250 Patienten betroffen - DRK schließt wegen Personalmangels ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde
Das Personal reicht nicht mehr aus: Das Deutsche Rote Kreuz muss seinen ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde schließen. Was mit den 250 Patienten und den Mitarbeitern passiert, ist noch unklar.
Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Lausitz schließt zum 23. August 2023 den ambulanten Pflegedienst in Finsterwalde (Elbe-Elster). Das hat der Verband am Dienstagabend in einer Pressemitteilung bekannt gegeben.
Das DRK gehe diesen Schritt "aufgrund akuten Personalmangels", hieß es. Betroffen sind demnach auch die Standorte Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde/Münchhausen (beide ebenfalls Elbe-Elster).
Personalmangel, nicht nur in Finsterwalde
Die Schließung betrifft etwa 250 Patienten, sagte die Vorstandsvorsitzende des Kreisverbandes, Bianka Sebischka-Klaus, am Mittwoch dem rbb. Ihnen seien Anfang der Woche die Kündigungen zugestellt worden.
Das DRK bedaure die Schließung, so die Verbandschefin. Bis zuletzt sei "mit sämtlichen Maßnahmen" versucht worden, gegenzusteuern. Sebischka-Klaus sprach unter anderem von Personalleasingfirmen. Es habe auch vereinzelte Neueinstellungen gegeben, aber sie hätten nicht ausgereicht, um den Personalmangel zu kompensieren.
Diesen gebe es in der Pflege bekanntermaßen seit langer Zeit in allen Bereichen, nicht nur in Finsterwalde, so Sebischka-Klaus. In Finsterwalde habe er sich in diesem Jahr abgezeichnet. "Wir haben schon seit der Corona-Pandemie offene Stellen gehabt, die unbesetzt geblieben sind, weil das Nachjustieren und Nachbesetzen im Bereich Pflege aufgrund der Marktlage nicht so zeitnah funktioniert hat."
Hinzu kommt laut Sebischka-Klaus, dass mehrere Mitarbeiter den Bereich ebenfalls durch die Pandemie verlassen haben. Auch diese Stellen haben nicht mehr zeitnah besetzt werden können. Darüber hinaus gebe es Renteneintritte und krankheitsbedingte Ausfälle, so die Verbandschefin.
Noch unklar, wo Patienten und Mitarbeiter hinkommen
Das DRK versucht nun laut der Lausitzer Verbandschefin, die betroffenen Patienten und Mitarbeiter an andere Einrichtungen zu vermitteln. Rund 60 Mitarbeitende werden demnach aktuell beschäftigt, unter ihnen seien aber auch einige, die langzeitkrank oder in Elternzeit sind, sowie einige, die in Rente gehen, so Sebischka-Klaus.
“Wir sind natürlich auch bestrebt, alle Mitarbeitende zu halten – und falls es nicht gelingen sollte, einzelne Mitarbeitende zu übergeben, würden wir natürlich auch prüfen, wie die Weiterbeschäftigung im eigenen Verband möglich ist.“
Angespannte Situation vor allem im ländlichen Raum
Von einer generell sehr angespannten Lage im Pflegebereich spricht auch der Vorstandsvorsitzende des DRK Brandenburg, Hubertus Diemer. "Wir haben im gesamten Pflegebereich bundesweit massiven Arbeitskräftemangel", sagte er am Mittwoch dem rbb. Der Landesverband habe versucht, die Situation mit mehreren Ansätzen zu entspannen.
Die tarifliche Vergütung sei in den vergangenen Jahren "deutlich verbessert" und die Einrichtungen aufgefordert worden, alles zu tun, um die Arbeitsbedingungen attraktiv zu gestalten. "Zum Beispiel: Wie gestalte ich die Touren im Bereich der ambulanten Pflege, welche Schichtmodelle kann ich im stationären Bereich einsetzen", so Diemer. Trotz der Maßnahmen würde sich die Situation aber nicht entspannen.
Bei den Beschäftigten würden sie aber auch sehr starke Erschöpfungen bemerken, so der Landesvorstandschef. "Das sind auch Nach-Corona-Folgen, weil dort die Beschäftigten unter einer hohen Belastung gearbeitet haben."
Die Personalsituation ist laut Diemer vor allem in den Randbezirken zu Berlin und in den ländlichen Gebieten Brandenburgs angespannt, beispielsweise in der Uckermark oder Prignitz. Der ambulante DRK-Pflegedienst in Finsterwalde sei allerdings der erste im Land gewesen, der wegen Personalmangels schließen musste. Aktuell seien Hubertus Diemer keine weiteren ambulanten DRK-Dienste in Brandenburg bekannt, die vor einer Schließung stehen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 09.08.2023, 8:30 Uhr