die Folge der Abwertung anderer Menschen innerhalb der Gesellschaft durch Rechte, Nazis und fast alle machten mit. Dabei hätte niemand Rechte wählen müssen, niemand hätte sich gegen die Demokratie entscheiden müssen und dennoch machten alle mit, als würde die Wahrheit nicht existieren, nicht erfragt werden können und niemand sagte „Nein“. Es hätte nie funktionieren können, wenn nicht alle Menschen mitgemacht hätten.

    Das zu verstehen fällt vielen sehr schwer, denn heute wählt man wieder jene, die am lautesten gegen andere Menschen schreien.

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