Berliner Paarläufer - Verbandswechsel für Hocke und Kunkel vorerst vom Tisch
Die Berliner Eisläufer Annika Hocke und Robert Kunkel sind gut in die Saison gestartet. Seit sie in Bergamo trainieren, verbessern sie sich stetig. Einen Verbandswechsel schließen sie trotz schlechter Finanzierung vorerst aus. Von Till Oppermann
Ein bisschen müde sind sie noch, das geben Deutschlands beste Paarläufer Annika Hocke und Robert Kunkel gerne zu. Ihre Rückkehr vom Grand Prix Cup of China zu ihrer Trainingsstätte im italienischen Bergamo liegt erst einen Tag zurück, als sie sich Zeit für ein Telefonat mit rbb|24 nehmen. Aber selbst durch den Hörer ist ihre Enttäuschung über ihren vierten Platz bei dem Wettkampf spürbar.
Nach ihrem Sieg bei ihrem ersten Grand-Prix in dieser Saison in den USA hätte am Wochenende in China wohl schon ein Podiumsplatz für die Qualifikation für das Grand-Prix-Finale vom 7. bis zum 10. Dezember gereicht. Jetzt müssen Hocke und Kunkel auf Patzer der Konkurrenz hoffen.
Denn die sechs Finalteilnehmer werden über die jeweiligen Ergebnisse aus insgesamt zwei Turnieren ermittelt und andere Paare haben ihren zweiten Lauf noch vor sich. "Das ist viel Mathe jetzt", sagt Kunkel und Hocke ergänzt: "Wir können leider nur noch abwarten."
Umzug bringt sportlichen Erfolg
Der Grand Prix in China war schon ihr fünfter Wettkampf in dieser Saison. Im vergangenen Jahr hatten sie genauso viele – bis April. Ein hartes Pensum. In den vergangenen Wochen reisten Hocke und Kunkel dafür von Europa nach China, zurück nach Europa, in die USA, wieder nach Europa und zuletzt erneut nach China und wieder zurück. Zwischendurch war Hocke noch krank. "Wir sind froh, dass wir jetzt endlich mal wieder zur Ruhe kommen und auch trainieren können", sagt sie deshalb.
Diese Ruhe finden sie schon seit anderthalb Jahren in Norditalien. Dort sind die Bedingungen für die Eiskunstläufer besser als in ihrer Berliner Heimat, wo Hocke und Kunkel vor ihrem Umzug noch nicht einmal mehr genügend Eiszeiten bekamen, um ausreichend zu trainieren.
Die Konsequenz waren eine schlechte Saison und der Umzug nach Bergamo. Seitdem ruft das Paar sein Potenzial ab und gehört mittlerweile zur Weltspitze. Die Gründe dafür seien vielfältig, so Hocke. Sie nennt das professionelle Umfeld, das hohe Niveau der Trainingspartner und ein Umfeld, das den Sportlern organisatorische Arbeit abnimmt und gute Bedingungen schafft. Ihr Partner stimmt zu: "Seit wir hier sind, funktioniert es gut und es gibt keinen Grund das zu ändern – außer natürlich die Kostenfrage."
Fehlende Unterstützung des Verbandes
Pro Saison kalkulieren Hocke-Kunkel mit Ausgaben von fast 70.000 Euro, die sie aus eigener Tasche finanzieren müssen. Allein das Training in Bergamo macht davon mehr als die Hälfte aus. Noch im April fürchteten die Sportsoldaten das Karriereende. Ihr Geld hätte nur noch bis Oktober gereicht. Nun sieht ihre finanzielle Lage etwas besser aus. Dafür waren sie neben ihren Preisgeldern auch auf private Spenden und Garantien ihres Vereins SCC Berlin angewiesen.
Unterstützung vom Verband bekommen sie weiterhin kaum. Stattdessen behält die Deutsche Eislauf-Union zehn Prozent ihres Preisgeldes ein. Ihre Situation sei besonders bitter, wenn man sie mit Sportlern aus anderen Ländern vergleiche, sagt Kunkel. Wenn er mit Sportlern darüber spreche, was sie mit Grand Prix-Siegen verdienten, würden sie von Prämien berichten, während die deutschen Paarläufer zehn Prozent abgäben. "Zusätzlich dazu, dass sie alles bezahlt kriegen und wir alles selbst bezahlen", so Kunkel.
Schnelle Kür für Unterhaltung der Fans
Bei Shows wie "Holidays on Ice" können sich Fans bei Hocke und Kunkel auf anspruchsvolle Küren freuen. Sie sind dafür bekannt, auf schnelle Musik zu laufen. "Damit machen wir es uns bewusst schwerer", sagt Kunkel. Wenn auf Youtube oder Tiktok nur kurze Ausschnitte zu sehen sind, brauche man Musik wie "Mamma Mia" oder dieses Jahr "Black Betty", um Aufmerksamkeit zu erregen. Das sei bei klassischen Titeln wie Beethoven oder "Schwanensee" anders.
Nach diesen musikalischen Vorlieben haben sich die Berliner Paarläufer auch ihre Trainer und Choreographen ausgesucht. "Gute Trainer zeichnet aus, mit der Zeit zu gehen", meint Hocke. In den nächsten Wochen wollen die beiden in Bergamo weiter daran arbeiten, ihre schwierigen Küren zu perfektionieren.