Heimsieg gegen Stuttgart - Hertha sendet Lebenszeichen im Abstiegskampf

Sa 06.05.23 | 17:32 Uhr
  53
Die Spieler von Hertha BSC bejubeln den Sieg über den VfB Stuttgart. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)
Video: rbb24 Abendschau | 06.05.2023 | Dietmar Teige | Bild: IMAGO / Beautiful Sports

Am 31. Spieltag ist Hertha BSC mit dem 2:1-Sieg über Tabellenkonkurrent Stuttgart ein wichtiges Zeichen im Abstiegskampf gelungen. Zwei Standardtore sichern den Berlinern drei Punkte, die sie wieder in Schlagdistanz zum Relegationsrang bringen.

Hertha BSC hat sein Heimspiel am 31. Spieltag gegen den VfB Stuttgart mit 2:1 gewonnen und somit ein Zeichen im Abstiegskampf gesendet. In einem dramatisch knappen Spiel sind es am Samstagnachmittag zwei Standardtore, die den Berlinern möglicherweise überlebenswichtige drei Zähler einbringen. Da auch der VfL Bochum sein Spiel gegen Borussia Mönchengladbach verloren hat, ist die "alte Dame" auf einmal nur noch drei Punkte vom Relegationsrang entfernt - bei noch drei auszuspielen Partien.

Die Tore von Marc Oliver Kempf (29. Minute) und Florian Niederlechner (45.+2) sorgten in einem von Kampf geprägtem Abstiegsduell für den Unterschied. Hertha zelebrierte nicht die hohe Spielkultur, zeigte jedoch die in solch einem Spiel benötigten Attribute - Leidenschaft, Effizienz, gallige Zweikampfführung - und sicherte sich so den Heimsieg vor 63.400 Zuschauern im Olympiastadion.

Ein schwungvoller Beginn

Die ersten zehn Minuten verliefen recht schwungvoll, das typische anfängliche Abtasten wechselte sich immer mal wieder mit durchaus gefährlichen Offensivszenen auf beiden Seiten ab. Klare Torchancen ergaben sich bis auf einen Schuss von Serhou Guirassy (7.) aus gut zwölf Metern, den Hertha-Torhüter Oliver Christensen ohne größere Probleme parierte, zunächst jedoch nicht.

Die Berliner meldeten sich vor allem mit einem gefährlichen Distanzschuss von Lucas Tousart in der Partie an (12.). Infolgedessen wurde Hertha mutiger, Stevan Jovetic und Dodi Lukebakio versuchten stetig, durch Geistesblitze offensive Gefahr zu entwickeln. In der 18. Minute verhinderte Hertha-Innenverteidiger Filip Uremovic eine möglicherweise gute Stuttgarter Chance, sah für sein Handspiel jedoch die gelbe Karte. Anschließend holte sich auch Teamkollege Florian Niederlechner, weil er beim Freistoß zu früh aus der Mauer löste, die Verwarnung ab. Zu diesem Zeitpunkt hatte der VfB wieder etwas an Momentum gewonnen, ohne aber große Gefahr auszustrahlen.

Zwei Standards bringen Hertha die Halbzeitführung

Doch Hertha wusste sich durch resolutes Zweikampfverhalten und lange Bälle auf Lukebakio immer wieder aus potenziellen Drucksituationen zu befreien, sodass sich um die 25. Minute herum eine umkämpfte, durchaus ausgeglichene Partie ohne klare Torgelegenheiten entwickelt hatte. So musste – wie es im Fußball so ist – ein Standard her, um die Partie wirklich zu eröffnen: Nach einer Ecke durfte Marco Richter den Ball noch einmal in den Strafraum bringen, wo Marc Oliver Kempf am höchsten stieg und zum 1:0-Führungstreffer Herthas einköpfte (29.).

Das Führungstor stärkte Herthas Brust, in den Folgeminuten versuchten die Hausherren, den Schwung mitzunehmen und Stuttgart weiter zu verunsichern. Nachdem das jedoch ausblieb, wurde der VfB wieder stärker, was in der 38. Minute zum 1:1-Ausgleich führte. Nach einer ungestörten Flanke von Borna Sosa konnte Josha Vagnoman den Ball im Strafraum gegen Marvin Plattenhardt behaupten und in die Mitte legen, wo Guirassy aus kurzer Distanz nur noch einschieben musste.

In den Minuten danach bearbeiteten sich die beiden Mannschaft unnachgiebig. Als alles danach aussah, als würde es mit dem 1:1 in die Pause gehen, trat Lukebakio in der zweiten Minute der Nachspielzeit zum Freistoß an. Seine nach innen gezirkelte Hereingabe fand Niederlechner, der noch die Fußspitzen an den Ball bekam und ihn zum 2:1 versenkte.

Hertha im zweiten Durchgang zu passiv

Nach 60 Minuten hatte der VfB seinen hohen Ballbesitzanteil bis auf ein paar gefährliche Flanken kaum produktiv nutzen können – Hertha konnte die etwas schleppend dahergekommenen Angriffswellen durch gutes Stellungsspiel in der Defensive recht souverän verteidigen. Was fehlte, war die Entlastung nach vorne. Und so wechselte Pal Dardai zur 64. Minute doppelt: Jessic Ngankam ersetzte Torschütze Niederlechner, Maximilian Mittelstädt kam für den im zweiten Durchgang kaum sichtbaren Lukebakio.

Die Wechsel veränderten den Spielfluss jedoch nicht, der VfB behielt die Kontrolle und schnürte Hertha immer wieder in dessen Spielhälfte ein. Da die Berliner das Zentrum gut verdichteten, war für Stuttgart die Flanke das Mittel der Wahl – über Hereingaben fanden die Schwaben immer wieder den Weg in den Berliner Strafraum, Schlussmann Christensen wurde allerdings kaum geprüft. Und doch fühlte sich Herthas passive Spielweise wie das Spiel mit dem Feuer an.

Hertha übersteht die Drangphase des VfB

Dardai versuchte es in der 75. Minute noch einmal, über Wechsel Einfluss auf die Begegnung zu nehmen: Für Kempf kam Agustin Rogel für bessere Lufthoheit in die Partie, Suat Serdar und Chidera Ejuke ersetzen Marco Richter wie Marton Dardai und sollten durch ihre technischen Fähigkeiten für Offensiventlastung sorgen. Tatsächlich konnten die Berliner darauffolgend durch das Provozieren von Fouls und eigene Standardsituationen ein paar Minuten von der Uhr nehmen.

Ab der 80. Minute begann allerdings eine dramatische Schlussphase, in der Hertha einen Stuttgarter Vorstoß nach dem anderen überstehen musste. Die Anspannung im Olympiastadion war förmlich greifbar, jeder VfB-Angriff ließ den Berliner Atem kurz Stocken. Herthas Abwehrblock hielt jedoch Stand und brachte die knappe 2:1-Führung nach 95 Minuten über die Zeit.

Die Kurzanalyse

Hertha BSC hat im so bedeutenden Duell mit dem VfB Stuttgart die Nerven behalten - und genau das war der so wichtige Auftrag von Trainer Pal Dardai. Der Ungar hat eine zerrüttete Mannschaft ohne klare Abläufe und den nötigen Kampfeswillen wieder zu einer Einheit geformt. Gegen den VfB reichten sieben Schüsse und 30 Prozent des Ballbesitzes, weil die Berliner sich defensiv aufopferten und offensiv endlich zu brauchbaren Standards gefunden haben - das mag fußballerischer Minimalismus sein, ist in Herthas Situation jedoch vollkommen angemessen.

Und doch war Glück eine entscheidende Zutat, da der VfB die spielerisch dominantere Mannschaft war und es neben dem Tor von Guirassy nur einen weiteren durchgerutschten Ball gebraucht hätte, um für ein völlig anderes Spiel zu sorgen. Doch das Glück war in dieser Begegnung dem defensiv Tüchtigen. So können die Blau-Weißen, die bereits als abgeschrieben galten, neue Hoffnung im Abstiegskampf schöpfen - nur dürfen sie in den nächsten drei Spielen keinen Prozent weniger investieren. "Vier Spiele, vier Siege" - das Mantra des Pal Dardai lebt.

Der Liveticker

Sendung: rbbUM6, 06.05.2023, 18 Uhr

53 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 53.

    Wahrscheinlich gibt es in diesem Städtchen nix anderes außer einen Profifußballverein. Berlin ist sehr vielfältig und hat weitaus mehr zu bieten, da gibt es für viele Menschen wichtigeres als Profifußball.

  2. 52.

    Na ja, ehrlich gesagt steht auf Platz 4 eine Mannschaft, die auch nicht gerade ein Ballbesitzmonster ist.
    Ist nicht schön, geht aber irgendwie...

  3. 50.

    Hauptsache ist, sie fliegen am Ende raus.

  4. 49.

    Bemerkenswert ist es schon das 60000 Zuschauer( Nicht ausverkauft ) sich den Abstieg live anschauen
    Noch Bemerkenswerter ist es wenn ein Zweitligaclub, bei dem es feststeht das er nicht aufsteigt 49500 Zuschauer anzieht, einen Schnitt über 41000 Zuschauer hat
    Dieses Städchen hat 98000 Einwohner
    Berlin hat 3, 5 Millionen Einwohner

  5. 48.

    Sorry, meinte natürlich "falsch gegeben", nicht " nicht gegeben".
    Um Missverständnissen zuvor zu kommen....
    Svenssons Reaktion war traumhaft sportlich. Respekt.

  6. 47.

    Obwohl Hertha so unbeliebt ist, gibt's hier Kommentare ohne Ende.
    Beim kultigen Stadtteilclub sind's nur halb soviele.
    Was sich hier immer abgearbeitet wird, von Leuten, die keine Lust auf Fußball haben und von Leuten, die generell nichts von Berliner Vereinen halten, ist traumhaft.
    Was mich persönlich aber besonders freut, ist jede Niederlage vom Karnevalsverein aus Mainz. Diesmal ausgerechnet gegen GE.
    Wie schön man sich da über einen nicht gegebenen Elfer geärgert hat, hat mich besonders belustigt.

  7. 46.

    WARUM soll Hertha BSC unbeliebt sein: Wegen den wenigen Hatern, die hier immer den selben Stuss schreiben ohne den Artikel gelesen zu haben, noch das Spiel gesehen zu haben ... oder aber die über 60.000 Zuschauer die gezwungen worden sind zum Tabellenletzten ins Olympiastadion zu kommen ???
    ... da wird sich aber die Olympiastadion GmbH freuen, wenn Union seine "Heimspiele" dort austragen darf - immer ausverkauft, denn Union wird ja von allen Berlinern geliebt

  8. 45.

    Geht es bei dem ganzen Quatsch überhaupt noch um den Sport ?
    Was muss ein Fußballspieler Millionen von Euros verdienen, nur weil er jedes Wochenende einem Ball hinterherrhächelt wie eine Deutsche Dogge ? Und so mancher Großkotziger Fußballspieler reicht das noch nichtmal und will mehr, immer mehr
    Früher ging es um den Sport, als es noch keine Millionengehälter gab
    Andere Menschen müssen richtig Hart arbeiten, verdienen aber Hungerlöhne, so daß sie kaum ihre Familien ernähren können
    Da wird aber gemault wenn diese Menschen für mehr Gehalt auf die Strasse gehen

  9. 44.

    Hertha hat eben ein Imageproblem
    Hertha ist einer der Unbeliebtesten Vereine in Deutschland, was man an sehr vielen Kommentaren hier immerwieder sieht
    Warum? Weiß ich nicht, mache ich mir als FCK Fan auch keine Gedanken
    Als Verein oder auch als Fan würde ich mir schon über die Gründe dieses Problems so meine Gedanken machen
    Für mich wäre der Abstieg Folgerichtig und Hochverdient, da ändert auch der Sieg gegen den Abstiegsaspiranten Stuttgart nichts.
    Stuttgart hat übrigens Donnerstag noch ein schweres Pokalspiel gehabt, Hertha nicht.

  10. 43.

    Wieso, stimmt doch, der BCC war schon immer ein großkotziger und sich selbst überschätzender Verein, und jetzt nach dem völlig unverdienten Sieg denkt man schon wieder man könnte noch die Champions League erreichen !!!

    Ich kenne keinen Verein der den Abstieg so sehr verdient hat wie der BCC !!!

  11. 42.

    Was wollen Sie dann hier? Niemand zwingt Sie einen Hertha-Beitrag anzuklicken.

  12. 41.

    Hertha ist vor allem deshalb unbeliebt, weil die Leute sich immer ein Objekt für ihren aufgestauten Frust suchen. Das sieht man sehr schön bei Ihnen. Natürlich bietet Hertha die passende Angriffsfläche, aber was hier so zu lesen ist, ist komplett irrational. Es wurde Geld verpulvert und der Verein hat sich und seinen Fans Schaden zugefügt. Wie man als Herthaanhänger damit umgeht, muss jeder selbst entscheiden. Aber was wurde den erklärten Nicht-Herthafans hier angetan? Nichts. Absolut gar nichts. Suchen Sie sich etwas, womit Sie Ihren Ärger in positive Energie umwandeln können. Was ich heute an Bildern aus dem Stadion gesehen habe, fand ich angesichts des kaum zu verhindernden Abstiegs schon recht erfreulich. Da waren viele Menschen, die sich auch über kleine Siege freuen können, und die Hertha auch nach dem wahrscheinlichen Abstieg nicht den Rücken kehren werden. So kann man sich selbst glücklich machen.

  13. 40.

    Aha. Hochmut und Groskotzigkeit wenn man Tabellenletzter ist.
    Merkste selber oder? Furchtbar sind solche Kommentare wie deiner.

  14. 39.

    Und da ist es schon wieder. Immer wieder. Und wieder. Und wieder. Dieses lächerliche Strohmann-Argument. Ich bin es so leid! Also, auch an sie die Frage: Wer machst das denn?! Wann, wo lesen Sie
    "Hochmut und Großkotzigkeit"? Beispiene, bitte!

  15. 38.

    Wie war das mit dem Spruch "ein Blindes Huhn" ?

  16. 37.

    Man sollte sich halt mal Gedanken machen warum dieser Verein so unbeliebt ist
    Macht sich im Herthalager aber niemand

  17. 36.

    Das ist kein Schwachsinn, sondern Tatsache das bei Hertha sehr schnell Hochmut und Großkotzigkeit einzieht, sobald einmal gewonnen wird
    Teilweise wird hier abgefeiert, obwohl nichts erreicht ist
    Einfach nur Furchtbar dieser Verein mit seinen " Fans "

  18. 35.

    Sitzt am PC und verfasst unsinnige Pamphlete über 22 Männer, genau genommen sind es 25.
    Aber egal, "22 Verückte Rennen auf einer Wiese einem Ball hinterher und werden von Tausende bejubelt
    Sowas Sinnloses" - spritzt es so heraus. Seit Tagen, immer der gleiche Müll.
    Dabei gibt es soviel zu lachen - über den Verein, der auch mal CL spielte und jetzt seit Jahren untersten Mittelmaß ist und sich abschicken, den Rekord von verlorengegangen Spielen 2022 zu übertreffen.

  19. 34.

    Niemand hebt hier ab. Und sich freuen wird ja wohl noch erlaubt sein. Nach jedem Herthasieg die gleichen schwachsinnigen Kommentare hier.

Nächster Artikel