Umwidmung von 200 Lehrerstellen - Brandenburger Bildungsminister nimmt umstrittene Pläne für Lehrer zurück
Brandenburgs neuer Bildungsminister Steffen Freiberg schlägt einen neuen Kurs gegen den Lehrkräftemangel ein. Die umstrittene Umwidmung von Lehrstellen ist vom Tisch, dafür sollen Pädagogen motiviert werden, später in Rente zu gehen.
Der Brandenburger Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) hat am Samstag einen Katalog von Maßnahmen vorgestellt, wie er dem Lehrermangel begegnen will. Gleichzeitig kassierte er einen umstrittenen Vorschlag seiner Vorgängerin Britta Ernst, 200 Pädagogenstellen für Schulassistenzen und Sozialarbeiter umzuwidmen.
Im kommenden Schuljahr müssten in Brandenburg 1.800 Lehrkräfte neu eingestellt werden. Weil so viele Pädagogen und Seiteneinsteiger auf dem Markt kaum zu gewinnen sind, wollte Ernst 200 unbesetzte Lehrerstellen anderweitig vergeben. Dies hätte zur Folge gehabt, dass an den Schulen zusätzliche Angebote wie Förderunterricht oder Ganztagsangebote gestrichen werden müssten. Weil dies auch in der eigenen SPD-Fraktion im Landtag und bei den mitregierenden Grünen auf Widerstand stieß, war Ernst Mitte April zurückgetreten.
Lehrer sollen später in Rente gehen
Freiberg kündigte nun an, anders vorgehen zu wollen. So sollten Pädagogen motiviert werden, später in Rente zu gehen. Dafür solle die Unterrichtsverpflichtung für Lehrkräfte ab dem vollendeten 63. Lebensjahr um maximal zehn Stunden reduziert werden, erklärte Freiberg am Samstag.
Viele Lehrkräfte gehen in Vorruhestand
Jedes Jahr erreichten in Brandenburg etwa 600 Lehrkräfte das 63. Lebensjahr, erklärte der Minister am Samstag auf einer Konferenz. Wenn mehr als die Hälfte dieser Pädagogen das Angebot annehme, sei bereits viel gewonnen, denn derzeit gingen rund 80 Prozent der Brandenburger Lehrkräfte vor dem Erreichen der Regelaltersgrenze in den Ruhestand.
Mit einer Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung - auf bis zu 17 Stunden an Grundschulen und 15 an weiterführenden Schulen - sollen die Pädagogen motiviert werden, bis zum regulären Renteneintritt im Schuldienst zu bleiben. Sie könnten in der verbleibenden Zeit dann beispielsweise Referendare beraten oder die Schulleitung unterstützen.
Mehr Personal für Schulämter
Schulen sollen zudem künftig finanzielle Mittel in einem gewissen Umfang in eigner Regie für ergänzende Unterrichtsangebote, Assistenzen oder etwa Schulsozialarbeit einsetzen können.
Auch bei der Schulverwaltung in Brandenburg will Freiberg nachsteuern: Um Stellen zügiger zu besetzen und Bewerberinnen und Bewerber für den Brandenburger Schuldienst besser zu betreuen, könnten auch die vier staatlichen Schulämter mit zusätzlichem Personal rechnen. Mit einer besseren Betreuung solle die Abwanderung von Lehrkräften in andere Bundesländer verhindert werden, so Freiberg. Für eine zügigere Digitalisierung des Unterrichts werde auch das landeseigene Fortbildungsinstitut LISUM ausgebaut.
Außerdem soll mit einer großangelegten Werbekampagne in den sozialen Medien im ganzen deutschsprachigen Raum um ausgebildete Lehrkräfte und Seiteneinsteiger aus anderen Berufen geworben werden, kündigte Freiberg an. Dafür soll ein Etat von zwei Millionen Euro jeweils in diesem und im kommenden Jahr eingesetzt werden.
Linke sieht Kritik bestätigt
Die bildungspolitische Sprecherin der Linke-Fraktion in Brandenburg, Kathrin Dannenberg, sah die Linie ihrer Partei in der Debatte bestätigt. "Unsere Forderung, ältere Lehrer, also 63 plus, zu entlasten hat ebenso Eingang in den neuen Plan gefunden, wie die von uns verlangte bundesweite Werbekampagne", erklärte Danneberg am Samstag in einer Mitteilung.
"Noch im März wurden wir für unsere Forderungen spöttisch kritisiert und alle entsprechenden Anträge durch die Kenia-Loalition im Landtag abgelehnt." Nun bleibe abzuwarten, ob die Landesregierung ihre Pläne unbürokratisch umsetze.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 13.05.2023, 19:30 Uhr