Schüsse auf Trump in USA - Amerikaner in Berlin geschockt von Attentat - und trotzdem tief gespalten

Di 16.07.24 | 12:03 Uhr | Von Jonas Bürgener
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Republikanischer Präsidentschaftskandidat Donald Trump wird von leibwächtern geschützt vom Podium geführt in Butler am 13.07.2024.(Quelle: picture alliance /ASSOCIATED PRESS/Gene J. Puskar)
Bild: picture alliance /ASSOCIATED PRESS/Gene J. Puskar

Bei einem Wahlkampfauftritt ist Donald Trump am Samstag von einem Attentäter angeschossen worden. Es ist der traurige Höhepunkt eines harten Wettstreits um die US-Präsidentschaft. Wie gespalten die Amerikaner sind, zeigt sich auch in Berlin. Von Jonas Bürgener

Ein 20-jähriger Mann schießt am Samstag bei einer Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania auf den früheren amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Ein Zuschauer wird getötet, zwei weitere Menschen werden schwer verletzt. Trump, der republikanische Präsidentschaftskandidat für die US-Wahl im November, wird am Ohr getroffen.

rbb|24 hat mit zwei in Berlin lebenden Amerikanern gesprochen - beide reagieren mit Bestürzung auf das Attentat. Die Bilder und anschließenden Statements aus den verschiedenen Lagern ordnen sie allerdings unterschiedlich ein - Spiegelbild der Spaltung in den Vereinigten Staaten.

"Nie gedacht, dass es so weit kommen würde"

"Ich stand natürlich unter Schock", sagt George Weinberg, stellvertretender Vorsitzender der "Republicans Overseas" in Deutschland. "Gott sei Dank hat man schnell gesehen, dass Trump nicht schwer verletzt worden ist. Das war natürlich ein riesiger Zufall. Hätte er den Kopf nicht genau in dem Moment gedreht, wäre er wohl gestorben."

Emily Lines, stellvertretende Vorsitzende der "Democrats Abroad" in Deutschland, quasi dem Gegenstück zu den Vertretern der republikanischen Partei im Ausland, zeigt sich erschrocken. "Ich weiß, dass die politische Spaltung in unserem Land total krass und die Stimmung sehr aufgeheizt ist", sagt sie. "Ich hätte aber nie gedacht, dass es so weit kommen würde und wusste zuerst nicht, wie wir überhaupt weiter Wahlkampf machen sollen."

"Gigantisch, ikonisch, fantastisch"

Viele Experten glauben, dass das Attentat die nächsten Wochen und Monaten im Präsidentschaftsrennen beeinflussen wird. Insbesondere das jetzt schon ikonische Foto von Trump, der kurz nach den Schüssen die Faust nach oben reißt, könnte vielen Wählern lange in Erinnerung bleiben - und Trump, der zuletzt in den Umfragen vor Biden lag, einen weiteren Schub geben.

Weinberg, seit vielen Jahren ein Fürsprecher Trumps, zeigt sich beeindruckt von der Entschlossenheit des republikanischen Kandidaten. "Gigantisch, ikonisch, fantastisch", sagt er angesprochen auf das Foto. "Der Mann wurde angeschossen, hat Blut im Gesicht, ist umgeben von Security Leuten und zeigt trotzdem Stärke und Mut. Es zeigt, dass er fit und fähig ist und selbst in Stresssituationen reagieren kann. Das ist der Unterschied zu Biden", meint Weinberg.

Donald Trump mit Sicherheitskräften kurz nach dem Attentatsversuch auf ihn am 13.07.2024. (Quelle: picture alliance/ASSOCIATED PRESS/Evan Vucci)Donald Trump reißt kurz nach den Schüssen auf ihn die Faust nach oben. Im Hintergrund weht die amerikanische Flagge.

Mit Spannung erwarteter Parteitag

Demokratin Lines glaubt, dass Trump im ersten Moment vor allem vom Adrenalin gesteuert wurde. Sie zeigt sich verwundert darüber - und würdigt zugleich -, dass sich Trump im weiteren Verlauf dann aber für seine Verhältnisse eher zurückhielt und auf wüste Rhetorik und Anschuldigungen verzichtete.

"Ob ihm das Foto einen weiteren Schub gibt, weiß ich nicht", sagt sie. "Es wird sehr darauf ankommen, wie es nun weitergeht und was auf dem Parteitag der Republikaner in Milwaukee diese Woche passiert." Während und nach einem Parteitag würde es immer etwas mehr Aufmerksamkeit für die jeweilige Partei geben. Sie erwarte deshalb ohnehin einen möglicherweise vorübergehenden Anstieg der Zustimmungswerte für Trump, der diese Woche noch einmal mehr in der Öffentlichkeit stehen wird.

Bis Donnerstag trifft sich seine Partei, um über die nächsten Monate im Wahlkampf und das Parteiprogramm zu beraten. Am Montag wurde Trump, der am Ohr ein großes Pflaster trug, offiziell als Kandidat aufgestellt. Außerdem nominierte er mit J.D. Vance, einem Senator aus Ohio, seinen Vizekandidaten.

Donald Trump mit Senator JD Vance am 15.07.2024.(Quelle: picture alliance/ASSOCIATED PRESS /Evan Vucci)
Donald Trump (l.), vom Attentat auf ihn gezeichnet, mit seinem Vize J.D. Vance (r.). | Bild: picture alliance/ASSOCIATED PRESS /Evan Vucci

Demokraten drängen auf rhetorische Abrüstung

Auch die Demokraten blicken mittlerweile nach vorne: "Wir als Democrats Abroad haben uns schon überlegt, wie wir unsere Botschaft weiter voranbringen können, ohne an der viel zu aufgeheizten Diskussion teilzunehmen", sagt Lines. Sie wünscht sich, dass es im Wahlkampf wieder mehr um Themen und weniger um Anfeindungen und Beleidigungen des Gegenkandidaten geht. "Wir finden weiterhin, dass Joe Biden und die Demokraten generell die bessere Wahl sind. Es sollte aber niemand zu einer derartigen Tat motiviert werden."

Weinberg scheint das gelassener zu sehen und weist darauf hin, dass die Wahlkämpfe in den USA traditionell deutlich "brutaler und kontroverser" seien als in europäischen Ländern. "Es war schließlich nicht das erste Attentat auf einen Präsidenten oder Präsidentschaftskandidaten", sagt der Republikaner. "Sowas passiert in Amerika – leider." Natürlich habe man gehofft, dass sowas nicht geschieht, überrascht sei er aber nicht gewesen. Die Emotionen seien auf beiden Seiten hochgekocht. Das liege aber, sagt Weinberg, vor allem an Biden, der viele Versprechungen nicht gehalten und es verpasst habe, Amerika zu einen.

Auf die Frage, ob Trump mit seiner Rhetorik denn in der Lage sei, das Land wieder zusammenzubringen, zögert Weinberg. "Ich glaube nicht, dass sich die beiden Kandidaten bei ihrer Ausdrucksweise groß unterscheiden", sagt er schließlich.

Zumindest Trumps neuer Vizekandidat Vance macht schon kurz nach dem Attentat weiter Stimmung, als er Biden auf "X" unterstellt, für die Schüsse hauptverantwortlich zu sein. Es wird deutlich: Eine gute Basis für einen gemäßigten Wahlkampf muss offenbar noch gefunden werden. Das Attentat auf Trump und der anschließende Schock in beiden Lagern dürfte das aggressive Präsidentschaftsrennen nur kurz unterbrochen haben.

 

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.07.2024, 10:20 Uhr

Beitrag von Jonas Bürgener

41 Kommentare

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  1. 41.

    "Hier wird ja mittlerweile alles Rechte und Konservative verboten und alles in der Richtung unter Strafe gestellt"
    Ihre Ansicht? Unter was müssen Sie leiden, wenn alles nach Ihrer Meinung verboten wird? Gesetze, Verbote muss jeder auf der Welt einhalten. Bestraft wird nur derjenige in der Gesellschaft, der sich nicht daran hält. Ich musste in meinem ganzen Leben bis jetzt noch nie vor einen Richter, wie habe ich das bloß geschafft im Leben? Was auch nicht immer ein Zuckerschlecken war. Deutschland ist ein Land wo viel Freiheit herrscht. Vergleichen Sie mal diese Freiheit mit Ländern im Ausland, dann würden Sie schnell merken was unsere Freiheit bedeutet. Dieses pauschale Gejammer wir werden überall geklammert vom Staat, dass ist Nonsens. Man sollte da jammern wo es angebracht ist, wo Menschen sozial ins Hintertreffen geraten, wo die Gerechtigkeit falsch läuft, auch durch die Ideologie der Politik.

  2. 40.

    "Hier wird ja mittlerweile alles Rechte und Konservative verboten und alles in der Richtung unter Strafe gestellt."

    Wo ist "hier" mittlerweile alles Rechte und Konservative verboten worden? Rechtsextrem, ja.

  3. 39.

    "Da würden andere ins nächste Loch kriechen und sich verstecken."

    Sie meinen also, dass die empfohlene und anerkannte Handlungsdevise, sich solange auf den Boden zu legen, bis das Umfeld gesichert und die Gefahr vorüber ist, eine Feigheit wäre?

    Ich würde jedenfalls nicht auf Nachahmung bauen !

    (Es scheint in der Tat einen gavierenden Unterschied zu geben zwischen der mannhaften Vorstellung, die der Maler Saltzmann während der Kaiserzeit zum Ausdruck brachte, die auch heute noch zu weiten Teilen in den USA existiert und der umsichtigeren Vorstellung der heutigen Zeit, wie sie in Mitteleuropa Konsens ist.)

  4. 38.

    Bis auf den letzten Satz stimme ich Dir zu. Deutsche sind vorbelastet durch die Nazizeit. Daher ist der Widerstand gegen rechtsextreme Äußerungen völlig nachvollziehbar. Die konservative Demokratie grenzt sich selbst von Rechtsextremismus ab.

    Zu Trump mag ich eigentlich nicht viel sagen. Er hat in dieser Situation jedoch optimal für ihn reagiert und zeigt Stärke im Moment einer lebensbedrohenden Situation. Da würden andere ins nächste Loch kriechen und sich verstecken. Trump beeindruckt und zeigt Qualität, die man in Krisensituationen braucht. Die Demokraten müssen dringend einen anderen Kandidaten aufstellen, sonst ist die Wahl gelaufen.

  5. 37.

    Ob Sie sich über Amerika bei Ihrer Meinung mal nicht täuschen?
    Was Ihr "hier" aussagt, sind Sie davon wirklich überzeugt? Ja, bei mancher Sprache ist USA lockerer.
    Wenn ein Amerikaner von "bad" spricht, dann wird es hier schon in das schlimmste, arg böse übersetzt und so aufgefasst.

  6. 36.

    Er wird gestärkt hervor gehen, im Rücken seiner vielen Wähler.
    Falls er US-Präsident wird, die Wirkung auf seine Psyche die könnte die Bevölkerung der USA spüren.
    Ob positiv oder negativ, wer weiß das in Europa? Bis nach der Wahl kann gerätselt werden.
    Ich kann mir nicht vorstellen Trump als gewählter Präsident, dass er Mal bei einen Besuch in Deutschland sagt: Ich bin ein Berliner.


  7. 35.

    Eine recht eigenwillige Definition, was "rechts" und was "konservativ" wäre. Real würde allein schon Friedrich Merz dagegenstehen, wenn auch nur ein Anflug davon, was Sie hier behaupten, in Richtung Konservatismus ginge.

    Dass angesichts der systematischsten Erfassung, der systematischsten Schikanierung und der systematischsten Tötung einer Bevölkerungsgruppe Deutschland andere innenpolitische Grenzen zieht als die USA, bei der Kneipenwitze über Juden auch auf öffentlichen Marktplätzen kundgetan werden dürfen, dürfte nachvollziehbar sein.

  8. 34.

    Na ja in amiland gibt's ja grundsätzlich eine viel bessere und angenehmere Meinungsfreiheit als hier in Deutschland.
    Hier wäre man wahrscheinlich schon verhaftet worden für einige Sprüche was dort eher lächerlich wäre.
    Grundsätzlich sind auch nicht alle sofort angepieselt und fühlen sich als Opfer.
    Hier wird ja mittlerweile alles Rechte und Konservative verboten und alles in der Richtung unter Strafe gestellt.

  9. 33.

    Es ist schon eine recht merkwürdige Denkungsart, die offenbar Viele in den USA einigt: Wider allen Sinnes eine vermeintliche Heldentat vollbringen. Zu Trumps vermeintlich ikonischer, doch geradezu sinnwidriger Tat, bei der er - wie Sie zu Recht betonen - sehr leicht hätte erschossen werden können, fällt mir nur der Historien- und Hofmaler zu Kaisers Zeiten ein, ein gewisser Salzmann: Nicht, dass er Seeleute im Sturm bei der Befestigung von Tauen gemalt hätte, vielmehr liefen sie tolldreist und bei peitschendem Sturm diagonal über den Bugteil des Schiffes, um sich dem tobenden Meer entgegenzuwerfen. Im Hintergrund die steil aufragende norwegische Küste.

    Das war Salzmanns Beitrag zu den "Heldenfahrten" von Wilhelm II. in Richtung Norwegen. - In den USA zieht sowas in weiten Teilen ganz real heute noch. In Deutschland wird so Jemanden zu Recht "der Vogel" gezeigt.

  10. 32.

    Wer sollte die Kugel ihrer Meinung nach abbekommen? Freiwillig als Täter hinzustellen macht nur, wer der Meinung ist damit durchzukommen.Aber freiwillig einen Mordanschlag für die Quote herzuhalten ist etwas zu weit hergehohlt Wo er doch eh gute Chancen hat zu gewinnen.

  11. 31.

    Jede Anklage, jeder Prozess, jede Verurteilung und jetzt auch noch von vielen beklatschtes Opfer geniesst Despot Trump begeistert in seiner Inhaltslosigkeit.

  12. 30.

    Das war auch mein erster Gedanke, deswegen spricht man inzwischen auch von einem Versagen der Sicherheitsbeamten.

  13. 29.

    Ich glaube, dass Donald Trump auf dem ikonischen Foto nicht genau wusste, was Sache ist. Er hätte mit einem weiteren Schuss sehr leicht getötet werden können. Mit ist es es ein Rätsel, wieso die Sicherheitsbeamten ihn nicht daran gehindert haben. Was nützt es, wenn alle Trumps Unterkörper abdecken, aber der Rest ist zu sehen? Es ist schon schrecklich genug. Gut, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist.

  14. 28.

    Das scheint das Ideologische von Freiheit zu sein, wenn sie bis zum Exzess missverstanden wird: Keine innere Grenze, die einem Menschen in seinem INNEREN Halt bietet, vielmehr als Kompensation ein Exzess nach außen. Etliche US-Amerikaner fühlen sich ohne Schusswaffe nackt, in Deutschland wird von einem aus Bayern stammenden Minister und von einem Minister der Liberalen eine allgemeine Tempobegrenzung als wider den gesunden Menschenverstand (!) definiert - so, als gäbe es nicht das gesamte Spektrum der Geschwindigkeiten unterhalb dieser sinnvollen Obergrenze.

    Mit der gleichen Begründung könnte rund um die Uhr - auch nachts um halb 3 - die Musik bis zur maximalen Lautstärke aufgedreht werden und die Eindämmung als ungeheure Freiheitseinschränkung von Musikliebhabern definiert werden.



  15. 27.

    "Ja und nicht nur er. Es ist ganz schwierig zu vermitteln in Europa, warum das rund die Hälfte der US-Bürger so sieht, es gibt eine gundlegend andere Auffassung von persönlicher Freiheit und Selbstverantwortung"

    So groß ist doch der Unterschied zu Deutschland nicht, "Freiheiten" bekommen als solche dann die größte Bedeutung, wenn sie anderen Schaden. In den USA sind es Waffen, hierzulande möchte man mit 200 Sachen über die Autobahn brettern, egal wie gefährlich das ist.

  16. 26.

    Mich interessiert es, wie der Anschlag sich auf die Psyche Trumps auswirken wird?

  17. 25.

    Jemand, der gerade erheblich angeschossen worden ist, duckt sich natürlich erstmal weg. Auch Trump sah in den ersten Sekunden mitgenommen aus. Das Weitere, was dann folgte, war allerdings von Omnipotenz geprägt: ´Ich habe die Weltläufe in der Hand - was soll mir jetzt noch passieren?´

    Wer jemals angeschossen wird, ist zu etwas anderem zu raten, so, wie es auch allgemeine Verhaltensdevise ist: Auf dem Boden legen, die ruhige Hand von hoffentlich recht ruhigen Menschen, die unangeschossen blieben, ergreifen. Erst wenn wirklich alles abgeklärt ist, dann aufstehen.

    Das behauptet Ikonische ist daher Leichtsinn hoch 10.

  18. 24.

    wie kommen Sie denn auf dieses Dünnbrett, dass man als Scharfschütze auch nur annähernd Zeit hat darüber nachzudenken einen potentiellen Attentäter der gerade schießt, nur kampfunfähig zu machen. Typisch für jemanden der von der Materie Null, Null Ahnung hat.

  19. 23.

    Es gibt ja nun schon wieder einige Spinner, die behaupten, das wäre inszeniert gewesen.
    Unglaublich wie anmaßend menschenverachtend einige denken. Eine Inszenierung mit zwei Toten und Verletzten. Wer das auch nur annähernd glaubt, sollte sich umgehend in Therapie begeben.

  20. 22.

    Ich liebe Ihre Ausführungen, so fundiert, so recherchiert.
    Können Sie das auch auf die hiesigen Messerangriffe anwenden, mit Toten und Verletzten.
    "Die angebliche "Selbstverantwortung" kostet Millionen Menschenleben." - so hoch möchte ich nicht greifen, aber Sie sprechen von der USA. Wie kommen Sie auf "Millionen Menschenleben"? Seit bestehen der USA? Der Menschheit? Gut, wenn man die Kriege hinzu zählt ...

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