Weniger Spuren - Bauarbeiten auf der A115: Geduld ist gefragt

Mi 05.03.25 | 16:35 Uhr | Von Jacqueline Piwon
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Stau auf der Avus, am 04.03.2025, infolge einer Baustelle. (Quelle: rbb/Jacqueline Piwon)
Audio: rbb 88.8 | 03.03.2025 | Ricardo Westphal | Bild: rbb/Jacqueline Piwon

Die A115 ist seit Montag in Richtung Berlin nur noch einspurig befahrbar. Gleich am Dienstagmorgen staute sich der Verkehr. rbb-Reporterin Jacqueline Piwon hat den Selbstversuch gewagt - und sich mit angestellt.

Normalerweise fahre ich mit dem Zug, nur selten mit dem Auto. Für Dienstagmorgen habe ich mich aber ganz bewusst für das Auto entschieden. Ich will erfahren, wie es Brandenburgerinnen und Brandenburgern auf der A115 ergeht, wenn sie morgens nach Berlin zur Arbeit fahren.

Hintergrund: Am Montag ist die stadteinwärts führende Fahrbahn auf Höhe Dreilinden auf eine Spur verengt worden - normalerweise stehen drei zur Verfügung. Dass es am Morgen danach länger dauern werden dürfte, ist also klar. Denn auf der Strecke sind täglich rund 80.000 Fahrzeuge unterwegs.

Umfahrungen quer durch Potsdam

Um 8 Uhr steige ich in Westbrandenburg ins Auto und fahre auf die Autobahn - gezielt in der Hauptverkehrszeit. Schon im Vorfeld habe ich über Google Maps die "beste Route" gesucht. Es werden mir teils abenteuerliche Umfahrungen angezeigt - quer durch Potsdam (über Steinstücken und Kohlhasenbrück) und Kleinmachnow. Die Anwohnenden werden sich freuen. Ich bleibe aber wie geplant auf der A115.

Weit komme ich nicht: Zu meiner Überraschung geht schon ab Abfahrt Potsdam-Babelsberg kaum noch was. Ich stehe nie wirklich, aber es ist quälendes Stop-and-go. Rund acht Kilometer geht es so. Auf Höhe Kleinmachnow wird die Fahrbahn erst auf zwei Spuren verengt. Bis dahin brauche ich schon 30 Minuten. Auf Höhe Dreilinden folgt dann die nächste Verengung. Zumindest das Reißverschlussverfahren funktioniert fast lehrbuchmäßig, dennoch ist viel Geduld gefragt. Für die Strecke von Babelsberg bis zur Spanischen Allee sind auf der A115 normalerweise rund 15 Minuten nötig - am Dienstagmorgen brauche ich eine Stunde länger. Es rollt erst nach der Verengung auf eine Spur wieder flüssiger.

Stau als Dauerzustand

Für alle, die auf das Auto angewiesen sind, wird das jetzt zum Dauerzustand. Erst zum Jahresende wird wieder eine zweite Spur freigegeben. Bis dahin sind starke Nerven nötig, wenn es im Schneckentempo nach Berlin geht. Besonders ärgerlich ist aus meiner Sicht, dass während meiner Fahrt nur eine Handvoll Bauarbeiter zu sehen ist: Da passiert gefühlt gar nichts. Ich kann verstehen, dass das Autofahrerinnen und -fahrer frustriert.

Und es stellen sich 1.000 Fragen: Wieso arbeitet da niemand? Wann gehen die Bauarbeiten denn so richtig los? Soll das jetzt wirklich bis Jahresende so laufen? Müsste auf so einer zentralen Verkehrsader nicht rund um die Uhr gebaut werden?

Die zuständige Autobahn GmbH teilte am Mittwochnachmittag gegenüber dem rbb mit, an der Baustelle werde nicht rund um die Uhr gebaut wegen der "Verfügbarkeit von Baukapazitäten, notwendige Sicherheitsanforderungen für die auf der Baustelle arbeitenden Menschen und den Schutz der Verkehrsteilnehmenden vor starken Ablenkungen durch das in der Nacht notwendige taghelle Baustellenlicht", so Pressesprecher Ralph Brodel. Auch werde nicht in Abschnitten gebaut, weil die komplette Strecke "grundhaft erneuert" werden müsse. Aber um Verkehrseinschränkungen in Grenzen zu halten, wolle man schnell fertig werden: im dritten Quartal 2026.

Seit 2017 ist die Strecke zwischen Spanische Allee und der Landesgrenze Berlin/Brandenburg den Angaben zufolge bereits sanierungsbedürftig. Im Oktober starteten die Arbeiten. In vier Bauphasen sollen neben der Fahrbahn unter anderem Brücken, Stützwände, Entwässerungsanlagen, Fahrbahnmarkierungen sowie die Rampen am Kreuz Zehlendorf und der Anschlussstelle Spanische Allee erneuert werden.

Zwei Spuren auf der Gegenfahrbahn

Ich nutze die Wartezeit am Dienstagmorgen, um mich umzuschauen. Unzählige Lkw drängeln sich neben mir in Richtung Funkturm, darunter auch von Speditionen. Die Zustellung von Waren in Berlin wird in den kommenden Monaten auf jeden Fall mehr Zeit in Anspruch nehmen. Auch Handwerker werden entweder früher starten oder die Stauzeit nacharbeiten müssen.

Ich bin wirklich froh, dass ich an diesem Morgen keinen dringenden Termin habe: Ich wäre auf jeden Fall zu spät gekommen. Oder hätte ihn nach hinten verlegen müssen, denn gegen 10 Uhr entspannt sich die Verkehrslage wieder.

Es gibt aber zumindest einen kleinen Trost für die Autofahrerinnen und Autofahrer: Auf der Gegenfahrbahn stehen - Stand jetzt - noch zwei Spuren zur Verfügung. Nach Hause wird es am Nachmittag also schneller gehen. Im Rahmen des nächsten Bauabschnitts (voraussichtlich ab September) wird aber auch die Fahrbahn stadtauswärts auf eine Spur verengt.

Für mich steht fest: Ich fahre Bahn.

Sendung: rbb 88.8, 03.03.2025, 5:30 Uhr



Beitrag von Jacqueline Piwon

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3 Kommentare

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  1. 3.

    Die Planung dieser Baustelle ist eine Zumutung für die Betroffenen. Insbesondere die Punkte:
    - Ausführungszeitraum
    - Geringe Anzahl der auf der Baustelle tätigen Fachkräfte
    - Planung der Fahrspuren
    - Aussagen des Pressesprechers wie z. B. „wolle man SCHNELL fertig werden“ und „Schutz der Verkehrsteilnehmenden vor starken Ablenkungen durch das in der Nacht notwendige taghelle Baustellenlicht“.

    Kommentar: Das Stauende, welches sich jetzt hinter einer Kurve über einen unzumutbaren Zeitraum bilden wird, ist wohl etwas gefährlicher für die Verkehrsteilnehmenden als nächtliches Baustellenlicht. Da schmunzelt der Laie.

    Mit freundlichen Grüßen

  2. 2.

    Eine echt harte Zumutung für Pendler. Anderswo ist so eine Baustelle in 3 Monaten Geschichte. Leider nicht in Berlin.

  3. 1.

    Ich war gestern Mittag auch stadteinwärts unterwegs. Wenig Verkehr um die Zeit, keine Probleme vorm einfädeln.
    Der Stau kam erst danach. Durch die beiden Auffahrten kommt es zum Rückstau, weil zwar der Reisverschluss recht gut funktioniert, aber durch geringe Sicherheitsabstände alle zum Stillstand kommen. Das dauerte dann.
    Das dort Bauarbeiten stattfinden, ist nicht wirklich erkennbar. Wie im Artikel beschrieben, nur ein paar Arbeiter, aber es ist nicht definierbar, was gerade getan wird.