Politische Bildung in Schulen - Senftenberger Theater bringt Anne Frank in die Klassenzimmer
Die Neue Bühne Senftenberg tourt durch die Lausitz und geht der Frage nach, welche Schnittpunkte es im Leben heutiger Jugendlicher mit Anne Frank gibt. 60 Mal wird das Stück aufgeführt - in Cottbus war Halbzeit.
Basierend auf den Tagebucheinträgen von Anne Frank hat sich die Neue Bühne Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz) eine besondere Inszenierung über das Schicksal des jüdischen Mädchens einfallen lassen und tourt damit aktuell mit dutzenden Aufführungen durch die weiterführenden Schulen in Südbrandenburg. In dieser Woche war sie zu Gast im Evangelischen Gymnasium in Cottbus. Gemeinsam mit dem Theaterpädagogen Samuel Fink diskutierten die Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse im Anschluss an das Stück grundlegende Fragen zu Gleichberechtigung, Freiheit und Meinungsfreiheit.
Stück und Diskussion kamen gut an
Bei den Schülerinnen und Schülern kamen sowohl das Stück als auch die Diskussion gut an. "Es ist wirklich ein sehr zeitgemäßes Thema. Krieg und Verfolgung. Wir sehen das auch jetzt noch. Ob das in der Ukraine ist, ob das in Israel ist oder auch in anderen Ländern", sagte ein Siebtklässler. Die Schüler sind zwischen 13 und 15 Jahre alt und damit ungefähr im selben Alter wie Anne Frank zum Entstehungszeitunkt des Tagebuchs. Konzentriert schauten sie beisielsweise zu, wie Schauspielerin Lene Juretzka Ausschnitte aus dem Tagebuch vorlas und im Klassenzimmer nachspielte.
Die siebte Klasse hat das Buch im Vorfeld gelesen und sich im Unterricht eingehend mit dem Holocaust befasst. "Ich finde das schon krass, wie Anne damit umgegangen ist", erklärte eine 13-jährige Schülerin im Gespräch mit dem rbb: "Ich glaube, ich könnte das nicht." Laut Samuel Fink gibt es auch in Schulen politische Tendenzen: "Mein persönliches Ziel ist es, dass wir nicht wieder mit solchen Zeiten zu tun haben [...], dass Menschen systematisch ausgegrenzt und verfolgt werden. Es ist immer wichtig zu schauen, was in der Vergangenheit passiert ist, um die Gegenwart gestalten zu können", so der Theaterpädagoge.
Einblicke in die Lebensrealität von Anne Frank
Trotz der großen Unterschiede zwischen den verschiedenen Lebensrealitäten erkannten die Schülerinnen und Schüler auch Gemeinsamkeiten sowie Bezüge zu ihrem Alltag. Die Neue Bühne Senftenberg plant unter der Regie von Sebastian Volk und der dramaturgischen Leitung von Karoline Felsmann insgesamt 60 Inszenierungen an weiterführenden Schulen, 30 davon fanden bereits statt. Das Team bereitet nebenher bereits die nächste Inszenierung für das junge Publikum vor - diesmal zum Thema Mobbing.
Anne Frank versteckte sich ab Juli 1942 zusammen mit sieben weiteren Menschen, darunter ihre Eltern und ihre Schwester Margot, in einem Hinterhaus in Amsterdam (Niederlande). Zu diesem Zeitpunkt war sie 13 Jahre alt und dokumentierte in ihrem Tagebuch ihre Kriegseindrücke, die damit verbundene Isolation und Einsamkeit und die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Daneben beschrieb sie ihre Träume und den Umgang mit der ungewissen Zukunft. Ihr Tagebuch wurde zu einem wichtigen Originaldokument der NS-Judenverfolgung. Anne Frank war im August 1944 von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Amsterdam verhaftet worden und überlebte den Krieg nicht.
Sendung: Mo 13.01.2025 | 19:30 Uhr | rbb24 Brandenburg aktuell