Aus für ambulanten DRK-Pflegedienst in Finsterwalde - "Wie ein Pflegedienst systematisch zugrunde gerichtet wurde, finde ich eine riesen Sauerei"

Fr 11.08.23 | 20:10 Uhr
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Pfleger, Patienten und Angehörige sprechen mit einem rbb-Reporter in Finstewalde (Foto: rbb/Wussmann)
Video: rbb24 Brandenburg aktuell | 11.08.2023 | Sebastian Schiller | Bild: rbb/Wussmann

Diese Nachricht hat in dieser Woche eingeschlagen: Das DRK schließt noch diesen Monat seinen ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde, Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde. Patienten und Mitarbeiter sind verzweifelt und verunsichert. Von I. Wussmann und S. Schiller.

"Wir haben alles getan, diesen Standort zu erhalten", sagte noch einmal die Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbandes, Bianka Sebischka-Klaus, am Freitag dem rbb. Dennoch schließt das Deutsche Rote Kreuz zum 23. August seinen ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde und die Standorte Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde (Elbe-Elster). Das war am Dienstag bekannt geworden.

Grund sei akuter Personalmangel, heißt es. Rund die Hälfte des Personals sei weg, unter anderem aufgrund der Belastungen durch die Corona-Pandemie. "Unser Ziel ist es, keinen unversorgt zu lassen", sagt Sebischka-Klaus mit Blick auf die Patienten, "und auch für die Mitarbeitenden Lösungsmöglichkeiten zu finden."

Es gebe wegen der Schließung keine Kündigungen, sagte die Verbandschefin am Mittwoch dem rbb, "und das wollen wir ja auch tunlichst vermeiden." Das DRK stehe mit den Mitarbeitern "regelmäßig im Austausch, um die Kollegen auch auf dem Weg mitzunehmen", so Sebischka-Klaus am Freitag.

Die Ankündigung der Schließung hat bei vielen Verzweiflung und Verunsicherung ausgelöst, unter anderem bei den betroffenen Pflegekräften. Einige versammelten sich am Freitag spontan für ein Interview mit dem rbb auf dem Markt in Finsterwalde. "Ich habe es über das Diensttelefon von den Kollegen erfahren und dachte, ich falle aus allen Wolken", sagt eine Frau, die wie alle anderen ihren Namen nicht nennen möchte. Die Schließung können sie nicht nachvollziehen. Teilweise sollen die Pflegekräfte auch von ihren Patienten erfahren haben, dass der Pflegedienst schließt, heißt es.

"Schande" und "Sauerei"

Es gibt viel Frust bei den Mitarbeitern. Seit Monaten gebe es einen Einstellungsstopp, berichten manche. Bewerber seien abgewiesen worden. "Ich glaube, das war für viele das größte Problem, so dass viele resigniert haben und gesagt haben: Das will ich nicht mehr." Auch eine Angehörige macht sich Luft: "Wie ein Pflegedienst eigentlich systematisch zugrunde gerichtet wurde, das finde ich einfach eine riesen Sauerei."

Von einer "Schande", dass der Pflegedienst geschlossen wird, spricht eine weitere Mitarbeiterin. "So etwas kann es eigentlich in dieser Gesellschaft und in Deutschland nicht geben, wir sind ein hochentwickeltes Land."

Die Mitarbeiter kamen am Freitag nicht allein auf den Marktplatz in Finsterwalde, sie hatten auch Angehörige - und Patienten mobilisiert. "Wie können die sowas machen? Uns jetzt kündigen, was sollen wir denn bloß machen?", fragt eine fast 90-Jährige. Eine andere Pflegerin berichtet, dass sie noch keine Idee für eine Pflegelösung hat. "Ich weiß nicht, wie es danach weitergeht. Ich bin alleinerziehende Mutter."

Laut dem DRK sind rund 250 bis 270 Patienten von der Schließung betroffen - je nach Zählart, denn manche würden mehrere Leistungen nutzen, so die Verbandchefin Sebischka-Klaus.

Eine Mitarbeiterin berichtet: Kollegen seien betroffen, dass die Patienten "mit einem Mal so stehen" gelassen werden würden und innerhalb von zwei Wochen neue Pflegedienste finden müssten. "Es gibt Bereiche wie Münchhausen, da gibt es gar keinen anderen Pflegedienst, da fährt kein anderer hin, da gibt es keine andere Versorgung. Das geht so nicht."

Auch Gesundheitsministerium will helfen

Das Brandenburger Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz (MSGIV) spricht beim "zunehmenden Fachkräftemangel" von einem der "großen pflegepolitischen Herausforderungen unserer Zeit". Das Ministerium hat angeboten, den Patienten des ambulanten DRK-Pflegedienstes Finsterwalde zu helfen. Es sei nicht einfach, wenn sich große Unternehmen wie das DRK aus einer Region zurückziehen, teilte das Ministerium auf eine rbb-Anfrage mit. "Wichtig ist in solchen Fällen, dass niemand unversorgt zurückbleibt und eine Anschlussversorgung gewährleistet ist."

In und um Finsterwalde seien 31 weitere Pflegedienste aktiv, das DRK werde vermitteln und der Pflegestützpunkt Finsterwalde sei zudem für Betroffene eine wichtige, neutrale Unterstützungsstelle, heißt es vom Ministerium. "Sollten trotz aller Hilfen vor Ort keine Lösungen gefunden werden, können sich Betroffene jederzeit an ihre Pflegekasse und an das MSGIV wenden, um im Einzelfall Lösungen zu ermöglichen."

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.08.2023, 16:10 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    Ich kann dem nur zustimmen. Alles was dem DRK im Wege steht wird gekündigt. Das DRK ist nicht mehr das was es mal wahr . Und alles auf Kosten der Patienten und paar Angestellten die ein großes Helfersyndrom haben und benutzt werden,bis zum bitteren Ende.

  2. 30.

    Falsch. Auch Hilfskräfte in der Pflege müssen die Basisqualifikation haben. Das sind jedoch nur 200 Stunden und somit mehr als unzureichend

    Jeder Hilfskraft hat due Möglichkeit, eine Ausbildung mit Examen zu machen. ,an muss es nur wollen und 3 Jahre durchziehen. Angebote gibt's viele.

    Letztlich haben Hilfskräfte in der Pflege nichts zu suchen. Das ist ein Job für examinierte Fachkräfte

    Letztlich zahlt die Pflegeversicherung nur einen Zuschuss. Mehr will der Versicherte ja nicht zahlen

  3. 29.

    Als Arzt sage ich Ihnen, dass jeder die Versorgung bekommt, die er zu zahlen bereit ist. Dir Bequemlichkeit vieler Patienten ist nicht mehr bezahlbar.

    Gerade in der Pflege muss die Pflegeversicherung von einer Teilkasko in eine Vollkasko umgewandelt werden. Aber dann müssten für Beiträge steigen. Dann wird auch wieder gejammert.

    Die Pflege wird mit den steigenden Kosten natürlich immer teurer....und examinierte Pflegekräfte verdienen sehr gut.

  4. 28.

    Dann können sie auch gleich den kompletten Pflegedienst des DRK-Kreisverbands Bad Liebenwerda (dort und in Elsterwerda) mit übernehmen, denn wer soll diesem Träger jetzt noch vertrauen??

    Während der Kreisverband Lausitz in seiner Internetpräsenz weiter von Pflegediensten in Großräschen, Herzberg, Lauchhammer und Ruhland schreibt. Jetzt warte ich auf die Erklärungen, warum die überhaupt nichts mit Finsterwalde/Doberlug/Sonnewalde zu tun haben und es die nichts angeht, was aus den Patienten in dieser Region wird, weil ja DRK Lausitz nicht DRK Lausitz ist und so weiter und so fort.

  5. 27.

    Kopf hoch, es gibt genügend Pflegedienste, die Beschäftigte suchen. Das DRK hat so engagierte Kräfte wie Dich, die ihren Beruf gern ausüben, offenbar nicht verdient.

  6. 26.

    Ich bin sehr neugierig, wie mit der nun obsoleten Infrastruktur des DRK vor Ort verfahren wird.
    Da sind sicher Häuser und Autos, die nun frei werden.
    Hat bei dieser Gelegenheit mal jemand der Kripo gesteckt, dass sich ein Blick in die Grundbücher ehemaliger Patienten / Klienten lohnt? Da gab es doch ganz gewiss sonderbare Zufälle, oder?
    Insgesamt wäre ich als Staatsanwaltschaft und Finanzamt da mit ganz großen Augenbund Ohren unterwegs.

  7. 23.

    ja genau, die rechte Stimmung ist an der schließung schuld, und an alles was sonst noch so schief läuft in Brandenburg/ Deutschland. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal...

  8. 22.

    Können Sie wenigstens ein Mal Ihre überheblichen Phrasen unterlassen? In Berlin sieht es keinen Deut besser aus. Hauptsache, die eigenen Vorurteile pflegen, auch wenn sie Unfug sind, damit man sich selbst moralisch ein wenig überhöhen kann.

  9. 21.

    Hier ist es ganz klar. Man hat Mitarbeiter sogar entlassen und ungerecht behandelt und das mehrfach. Dann nennt man das Personalmangel? Nein hier stinkt der Fisch am Kopf. Die oberen Herrschaften Verfahren nach Vetternwirtschaft und andere kriminelle Züge. Ich werde hier alles mobilisieren damit Gerechtigkeit siegt. Ein Pflegedienst zu schließen in dieser Region ist an Fassungslosigkeit kaum zu übertreffen. Hier stimmt die Führung nicht ganz klar, es gibt Fakten das Leute systematisch entlassen wurden. Also um es klar auf den Punkt zu bringen, man hat das Unternehmen mit Vollgas gegen die Wand fahren wollen ubd das von oben bestimmt. Ich hoffe das hier der Dachverband zügig reagiert und die Management Ebene entfernt. Ich werde als Sohn einer betroffenen Mitarbeiterin mich voll und ganz einsetzen. So nicht !!!

  10. 20.

    Selbst betroffen, ich kann nur sagen das was geschrieben wird stimmt nicht. Mit keinem einzelnen wurde gesprochen. Die Patienten habe jede Woche einen neuen Brief erhalten mit neuen Ideen, welche nicht funktioniert haben. Wir haben es durch die Pat. Erfahren. Wir müssen die Pat jetzt trösten, wenn sie weinend vor einem stehen. Ist das Menschlich was hier passiert. In 1,5 Wochen haben wir keine Arbeit und bis jetzt keine Info wie es weitergeht. Es fanden Personal Gespräche statt wo keine Personalleitung oder cheffin da sondern ein Anwalt, Wirtschaftsprüfer und eine Qualitätsbeauftagte. Wir die unsere Arbeit machen und mit Leib und Seele dies gern tun, wurden vorgeführt als ob wir Verbrecher wären. Das sind leider eigene Erfahrungen. Ich liebe meine Arbeit, aber was jetzt los ist und unter welchen Bedingungen wir der Rest der noch da ist arbeiten. Geht gar nicht. Uns wurde auch mit Urlaubssperre gedroht. Mitarbeiter die schon fast 20 Tage am Stück arbeiten gegangen sind. ES TUT SO WEH

  11. 19.

    Es gab einige Bewerbungen aber wurden nicht eingestellt...warum???? Stelle mir immernoch die frage. Soweit hätte nicht kommen brauch .....es ist alles so gewollt von der Obrigkeit

  12. 18.

    Es ist eine absolute Frechheit was hier mit den Patienten und Mitarbeitern angestellt wurde. Es gibt aber bereits eine Lösung. Karen Ihr Pflegedienst aus Bad liebenwerda hat bereits mit 50 Patienten und 6 Mitarbeitern Verträge geschlossen. Sie werden auch einen Standort in Doberlug und Finsterwalde eröffnen.

  13. 17.

    Die Stimmung dort ist nicht rechts. Aber das können Sie nicht wissen, weil Sie dort nicht leben. Stimmung macht eine völlig wild gewordene Journaille und Leute wie Sie, die nichts mehr kritisch hinterfragen und alles schlucken was man ihnen vorsetzt.

  14. 16.

    Für Eric und Peter: ich stimme Ihnen absolut zu. Ich war 33 Jahre in verschiedenen Pflegebereichen tätig, als Wessi im Osten zu arbeiten, war ein Horrortrip, den ich kurzfristig beendete. Anfeindungen, weil man Wessi ist, offen und feindselig ausgesprochen. In der Pflege zeigt sich das deutlich, auch, weil hier unprofessionelle Menschen ohne Qualifikation eingestellt wurden, die leider nicht durch Ausbildung oder Erziehung Toleranz, Weitsichtigkeit und Respekt gegenüber anderen gelernt haben

  15. 15.

    Wer möchte da ein Angebot der Weiterbeschäftigung annehmen. Das Vertrauen dürfte weg sein. Der Pflegenotstand wird wohl für diese Schließung nur ein fadenscheiniger Grund gewesen sein.

  16. 14.
    Antwort auf [Müller's Detlef] vom 12.08.2023 um 10:34

    In der ambulanten Pflege wird kein Personalschlüssel genutzt. Hier muss der Verantwortliche des Pflegedienstes anhand seines Kundenstammes und der individuellen Pflegezeiten selbst die jeweiligen Personalentscheidungen treffen. Es gibt kein Gesetz das verbietet das 5 Pflegekräfte für 120 Hilfsbedürftige zuständig sind. Politisch juckt das auch niemanden, die kaufen sich die Pflege die benötigt wird, wenn es mal soweit ist.

  17. 13.

    Richtig, beim DRK gab es genügend Skandale, daß sich leitende Angestellte auf Kosten des Pflegepersonals und der Patienten hemmungslos die Taschen gefüllt haben.

  18. 12.

    Grund sei akuter Personalmangel" Ist auch schwer neues Personal zu finden, nach der momentanen rechten Stimmung im Süden Brandenburgs.
    Wenn die hier anständige Löhne zahlen würden, für die Schicht und Wochenende Arbeit...
    Aber hier zähl leider wieder nur mal wieder der Umsatz, und wenn der nicht mehr Stimmt wird einfach geschlossen.

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