Holocaust-Gedenktag - So gedenken Berlin und Brandenburg der Opfer des Nationalsozialismus

Sa 27.01.24 | 09:54 Uhr
  20
An der Station Z des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen wurde am 27.01.2019 an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. (Quelle: dpa/Bernd Settnik)
Audio: rbb 88.8 | 27.01.2024 | Tatiana Brasching | Bild: dpa/Bernd Settnik

Alljährlich am 27. Januar wird weltweit der Opfer der Nationalsozialisten gedacht. Gerade in diesem Jahr gibt es besonders viele Veranstaltungen in Berlin und Brandenburg.

Im Gedenken an die Ermordung von Millionen Juden im Holocaust hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) am Freitag anlässlich des Holocaust-Gedenktages am Samstag eindringlich vor dem Erstarken von Antisemitismus und Rechtsextremismus gewarnt.

Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat zu diesem Anlass alle Brandenburgerinnen und Brandenburger aufgerufen, sich weiter mit aller Kraft gegen Hass und Diskriminierung zu wehren. Er verwies darauf, wie verletzend und enttäuschend es für die Überlebenden des Holocausts sein müsse, mitzuerleben, "dass Rechtsextremisten in Deutschland wieder Pläne schmieden und ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzen und Millionen Menschen - auch mit deutscher Nationalität - ausweisen wollen."

Rabbiner in Deutschland und Europa haben ebenfalls vor Blindheit gegenüber zeitgenössischem Antisemitismus gewarnt.

Alljährlich am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocaust gedacht. Das Datum erinnert an die Befreiung der überlebenden Häftlinge des größten NS-Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. Auch in Berlin und Brandenburg gibt es viele Veranstaltungen.

Gedenkveranstaltungen am Samstag in Berlin

Um 10 Uhr werden am Gleis 17 im S-Bahnhof Grunewald Kränze niedergelegt, es gibt kurze Ansprachen und eine Schweigeminute. Die Veranstaltung wird gemeinsam von MANEO, Hertha BSC und dem Berliner Fußballverband durchgeführt.

Von 10 bis 11 Uhr wird am Hultschiner Damm 333 in Berlin-Mahlsdorf der queeren Opfer der Nationalsozialisten gedacht.

In Berlin-Pankow ist ab 16 Uhr eine Stolperstein-Putzaktion geplant (Treffpunkt an der Straßenbahn-Haltestelle Prenzlauer Allee/Danziger Straße) und ab 18 Uhr eine Lichterkette vor dem ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in der Berliner Str. 120/121.

Ebenfalls um 18 Uhr findet ein Gedächtnis-Gottesdienst zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche statt. Um 19 Uhr gibt es dann einen Gottesdienst in der Französische Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt.

In Lichtenberg werden ab dem Nachmittag (17 Uhr) bis in die Morgenstunden des 28. Januar die Giebelwand des Stadthauses werden über 300 Namen von aus Lichtenberg und Hohenschönhausen vertriebenen und ermordeten Jüdinnen und Juden projiziert.

Wie verletzend und enttäuschend muss es für die Überlebenden des Holocausts sein, mitzuerleben, dass Rechtsextremisten in Deutschland wieder Pläne schmieden und ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzen [...]

Dietmar Woidke, Ministerpräsident in Brandenburg

Gedenken am Samstag in Brandenburg

In Brandenburg werden am Samstag um 10 Uhr an der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde am Nicolaiplatz von Brandenburg/Havel Kränze niedergelegt.

Um 11:30 Uhr findet eine Lesung von "Das Jahr 1944 im Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück" mit einer Rede von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück statt.

Um 14 Uhr startet dann die zentrale Gedenkveranstaltung der Landeshauptstadt Potsdam und der Fördergemeinschaft "Lindenstraße 54" mit einer Rede von Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) und mit Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Hof der Gedenkstätte Lindenstraße. Ab 17 Uhr soll es auf dem Platz der Einheit am Denkmal der Opfer des Faschismus in Potsdam eine Lichterkette geben. Schubert hat die Bürger aufgefordert, zum Gedenken eine Kerze ins Fenster zu stellen oder vor Ort Taschenlampe oder Handy-Licht zu benutzen. Er rief dazu auf, an diesem Tag um 17 Uhr auch in anderen Städten mit Lichtern auf die Straße zu gehen oder sie in Fenster zu stellen. "Denn die dunkle Zeit des Nationalsozialismus darf nicht wiederkommen", sagte Schubert, der auch Vorsitzender des Bündnisses Potsdam bekennt Farbe ist.

Um 18 Uhr gibt es einen Gedenkgottesdienst in der Potsdamer Nagelkreuzkapelle. Um diese Uhrzeit findet auch im Kleist Forum in Frankfurt (Oder) eine Gedenkveranstaltung statt.

In der Erinnerungsstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau findet am 27. Januar um 18 Uhr im Beisein des polnischen Präsidenten Andrzej Duda eine Gedenkveranstaltung statt, zu der alle Auschwitz-Überlebenden eingeladen sind.

Da der Gedenktag dieses Jahr auf einen Samstag und den Schabbat fällt, finden einige Veranstaltungen erst an den Folgetagen statt.

Gedenkveranstaltungen auch Sonntag und Montag

Am Sonntag lädt die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN-BdA in Wusterhausen um 10 Uhr in den Schlosspark. Motto: "Es ist noch nicht zu spät: Im Gedenken an Auschwitz und Buchenwald – den faschistischen Bewegungen und Ideen entgegentreten".

Um 14 Uhr findet eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus in der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald in Wittstock statt. Es können Kränze und Blumen niedergelegt werden.

Am Montag wird um 14 Uhr in der Gedenkstätte Sachsenhausen in Oranienburg (Oberhavel) speziell an die Opfer des Warschauer Aufstands gedacht.

Offizielles Gedenken vielfach am 31. Januar

Am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Berliner Tiergarten findet am 31. Januar um 13 Uhr ein Stilles Gedenken mit Kranzniederlegung an die im Nationalsozialismus verfolgten und ermordeten LSBTIQ* statt. Es laden ein der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg gemeinsam mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.

Im Anschluss findet um 14 Uhr das Gedenken des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas im Simsonweg statt. Ab 15:30 Uhr startet ein gemeinsames Gedenken des Antiziganismusbeauftragten der Bundesregierung und des Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus am Denkmal für die ermordeten Juden Europas in der Cora-Berliner-Straße 1.

Auch die offizielle Gedenkstunde des Deutschen Bundestags findet in diesem Jahr am 31. Januar statt und steht im Zeichen der generationenübergreifenden Aufarbeitung des Holocausts. Die 91-jährige Auschwitz-Überlebende Eva Szepesi und der 74-jährige Sportreporter Marcel Reif sind als Gastredner geladen. Sie vertreten die sogenannte erste und die zweite Generation von Shoa-Überlebenden.

Videokampagne über aktuelle antisemitische Vorfälle

Der Zentralrat der Juden hat einige Tage vor dem internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar eine Videokampagne im Internet gegen Antisemitismus gestartet. In den Videos werden Berichte über aktuelle antisemitische Vorfälle erzählt, wie der Zentralrat am Donnerstag mitteilte. Stilistisch sollen die Videos wie Zeitzeugenberichte verfolgter Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus wirken. Die Kampagne trägt den Namen "#StopRepeatingStories" (Deutsch etwa: "Stoppt sich wiederholende Geschichten").

Sendung: rbb 88.8, 27.01.2024, 14 Uhr

20 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 20.

    Sie haben das Gefühl in Deutschland nicht satt zu werden oder befürchten dies zumindest für die Zukunft und meinen zudem, sich für Ihre Nationalität oder Ihre Vorfahren permanent rechtfertigen bzw. entschuldigen zu müssen? Das scheinen mir doch ein wenig übertriebene Befürchtungen/Ängste zu sein, Herr/Frau "Schade".

  2. 19.

    Sie haben noch nichts von Frau Friedländer gehört? Am 05.11.1921 auf die Welt gekommen. Auch Sie Opfer ihrer Mitmenschen. Nachzulesen unter: „Ich tu es für Euch“ Was wir von einer Hunderjährigen Holocaustüberlebenden über Vergeben, Hoffnung, Toleranz lernen können.
    Frau Friedländer ist die Güte selbst, aus ihr spricht eine tiefe Weisheit. Dabei musste sie derart viel Grausamkeit und Unrecht und Unfassbares von Deutschen erfahren. Aber nie kam Hass in ihr Herz.

    Hass gehört zu den Tätern, Rechtsextremismus ernährt sich vom Hass.

  3. 18.

    ? Was ist verkehrt daran in Frieden leben zu wollen? Wir hatten 2 Weltkriege, die ich zum Glück nicht miterleben musste und auch keinen anderen Krieg vor meiner Haustür. Einen 3. Weltkrieg brauchen wir nicht.

  4. 16.

    Warnungen - ich reagiere da eher auf das was mich betrifft.
    Moral macht mich nicht satt, Geschichte macht mich nicht satt, Nationalität macht mich nicht satt!
    Das meine Eltern, Groß-Eltern, teils Ur-Groß-Eltern da für meine Existenz einen Nationalen Hintergrund verfolgten haben, scheint bzw. wirkt auch recht reaktionär.
    So nach dem Motto - egal wann geboren, sobald deutsch hat man sich zu verantworten, wenns u die Geschichte geht.

  5. 15.

    "Holocaust-Überlebende Margot Friedländer" Wow, die muß aber schon richtig alt sein, um das von den Anfängen miterlebt zu haben. Solche Zeitzeugen aus der Übergangszeit von der Weimarer Republik zum Führerstaat gibt es ja so gut wie keine mehr. Das muß interessant sein, sich mit solch jemand zu unterhalten.

  6. 14.

    Ich habe weder auf dem Foto noch life einen gesehen. Haben sie wohl "vergessen"!

  7. 13.

    in Frieden leben - vermutlich wie die demonstrierenden, selbst bezeichneten Mittelständler in Cottbus, die in ihrem Aufruf von "Krieg gegen Russland" sprechen (Russland selber aber offensichtlich eine "militärische Spezialoperation" zubilligen.)

    Mir ist zu billig und zu parteiisch.

    Frieden wäre ja tatsächlich möglich, wenn beide Seiten ihre kurzen Sichten einsehen würden: Russland, dass die Ukraine eben NICHT eine Untervariante des Russischen ist, sondern eine eigenständige Kultur und Nation; die Ukraine: dass jeder Versuch, ein faktisch homogenes Land ohne russische Kultur zu schaffen, die Eskalation nur noch verschlimmert. Beide Vorgehensweisen stehen im Widerspruch zu internationalen Menschenrechten.

  8. 12.

    Nichts für ungut, Ihr Kommentar liest sich etwas missverständlich.

  9. 11.

    Pro-russische Desinformation auf X aufgedeckt, 50.000 unechte Profile die gegen deutsche Politiker hetzen und abwertende und diskreditierende Kommentare schreiben mit dem Ziel, den schlichten Gemütern das als „wahr“ zu verkaufen. Psychologische Kriegsführung auf die AfD Wähler hereinfallen. Leider, denn wir haben alle die Kompetenz, Quellen zu hinterfragen und skeptisch dem gegenüber zu stehen.
    Wenn jemand gegen deutsche Politiker hetzt, frage ich mich immer, warum gleichen sich diese Aussagen immer? Warum will jemand ohne Begründung einfach nur Negatives gegen die Demokratie verbreiten? Warum denkt er an dieser Stelle nicht nach, dass das für einen in in dieser Freiheit lebenden Menschen bescheuert klingt? Warum möchte er seine Gesellschaft nicht schützen vor diesen Trollbotschaften?

  10. 10.

    Nein, Frieden ist nicht selbstverständlich, den müssen Gesellschaften untereinander erarbeiten. So wie die Demokratien sich nie untereinander angreifen würden, siehe Kant‘schen Frieden. Wir leben aber in einer neuen Zeit der hybriden Kriegsführung und die passiert durch Desinformation und Aufhetzung. Das Netz ist voll von Tausenden Bots, die im Sekundentakt versuchen, Menschen mit Fake News gegeneinander aufzuhetzen. Das ist eine perfide und nicht an Wahrheiten interessierte Methode von jenen, denen friedliche Demokratien ein Dorn im Auge sind. Frieden aber beruht auf Annahme von Fakten, Wahrheiten und der konstruktiven Umsetzung mit Verstand und Respekt vor dem Leben allgemein.
    Welcher Autokrat, Diktator interessiert sich für das Leben anderer? Welcher Diktator oder Autokrat liebt die Wahrheit?
    Die Autokratisierung der Welt bringt leider nur Unfrieden, deshalb ist es so wichtig, gegen Rechtsextremismus immer laut zu sein.

  11. 9.

    Wie kommen Sie darauf, dass ich AFD wähle? Da liegen Sie komplett falsch.Frage war: Warum die so stark sind und von so vielen gewählt werden.

  12. 8.

    Sehr lesenswert ist auch der Beitrag über Ivar Buterfas-Frankenthal auf tagesschau.de. Und sowohl Buterfas-Frankenthal als auch Friedländer warnen ausdrücklich vor der rechtsextremen afd.

  13. 7.

    Sie wissen aber, dass die rechtsextreme afd für das genaue Gegenteil steht?

  14. 6.

    ,warum ist denn die AFD so stark? Und warum wählen die nach den Umfragen so viele?Es müsste heißen. Nie wieder Krieg egal von welchem Boden. Denn es sollte selbstverständlich sein, dass man überall auf der Welt in Frieden leben kann.

  15. 5.

    Es ist das Monströseste was jemals Menschen angetan wurde. Punkt. Niemals darf sich diese abgrundtiefe Verachtung menschlichen Lebens wiederholen. Punkt.

  16. 4.

    Die jährl. Erinnerung daran, zu was Menschen nicht nur in diesem Land an Abscheulichstem fähig sind, darf niemals aufhören. Und eine Facette dieses Fürchterlichsten scheint mir immer noch unterbelichtet: Kein Land hat diese Vernichtungsstrategie so systematisch in die Wege geleitet wie dieses Land, Deutschland. Das ist kein Zufall: Völlig gleich, was angeordnet wird, es muss zu Ende gebracht werden. Deutschland ist damit unabh. aller von ihm hervorgebrachten Gesellschaftssysteme ein Land des Regelvollzugs, ja der Vollstreckung, bis zum letzten Punkt u. Komma hin. Alles Abweichende dazu gilt als Eigenmächtigkeit, als Kompetenzüberschreitung u. muss unterbunden werden.

    Auschwitz hätte nie "funktionieren" können ohne diese Einstellung. Woanders sind sie archaisch übereinander hergefallen, hier werden akribische Listen ausgefüllt mit zehnfach ausgeklügelten, spezifischen Zeichen, entlang derer zu handeln ist.

    Immerhin: Befehlsverweigerung bei Unsittlichem ist mittlerw. drin.

  17. 3.

    tagesschau: Nachrichten

    Holocaust-Überlebende warnt

    Vor dem Holocaust-Gedenktag hat die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer im Interview mit den ARD-tagesthemen vor den aktuellen antisemitischen Bedrohungen in Deutschland gewarnt.

    Sie sagte: "Ich hätte nie gedacht, dass es so kommen würde, denn so hat es damals auch angefangen." Zu wenige sagten gegen diese Entwicklung ihre Meinung.

    Rückblickend auf die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg sagte Friedländer: "Wir haben lange gebraucht, um wieder Mensch zu werden, ein Mensch, der eine Meinung hat, was zu sagen hat, gebraucht wird."

    Quelle siehe oben.

  18. 2.

    Hab ich den AfD Kranz auf dem Titelfoto nur übersehen?

  19. 1.

    Eines der furchtbarsten von vielen Kriegverbrechen der Deutschen Wehrmacht und ihrer faschistischen Verbündeten: Die Leningrader Blockade, bei der über ein Million Menschen verhungerten, endete am 27. Januar 1944! 70 Millionen ermordete Menschen, darunter 7 Millionen jüdische Menschen und 24 Millionen Menschen aus der Sowjetunion, hat der Zweite Weltkrieg, den die Deutschen verursachten und führten, gefordert. Nie wieder Krieg von deutschem Boden!
    Und heute... erhalten laut geltendem Gesetz nach wie vor SS-Verbrecher im In- und Ausland großzügige "Opfer"-Renten vom Steuerzahler! Wer dieses Gesetz bis heute im Deutschen Bundestag nicht geändert hat und weiterhin nicht ändern will, ist...

Nächster Artikel