Im Alter von 81 Jahren - Früherer Bundespräsident Horst Köhler in Berlin verstorben

Sa 01.02.25 | 13:20 Uhr
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Archivbild: Der frühere Bundespräsident Horst Köhler. (Quelle: dpa/Kumm)
Video: rbb24 Abendschau | 01.02.2025 | Nachrichten | Bild: dpa/Kumm

Er war der erste Bundespräsident, der kein Parteipolitiker war - und der erste, der aus politischen Gründen zurücktrat: Horst Köhler. Über Jahrzehnte war er politisch aktiv, als Finanzexperte und Fürsprecher Afrikas. Nun ist Köhler in Berlin verstorben.

Der frühere Bundespräsident Horst Köhler ist tot. Er starb am frühen Samstagmorgen im Alter von 81 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit, wie das Bundespräsidialamt in Berlin mitteilte. Köhler war 2004 erstmals zum Staatsoberhaupt gewählt worden, 2010 trat er überraschend zurück.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte den Gestorbenen in einem Kondolenzschreiben an seine Witwe Eva Luise Köhler als "einen Glücksfall für unser Land". Er betonte: "Wir können nur zutiefst dankbar sein, dass wir Horst Köhler als neunten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland erleben durften. Er hat diesem Land viel gegeben."

Erstmals kein Parteipolitiker als Bundespräsident

Mit Köhler übernahm erstmals kein Parteipolitiker das höchste Amt im Staat. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler hatte 1976 eine Beamtenlaufbahn im Bundeswirtschaftsministerium begonnen und wurde 1990 nach verschiedenen anderen Stationen Staatssekretär im damals von Theo Waigel (CSU) geführten Bundesfinanzministerium. Köhler war unter anderem deutscher Chefunterhändler für den Maastricht-Vertrag über die Europäische Währungsunion.

1993 wechselte er in die Finanzwelt, zunächst als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, dann als Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London. 2000 wurde er Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF).

2004 wurde Köhler als Nachfolger von Johannes Rau neunter Bundespräsident. 2009 wählte ihn die Bundesversammlung erneut. Sein Rücktritt mit sofortiger Wirkung nur ein Jahr später war einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik.

Auslöser war ein Interview im Deutschlandradio Kultur, das Köhler auf dem Rückflug nach einem Besuch deutscher Soldaten im afghanischen Masar-i-Scharif gegeben hatte. Darin begründete er Auslandseinsätze der Bundeswehr auch mit der Wahrung deutscher Wirtschaftsinteressen. Kritiker warfen ihm vor, er habe so auch den Afghanistan-Einsatz gerechtfertigt, was Köhler dementierte. Er sah durch die Kritik sein Amt irreparabel beschädigt und zog die Konsequenzen.

Archivbild: Bundespräsident Horst Köhler trägt sich am Mittwoch (03.02.2010) in Neu Delhi in Indien in ein Gästebuch ein, nachdem er die Grabstätte des Kaisers Humayun besichtigt hatte. (Quelle: dpa/Kumm)Horst Köhler trägt sich bei einem Staatsbesuch in Indien 2010 in ein Gästebuch ein

Innenpolitisch unbequem

Innenpolitisch sorgte Köhler immer wieder für Überraschungen - und für Unmut im Regierungslager. So weigerte er sich 2006, erst das Gesetz zur Privatisierung der Luftraumüberwachung und später das Verbraucherschutzgesetz zu unterzeichnen. Verfassungsrechtlich heikel war die Entscheidung 2005, den Bundestag aufzulösen und Neuwahlen anzusetzen. Zuvor hatte Kanzler Gerhard Schröder (SPD) im Bundestag die Vertrauensfrage mit dem Ziel gestellt, diese zu verlieren.

Auf internationaler Ebene befasste sich Köhler vor allem mit Afrika, schon als IWF-Chef und noch mehr anschließend als Bundespräsident. Beharrlich warb er für eine gleichberechtigte Partnerschaft mit dem Nachbarkontinent. Diesem blieb er auch nach seinem Ausscheiden aus dem höchsten Staatsamt treu - unter anderem als UN-Sonderbeauftragter für den Westsahara-Konflikt von 2017 bis 2019.

Zu aktuellen innenpolitischen Fragen äußerte sich Köhler nach seinem Rücktritt so gut wie nicht mehr. Dass ihm der Klimaschutz ein wichtiges Anliegen war, zeigte er 2021, als er die Schirmherrschaft für den ersten bundesweiten Bürgerrat für Klimapolitik übernahm. Eine Stiftung, die Köhler und seine Frau ins Leben riefen, fördert die Forschung zu Seltenen Erkrankungen.

Für Partnerschaft mit afrikanischen Ländern auf Augenhöhe

Bundespräsident Steinmeier erinnerte in seinem Kondolenzschreiben daran, dass Köhler bei seiner Wahl zum Staatsoberhaupt 2004 einer größeren Öffentlichkeit nahezu unbekannt gewesen sei, sich aber schnell viel Anerkennung und Sympathie erworben habe. "Es waren vor allem seine Zugewandtheit, sein ansteckendes Lachen und sein Optimismus, es waren sein Glaube an die Stärke unseres Landes und an die Energie und die Kreativität seiner Menschen, die ihn so viele Herzen gewinnen ließen", schrieb Steinmeier.

"Es waren aber auch seine oft klaren und längst nicht immer bequemen Mahnungen und Ansprachen, die ihm Anerkennung brachten." Köhler habe sich "vielfach um unser Land verdient gemacht".

Steinmeier hob Köhlers Eintreten für einen fairen Umgang mit Afrika hervor - "dem Kontinent, dem sein Herz gehörte und den er so gut kannte". Köhler sei zutiefst überzeugt gewesen, dass Europa seine kolonialen Denkmuster ablegen und die afrikanischen Länder als gleichberechtigte Partner behandeln müsse, um gemeinsam mit ihnen globale Herausforderungen anzupacken. "Damit war er der Zeit weit voraus", schrieb Steinmeier.

Woidke und Wegner würdigen Köhler

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte sich nach Köhlers Tod bestürzt und würdigte ihn als meinungsstarken und direkten Menschen. "Horst Köhler war kein Mann der lauten Töne, konnte aber im Interesse der Sache durchaus unbequem sein", teilte Woidke mit. "Kompass und Triebkraft waren dabei auch seine christlichen Werte. Er war immer nah an den Menschen."

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), würdigte Köhler mit mehreren Posts auf X. Der frühere Bundespräsident habe mit einer klaren Haltung viel Anerkennung und Respekt erworben und dazu aufgefordert, sich mutig für Innovationen, Demokratie und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft einzusetzen. "Berlin wird Horst Köhler ein ehrendes Andenken bewahren."

Sendung: rbb24 Inforadio, 01.02.2025, 11 Uhr

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41 Kommentare

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  1. 41.

    Ein zweiter Versuch, beschämend lieber RBB !!!

    Mich hat die Nachricht tief betroffen gemacht.

    Ich hatte im Oktober 24, zusammen mit einem Kollegen, das große Glück Herr Köhler und seine liebe Frau persönlich kennenzulernen, wir haben bei ihm Handwerkerarbeiten ausgeführt.

    Beide haben uns bestens versorgt, waren beim Trinkgeld recht großzügig und auch ansonsten sehr nahbar.

    Ruhen sie in Frieden Herr Köhler, und ihrer lieben Frau wünsche ich in dieser schweren Zeit ganz viel Kraft !

  2. 40.

    Nun,das, was Sie geschrieben haben das kann immer noch nachgelesen werden
    Sie nehmen den vielelen Migranten übel, dass si sich in ihrer Heimatsprache unterhalten, Sie beweten es im Ihren Beitrag #27 als höchst unhöflich, und die angeblichen Folgen, die Sie daran knüpfen wollen, die sind an Haaren herbeigezogen. Punkt..

  3. 39.

    Ich habe mir erlaubt auf einen Kommentar zu erwidern, in dem die Rede von der Sehnsucht nach einem Präsidenten war, der nicht, wie der aktuelle dazu beiträgt, die Gesellschaft zu spalten und das es einen Zusammenhalt nicht geben kann.
    Darauf wurde ich zu den "natioanalistisch - intolerante Zeitgesossen" zugeschlagen. Das war der Ausgangpunkt für meine Replik. Natürlich bedauere ich den Tod von Köhler. Leider konnte ihm bis heute keiner seiner Nachfolger das Wasser reichen. Weder vom Charakter her, noch weniger von der Expertise. Hier denke ich besonders an den gescheiterten RA Wulff.

  4. 38.

    Zu Ihren Kommentaren schreibe ich nur eines, ich finde sie pietätlos. Überlegen Sie sich doch bitte, unter welchem Artikel Sie kommentieren. Horst Köhler ist gestorben.

  5. 37.

    Haben Sie eigentlich noch einen Rest von Respekt und Anstand? Sie benutzen einen Artikel über den Tod von Horst Köhler dazu, um eine völlig unpassende Diskussion zu führen? Aus Kommentar 25. -27. ( Liebe rbb Redaktion, warum veröffentlichen Sie einen solchen Kommentar unter diesem Artikel eigentlich gleich dreifach?)

    "Dieses Land ist nicht nur gespalten, sondern im Kern zersplittert. Einen gewünschten Zusammenhalt kann es auf Grund der vielen Migranten, selbst wenn sie im Besitz eines deutschen Passes sind, nicht geben. im täglichen Leben erlebt man das ständig."

  6. 36.

    Zu Ihrem Bashing : Ich habe mich auf eine Begebenheit vor Jahren im internationalen Hotel Adlon bezogen, in der der Oberkellner Bankett, den Aushilfskellnern eine klare Ansage gemacht hat, dass wer deutsch spricht, auch deutsch zu sprechen hat. Es wäre eine grobe Unhöflichkeit und Despektierlich im Beisein von nicht sprachkundigen sich in einer fremdem und unverständlichen Sprache zu unterhalten.
    War der Oberkellner nun ein völkischer Nationalist oder hatte er die Etikette und einen gesitteten Umgang miteinander im Sinn ?

  7. 35.

    Nur lösen wird man „mit den deutlichen Worten“ des „kleinen Mannes“ real überhaupt nichts.
    Und das ist auch das derzeitige Problem, in der einige Bürger lautstark nach „einfachen“ vermeintlichen Lösungen rufen und dabei auch nicht zögern (bewusst oder unbewusst) unsere Grundordnung gleich mit über Bord zu schmeißen.
    Und im Übrigen arbeitet der Bundespräsident im Gegensatz zum Reichspräsidenten in Verbindung der Lehren aus der Weimarer Republik eher repräsentativ.

  8. 34.

    Da haben sie Recht.70 Prozent der Kommentare haben nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun.
    In meinen Augen Respektlosigkeit gegenüber dem Verstorbenen Horst Köhler.

  9. 33.

    Da haben sie Recht.70 Prozent der Kommentare haben nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun.
    In meinen Augen Respektlosigkeit gegenüber dem Verstorbenen Horst Köhler.

  10. 32.

    Nur weil man in Deutschland ist, gilt keine allgemeine Erwartung, dass nur die deutsche Sprache zu sprechen ist.
    Beispielsweise, grundsätzlich gehen Privatgespräche keienen etwas an, und das scheint die natioanalistisch - intolerante Zeitgesossen zu stören, und gebrandmarken es zu unrecht als unhöflich,
    .

  11. 31.

    Mich macht es traurig, dass er gestorben ist, aber noch trauriger macht es mich, wozu diese Kommentarspalte benutzt wird.

  12. 30.

    Merz, Lindner & Co haben sich jetzt als Rechtsextreme geoutet. Die Grünen und Linken haben das ja schon immer vermutet, konnten es aber nicht beweisen. Nun liegen die Karten auf dem Tisch. Schade das Heidi Reichinnek nicht Kanzlerin werden wird.

  13. 29.

    Darf man Merz jetzt eigentlich als "völkischen Beobachter" bezeichen weil er den Straßennazis auf Maul geschaut hat?

    Sind "Merz" und "Lindner" jetzt kleine Würmchen? da sie mit ihren Taktischen Spielchen versagt haben?

  14. 28.

    Horst Köhler hätte deutliche Worte gegen Attentäter gefunden und wie man diese verhindert.

  15. 27.

    Dieses Land ist nicht nur gespalten, sondern im Kern zersplittert. Einen gewünschten Zusammenhalt kann es auf Grund der vielen Migranten, selbst wenn sie im Besitz eines deutschen Passes sind, nicht geben. im täglichen Leben erlebt man das ständig. Man spricht nicht mit einer verständlichen Zunge, sondern mit vielen unverständlichen. Bestes Beispiel sind türkische oder arabische Läden, wo man sich im Beisein von Deutschen ungeniert unterhält, aber nicht in Deutsch, obwohl man die Sprache spricht. Das dies hochgradig unhöflich ist ( O-Ton im Bankett Hotel Adlon ) ist noch niemanden aufgefallen. Wie soll es da erst in einem Ernstfall werden? Merkel hatte 2010 schon recht mit dem Scheitern von
    Multi-Kulti ! Da es nicht ins grüne Konzept gepasst hat, wurde es dann auch totgeschwiegen und ins Gegenteil verkehrt.

  16. 26.

    Dieses Land ist nicht nur gespalten, sondern im Kern zersplittert. Einen gewünschten Zusammenhalt kann es auf Grund der vielen Migranten, selbst wenn sie im Besitz eines deutschen Passes sind, nicht geben. im täglichen Leben erlebt man das ständig. Man spricht nicht mit einer verständlichen Zunge, sondern mit vielen unverständlichen. Bestes Beispiel sind türkische oder arabische Läden, wo man sich im Beisein von Deutschen ungeniert unterhält, aber nicht in Deutsch, obwohl man die Sprache spricht. Das dies hochgradig unhöflich ist ( O-Ton im Bankett Hotel Adlon ) ist noch niemanden aufgefallen. Wie soll es da erst in einem Ernstfall werden? Merkel hatte 2010 schon recht mit dem Scheitern von
    Multi-Kulti ! Da es nicht ins grüne Konzept gepasst hat, wurde es dann auch totgeschwiegen und ins Gegenteil verkehrt.

  17. 25.

    Dieses Land ist nicht nur gespalten, sondern im Kern zersplittert. Einen gewünschten Zusammenhalt kann es auf Grund der vielen Migranten, selbst wenn sie im Besitz eines deutschen Passes sind, nicht geben. im täglichen Leben erlebt man das ständig. Man spricht nicht mit einer verständlichen Zunge, sondern mit vielen unverständlichen. Bestes Beispiel sind türkische oder arabische Läden, wo man sich im Beisein von Deutschen ungeniert unterhält, aber nicht in Deutsch, obwohl man die Sprache spricht. Das dies hochgradig unhöflich ist ( O-Ton im Bankett Hotel Adlon ) ist noch niemanden aufgefallen. Wie soll es da erst in einem Ernstfall werden? Merkel hatte 2010 schon recht mit dem Scheitern von
    Multi-Kulti ! Da es nicht ins grüne Konzept gepasst hat, wurde es dann auch totgeschwiegen und ins Gegenteil verkehrt.

  18. 24.

    Gauck war der schlechteste Präsident der Geschichte.
    Es ist eine Schande für Deutschland, dass Menschenrechte wie Gauck mit einem aufrichtigen Menschen wie Horst Köhler verglichen werden.

  19. 23.

    Ein ganz angenehmer Mensch ohne Allüren, war immer ein kluger, netter Gesprächspartner. Viel Kraft seinen Angehörigen in dieser schweren Zeit.
    Köhler wird fehlen.

  20. 22.

    Horst Köhler hätte deutliche Worte gegen Attentäter gefunden und wie man diese verhindert.