Interview | Steve Walker über Ex-Klub - "Die Eisbären werden um den Titel mitspielen"
Elf Jahre spielte Steve Walker für die Eisbären, gewann mit ihnen viele Titel und wurde zur Ikone. Nun trifft er in neuer Rolle als Trainer von Schwenningen auf seinen Ex-Klub. Vor dem Duell spricht er über die Entwicklung der Eisbären und seine Ziele als Coach.
rbb: Herr Walker, elf Jahre waren Sie als Spieler bei den Eisbären Berlin, wurden mit ihnen fünf Mal deutscher Meister und einmal Pokalsieger. Nun treffen Sie am Freitag in ganz neuer Rolle als Chef-Trainer der Schwenninger Wild Wings auf Ihren Ex-Klub. Mit welchem Gefühl gehen Sie in das Duell?
Steve Walker: Es war sehr einfach für mich, den Job als Trainer von meiner Spielerkarriere zu separieren. Aber als Spieler habe ich natürlich großartige Erinnerung an meine Zeit bei den Eisbären und in Berlin. Es ist also immer etwas Besonderes, auf sie zu treffen. Und in meiner neuen Rolle als Trainer misst man sich natürlich immer mit ihnen. Sie sind seit vielen Jahren eines der besten Teams.
Haben Sie noch Kontakt zum aktuellen Team?
Nicht so viel wie früher. Mittlerweile bin ich etwas weiter weg vom Verein und auch viele der Spieler aus meiner Zeit sind weg. Natürlich werde ich beim Spiel dann alle freundlich begrüßen, aber selbst bei den Personen rund um die Mannschaft und auf der Geschäftsstelle hat sich vieles verändert.
Hinter den Eisbären liegt eine enttäuschende Saison, in der die Playoffs verpasst wurden. Mit welchen Gefühlen haben Sie die Entwicklung verfolgt und was waren die Probleme des Teams?
Mit dem Abgang von Goalie Mathias Niederberger ist eine große Lücke entstanden, die sie füllen mussten. Die besten Torhüter der Liga können Spiele ganz allein entscheiden. Und auf dieser Position waren sie in der vergangenen Saison meiner Meinung nach nicht stark genug besetzt. Außerdem ist es immer schwer mental fokussiert zu bleiben, wenn man so oft erfolgreich um die Meisterschaft mitspielt. Wenn man sich dann einmal etwas verwundbar gemacht hat, ist es schwierig sein Mojo wieder zu finden.
Haben Sie auch ein wenig Mitleid mit Ihrem Ex-Klub gehabt?
Natürlich sieht man es nicht gerne, wenn ein Team, das zweimal hintereinander Meister geworden ist, dann plötzlich die Playoffs verpasst. Auf der anderen Seite war es für die Liga eigentlich ganz gut, denn so gab es für andere Teams auch einmal die Möglichkeit, in die Playoffs zu kommen. Ein wenig traurig fand ich es schon, aber ich glaube, dass eine Mannschaft auch immer mal wieder einen kleinen Neustart braucht.
Neue Saison, neues Glück. Sie haben sich in den letzten Tagen wahrscheinlich schon viel mit dem kommenden Gegner auseinandergesetzt. Was trauen Sie den Eisbären in dieser Spielzeit zu?
Sie haben im Sommer einen sehr guten Job gemacht und haben für diese Saison eine großartige Mannschaft zusammengestellt. Deshalb werden sie sicher auch eines der Teams sein, das um den Titel mitspielt. Was ich in den ersten Spielen von ihnen gesehen habe, hat mich sehr beeindruckt. Sie üben viel Druck aus und wir müssen gut vorbereitet sein.
Schwenningen ist Ihre erste Station als Chef-Trainer. In der vergangenen Saison verpassten die Wild Wings die Playoffs. Nun hat das Team unter Ihnen einen starken Start in die neue Spielzeit hingelegt und drei der vier Spiele gewonnen. Zu was ist die Mannschaft mit Ihnen als Trainer fähig?
Seit Schwenningen vor sieben Jahren aufgestiegen ist, fehlt noch so ein bisschen der Erfolg. Es spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, um die Playoffs zu erreichen. Man muss gesund bleiben, die richtigen Spieler verpflichten, Leistung zeigen und als Team zusammenspielen. Aber wir hatten jetzt auf jeden Fall schonmal einen guten Start. Nun dürfen wir nicht zu weit nach vorne schauen, sondern immer nur von Spiel zu Spiel unser Bestes geben. In dieser Liga gibt es keine einfachen Gegner.
Nicht nur als Spieler wissen Sie, wie man in der DEL erfolgreich sein kann. In der vergangenen Saison coachten Sie München als Assisten-Trainer an der Seite von Don Jackson zur Meisterschaft. Welchen Stellenwert hat dieser Titel in Ihrer langen Liste an Erfolgen?
Es ist der erste Titel, den ich als Coach gewinnen konnte und das ist auf jeden Fall etwas Besonderes.
Don Jackson coachte auch schon die Eisbären zu mehreren Titeln und war dort unter anderem auch Ihr Trainer. Wie sehr sind er und sein Führungsstil auch ein Vorbild für Sie in Ihrer neuen Rolle und was haben Sie von ihm gelernt?
Er ist eine großartige Person und spricht immer respektvoll mit einem. Don hat immer einen Plan. Er ist nicht zu aufgeregt, wenn man gewinnt und nicht zu enttäuscht, wenn man verliert. Diese Mentalität übernehmen die Spieler und ich glaube, diese Einstellung habe ich auf jeden Fall auch als Trainer übernommen, obwohl ich eigentlich ein ziemlich emotionaler Typ bin. Zu sehen, wie er so Tag für Tag arbeitet und das Team beeinflusst, ist eines der wichtigsten Dinge, die ich von Don gelernt habe und nun auch mit nach Schwenningen gebracht habe.
Wo sehen Sie sich in der Zukunft? Ist es Ihr Traum, irgendwann in neuer Funktion zu den Eisbären zurückzukehren und diese zum Titel zu coachen?
Natürlich. Ich habe so tolle Erinnerungen an die Fans und immer noch viele Freunde, die in Berlin wohnen. Da würde ich also wahrscheinlich nicht lange überlegen, wenn es die Chance gäbe. Aber das liegt noch in der Ferne und jetzt gerade liegt mein voller Fokus darauf, Schwenningen auf eine neue Ebene zu heben. Und mit meiner Erfahrung, dem Wissen und von wem ich gelernt habe, können wir dieses Ziel hoffentlich erreichen. Natürlich ist der Job in Berlin aber einer der besten, den man in der Liga haben kann. Es ist ein tolles Team mit großer Geschichte, von der auch ich Teil war. Es steht also auf meiner Bucket List für die Zukunft.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte.
Sendung: rbb24, 27.09.2023, 18 Uhr