Berlin und Brandenburg - Hunderte Beschäftigte von Hochschulen beteiligen sich an Warnstreik

Mo 20.11.23 | 17:50 Uhr
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Studentische Mitarbeiter der Brandenburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen nehmen am 20.11.2023 an der Kundgebung anlässlich der laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst der Länder teil. (Quelle: dpa-Bildfunk/Monika Skolimowska)
Video: rbb24 Abendschau | 20.11.2023 | Thomas Rostek | Bild: dpa-Bildfunk/Monika Skolimowska

In Berlin und Brandenburg haben sich am Montag hunderte Menschen an einem Warnstreik der Hochschulen beteiligt. Zur zentralen Kundgebung vor der Humboldt-Universität (HU) in Berlin kamen rund 1.400 Demonstrierende, wie eine Verdi-Sprecherin dem rbb sagte. Es sei eine große Bandbreite vertreten gewesen - von Menschen aus der Verwaltung und Technik sowie dem Service über studentische Beschäftigte bis zu wissenschaftlichen Mitarbeitern. Auf dem gut gefüllten Vorplatz der HU hielten Teilnehmerinnen und Teilnehmer Transparente hoch mit Sätzen wie "Schluss mit prekärer Wissenschaft" und "Arbeit top, Bezahlung Flop".

Vom Warnstreik betroffen waren in Berlin neben der HU auch die Freie Universität (FU), die Technische Universität (TU) sowie weitere Hochschulen. Erwartet wurden Beschäftigte im Tarifvertrag der Länder (TV-L) sowie studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem waren Studierende im Rahmen eines Hochschulaktionstages eingeladen. Aufgerufen hatte neben Verdi auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

"Enormer Personalmangel"

An der TU versammelten sich nach Angaben einer Sprecherin rund 300 Menschen zu Aktionen im Hauptgebäude und um anschließend an der Demo vor der HU teilzunehmen. TU-Präsidentin Geraldine Rauch habe auf Einladung der Streikleitung zu ihnen gesprochen. "Es gab nur geringe Ausfälle von Dienstleistungen", sagte die Sprecherin weiter.

"Wir sind heute hier, um uns für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn für alle einzusetzen", sagte Henrike Kauer, Dekanatsmitarbeiterin von der Berliner Hochschule für Technik. "Bei uns herrscht enormer Personalmangel, dadurch kommt es zu Überlastungen im ganzen System."

Etwa 400 Teilnehmende in Brandenburg

Auch an den Brandenburger Hochschulen wurde gestreikt. In Potsdam versammelten sich nach Verdi-Angaben rund 400 Wissenschaftler und Studierende vor dem Landtag, um für bessere Studien- und Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Hier richtete sich der Streikaufruf unter anderem an Beschäftigte der Universität und der Fachhochschule Potsdam, der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf sowie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) und der Europa-Universität Viadrina aus Frankfurt (Oder).

Die zentrale Auftaktveranstaltung begann um 11 Uhr am Alten Markt in Potsdam. Ein Demonstrationszug führte von dort in Richtung Wissenschaftsministerium und Innenministerium.

Nächste Verhandlungsrunde am 7. Dezember

Im Rahmen der Tarifverhandlungen mit den Ländern fordert Verdi für die Beschäftigten der Hochschulen unter anderem eine Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Darüber hinaus erwartet Verdi von der Tarifgemeinschaft der Länder, einen bundesweit gültigen Tarifvertrag für Hilfskräfte und Tutoren abzuschließen. Die Arbeitgeberseite hatte die Forderungen als unbezahlbar zurückgewiesen. Bis zur dritten Verhandlungsrunde wollen die Gewerkschaften mit Warnstreiks Druck machen. Sie startet am 7. Dezember.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.11.2023, 19:30 Uhr

12 Kommentare

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  1. 12.

    Was sollen sie wohl damit machen? Die unteren Gehaltsgruppen sichern damit ihren Lebensunterhalt. Öffentlicher Dienst heißt nicht automatisch Gutverdiener. Und auch an diesen geht die Inflation nach mehreren Tarifabschlüssen deutlich unterhalb der Inflationsrate nicht mehr ganz spurlos vorbei. Und die Tarifeinstufungen im öffentlichen Dienst sind zumindest offen zugänglich. Was ein Lokführer oder ein Metaller verdient, finde ich da schon schwerer rauszufinden.

  2. 11.

    Nach gut 10 Jahren in der technischen Verwaltung einer angeblich renommierten Universität in Berlin wechsele ich jetzt wieder in die freie Wirtschaft. Unterbezahlung trotz immer mehr weitreichendenen Aufgaben, Bezahlung von zustehenden Zuschlägen (für Schichten, Feiertags- und Wochenenddiensten und ständigen Rufbereitschaften) tarifvertragswridrig teilweise erst nach 8 Monaten und nicht eingehaltenen Beförderungszusagen gebe ich nun auf. Die vorherrschende Küngelwirtschsft können sie ohne mich betreiben. Schon die Trennung von TVöD und TV-L bringt erhebliche Nachteile für die Beschäftigten an den Universitäten. Aber Hauptsache es ist genug Geld für irgendwelche hochtrabenen Projekte da die dann irgendwann in der Versenkung verschwinden. Die Unis sollten endlich auch mal an die Mitarbeiter an der Basis denken (was auch die anderen öffentlichen Einrichtungen unbedingt nötig haben). Ansonsten sind nach und nach viele qualifizierte Mitarbeiter weg.

  3. 10.

    Darf man als studentische Hilfskraft nicht mehr für 520 Euro steuerfrei arbeiten?
    Wurde dies geändert und seit wann?

  4. 9.

    Dann kann man den Herrn Stoiber aus Bayern als Experten für die Magnetbahn einkaufen. Natürlich nicht für ein paar lumpige hunderttausende .

  5. 8.

    Als studentische Hilfskraft mit Bachelorabschluss verdiene ich an der Universität Potsdam aktuell 13,61€/Std für 6 Std./ Woche. Das ganze wird versteuert, sodass ich am Ende des Monats 244€ erhalte. Zudem ist mein Vertrag immer nur auf 4 Monate befristet. Ich bin Tutorin für die Bachelorstudenten und erfülle somit einen Lehrsauftrag, bin also eine Fachkraft. Gleichzeitig absolviere ich gerade mein Pflichtpraktikum, was, nach der aktuellen Gesetzeslage, unbezahlt ist in einem Umfang von 16 Std./Woche. Das ist die finanzielle Lage der studentischen Hilfskräfte in Deutschland.

  6. 7.

    Was ist mit denen, die in Berlin wohnen und an der Uni in Potsdam arbeiten? Außerdem ist Potsdam genauso teuer wie Berlin.

  7. 6.

    Ich arbeite an der Uni Potsdam als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in Lehre und Forschung in der Lehramtsausbildung - wie 70 % meiner Kollegin:innen auf einer nach WissZVG befristeten Stelle. Wer wie ich nach 6+6 Jahren keine der raren Professuren bekommt, wird von der Uni Potsdam vor die Tür gesetzt. Die Uni drängt uns so dazu, alle Energie in die Forschung zu stecken; keiner von uns kann es sich daher leisten, sich um gute Lehre zu kümmern. Dabei decken wir Befristeten mit max. 12 J. Berufserfahrung, den meisten Teil der Lehre ab. Wenn Uni und Land glauben, dass mit hohen Befristungen und Karriereausansage (nach 12 Jahren) gutes Personal für ein attraktives Lehramtsstudium gewonnen oder gehalten werden kann, muss in den Spiegel sehen und sich als Schuldigen für die Bildungsmisere erkennen. Ohne gute Beschäftigungsbedingungen kein gutes Personal, kein gutes Studium, keine Studieninteressierte und keine Lehrer. WissZVG und Frist ist Frust! Her mit guten Jobs für Lehramt & Gemeinwohl!

  8. 5.

    10,5 % oder mindestens 500 Euro mehr?
    Was machen die denn bisher mit dem ganzen Geld?
    Interessant finde ich stets, daß nie die Gehaltshöhe genannt wird. Die muß ich mir dann immer selbst suchen.

  9. 3.

    Gemach, gemach! Wir brauchen jetzt erstmal dringend eine Magnetbahn und danach Olympia. Das werden die Beschäftigten ja wohl verstehen.

  10. 1.

    Ich sag da nur "Hauptstadtzulage", die an den Berliner Universitäten einfach nicht gezahlt wird, obwohl tarifvertraglich vereinbart.

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