Deutschlands einzige Kahnpostfrau -
Die einzige kahnfahrende Postbotin Deutschlands stakt nun wieder durch den Spreewald. Andrea Bunar ist am Mittwoch in die diesjährige Saison gestartet.
Bis in den Herbst beliefert sie 65 Häuser in Lehde (Oberspreewald-Lausitz) über die Spreewaldfließe mit Briefen, Paketen und auch mal extra großen Gegenständen, solange sie auf den Kahn passen. Viele der Haushalte haben keine direkte Anbindung an eine Straße.
Mit ihrem Kahn bringt Bunar nach eigenen Angaben pro Woche "mehr als 70 Pakete und mehr als 600 Briefsendungen, Einschreiben und dergleichen." Außerdem nehme sie auch Pakete mit, verkaufe Briefmarken und leere im Dorf zwei Briefkästen.
Fußballtor und XXL-Strandkorb schon im Gepäck
Zum Saisonstart am Mittwoch hatte Bunar rund 40 Pakete und Päckchen auf dem Kahn. Sie waren vergleichsweise leicht - in der Vergangenheit hat sie schon ganz anderes zugestellt, wie sie sagt. "In der letzten Saison hatte ich ein Fußballtor, davor das Jahr einen XXL-Strandorb."
Rund acht Kilometer lang ist die tägliche Tour durch den Spreewald, die Andrea Bunar nur mit einem Rudel und ihrer Muskelkraft absolviert. Ein Motor ist im Biosphärenreservat Spreewald nicht erlaubt. "Es wird tatsächlich an den ersten Tagen ein bisschen Muskelkater dabei sein, ansonsten stecke ich das weg", so Bunar. Pro Kahnsaison können insgesamt rund 1.100 Kilometer zusammenkommen. "Ein Fitnessstudio brauche ich nicht."
Für Andrea Bunar ist es bereits die zwölfte Saison auf dem Wasser. Vormittags liefert die 52-Jährige in Lübbenau (Oberspreewald-Lausitz) mit dem Postauto und nachmittags über die Fließe in Lehde aus. Die Kahnsaison endet im Oktober. Danach bringt Bunar die Sendungen wieder mit dem Postauto und zu Fuß über Brücken und Treppen.
Tradition seit über 125 Jahren
Die Kahnzustellung hat im Spreewald eine lange Tradition. Nach Angaben der Deutschen Post mussten die Bewohner von Lehde Ende der 1890er Jahre ihre Post noch jeden Sonntag beim Kirchgang abholen.
"Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Landflucht nahm der Postversand zur Kontaktaufnahme mit den Daheimgebliebenen immer mehr zu", heißt es auf der Internetseite der Post [dpdhl.com]. Deshalb habe die Post 1897 beschlossen, die Sendungen mit dem Kahn zu den Kunden nach Hause zu bringen. Damals geschah das neben Lehde auch noch in anderen Orten im Spreewald, weil viele Dörfer lange Zeit nicht mit dem Straßennetz verbunden waren.
Mit Informationen von Josefine Jahn
Sendung: Antenne Brandenburg, 12.04.2023, 14:40 Uhr