Von 30 auf 145 Euro pro Jahr - Potsdam erhöht Gebühren für das Anwohnerparken deutlich

Fr 07.03.25 | 13:00 Uhr
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Symbolbild: Parkende Autos und Spielzeugauto in Potsdam in der Berliner Strasse.(Quelle: IMAGO/Steinach)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 06.03.2025 | Marissa Boll | Bild: IMAGO/Steinach

Parken vor der Haustür wird in Potsdam teurer - um ein Vielfaches. Doch die Gebühr wurde auch seit 1993 nicht mehr geändert. Mit den Anpassungen ist Potsdam nicht alleine: Auch in Berlin will die SPD die Parkvignette teurer machen.

  • Potsdamerinnen und Potsdamer müssen künftig 145 statt 30 Euro pro Jahr für Anwohnerparkplätze zahlen
  • Gebühren waren seit 1993 nicht angepasst worden
  • betroffen sind 8.000 Anwohnerparkplätze

In Potsdam werden die Gebühren für das Anwohnerparken deutlich erhöht. Das haben die Stadtverordneten am Mittwochabend mit 29 Ja-Stimmen und 19 Nein-Stimmen beschlossen. Demnach kostet der Jahresparkausweis künftig 145 Euro. Für zwei Jahre beträgt der Preis 275 Euro. Gegen Vorlage eines Schwerbehindertenausweises mit den Merkzeichen "BL" oder "aG" werden die Kosten um 50 Prozent gesenkt. Für die Ersatzausstellung des Bewohnerparkausweises bei Verlust wird eine Gebühr in Höhe von 25 Euro erhoben.

Die Erhöhungen werden laut Stadt im zweiten Halbjahr in Kraft treten, frühestens zum 1. Juli. Es müsse zunächst geprüft werden, wie der ermäßigte Satz für Behindertenausweisberechtigte rechtssicher in die Gebührensatzung eingearbeitet werden kann, hieß es. Gleichzeitig werde die Veröffentlichung im Amtsblatt vorbereitet, damit die Änderung wirksam werden kann.

"Die bereits ausgestellten Anwohnerparkausweise behalten für ihre gesamte Bewilligungszeit noch ihre Gültigkeit - es sind keine Nachzahlungen zu befürchten", teilte die Stadt weiter mit.

In Potsdam gibt es mehr als 8.000 Anwohnerparkplätze.

Seit mehr als 30 Jahren keine Anpassung mehr

Die Gebührenanpassung findet vor dem Hintergrund einer Änderung des Straßenverkehrsgesetzes im Bundestag im Jahr 2020 statt. Da die jährliche Gebühr für das Bewohnerparken "keine steuernde Wirkung entfaltet" habe, hatte der Bundestag beschlossen, dass die Landesregierungen eigene Gebührenordnungen erlassen können oder diese Aufgabe an ihre Kommunen weitergeben können.

"Das wird für viele erstmal ein Schock sein, wenn sie das nächste Mal einen Anwohnerparkausweis beantragen", sagte Tiemo Reimann, Mitglied der Potsdamer SPD-Fraktion, im Gespräch mit dem rbb: "Das sind ja hohe Kosten, deshalb finde ich es schade, dass heute keine andere Lösung gefunden wurde." Reimann hatte zuvor eine Erhöhung auf 60 Euro pro Jahr vorgeschlagen. "Die Menschen haben keine Garantie auf einen Parkplatz, und jetzt zahlt man dafür 270 Euro für zwei Jahre - das Geld werden nicht alle sofort haben."

In Potsdam wurde die Jahresgebühr seit 1993 nicht mehr angepasst und lag jährlich bei rund 30 Euro. Auf der Homepage der Stadt findet sich eine Liste der Straßen in Potsdam, für die Parkausweise beantragt werden können [vv.potsdam.de].

Anwohnerparken soll laut SPD auch in Berlin teurer werden

Auch in Berlin soll das Anwohnerparken teurer werden, wenn es nach dem Willen der SPD geht. Ende Januar 2025 hat die SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus bei einer Klausurtagung in Dresden beschlossen, dass Anwohnerausweise künftig 160 Euro im Jahr kosten sollen, also etwa 13 Euro im Monat.

Die Einnahmen daraus werden auf mindestens 25 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Eine Einigung mit dem Koalitionspartner CDU steht aber noch aus. Auf der Webseite fbinter-stadt-berlin.de ist eine Übersicht mit Anwohnerparkflächen in Berlin hinterlegt.

Der derzeitige Preis für einen Bewohnerparkausweis von 10,20 Euro im Jahr bringe lediglich Einnahmen von etwa zwei Millionen Euro, während die Erstellung der Parkausweise in den Bürgerämtern 7,2 Millionen Euro koste, heißt es in dem SPD-Papier. "Das Land Berlin kann sich nicht mehr leisten, für die Bewohnerparkausweise Verluste einzufahren, weshalb sich die SPD-Fraktion für zeitgemäße Beträge einsetzt."

In den neun anderen größten deutschen Städten liegen die Gebühren fürs Anwohnerparken mindestens doppelt so hoch. Die nächsthöheren Gebühren hat Düsseldorf, hier sind es 50 Euro für zwei Jahre. In München zahlt man für diesen Zeitraum 60, in Hamburg 130, in Köln 200 Euro. Ganz vorne liegt Frankfurt am Main mit 240 Euro. In anderen europäischen Metropolen ist es noch deutlich mehr.

Höhere Gebühren auch in Cottbus

Bereits Ende Februar hatten auch die Stadtverordneten von Cottbus neue Parkgebühren beschlossen. Die Gebühren für Anwohnerparkausweise werden von rund 30 auf 120 Euro pro Jahr angehoben. Auch an den Parkautomaten wird es teurer. Eine Stunde Parken in der Innenstadt wird künftig zwei Euro kosten. Das ist doppelt so viel wie bisher. Wann genau die neuen Gebühren greifen, ist noch nicht klar. Laut der Stadt sollen sie am 22. März im Amtsblatt veröffentlicht werden.

Die Stadt begründet die Erhöhungen unter anderem damit, dass die Gebühren für die Parkausweise seit 30 Jahren nicht angepasst wurden, die Parkgebühren seit zehn Jahren nicht.

Korrekturhinweis: In einer ersten Fassung dieses Texts hieß es, dass die Gebühren für das Anwohnerparken in Potsdam sofort steigen. Das ist nicht korrekt. Richtig ist, dass die Erhöhungen im zweiten Halbjahr in Kraft treten, frühestens zum 1. Juli. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 06.03.2025, 7:30 Uhr

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164 Kommentare

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  1. 164.

    Wenn Frankfurt, Köln und München Maßstab für Parkgebühren sind, warum dann nicht auch für Wohnungsmieten?

  2. 163.

    Das Auto hat Deutschland reich gemacht und dafür werden die Autofahrer auch noch zur Kasse gebeten. Alle Treibstoffsteuern, Mehrwertsteuern, Gewerbesteuern, Sozialversicherungsbeiträge von Herstellern über Verkäufer bis Wekstätten und Tulieferer usw haben die Straßen schon mehrfach bezahlt und die Politik bekommt den Hals immer noch nicht voll um ihre Wahlgeschenke zu finanzieren. Dann sollten auch endlich die Radfahrer zur Kasse gebeten werden, die ja schon ganze Fahrspuren für sich vereinnahmen ohne einen einzigen Cent dafür zu zahlen.

  3. 162.

    Es sollte also auch die Parkgbührenpflciht für Radfahrer in Potsdam endlich eingeführt werden.

  4. 161.

    Also ran an die Lastenräder und die Kurierfahrer sowie E-Roller und Miles-Fahrer - belastet uns alle viel mehr als ein am Straßenrand abgeparktes Auto.

  5. 160.

    Aha. Was wären nur die Kommunen ohne die Millioneneinnahmen der Autofahrer? Richtig, pleite.

  6. 159.

    Vor allem für Lastenräder finde ich, sollte es eine Anpassung geben. Also Registierungs-Pflicht, Parkschein-Pflicht, TÜV-Pflicht, Kennzeichen-Pflicht und Versicherungs-Pflicht. Dann kann man hier ja auch für Lastenräder Anwohnerparkscheine ausgeben. Was für eine EInnahmequelle! Prima. Warum werden hier immer noch Autofahrer zur Kasse gebeten?

  7. 158.

    meine güte, jeder ihrer Beiträge enthält nur konstruiertes Leid&Dramen.

  8. 157.

    Geliefert wie gewählt. Selbst Schuld. Was soll diese Suggestion im Vergleich Potsdam und Frankfurt am Main? Warum vergleicht man nicht Potsdam mit Boizenburg oder Golzow? Am Ende müsst ihr die selbe Begründung mal bei Wohnungsmieten benutzen. Berlin kann steigen weil FFM und MUC ja auch viel höher liegen. Wählt nächstes Mal anders, dann wird auch andere Politik gemacht.

  9. 156.

    Fair. gerecht. Die Plattitüde der 20er Jahre.

  10. 155.

    Selbstverständlich spricht da etwas dagegen, nämlich der Gleichbehandlungsgrundsatz. Berechnet werden darf gern nach Typ, aber nicht nach Größe. Wasn Unsinn.

  11. 154.

    Dann führt eine entsprechende Abgabe für Berlin-Besucher ein. Bestraft nicht die Berliner, indem ihr die ohnehin schwache Kaufkraft in der Stadt weiter schmälert. Man könnte z.B. in der Übernachtungspauschale, die von Beherbergungsbetrieben ans Land Berlin abgeführt wird auch gleich eine Tageskarte für den ÖPNV verpflichtend transparent einschließen für 5 EUR mehr pro Nacht. Man könnte auch die Parkgebühren für Carsharing und E-Roller verfünffachen. Aber immer wieder gegen die eigenen Einwohner politisch zu arbeiten ist nicht fein. Jeder durchschnittliche Berliner muss in der Lage sein, mit seinem Gehalt auch über seine Mobilitätsform wie z.B. das Auto aktiv entscheiden zu können. Bitte stoppt, Berliner finanziell zu schröpfen mit Grundsteuer, Anwohnerparken etc. Es ging nie um Kostendeckung, sonst könnte man den ganzen Prozess mal deutlich effizienter aufsetzen, sondern es geht hier immer nur um mehr Geld einnehmen. Das ist unfair gegenüber den Berlinerinnen und Berlinern.

  12. 153.

    Wenn man dem Individualverkehr erlaubt die Straßen zu nutzen, muss man natürlich anpassen. Wie auch immer. Ich habe jedenfalls noch nie gesehen, daß Parkplätze umfangreich saniert werden mussten, weil PKW die ruiniert haben. Und die meisten Straßen sind einspurig, in die jeweilige Richtung. Jedenfalls in Städten. Nur eine Spur, wäre auch Schwachsinn.

  13. 152.

    "Herrlich, wie hier einige Schnappatmung kriegen, weil sie jetzt mehr als eine Bierpfandflasche am Tag zahlen müssen, um mit ihrem Privatfahrzeug vor der Tür parken zu können. "

    "Bierpfandflasche". DER ist so gut, den merke ich mir.

  14. 151.

    Das ist ja genau der Widerspruch. Wenn wir zu unserem Kind nach Babelsberg fahren, gibt es in der Straße auch Anwohner Parken. Was ich dabei aber Lustig finde, es gilt nur von 08.00 Uhr bis 17.00 Uhr. Danach und davor kann dort wieder jeder Parken, egal ob Anwohner oder Sonst wer.
    Wir haben zum Glück für Auto und Möppi Tiefgaragen Plätze, deshalb Tangiert mich die Erhöhung nicht. Wir müssen eh wesentlich mehr (130€ imMonat)zahlen.

  15. 150.

    Ich weiß, ich mag diese Vergleiche eigentlich nicht. Für einen vorgeschrieben Ausweis oder Pass zahlt man einen Haufen Geld mit Hinweis auf die Kostendeckung, öffentliche Toiletten, ja Wildpinkeln ist auch in Berlin verboten etc. alles kostet extra. Mir geht aber am meisten auf den Geist, daß dieselben Leute, ob es ums Wohnen, ÖPNV oder Fahrradinfrastruktur geht die Hardliner Kapitalisten geben, obwohl ihnen das durch leerere Straßen Profitieren. Angemessene Kosten an die Nutzer knapper Parkplätze und Verkehrswege in der Stadt würde den Fahrspaß für alle erhöhen, da die Straßen nicht so voll wären und Parkplätze vorhanden sind.

  16. 149.

    Na klar kann man das Fahrrad mit in die Öffis nehmen, man zahlt ja dafür. 2,30€ für AB, das ist wesentlich teurer als für 40 Cent, das Auto dauerhaft parken zu lassen.
    Jeder Autofahrer freut sich doch über Lastenräder, ein Auto weniger auf der Straße und eine Parkplatz mehr.
    In dem Artikel geht es ja nichtmal um die Abschaffung von Parkplätzen sondern die Angleichung zu fairen Gebühren.

  17. 148.

    Mal vom plumpen whataboutism abgesehen, Thema ist hier nämlich noch immer "Potsdam erhöht Gebühren für das Anwohnerparken deutlich ".

    Ein Lastenrad entlastet Kommunen, KfZ BElasten die Kommunen. Wissenschaftlich bewiesen.

  18. 147.

    Herrlich, wie hier einige Schnappatmung kriegen, weil sie jetzt mehr als eine Bierpfandflasche am Tag zahlen müssen, um mit ihrem Privatfahrzeug vor der Tür parken zu können. Leute, es wird Frühling. Schwingt euch aufs Rad, macht nen Spaziergang und genießt die Sonne, anstatt euch darüber aufzuregen, dass ihr jetzt nur noch ein bisschen subventioniert werdet.

  19. 146.

    Mal vom plumpen whataboutism abgesehen, Thema ist hier nämlich noch immer "Potsdam erhöht Gebühren für das Anwohnerparken deutlich ".

    Ein Lastenrad entlastet Kommunen, KfZ BElasten die Kommunen. Wissenschaftlich bewiesen.

  20. 145.

    Stimmt nicht ganz. LKWs und Busse bräuchten z.B. keine Autobahnen die bis 300 km/ ausgelegt sind.

    Autofahrer zahlen eben nicht drauf, wissenschaftlich bewiesen. Im Gegenteil.