250 Patienten betroffen - DRK schließt wegen Personalmangels ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde

Mi 09.08.23 | 16:37 Uhr
  73
Symbolbild: Im Lager vom Deutschen Roten Kreuz hängt eine Jacke mit dem DRK-Logo. (Quelle: dpa/Christophe Gateau)
Audio: Antenne Brandenburg | 09.08.2023 | Florian Ludwig | Bild: dpa/Christophe Gateau

Das Personal reicht nicht mehr aus: Das Deutsche Rote Kreuz muss seinen ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde schließen. Was mit den 250 Patienten und den Mitarbeitern passiert, ist noch unklar.

Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Lausitz schließt zum 23. August 2023 den ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde (Elbe-Elster). Das hat der Verband am Dienstagabend in einer Pressemitteilung bekannt gegeben.

Das DRK gehe diesen Schritt "aufgrund akuten Personalmangels", hieß es. Betroffen sind demnach auch die Standorte Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde/Münchhausen (beide ebenfalls Elbe-Elster).

Personalmangel, nicht nur in Finsterwalde

Die Schließung betrifft etwa 250 Patienten, sagte die Vorstandsvorsitzende des Kreisverbandes, Bianka Sebischka-Klaus, am Mittwoch dem rbb. Ihnen seien Anfang der Woche die Kündigungen zugestellt worden.

Das DRK bedaure die Schließung, so die Verbandschefin. Bis zuletzt sei "mit sämtlichen Maßnahmen" versucht worden, gegenzusteuern. Sebischka-Klaus sprach unter anderem von Personalleasingfirmen. Es habe auch vereinzelte Neueinstellungen gegeben, aber sie hätten nicht ausgereicht, um den Personalmangel zu kompensieren.

Diesen gebe es in der Pflege bekanntermaßen seit langer Zeit in allen Bereichen, nicht nur in Finsterwalde, so Sebischka-Klaus. In Finsterwalde habe er sich in diesem Jahr abgezeichnet. "Wir haben schon seit der Corona-Pandemie offene Stellen gehabt, die unbesetzt geblieben sind, weil das Nachjustieren und Nachbesetzen im Bereich Pflege aufgrund der Marktlage nicht so zeitnah funktioniert hat."

Hinzu kommt laut Sebischka-Klaus, dass mehrere Mitarbeiter den Bereich ebenfalls durch die Pandemie verlassen haben. Auch diese Stellen haben nicht mehr zeitnah besetzt werden können. Darüber hinaus gebe es Renteneintritte und krankheitsbedingte Ausfälle, so die Verbandschefin.

Noch unklar, wo Patienten und Mitarbeiter hinkommen

Das DRK versucht nun laut der Lausitzer Verbandschefin, die betroffenen Patienten und Mitarbeiter an andere Einrichtungen zu vermitteln. Rund 60 Mitarbeitende werden demnach aktuell beschäftigt, unter ihnen seien aber auch einige, die langzeitkrank oder in Elternzeit sind, sowie einige, die in Rente gehen, so Sebischka-Klaus.

“Wir sind natürlich auch bestrebt, alle Mitarbeitende zu halten – und falls es nicht gelingen sollte, einzelne Mitarbeitende zu übergeben, würden wir natürlich auch prüfen, wie die Weiterbeschäftigung im eigenen Verband möglich ist.“

Angespannte Situation vor allem im ländlichen Raum

Von einer generell sehr angespannten Lage im Pflegebereich spricht auch der Vorstandsvorsitzende des DRK Brandenburg, Hubertus Diemer. "Wir haben im gesamten Pflegebereich bundesweit massiven Arbeitskräftemangel", sagte er am Mittwoch dem rbb. Der Landesverband habe versucht, die Situation mit mehreren Ansätzen zu entspannen.

Die tarifliche Vergütung sei in den vergangenen Jahren "deutlich verbessert" und die Einrichtungen aufgefordert worden, alles zu tun, um die Arbeitsbedingungen attraktiv zu gestalten. "Zum Beispiel: Wie gestalte ich die Touren im Bereich der ambulanten Pflege, welche Schichtmodelle kann ich im stationären Bereich einsetzen", so Diemer. Trotz der Maßnahmen würde sich die Situation aber nicht entspannen.

Bei den Beschäftigten würden sie aber auch sehr starke Erschöpfungen bemerken, so der Landesvorstandschef. "Das sind auch Nach-Corona-Folgen, weil dort die Beschäftigten unter einer hohen Belastung gearbeitet haben."

Die Personalsituation ist laut Diemer vor allem in den Randbezirken zu Berlin und in den ländlichen Gebieten Brandenburgs angespannt, beispielsweise in der Uckermark oder Prignitz. Der ambulante DRK-Pflegedienst in Finsterwalde sei allerdings der erste im Land gewesen, der wegen Personalmangels schließen musste. Aktuell seien Hubertus Diemer keine weiteren ambulanten DRK-Dienste in Brandenburg bekannt, die vor einer Schließung stehen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.08.2023, 8:30 Uhr

73 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 73.

    Kann die Situation des DRK-Pflegedienstes vielleicht auch eine Folge politischen Versagens sein? Ich habe noch gut einen Beitrag in den regionalen Zeitungen von Anfang April im Kopf, wo die Wohlfahrtsverbände auf verzögerte Kostensatzverhandlungen von ambulanten Pflegediensten hingewiesen haben. Nur diese Meldung hat niemand so ausführlich kommentiert, wie den Aufschrei in Finsterwalde. Schade.

  2. 72.

    Danke für die Kommentare an die Brandenburgerin und Bernhard aus Berlin. Treffender konnten Sie die Situation nicht erfassen. Bei allem Respekt, liebe Pflegerinnen aus Finsterwalde und Umgebung: Ihr macht es Euch zu einfach. Jammern kann jeder und Schuldzuweisungen weiterreichen ist einfach. Ihr seid nicht weniger Schuld an der Misere als Eure Geschäftsführerin. Ihr arbeitet in einem Verein, dessen oberste Führung alle paar Jahre von der Mitgliedschaft gewählt wird. Die Mitarbeiter welcher Firma haben schon den Luxus und können sich die Chefs selbst wählen? Schaut in die Satzung des Vereins. Die steht genauso, wie Kochrezepte im Internet. Und lest nicht nur die ersten Seiten, wo was von Menschlichkeit steht, was man in Kommentaren gern als Schlagwort nutzt. Weiter hinten stehen Eure Aufgaben, die ihr nicht wahrgenommen habt! Wäre Eure Geschäftsführerin so verfilzt und korrupt, wie ihr behauptet, warum habt ihr nicht längst in Eurem Verein aufgeräumt? Jammern ist billig!

  3. 71.

    Herr Krüger, Frau Porsche, Frau Neudeck, Frau Bayger sowie das ganze Team waren super, menschlich und immer ansprechbar. Was jetzt abgeht , haben es solche Menschen verdient ? Haben Krieg und viele Andere Rückschläge hinnehmen müssen und werden jetzt so missbraucht? Was ist los in unserem" Sozialstaat"?

  4. 70.

    Meine Eltern sind seit längerer Zeit "Kunden" vom DRK Finsterwalde Bereich Kirchhain gewesen. Mit Herrn Krüger hatte ich einen kompetenten, fachlich versierten und menschlichen Partner für meine pflegebedürftigen Eltern an meiner Seite. Anscheinend waren Eigenschaften wie Fachkompetenz und Menschlichkeit bei der Geschäftsleitung in SFB irgendwann nicht mehr gefragt. Ich durfte "live" miterleben, wie ein super Team von Schwestern und Pflegern nach und nach kaputt gemacht wurde!! Ich möchte mich im Namen meiner Eltern bei diesem Team, dass es nun leider nicht mehr gibt, herzlich bedanken! Ich hoffe, dass die Verantwortlichen für dieses Fiasko in die Pflicht genommen und zur Rechenschaft gezogen werden!

  5. 69.

    Ihre Sichtweise ist zwar nachvollziehbar, aber praktisch im Bereich der Pflege schwierig umzusetzen. Denken Sie nicht, wir hätten nichts versucht? Es geht doch um unsere „Chefs“, mit ihnen fing der ganze Wahnsinn doch an! Klagen, Streiks und „nicht-gefallen-lassen“ gut und schön, aber bedenken Sie bitte, es hängen auch Menschenleben dran, unsere Patienten. Wir hatten, ob Sie es glauben oder nicht, immer zuerst sie im Hinterkopf, bevor unüberlegt gehandelt wird. Klar, nun sind wir unsere Arbeit alle los, und die Patienten sitzen ohne Versorgung da. Und das ist etwas, was wir immer vermeiden wollten. Also sehen Sie, ganz so einfach ist es dann doch nicht!

  6. 68.

    Das selbe wie immer! Wo sind den die ganzen Mitarbeiter in den Firmen hin? Überall fehlt angeblich Personal aber alle haben Arbeit, und bewirbt man sich kommt eh nichts bei rum!
    Was haben den nun all die möchtegern Pflegehelferkurse in Fiwas Lehranstalten ala FAW, TÜV usw. gebracht? Nichts! Eine riesen Verarsche ist das alles mit der Personalnot! Naja dem DRK Personal kanns egal sein, die anderen Pflegedienste sind schon gierig auf neues Personal. Na dann gute Nacht!

  7. 67.

    Hallo Sybille!Bin voll Deiner Meinung da meine Eltern auch beim DRK sind/waren.Freue mich wenn jemand die Wahrheit sagt und alles ans Tageslicht kommt.

  8. 66.

    Das trifft es auf den Punkt. Eine so kurzfristige Bekanntgabe und ein Alleinlassen ist einfach nur unverschämt. Da fehlen mir die Worte.

  9. 65.

    Hans Peter Martin... aus Berlin eure meinung is schon klar denn ihr werdet ja seit Monate von uns bezahlt. Gibt es für die Kommentare eine extra Premie? Fahren sie doch Montag mal nicht nach Senftenberg sondern mit mir auf Doppeltour. Mach ich schon die ganze Zeit. Dann können sie das den Patienten ins Gesicht sagen wie es nicht weiter geht. Sie fahren ja wieder nach Berlin wir bleiben mir den Sorgen hier. Die Hand die mich füttert...

  10. 64.

    Wenn Leistungen nicht erbracht wurden und dem Versicherten vorenthalten wurden, ist der jeweilige Mitarbeiter verantwortlich. Der zeichnet ja auch in den Unterlagen ab und bescheinigt so, dass die Leistung ordnungsgemäß erbracht wurde. Also haben die Mitarbeiter nicht legal gehandelt?

  11. 62.

    Die Verantwortung trägt der Mitarbeiter, der die Erbringung einer Leistung abgezeichnet hat.

    Dem LA für Arbeitsschutz ist nichts bekannt, denn das fiele in meinen Aufgabenkreis.

  12. 60.

    ich kann überhaupt nicht verstehen. Wie man bei einer Patientenzahl von 250. Seinen Ambulanten Pflegedienst schließen muss. Was läuft denn hier bitte falsch. Wir haben seit September 2022 eine Tariftreue. Und die Gehälter wurden massiv angehoben. Muss muss als Wohlfahrtsverband natürlich auch richtig zahlen wollen.

  13. 59.

    Nee, liebe/r Frau/Herr Insider:in, so ist es nun mal nicht, nur für den Fall, dass Sie Meinung auf "Wölkchen" aufbauen und sich die Katastrophen herbeireden (wollen).

  14. 58.

    Ja haben wir, denn wir sind direkt betroffen. Und ich bin ihnen keine Rechenschaft schuldig.

  15. 57.

    Sorry, aber wenn sich Pflegekassen, MdK und das Landesamt für Arbeitsschutz einschalten/ schon länger eingeschaltet sind, dann liegen Sie etwas falsch. Hier geht es um ausgebrannte engagierte KollegInnen, Mobbing etc. und, vorsichtig formuliert,um das Nichteinhalten gesetzlich einzuhaltender Vorgaben bezüglich der Versorgung Schutzbefohlener und deren per Vertrag zugesicherter Pflege und Betreuung.

  16. 56.

    Als Außenstehende kann man sich zu dem Thema jetzt nur ein Bild machen aufgrund des Artikels u Kommentare. Was ich mich aber frage – warum lassen sich die Mitarbeiter denn das alles gefallen? Jede Chefin/GF hat doch auch eine Chefetage. Es gibt übergeordnete Stellen, an die man sich wenden kann, notfalls die Medien (LR, rbb), bevor das Kind in den Brunnen fällt. Auch einen Petitionsausschuss gibt es im Landtag. Jammern, dass niemand was sieht oder unternimmt ist doch keine Lösung. Wenn man selbst nichts formuliert bekommt, Anwalt engagieren – wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Warum lassen sich denn die Mitarbeiter so dermaßen einschüchtern? Überstunden ohne Bezahlung usw. – pah - wer es sich gefallen lässt – es gehören immer zwei dazu. Wer aufmuckt fliegt – na und, wo ist jetzt der Unterschied? Jetzt fliegen sie auch. Es herrscht doch sowieso Fachkräftemangel – was soll schon passieren, wenn man mal ‚mit der Faust auf den Tisch haut‘? Also Hintern hoch und Klage eingereicht . . .

  17. 55.

    Wie Recht Sie haben. Bisher gibt's nur Vermutungen und Gerüchte. Aber im Artikel ect gibt's nicht einen handfesten Beweis.

    Ein Unternehmen trifft eine wirtschaftlich nachvollziehbare Entscheidung und es wird gejammert ohne Ende.

  18. 54.

    Haben Sie einen konkreten Verdacht, dass Filz, Korruption ect vorliegen?

    Wahrscheinlich nicht. Also darum nur dummes Gelaber

Nächster Artikel