Schockanruf -

Betrüger haben eine Seniorin in Potsdam um Geld und Wertgegenstände im Wert von 220.000 Euro gebracht. Das teilte die Brandenburger Polizeidirektion West am Donnerstag mit.
"Das ist eine dramatische Situation und wir nennen diese Anrufe deshalb auch Schock-Anrufe, weil diejenigen, die angerufen werden, davon natürlich völlig überrumpelt sind", sagte Stefanie Wagner-Leppin, Sprecherin der Polizeidirektion West, dem rbb am Freitag auf Nachfrage.
Betrug am Telefon
Die Täter gaukelten der Frau am frühen Mittwochabend am Telefon vor, ihr Sohn habe einen tödlichen Unfall verursacht und benötige eine Kaution, um aus einer vermeintlichen Haft freizukommen.
Die Seniorin ging nach dem Gespräch zwischen 17.30 Uhr und 18.30 Uhr zu einem vereinbarten Übergabeort an eine Bushaltestelle in Babelsberg-Nord und gab laut Polizei Geld und Wertgegenstände im Wert von 220.000 Euro an einen unbekannten Mann. Erst danach meldete sich die Frau den Angaben zufolge bei ihrem Sohn, wodurch ihr der Betrug klar wurde. Die Polizei sucht nun Zeugen.
Polizei: Schock-Anrufe können auch Menschen überrumpeln, die die Masche kennen
"Die Betrüger haben zunächst Bargeld gefordert", führte Wagner-Leppin am Freitag aus. Weil die betrogene Frau so viel Geld in bar nicht hatte, habe sie Geld und wertvolle Gegenstände bei sich zusammengesammelt.
Mit dem Schock-Anruf sei eine "nahezu perfekte Kulisse aufgebaut" worden, sagte die Polizeisprecherin. Opfer dieser Betrugsmasche hätten in der Vergangenheit berichtet, dass bei solchen Anrufen auch Sirenen zu hören gewesen seien oder angeblich betroffene Kinder ans Telefon geholt, die dann ins Telefon geschluchzt haben sollen. "Teilweise wird an angebliche Staatsanwälte am Telefon übergeben und selbst, wenn man von diesen Betrugsmaschen schon mal gehört hat, realisiert man durch die Schockstarre nicht, dass man ihr gerade selbst aufsitzt", sagte Wagner-Leppin.
Die Ermittlungen würden sich schwierig gestalten, daher hoffe die Polizei auf Zeugen, weil die Übergabe wie oft in solchen Fällen im öffentlichen Raum stattfand. So würden Opfer von ihrem Zuhause weggelockt, wo Nachbarn oder Freunde noch eingreifen könnten.
Schock-Anrufe würden oft mit unterdrückter Nummer stattfinden. Die Polizei rät da schon zur Skepsis. Angezeigte Telefonnummern sollten notiert werden. Persönliche Auskünfte wie Verwandtschaftsverhältnisse oder Informationen zu Bargeldbeständen sollten Angerufene Fremden am Telefon nicht geben. Wagner-Leppin rät zu einfachen Nachfragen wie "Welchen Sohn oder welche Tochter meinen Sie denn?". Dadurch seien Betrüger schon entlarvt worden. Auf gar keinen Fall sollten Geldübergaben ausgemacht - stattdessen die Polizei kontaktiert werden.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.02.2025, 17:30 Uhr