Interview | Special Olympic World Games 2023 in Berlin - "Wir reden hier vom drittgrößten Multisportevent auf der ganzen Welt"
Im Juni finden die Special Olympic World Games erstmals in Berlin statt. Albert Tuemann ist Marketing-Verantwortlicher der Spiele und erklärt, was Berlin im Sommer erwartet und welche Herausforderungen noch zu meistern sind.
Vom 17. bis 25. Juni finden in Berlin die Special Olympic World Games statt. Es ist das weltweit größte Sportevent für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, erstmals findet die Veranstaltung in Deutschland statt. Ein halbes Jahr vor dem Start spricht der Marketing-Verantwortliche Albert Tuemann über den Stand der Vorbereitungen und erklärt, warum die Special Olympic World Games viel mehr sind als ein sportlicher Wettkampf.
rbb|24: Herr Tuemann, im Juni kommt mit den Special Olympic World Games das weltweit größte inklusive Sportereignis nach Berlin. Was genau kommt denn da auf die Hauptstadt zu?
Albert Tuemann: Wir erwarten an die 7.000 Athlet:innen, knapp 6.000 Familien und mehr als 20.000 Volontär:innen, die wir für die Spiele begeistern wollen, dazu im Durchschnitt an die 300.000 Tageszuschauer:innen insgesamt. Wir werden 26 Sportarten an sieben Sportstätten präsentieren. Der Sport wird in Berlin acht Tage lang im Rahmen des großen inklusiven Festes miteinander erlebt und gelebt.
Können Sie die Dimensionen im Vergleich zu anderen Großevents mal ein bisschen einordnen?
Wir reden hier vom drittgrößten Multisportevent auf der ganzen Welt. Es treten 7.000 Athlet:innen und Unified Teams - in denen Athleten mit und ohne Behinderung zusammen spielen - zu den Wettkämpfen an. Zum Vergleich: Bei Olympischen Spielen reden wir von 10.000 bis 11.000 Athlet:innen. Daran kann man das ganz gut einordnen, dass das schon eine sehr große Dimension ist, die in Berlin stattfinden wird.
An welchen Orten in Berlin wird man denn die Special Olympics sehen und erleben können?
Wir haben die Sportstätten bewusst so ausgewählt, dass wir recht nah in Berlin bei den touristischen Attraktionen, bei der Bevölkerung und auch bei den Besucher:innen sind. Wir sind mit einer großen Eröffnungsfeier im Olympiastadion unterwegs. Und wir werden in unterschiedlichen Clustern in Berlin unterwegs sein: an der Messe, im Olympiapark, in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark, in der Bowling-World in der City-Ost, im Wannsee, in Grünau und auch in Bad Saarow, um dort Golf zu spielen.
Und wir sind natürlich noch viel mehr als nur der Sport-Event. Wir werden dazu ganz viel Programm anbieten. Am Neptunbrunnen kann man das Special Olympics Festival erleben. Dort präsentieren sich auch Institutionen und Partner, die zum Teil auch mit Sorge für das Programm tragen. Wir werden versuchen, die gesamte Woche sehr viel anzubieten, um für das Thema als solches und unsere Athlet:innen mehr Sichtbarkeit, Freundschaft, Verbindung und Begegnung anzubieten.
Bei den Wettkämpfen geht es nicht primär ums Gewinnen, die Athlet:innen treten miteinander und nicht gegeneinander an. Welche Botschaft soll durch die Special Olympic World Games transportiert werden?
Wir wollen natürlich durch die Weltspiele sehr viel Aufmerksamkeit für unsere Athlet:innen bekommen und ihnen die Möglichkeit geben, sichtbarer zu sein. Und dafür Sorge tragen, dass viel mehr Anerkennung und gesellschaftliche Teilhabe in unserer Gesellschaft entsteht. Das heißt, wir nutzen im politischen, wirtschaftlichen und sportlichen Kontext die Plattform für uns, um genau in diesen Strukturen die Weichen für eine inklusivere Gesellschaft zu stellen. Wenn wir so viel Aufmerksamkeit schaffen können, sind wir ganz guter Dinge, dass wir eine gewisse Sensibilität für neue Strukturen eröffnen können.
Was ist der besondere Reiz dieser Veranstaltung?
Man kann die Freude, die Direktheit, das Miteinander nicht viel besser erleben als bei den Weltspielen. Die internationale Komponente gibt dem Ganzen einfach eine bunte Vielfalt von einem gemeinsamen sportlichen Miteinander. Die Begegnung mit den Athlet:innen sorgt dafür, dass man für sich im Kopf und auch im Herzen ein ganz anderes Spektrum öffnet. Das merkt man tagtäglich, wenn man mit ihnen zusammenarbeitet - und das tun wir auch. Sie sind bei uns als Mitarbeitende auch fest in der Struktur dabei. Die Athlet:innen bringen eigentlich immer wieder auf den Punkt, welche Besonderheit Special Olympics mit sich bringt.
So eine große Veranstaltung bringt aber sicher auch Herausforderungen mit sich. Welche sind das in diesem Fall?
Es sind vor allem die klassischen organisatorischen Herausforderungen, also Logistik, Catering, Volunteering, aber auch Wegeleitsysteme. Dazu kommt auch ein kommunikativer Aspekt. Wenn man rumfragt, was die Special Olympic World Games sind, ist nicht immer klar, worüber wir sprechen. Da muss man schon noch eine gewisse Aufklärungsarbeit leisten. Und damit auch eine Differenzierung zum paralympischen Sport, denn das sind dann relativ schnell die Gedanken.
20.000 Volunteers braucht es für die Veranstaltung. Wie ist denn der aktuelle Stand bei der Suche?
Nach den nationalen Spielen haben wir in Bezug auf die Suche unsere Strategie neu aufgesetzt, und zwar so, dass wir sehr viel auf unsere Multiplikatoren im politischen, wirtschaftlichen und sportlichen Raum setzen, um dafür zu sensibilisieren, dass wir so viele Ehrenamtler:innen benötigen. Da müssen wir noch weitermachen. Wir sind ungefähr bei 10.000 bis 12.000 Anmeldungen. Wir haben uns natürlich auch darüber Gedanken gemacht, was es heißt, wenn wir nicht so viele sind. Dann müsste man gucken, dass man es anders kompensiert. Es besteht nicht die Gefahr, dass dann bestimmte Dinge wegfallen.
Am 1. Dezember ist der Ticketverkauf gestartet. Wie läuft es da bisher?
Wir sind ganz gut gestartet, weil wir auch unterschiedliche Ticket-Kontingente haben. Wir haben ein Ticket für die Eröffnungsfeier, es gibt ein Wochenticket und ein Abschlussticket. Die sind auch recht erschwinglich, um dafür Sorge zu tragen, dass der Preis nicht die große Barriere ist. Wir wollten natürlich auch das Weihnachtsgeschäft mitnehmen, das hat recht gut gefruchtet. Je weiter die Veranstaltung näher rückt, umso mehr Aufmerksamkeit bekommt sie nach und nach. Umso mehr Interessenten gibt es jetzt auch, die dabei sein wollen - im eigenen Engagement oder mit der Familie. Daher sind wir guter Dinge.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Lisa Surkamp-Erler, rbb Sport.